Richard Birnstengel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Richard Theodor Birnstengel (* 27. Oktober 1881 in Dresden; † 8. April 1968 ebenda) war ein deutscher Maler in Sachsen und Ostpreußen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richard Birnstengel wurde in ärmliche Verhältnisse geboren. Seine Mutter war Hebamme und zog drei Söhne allein groß. Er studierte 1901–1909 an der Kunstakademie Dresden bei Oskar Zwintscher und Gotthardt Kuehl. Dort lernte er auch Georg Gelbke kennen, mit dem ihn viele Gemeinsamkeiten verbanden. Birnstengel nahm als Soldat 1915–1918 am Ersten Weltkrieg teil. 1916 kam eine Künstlerpostkarte mit seinem Gemälde „Szene bei der 1. Abt. des Telegaphen-Batailllons Nr. 7“ in den Handel. Auch später erschienen solche Karten, teilweise im Selbstverlag.[1] 1919 heiratete Birnstengel die Tochter eines Gutsverwalters bei Dresden, der er Zeichenunterricht gegeben hatte. Gelbke heiratete deren Schwester. 1921–1925 unternahm er längere Studienreisen nach Bayern und Österreich, ins Moseltal und nach Norddeutschland. 1927/28 war er in Südfrankreich und auf Korsika. Andere Reisen führten ihn nach Dalmatien. „Wasser und Raum, Himmel und Wind“ der Kurischen Nehrung zogen Birnstengel in die Künstlerkolonie Nidden. Von 1930 bis 1944 hielt er sich dort regelmäßig auf. 1939 baute er sich in Purvin (Purvynė) ein Haus mit Atelier. In der Zeit des Nationalsozialismus war er Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Es ist für diesen Zeitraum seine Beteiligung an zweiundzwanzig Ausstellungen nachgewiesen.[2]

1945 verlor Birnstengel bei einem der Luftangriffe auf Dresden Wohnung und Atelier. Bis auf ausgelagerte Arbeiten wurde sein Werk vernichtet. In der Nachkriegszeit in Deutschland war er häufig an der deutschen Ostseeküste, vor allem in Sassnitz.[3]

1951 hielt sich Birnstengel drei Wochen auf Einladung von Kurt Mothes am Institut für Kulturpflanzenforschung in Gatersleben auf. Beide hatten sich in der Zeit des Nationalsozialismus in Nidden kennengelernt. In Gatersleben schuf Birnstengel zwei Ölgemälde mit Frauen auf dem Versuchsfeld. Das Institut erwarb für seine Sammlung von ihm ein Ölgemälde mit Sonnenblumen und zwei Aquarelle mit Strandmotiven.[4] Birnstengel malte lebensnahe Fischermotive, später auch charaktervolle Kopfbildnisse aus der Zeit der Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950 und immer wieder Kurenkähne und Bootsbauer. Ein Teil dieser Gemälde ist heute in den Archivbeständen des Kulturhistorischen Museums Stralsund zu finden, der andere Teil befindet sich in Privatbesitz.

Am 20. Oktober 2019 wurde eine Folge der Sendung Lieb & Teuer des Norddeutschen Rundfunks ausgestrahlt, die im Schloss Reinbek gedreht und von Janin Ullmann moderiert wurde. Besprochen wurden mit der Gemälde-Expertin Barbara Guarnieri zwei Aquarelle von Birnstengel, die drei Frauen bei der Arbeit vor einer Fischerkate und das Porträt einen Fischers zeigen.

Ausstellungen (unvollständig)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1915 Dresden, Kunstsalon Emil Richter (Sonder-Ausstellung mit Georg Gelbke mit 35 Arbeiten Birnstengels)
  • 1916 Dresden, Galerie Ernst Arnold („Zweite Ausstellung Dresdner Künstler die im Heeresdienst stehen“)
  • 1930: Dresden, Brühlsche Terrasse („Dresdner Kunst 1930“)
  • 1946, 1949, 1958/1959 und 1962/1963: Dresden, Allgemeine Deutsche Kunstausstellung, 2., Vierte und Fünfte Deutsche Kunstausstellung
  • 1947: Dresden, „Erste Ausstellung Dresdner Künstler“ [5]
  • 1952: Bautzen, Görlitz und Zittau (Wanderausstellung „Berliner Künstler“)

