Rosenberggarnele

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Rosenberggarnele

Rosenberggarnele Machrobrachium rosenbergii
(Foto: Brian Gratwicke)

Systematik
Ordnung: Zehnfußkrebse (Decapoda)
Überfamilie: Großarmgarnelen (Palaemonoidea)
Familie: Felsen- und Partnergarnelen (Palaemonidae)
Unterfamilie: Felsengarnelen (Palaemoninae)
Gattung: Macrobrachium
Art: Rosenberggarnele
Wissenschaftlicher Name
Macrobrachium rosenbergii
(de Man, 1879)[1]

Die Rosenberggarnele Macrobrachium rosenbergii ist eine von etwa 270 Arten innerhalb der Gattung der Großarmgarnelen (Macrobrachium), die zur Unterordnung der Caridea gezählt wird. Die Krebstiere, die umgangssprachlich auch „Garnelen“ genannt werden, sind Allesfresser, die als ausgewachsene Tiere ausschließlich im Süßwasser leben, deren Larven jedoch auf Brackwasser angewiesen sind. Für den menschlichen Verzehr werden jährlich knapp 300.000 Tonnen Rosenberggarnelen in Aquakultur gezüchtet.[2]

Die Art, die mitunter auch als „Süßwassergarnele“ bezeichnet wird, wurde nach dem deutschen Naturforscher Hermann von Rosenberg benannt.

Verbreitungsgebiet und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Bangkok werden Garnelen beider Geschlechter lebend zum Kauf angeboten

Rosenberggarnelen stammen ursprünglich aus dem Indopazifik, wo sie in Wassertiefen von bis zu 2 Metern auftreten und sowohl in Sri Lanka als auch in Indonesien (Java und Borneo) sowie im südlichen China heimisch sind.[3][4]

Als Neobiota konnte man aus Aquakulturbetrieben entkommene Rosenberggarnelen sowohl in den USA (Mississippi und Hawaii) als auch in Puerto Rico und Guam nachweisen. Darüber hinaus haben sie in Venezuela, Brasilien und auf dem Inselstaat Dominica Kolonien gebildet.[3]

Flüsse und Bäche dienen ebenso als natürlicher Lebensraum wie Seen und Teiche, wobei die Nähe von Brackwasser entscheidend für den Reproduktionserfolg ist.[2][4] Die Garnelen tolerieren Wassertemperaturen von 16 bis 42 Grad Celsius, benötigen für eine erfolgreiche Fortpflanzung jedoch Temperaturen zwischen 22 und 32 Grad.[3]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit einer Körperlänge von 25 bis 32 Zentimetern und Scheren, die bis zu bis 50 Zentimeter lang werden können, ist die Rosenberggarnele die größte Großarmgarnele.[2][5]

Jungtiere haben transparente, durchscheinende Körper. Die Geschlechtsreife ist nicht vom Alter abhängig, sondern tritt mit dem Erreichen eines Körpergewichtes zwischen 15 und 35 Gramm ein. Danach wachsen die männlichen Tiere unvermindert weiter, während das Wachstum der Weibchen stagniert, sodass sich ein ausgeprägter Sexualdimorphismus entwickelt. Mit dem Wachstum verändern sich bei den Männchen die Scheren des zweiten Schreitbeinpaares, die zunächst eine rote bis orange und später eine blaue Färbung annehmen und doppelt so lang wie der Körper werden können. Da die Weibchen nach dem Einsetzen der Geschlechtsreife einen Großteil der verfügbaren Energie in die Anlage von Eiern und Brutpflege investieren, während die Männchen große Scheren ausbilden und weiter wachsen, erreichen weibliche Garnelen in der Regel nur Größen von bis zu 26 Zentimetern.[2][3]

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei ausreichend feuchtem Wetter sind die Krebstiere in der Lage, über Land zu wandern, um so neue Gebiete zu besiedeln. Die Allesfresser nehmen sowohl pflanzliche Nahrung, wie Früchte, Samen oder Algen, zu sich als auch tierische Kost, wie Würmer, Mollusken, Insekten oder Aas. Auch Kannibalismus ist keine Seltenheit: Insbesondere direkt nach der Häutung werden kleinere Exemplare gern von größeren Rosenberggarnelen verspeist.[2]

Lebenszyklus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fangfrische Rosenberggarnelen – die orangefarbenen Eier des Weibchens sind deutlich erkennbar

Fortpflanzung und Entwicklung variieren je nach Standort, da sie sowohl von den Temperaturen als auch vom Wetter abhängig sind. Dabei sind Rosenberggarnelen ganzjährig in der Lage, sich vermehren, wobei die Hauptfortpflanzungszeit mit dem Beginn der Regenzeit zusammenfällt. Große Männchen mit blauen Scheren verhalten sich sowohl dominant als auch territorial und übertragen ein Samenpaket nach einem intensiven Balztanz auf den Gonoporus des frisch gehäuteten Weibchens. Nach der Befruchtung transportiert das Weibchen die bis zu 100.000 Eier vorsichtig mit Hilfe von speziellen Borsten, bis sie zwischen dem ersten und vierten Schwimmbeinpaar an die Pleopoden geheftet werden. Die Brutpflege bis zum Schlupf beinhaltet dabei nicht nur die Abwehr möglicher Fressfeinde, sondern auch die Versorgung mit sauerstoffreichem Wasser. Die Larven schlüpfen, abhängig von der Wassertemperatur, nach 17 bis 23 Tagen.[2]

