Power Play (1978)

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Film
Titel Power Play
Produktionsland Kanada, Großbritannien
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1978
Länge 102 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Martyn Burke
Drehbuch Martyn Burke
Produktion Christopher Dalton
Musik Ken Thorne
Kamera Ousama Rawi
Schnitt John Victor Smith
Besetzung

Power Play (ursprünglicher Arbeitstitel[1][2][3] und kanadisch-französischer Alternativtitel Coup d‘ Etat) ist ein kanadisch-britischer Spielfilm. Der Politthriller des kanadischen Regisseurs und Drehbuchautors Martyn Burke wurde 1974[4][5] bzw. 1977[1][2] gedreht und 1978 auf dem Montreal World Film Festival erstmals gezeigt.[1] In den USA und Kanada kam der Film unter dem Alternativtitel State of Shock ins Fernsehen, die DVD wurde dort als Operation Overthrow verkauft.[6] In Deutschland kam der Film 1983 zunächst als Power Play ins Kino und Fernsehen[7], auf VHS und DVD wurde er später unter dem (inhaltlich unrichtigen) Titel Söldnerkommando Power Play verkauft. Hauptdarsteller sind Peter O’Toole, David Hemmings, Donald Pleasence und Barry Morse. Produzenten des Films waren Christopher Dalton und David Hemmings (Co-Produzent); auf der DVD wird neben Dalton stattdessen Alain Delon als Produzent angegeben.[8]

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flagge der fiktiven Republik, in der der Coup d'Etat stattfindet

Colonel Narriman freut sich auf seine bevorstehende Pensionierung, als ihn Professor Rousseau, sein einstiger Lehrer an der Militärakademie, zu überreden versucht, im aktiven Dienst zu bleiben, um einen Staatsstreich gegen die korrupte und faschistoide Regierung der Republik zu organisieren. Als auch Narrimans Nachbarn ihn bitten, sich für ihre vom Geheimdienst verhaftete Tochter Donna einzusetzen, er aber ihre Ermordung nicht verhindern kann, stimmt Narriman Rousseaus Bitte zu. Zusammen mit Colonel Kasai gewinnen die Verschwörer weitere Offiziere (zumeist Obristen) für ihre Sache, zuletzt auch den arroganten Panzerkommandanten Zeller, der selbst Putschgedanken hat und zumindest Verteidigungsminister werden will. Die Treffen von Offizieren, die sonst nie zusammen gesehen wurden, mit Rousseau sowie Zellers Affäre mit Rousseaus Frau erregen den Verdacht des Chefs der Sicherheitspolizei; den kurz darauf anlaufenden Staatsstreich kann Geheimdienstchef Blair trotzdem nicht mehr verhindern. Der Coup mit dem Codenamen „Aurora“ gelingt, doch die Macht übernimmt überraschend Colonel Zeller, der Narriman verhaften und zusammen mit Blair und dem Expräsidenten hinrichten lässt. Rousseau wird gezwungen, Minister von Zellers Gnaden zu werden. Kasai gelingt die Flucht ins Ausland.[9]

Besetzung und Synchronisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptdarsteller und Co-Produzent: David Hemmings (Colonel Narriman)
Putschisten
Rolle gespielt von Synchronstimme
Colonel (Anthony) Narriman David Hemmings Norbert Gescher
Colonel Zeller Peter O’Toole Lothar Blumhagen
Colonel (Raymond) Kasai Jon Granik Joachim Nottke
Colonel Barrientos George Touliatos
Colonel Minh August Schellenberg
Major Dominique Eli Rill
Major Anwar Harvey Atkin
Major Aramco Gary Reineke
Captain Hillsman Chuck Shamata
Dr. (Jean) Rousseau Barry Morse
Regierung
Rolle gespielt von Synchronstimme
Präsident der Republik Robert Goodier Friedrich Georg Beckhaus
Geheimdienstchef Blair Donald Pleasence Friedrich W. Bauschulte
Colonel Stauffenberg Doug Lennox
Colonel Kirov
(im Abspann Colonel Lucas)
George R. Robertson
Panzerkommandeur John Bayliss
Blairs Assistent David Calderisi
Fotograf Eugène Amodeo
Sonstige
Rolle gespielt von Synchronstimme
Aktivistin Donna Alberta Watson
Rousseaus Frau Marcella Saint-Amant  
Narrimans Tochter Marie Bridget McCann
Hausmeister Peter Sturgess

Zu Filmbeginn spielt US-TV-Moderator Dick Cavett sich selbst in einer kleinen Rolle. In einer wortlosen Nebenrolle als Geheimdienstmitarbeiter, der erst Donna und später Barrientos foltert, ist Michael Ironside zu sehen, dessen Name im Abspann aber nicht auftaucht.[1]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Kulisse für den umkämpften Präsidentenpalast diente das Residenzschloss Rastatt