Postum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1969: Dresden, Galerie Kühl
  • 1974: Frankfurt/Oder, Galerie Junge Kunst („Aquarell, Gouache, Tempera, Pastell“)
  • 1988: Dresden, Neue Dresdner Galerie („Begegnung I. Dresdner Künstler in Ausstellungen 1945-1949“)
  • 2000: Dresden, Stadtmuseum
  • 2001: Stralsund, Kulturhistorisches Museum
  • 2001: Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum
  • 2005: Nida, Klaipėda und Vilnius (mit Gelbke)

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tafelbilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Meine Mutter (Öl, 1910; im Bestand der Galerie Neue Meister, Dresden)[6]
  • Verschneites Bergland (Öl, 1913; im Bestand der Galerie Neue Meister, Dresden)[7]
  • Ladearbeiten am Aisne-Kanal in der Champagne (Öl, 1918; im Bestand der Galerie Neue Meister, Dresden)[8]
  • Laborantin (Öl, 1927; im Bestand der Galerie Neue Meister, Dresden)[9]
  • Dorfbad bei Dresden (1930 auf der Ausstellung Dresdner Kunst)[10]

Aquarelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Räuchernde Fischerfrauen (vor 1953, 70 × 100 cm)
  • Mädchen mit Kopftuch (vor 1953, 115 × 90 cm)

Druckgrafik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Graphikmappe (ohne Titel) mit 15 Kreidelithographien, gekratzt; gedruckt im Kunstverlag Emil Richter, 1917 (In der Sammlung des Lindenau-Museums, Altenburg/Thüringen)[11]
  • Sitzende Frau (Kreidelithographie, 1917; im Bestand des Lindenau-Museums Altenburg/Thüringen)[11]
  • Wetterwald (Kaltnadelradierung, um 1925; im Bestand des Kupferstichkabinetts Dresden)[12]

Buchillustrationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dresdner Kalender 1927, Jahrbuch über das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben in Dresden (Herausgeber Johann Erich Gottschalch); u. a. mit Reproduktionen von Zeichnungen und Gemälden sowie 12 Graphiken Birnstengels. Druckerei Carl Creutzburg, Dresden, 1927

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsches Biographisches Archiv (DBA) II 127, 248
  • Spezialkatalog der Handschriftensammlung der Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) zum schriftlichen Nachlass Richard Birnstengel, 2004[13]
  • Birnstengel, Richard. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953, S. 218 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Birnstengel, Richard. In: Dietmar Eisold (Herausgeber): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010; ISBN 978-3-355-01761-9, S. 79
  • Lothar Lang: Malerei und Graphik in der DDR. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1983; S. 14, 204
  • Andreas Albert: Richard Birnstengel (1881-1968): Ein Dresdner Maler und seine Wahlheimat auf der Kurischen Nehrung, Husum Verlag, 2011; ISBN 978-3-89876-565-7

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ZVAB.com; aufgerufen am 8. August 2020
  2. Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 1. Ausstellungen deutsche Gegenwartskunst in der NS-Zeit. VDG, Weimar, 2000
  3. Die Künstler Conrad Felixmüller, Richard Birnstengel und Kurt Wehlte vor einem Hafen (digiporta.net)
  4. Klaus Müntz, Ulrich Wobus: Das Institut Gatersleben und seine Geschichte. Springer, 2012, S. 411
  5. https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/399500/8
  6. SKD | Online Collection. Abgerufen am 25. Oktober 2021.
  7. SKD | Online Collection. Abgerufen am 25. Oktober 2021.
  8. SKD | Online Collection. Abgerufen am 25. Oktober 2021.
  9. SKD | Online Collection. Abgerufen am 25. Oktober 2021.
  10. Ausstellung Dresdner Kunst 1930: 6. Juni - 30. Sept., Brühlsche Terasse Dresden (Dresden, 1930). Abgerufen am 8. Mai 2023.
  11. a b Bildindex der Kunst & Architektur
  12. SKD | Online Collection. Abgerufen am 25. Oktober 2021.
  13. Spezialkatalog zum schriftlichen Nachlaß Richard Birnstengel (SLUB)