Für eine erfolgreiche Entwicklung müssen die winzigen Larven innerhalb weniger Tage so weit flussabwärts gespült werden, dass sie Brackwasser erreichen. Juvenile Tiere durchlaufen innerhalb von 16 bis 35 Tagen eine elfstufige Metamorphose. Mit Abschluss der Metamorphose werden die zuvor frei schwimmenden Jungtiere zu bodenlebenden adulten Tieren, die nun wieder flussaufwärts wandern.[2][3]

Zucht in Aquakulturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rosenberggarnele wird weltweit in Aquakulturbetrieben gezüchtet

Rosenberggarnelen werden bereits seit den 1960er Jahren in Aquakultur gezüchtet, die ersten Betriebe entstanden auf Hawaii, wo sie bis in die 1980er Jahre an wirtschaftlicher Bedeutung gewannen. Sie nehmen dabei eine Sonderstellung ein, da adulte Rosenberggarnelen, anders als die wichtigsten Zuchtgarnelen (Tigergarnele und Weißfußgarnele), im Süßwasser beheimatet sind.[3][2]

Die weltweite Produktionsmenge von Rosenberggarnelen aus Aquakultur lag 2018 bei 237.124 Tonnen, mit einem Marktwert von knapp 2 Milliarden US-Dollar.[6] Die Garnelenproduktion floriert und steigt weiterhin an; 2022 waren es nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen bereits 294.018 Tonnen.[2]

Über Auslese werden die gewünschten Eigenschaften seit Mitte der 1990er Jahre gezielt verstärkt. Insbesondere in Vietnam, China, Indien, Thailand und Indonesien hofft man das Gewicht der Tiere durch Zucht erhöhen zu können.[6] Zu den weiteren Produktionsländern zählen die USA, Mexiko, Peru, der Iran und Malaysia.[3]

Zu den ernstesten Erkrankungen, von denen Rosenberggarnelen als Zuchttiere befallen werden können, zählen Viren aus der Familie der Sarthroviridae.

Erforschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Forschungsfragen, welche für die Zucht der Rosenberggarnelen relevant sind, zählt deren Anfälligkeit auf Umweltgifte, wie Insektizide, die über den Wasserkreislauf auch die Gewässer erreichen. Eine an der University of Kerala durchgeführte Studie zeigte, dass die Überlebensrate der Garnelenlarven nach einer 48-stündigen Exposition mit Imidacloprid, abhängig von der Dosis, sank. Darüber hinaus war der Gesundheitszustand der überlebenden Larven beeinträchtigt und oft verzögerte sich zudem ihre Metamorphose zum adulten Tier. Da das Mittel auch für Lähmungserscheinungen verantwortlich sein kann, nahmen die Larven nach der Exposition zudem deutlich weniger Nahrung auf, wodurch sich ihre Entwicklung noch weiter verzögerte.[7]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Macrobrachium rosenbergii – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Macrobrachium rosenbergii (De Man, 1879) Integrated Taxonomic Information System, abgerufen am 9. Dezember 2023.
  2. a b c d e f g h i Rosenberggarnele. Macrobrachium rosenbergii Aquakulturinfo, abgerufen am 9. Dezember 2023.
  3. a b c d e f g Macrobrachium rosenbergii. Crustaceans-Shrimp Smithsonian Institution, abgerufen am 9. Dezember 2023.
  4. a b Macrobrachium rosenbergii (De Man, 1879) Sealifebase, abgerufen am 9. Dezember 2023.
  5. Janet Brown: Macrobrachium rosenbergii (giant freshwater prawn) vom 25. November 2019 CABI, abgerufen am 9. Dezember 2023.
  6. a b B. R. Pillai, R. W. Ponzoni, K. D. Mahapatra & D. Panda (2022): Genetic improvement of giant freshwater prawn Macrobrachium rosenbergii: A review of global status. Reviews in Acquaculture, June 2022. Vol. 14, Iss. 3, Pages 1285–1299 doi:10.1111/raq.12650
  7. K. V. Stephy Rose, S. C. Sunil, N. S. Chatterjee & A. Rangasamy (2023): Assessment of Larval Health and Metamorphosis of the Giant Freshwater Prawn Macrobrachium rosenbergii Larvae during Acute Exposure to Imidacloprid. International Journal of Bio-Resource & Stress Management. June 2023, Vol. 14 Iss. 6, p891-899. 9p. doi:10.23910/1.2023.3535a