Rattelschneck

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Juni 2016 um 11:51 Uhr durch 213.216.9.18 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Rattelschneck ist das Pseudonym zweier Cartoonisten, die unter anderem für Titanic, Kowalski, junge Welt, die Süddeutsche Zeitung, die FAZ, 11 Freunde und Die Zeit zeichneten und zeichnen.

Werdegang

Der Name Rattelschneck ist eine humoristische Ableitung des englischen Rattlesnake (Klapperschlange). Von den ursprünglich fünf Mitgliedern sind heute noch Marcus Weimer und Olav Westphalen aktiv.[1] Weimer (* 1963 in München) und Westphalen (* 1963 in Hamburg) lernten sich 1986 an der Hochschule für bildende Künste Hamburg im Rahmen einer Gastprofessur von F. K. Waechter kennen.[2] Über ihr Programm sagen sie selbst: „Rattelschneck ist keine Person, sondern ein Kollektiv; gegründet als utopisches Projekt“.[3] Rattelschneck veröffentlicht Cartoons und Comicstrips mit einer sehr charakteristischen Form absurden Humors. Die Zeit schrieb 1993 über Rattelschneck:

„Die Welt von Rattelschneck ist nicht nur kindlich, abgründig und erzieherisch äußerst wertvoll. Sie ist auch schlecht gezeichnet. Da wird geschlampt und geschmiert, und es spucken die Kugelschreiber vor sich hin. Dieses ästhetische Unvermögen freilich ist Ergebnis einer gediegenen graphischen Ausbildung […] Und es ist das, was die Kunstgeschichtsschreibung einen ‚Stil‘ nennt, nämlich jener der caricature brute.“[4]

Figurenpersonal

Rattelschnecks bekannteste Figur war die sprechende Fleischsalatstulle „Stulli“, die Hauptfigur des bis 2012 erschienenen Comicstrips Stulli, das Pausenbrot in der Satire-Zeitschrift Titanic. Stulli, „schön mit Margarine beschmiert und dick mit Fleischsalat belegt“, ist vom Wunsch besessen, aufgegessen zu werden, der ihm stets verwehrt bleibt. Andere Figuren sind „Rümpfchen“ (ein Männlein ohne Arme und Beine), die „Skyfuckers“, „Wonderbra Bernd“, „Trompi der Elefant“ und „Lebkuchen Jonny“. Klaus Cäsar Zehrer vergleicht „Stulli“ mit Robert Gernhardts Comicfigur „Schnuffi“:

„Ein Pausenbrot ist als Serienheld fraglos um Längen blöder als ein nilpferdartiger Humanoid [i.e. Gernhardts ‚Schnuffi‘], der gewollt grobschlächtige, kindische Zeichenstil Rattelschnecks unterstützt die intendierte Ferne an Feingeistigkeit wirkungsvoller als Gernhardts sauberer Strich, und die Rinde als Ehefrau des Pausenbrots gibt eine abwegigere, weniger vorhersehbare Pointe ab. Der gezeichnete Nonsens ist seit Gernhardts Frühzeit erheblich dreister und drastischer geworden.“[5]

Leben

Marcus Weimer lebt in Berlin, wo er als Gagwriter unter anderem für Olli Dittrich arbeitet. Olav Westphalen lebte als freier Künstler in New York, dessen Skulpturen und Zeichnungen in internationalen Galerien ausgestellt und in zahlreichen Büchern veröffentlicht wurden. Westphalen ist heute Professor für Performancekunst an der Königlichen Kunstakademie in Stockholm.[6]

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

Einzelveröffentlichungen

Beiträge

  • Marburganderlahnbuch. Verbrecher Verlag, 2004.
  • Hier lacht der Betrachter. Lappan Verlag, 2005, ISBN 3-8303-3116-9.
  • Frankfurtmainbuch. Verbrecher Verlag, 2005.
  • Welcome to Amerika. Carlsen Verlag, 2008.

Illustrationen

Ausstellungen (Auswahl)

  • Helden und Geschichten. Galerie Knoth & Krüger, Berlin-Kreuzberg 2010.

Literatur

Porträts

  • Benjamin Henrichs: Das öde und das schöne Leben. Ein Berliner Frühlingstag mit Marcus Weimer – einem der Männer, die Rattelschneck sind. (PDF; 172 kB) In: Wochenende Nr. 109. Süddeutsche Zeitung, 12. Mai 2007, S. 3, archiviert vom Original am 20. September 2009; abgerufen am 2. März 2014.
  • Rattelschneck-Porträt Panel, 2006
  • Biografie von Olav Westphalen bei artnet und bei kunstaspekte.de

Einzelnachweise

  1. [tt_news=131&cHash=46a8d802e9b12000be8d497741d9a136 Kurzbiografien caricatura.de]
  2. Eulenspiegel, 41./49. Jg., Nr. 11/94, S. 50.
  3. Rattelschneck – Zeichnen im Doppelpack. (Memento vom 9. Juni 2010 im Internet Archive) caricatura.de
  4. caricature brute. In: Die Zeit, Nr. 17/1993
  5. Klaus Cäsar Zehrer: Dialektik der Satire. (PDF; 9,4 MB) uni-bremen.de, Dissertation
  6. Siehe dazu Westphalens künstlerischen Lebenslauf
  7. Kirsten Kumschlies: Rezension bei KinderundJugendmedien.de, Universität Bremen