Sądów (Dolice)

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Sądów (deutsch Sandow) ist ein Dorf in der Landgemeinde (Gmina) Dolice (Dölitz in Pommern) im Powiat Stargardzki (Stargarder Kreis) der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Dorfkirche, bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Sandow (Aufnahme 2010)
Rittergut Sandow, Sammlung Alexander Duncker

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, etwa 55 Kilometer südlich von Stettin, 30 Kilometer südöstlich der Stadt Stargard, acht Kilometer westlich von Choszczno (Arnswalde) und sechs Kilometer südöstlich von Dolice (Dölitz).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sandow, südsüdöstlich des Stettiner Haffs und der Stadt Stettin, südöstlich der Stadt Stargard (Stargardt), rechts der Faulen Ihna (Fuhle Ihne fluvius), auf der Lubinschen Karte von 1618 (Ausschnitt)
Kirchdorf Sandow, östlich der Stadt Pyritz und südöstlich von Dölitz auf einer Landkarte des 18. Jahrhunderts
Sandow, östlich des Plönesees (poln. Jezioro Płoń) und südöstlich von Dölitz, auf einer Landkarte von 1933

Das Dorf und Gut Sandow war in älterer Zeit ein Afterlehen der Familie Wedel auf Freienwalde, von der es deren Untervasallen aus der Familie Kremzow seit mindestens dem 15. Jahrhundert als Lehnsnehmer empfangen hatten. Nachdem der Hauptmann Jürgen Bernd von Kremzow drei Anteile des ursprünglich aus vier Anteilen bestehenden Gutsbezirks seinem einzigen Sohn, dem Major Joachim Bernd von Kremzow, vererbt hatte, erwarb letzterer 1751 den vierten Teil und hinterließ das ganze Gut seinem Sohn Friedrich August Moritz Karl von Kremzow, woraufhin es bei der öffentlichen Versteigerung am 24. März 1786 für das Meistgebot von 25.675 Talern in das Privateigentum des Landschaftsrats und Johanniter-Ordensritters Lupold Christoph von Wedel überging. Nach dem Tod des Landschaftsrats überließ dessen Erbengemeinschaft das Gut durch einen Kaufvertrag vom 4. Dezember 1804 dem Paul Friedlich August von Glasenapp für 71.000 Taler als Privateigentum. 1819 erwarb der Rittmeister von Schlieffen-Soltikow († 1844) das Gut Sandow. Dessen Erben einigten sich in einem Vertrag vom 28. August 1846 darauf, dass dessen noch minderjährige Tochter Charlotte Virginie, Gemahlin des Leo von Schlieffen, das Rittergut für den Preis von 125.000 Talern als Alleineigentum erhielt. Ihr Ehemann hatte die Gutsverwaltung bereits 1845 übernommen.

Als Besitzer des 1338 Morgen umfassenden Fideikommiss-Ritterguts Sandow, mit zugehörigem Vorwerk Neu-Sandow, einer Stärkefabrik und einem Sägewerk, wurde im Güter-Adressbuch von 1914 Sohn Adolph Graf von Schlieffen (* 1841; † 1916), Kammerherr und Landrat a. D. des Kreises Pyritz, angegeben.[1] Nacherbe wurde der Sohn, der Jurist und Rittmeister Alexander (Axel) Leo Carl Heinrich Maximilian (* 1882; † 1918), liiert mit Elisabeth Gräfin von der Goltz.

Um 1930 hatte Sandow zwei Wohnplätze:

  • Neu Sandow
  • Sandow

Letzter Gutseigentümer war Hans-Heinrich Graf Schlieffen (* 1913; † 1944), Leutnant im elitären Infanterie-Regiment 9 Potsdam.[2]

