Ryszard Horodecki

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Ryszard Horodecki (* 30. September 1943 in Kowel, Wolhynien) ist ein polnischer theoretischer Physiker und Hochschullehrer an der Universität Danzig, der wichtige Beiträge zur Quanteninformatik geleistet hat.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ryszard Horodecki wurde 1943 im damals sowjetisch und dann vorübergehend deutsch besetzten Kowel geboren. 1944 floh seine Familie nach Tschenstochau und zog 1949 nach Sopot.[1] Da es dort keinen Studiengang Physik gab, studierte er an der Fakultät für Kommunikation (später: Elektronik) der Technischen Universität Danzig (Diplom 1967). Danach ging er als Assistent ans Institut für Theoretische Physik und Astrophysik der Universität Danzig und verbrachte einen einjährigen Forschungsaufenthalt in Torún, wo er unter anderem mit Roman Ingarden und Andrzej Kossakowski zusammenarbeitete.[2] Im Jahr 1976 wurde er mit einer Arbeit über die Verbreiterung optischer Linien durch molekulare Stöße an der Universität Danzig in Physik promoviert.[3]

In der Folge war er wissenschaftlicher Mitarbeiter, seit 2000 Professor und von 2007 bis 2019 ordentlicher Professor an der Universität Danzig.[4] Er habilitierte sich 1997 an der Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń. Er ist der Initiator des Nationalen Zentrums für Quanteninformatik (KCIK), das 2007 durch eine Vereinbarung von sieben polnischen Universitäten und der Polnischen Akademie der Wissenschaften in der Dreistadt eingerichtet wurde, und war bis 2019 dessen erster Direktor.[1][5]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Horodeckis Hauptarbeitsgebiete sind die Grundlagen der Quantenmechanik und die Quanteninformatik. Auf diesem Feld bezeichnet er sich selbst als Autodidakt.[6] Zusammen mit seinen Söhnen Paweł und Michał und später Karol, die bei ihm auch Studenten waren, bildete er ein Team, das in Danzig grundlegende Beiträge zur Quanteninformatik und insbesondere zur Verschränkungstheorie leistete. Sie zeigten, dass die Nichtpositivität der partiellen Transposition notwendige Bedingung für die Verschränkung eines Zwei-Qubit-Zustands ist (Peres-Horodecki-Kriterium), entwickelten weitere Kriterien und Maße für Verschränkung und führten wichtige Konzepte wie Verschränkungszeugen, „gebundene Verschränkung“ (d. h., verschränkte Zustände, deren destillierbare Verschränkung null ist) und „Verschränkungsaktivierung“ ein und initiierten die Untersuchung thermodynamischer Analogien zur Verschränkung,[7] einer der Ausgangspunkte für die Ressourcentheorie von Verschränkung.[8] Ryszard Horodecki ist mit seinen Söhnen Koautor eines maßgeblichen (und Stand 2023 über 6000-mal zitierten) Übersichtsartikels zur Quantenverschränkung.[9] Im Jahr 2011 erhielt er einen ERC Advanced Grant für sein Projekt „Quantenressourcen: Konzepte und Anwendungen“.[10]

Horodecki ist auch Autor zahlreicher Gedichte, die seit den 1970er Jahren zunächst in Zeitungen publiziert wurden.[2] Im Jahr 2009 erschienen zwei Bände mit Gedichten[11] in denen er nach Ansicht eines Rezensenten „die unlösbare Ratlosigkeit, die Poesie und Wissenschaft miteinander verbindet, wunderbar eingefangen“ habe.[12]

Ehrungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Horodecki ist (Stand 2023) Ko-Autor von über 80 wissenschaftlichen Publikationen, die insgesamt laut Web of Science über 16.000 mal zitiert wurden (h-Index von 41).[15] Zu seinen meistzitierten Arbeiten zählen:

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • prof. dr hab. Ryszard Horodecki. In: ug.edu.pl. (polnisch, Kurzbiographie).
  • Karol Życzkowski: FNP Preis 2008 für Ryszard Horodecki. In: POSTĘPY FIZYKI. Band 60, Nr. 2, 2009 (polnisch, edu.pl [PDF] wissenschaftliche Würdigung).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Karol Życzkowski: Nagroda FNP 2008 dla Ryszarda Horodeckiego. In: POSTĘPY FIZYKI. Band 60, Nr. 2, 2009 (polnisch, edu.pl [PDF; abgerufen am 2. November 2023]).
  2. a b Michał Eckstein:  Ein Dichter in der Quantenwelt. In: Tygodnik Powszechny. 2016, abgerufen am 3. November 2023 (polnisch, Interview mit R. Horodecki).
  3. Ryszard Horodecki - Biography. In: Academia Europaea. Abgerufen am 3. November 2023 (englisch).
  4. Ryszard Horodecki. In: orcID.org. Abgerufen am 2. November 2023.
  5. prof. dr hab. Ryszard Horodecki. In: ug.edu.pl. Abgerufen am 2. November 2023 (polnisch).
  6. Die Wissenschaft verstehen. Interview mit Prof. Dr. hab. Ryszard Horodecki. 21. April 2021; (polnisch).
  7. Pawel Horodecki, Ryszard Horodecki, Michal Horodecki: Entanglement and thermodynamical analogies. In: Acta Phys.Slov. Band 48, 1998, S. 141–156, arxiv:quant-ph/9805072.
  8. E. Chitambar, G. Gour: Quantum resource theories. In: Rev. Mod. Phys. Band 91, 2019, S. 025001, S. 3, doi:10.1103/RevModPhys.91.025001, arxiv:1806.06107.
  9. R. Horodecki, P. Horodecki, M. Horodecki, K. Horodecki: Quantum entanglement. In: Rev. Mod. Phys. Band 81, 2009, S. 865–940, doi:10.1103/RevModPhys.81.865, arxiv:quant-ph/0702225.
  10. Prof. Horodecki laureatem grantu ERC. In: fnp.org.p. 11. Januar 2012, abgerufen am 3. November 2023 (polnisch).
  11. Sum ergo cogito. Impresje poetyckie. Poetic impressions. Marpress, 2009, ISBN 978-83-7528-033-3. Und Arras z Andromedy. Marpress, 2009, ISBN 978-83-7528-044-9.
  12. Joanna Krenz: In Search of Singularity. Brill, 2022, 6 Resetting Poetry, S. 480–484, doi:10.1163/9789004506435_008.
  13. Eintrag bei der Academia Europaea. Abgerufen am 2. November 2023 (englisch).
  14. Prof. Ryszard Horodecki with the highest award of the Polish Physical Society. In: ug.edu.pl. 26. Juli 2023, abgerufen am 2. November 2023 (englisch).
  15. Citation Report Horodecki, R. In: webofscience.com. Abgerufen am 2. November 2023.