Burkes Drehbuch erhielt 1978 einen der Canadian Film Awards.[10] Dem Filmvorspann zufolge wurde die Handlung durch Edward N. Luttwaks Putschhandbuch Coup d'État – A Practical Handbook von 1968 angeregt, die Obristen im Film diskutieren aber auch über spätere marokkanische und chilenische Putschversuche der Jahre 1972 und 1973. Zwar soll der marokkanische Putschführer Oufkir nach Luttwaks Handbuch vorgegangen sein, allerdings gilt gerade Oufkirs Putschversuch als beispielhaftes Scheitern trotz (oder wegen) Luttwaks Handbuch.[11][12] (Erst 1979 erschien eine Neuauflage seines Handbuchs, in der Luttwak dazu Stellung nahm.[13]) Burkes Film war offenbar erfolgreicher als Luttwaks Buch: Dem nigerianischen Militärhistoriker Nowa Omoigui zufolge sei Power Play zum Leitfaden für jene Putschoffiziere geworden, die in einem unblutigen Staatsstreich 1985 die Regierung Nigerias stürzten.[14] (Als Bonus zum Film gibt es einen Audiokommentar von Martyn Burke über Voraussetzungen eines erfolgreichen Staatsstreichs[8][15], der aber auf der deutschen DVD nicht enthalten ist.)

Die ausdrücklich nicht genannte und nicht lokalisierte Republik, in der der Putsch stattfindet, soll sich unterschiedlichen Deutungen zufolge entweder in Nord-, Mittel- oder Südeuropa[16][17][18][19] bzw. in Nord-, Mittel- oder Südamerika[3][7][20][21] befinden – vor allem wegen der europäischen und nordamerikanischen Darsteller und Drehorte.[22] Gedreht wurde (in Filmstudios) in Toronto und auf dem Luftwaffenstützpunkt Camp Borden in Kanada[2] sowie (auf einem Truppenübungsplatz kanadischer Einheiten) in Deutschland[6][8][22] bzw. mit kanadischen Truppen in den baden-württembergischen Städten Lahr[5][18] und Rastatt.[4] (Schulterschlaufen, Ärmelringe und Kragenspiegel der Truppen der fiktiven Republik ähneln denen kanadischer Streitkräfte.) Politisch passen die gespielten Ereignisse eher nach Südamerika, wo Mitte der 1970er Jahre mehrere Militärdiktaturen errichtet wurden, während sie in Südeuropa etwa zur gleichen Zeit gerade überwunden wurden.[22] (In Bolivien beispielsweise gab es allein zwischen 1971 und 1978 dreizehn Putschversuche.[23][24])

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Power Play. Internet Movie Database, abgerufen am 21. August 2021 (englisch).
  2. a b c Library and Archives Canada: Power Play (1977)
  3. a b Gerald Pratley: Torn Sprockets – The Uncertain Projection of the Canadian Film, Seite 236. Associated University Presses, London/Toronto 1987
  4. a b kinotv.com: Power Play
  5. a b Badische Zeitung online vom 12. Februar 2006: Peter O’Toole in Lahrer Kulissen
  6. a b Franz Antony Clinton: British Thrillers 1950–1979, Seite 377. MacFarland, Jefferson 2020
  7. a b Jürgen Berger, Rüdiger Koschnitzki, Ronny Loewvy: Fischer Film Almanach 1984, Seite 154. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt (Main) 1984
  8. a b c Cinema Retro: DVD Review „Power Play“...
  9. Christopher Gullo: The films of Donald Pleasence, Seite 86, BearManor Media, Duncan 2012
  10. Northern Stars - The Canadian Movie Database: Canadian Film Awards 1949-1979
  11. Thomas Meaney: The Machiavelli of Maryland, in The Guardian vom 9. Dezember 2015
  12. Charles Glass: Coup it yourself. in The TLS vom 3. Juni 2016
  13. Edward N. Luttwak: Coup d'État – A Practical Handbook – Revised Edition, Seite xxi. Harvard University Press, Cambridge 2016
  14. Nowa Omoigui: The Palace Coup of August 27, 1985, part 1 (Memento des Originals vom 8. Juni 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.waado.org, part 2 (Memento des Originals vom 18. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.waado.org
  15. Jason McElreath: Power Play (1978)
  16. Operation Overthrow. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 21. August 2021 (englisch).
  17. Dennis Gifford: The British Film Catalogue, Seite 886. Taylor & Francis (Routledge), New York 20217
  18. a b Badische Zeitung online vom 12. Juli 2019: Lahr als Kinokulisse - Militär vor dem Henkershisli
  19. filmaffinity.com: Asalto al poder (1978)
  20. Power Play. In: cinema. Abgerufen am 21. August 2021.
  21. Power Play. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 21. August 2021.
  22. a b c Cinema Essentials: Power Play (1978)
  23. Blair P. Turner: The World Today Series - Latin America, Seite 71. Rowman & Littlefield Publishers, Lanham 2018
  24. Thomas M. Leonard: Encyclopedia of U.S.-Latin American Relations, Seite 54. SAGE Publications, Los Angeles/London 2012