Im Jahr 1945 gehörte Sandow zum Landkreis Pyritz im Regierungsbezirk Stettin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Sandow war Sitz des Amtsbezirks Sandow.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region von der Roten Armee besetzt. Nach Einstellung der Kampfhandlungen wurde Sandow zusammen mit ganz Hinterpommern , jedoch ohne die militärischen Sperrgebiete, seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Anschließend wanderten Polen zu. Sandow wurde nun unter der Ortsbezeichnung „Sądów“ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Sandow vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 48 Feuerstellen (Haushaltungen)[3]
1818 262 Dorf, mit Windmühle, Ziegelei, Vorwerk Neu-Sandow und Mutterkirche; davon 253 im Dorf und neun Einwohner auf dem Vorwerk[4][5]
1852 453 davon 400 Einwohner im Dorf und 53 Einwohner auf dem Vorwerk Neu-Sandow[6]
1864 428 am 3. Dezember, davon 106 im Gemeindebezirk (auf einer Gemarkungsfläche von 787 Morgen in zehn Wohngebäuden) und 322 im Gutsbezirk auf einer Gemarkungsfläche von 5312 Morgen in 38 Wohngebäuden)[7][8]
1867 417 davon 91 im Gemeindebezirk und 326 im Gutsbezirk [9]
1871 404 davon 98 (96 Evangelische und zwei Katholiken) im Gemeindebezirk sowie 306 (sämtlich Evangelische) im Gutsbezirk ([9]
1890 408 davon 402 Evangelische, fünf Katholiken und ein sonstiger Christ[10]
1910 477 am 1. Dezember, davon 61 im Gemeindebezirk und 416 Im Gutsbezirk[11][12]
1925 521 darunter 426 Evangelische und 95 Katholiken[13][14]
1933 497 [14]
1939 494 [14]

Kirchspiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das evangelische Kirchspiel der Mutterkirche mit der Filiale Hohenwalde gehörte früher zur Synode Werben.[10][15]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johannes Vogel (1873–1933), deutscher evangelischer Geistlicher
  • Hans Meinhold (1888–1968), deutscher evangelischer Geistlicher und niederdeutscher Schriftsteller

Mit dem Ort verbunden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sandow, Dorf und Rittergut, Kreis Pyritz, Regierungsbezirk Stettin, Provinz Pommern. in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Sandow. (meyersgaz.org)
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 159–160, Ziffer (56). (Books)
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Bearbeitet von Heinrich Berghaus. Zweiten Teils dritter Band: Kreise Greifenhagen und Piritz. W. Dietze, Anklam 1868, S. 748–752. (Books)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sądów, West Pomeranian Voivodeship – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernst Seyfert: Güter-Adreßbuch für die Provinz Pommern 1914. Handbuch der Königlichen Behörden. Verzeichnis. Vierte, völlig überarbeitete Auflage, Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 62–63.
  2. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen Thiedicke von Flotow: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser 1953, B (Briefadel), Band I, Band 6 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee 1953, S. 405–416. ISSN 0435-2408
  3. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 159–160, Ziffer (56).
  4. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 4: P–S. Bei Karl August Kümmel, Halle 1823, S. 210, Ziffer 523–524.
  5. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Nicolai, Berlin und Stettin 1827, S. 195, Ziffer 14.
  6. N. N. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats, enthaltend die sämmtlichen Städte, Flecken, Dörfer … mit Angabe des Gerichts erster Instanz … Unter Benutzung der Akten des Königlichen Justiz-Ministeriums. Deckersche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. L. Decker), Berlin 1856, S. 536.
  7. Königl. Finanzministerium (Hrsg.): Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin, Berlin 1866. 4. Kreis Pyritz, S. 18–25, Ziffer 136–137.
  8. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Bearbeitet von Heinrich Berghaus. Zweiten Teils dritter Band: Kreise Greifenhagen und Piritz. Anklam 1868, S. 748–725.
  9. a b Königl. Preußisches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Berlin 1874, S. 40–41, Ziffer 70., und S. 44–45, Ziffer 147.
  10. a b Theologisches Hilfslexikon, Band 2, Perthes, Gotha 1893, S. 82, Ziffer 26.
  11. Sandow, Dorf und Rittergut, Kreis Pyritz, Regierungsbezirk Stettin, Provinz Pommern. in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Sandow.
  12. Landkreis Pyritz, in: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 (U. Schubert, 17.09.2022).
  13. Die Gemeinde Sandow im ehemaligen Kreis Pyritz in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  14. a b c Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 12. Mai 2023.
  15. Heinrich Berghaus (Lit.); Anklam/ Berlin 1868, ebenda, S. 187.

Koordinaten: 53° 10′ N, 15° 17′ O