Hela (Schiff, 1896)

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Deutsches Reich

SMS Hela noch mit einem Schornstein
Bau und Dienstzeit
Baubezeichnung: Aviso H
Schiffsklasse: Einzelschiff
Schiffstyp: Aviso
ab 1899: Kleiner Kreuzer
Bauwerft A.G. Weser in Bremen
Baunummer: 108
Kiellegung 5. Dezember 1893
Stapellauf 28. März 1895
Indienststellung 3. Mai 1896
Verbleib 13. September 1914 nach Torpedotreffer gesunken
Technische Daten
Wasserverdrängung Konstruktion: 2.027 t
Maximal: 2.082 t
Länge Wasserlinie: 104,6 m
über Alles: 105 m
Breite 11 m
Tiefgang 4,50 m
Bewaffnung
  • 4 Sk – 8,8 cm L/30
    (ab 1910: 2, ab 1914: 3)
  • 6 Sk – 5 cm L/40
  • 3 Torpedorohre Ø 45 cm
    (2 Seiten, 1 Bug)
Panzerung
  • Deck: 20–25 mm
  • Sülle: 40 mm
  • Leitstand: 30 mm
Antriebsanlage
Brennstoffvorrat 1750 t Kohle
Geschwindigkeit 19,5 kn
Fahrbereich 3.000 sm bei 12 kn
Besatzung 180 Mann

SMS Hela war ein Aviso bzw. später Kleiner Kreuzer der deutschen Kaiserlichen Marine, der im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kam. Sie war ein Einzelschiff und für einen Kreuzer mit vier 8,8-cm-Geschützen sehr leicht bewaffnet.

Ab Sommer 1900 wurde die Hela ein Jahr vor China während des Boxeraufstandes eingesetzt. Nach einem umfangreichen Umbau zwischen 1903 und 1906 wurde die Hela seit 1910 als Flottentender eingesetzt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurde als Kreuzer zur Unterstützung der in Helgoland stationierte Torpedoboote eingesetzt. Am 13. September 1914 wurde die Hela vom britischen U-Boot E9 torpediert und sank.

Vorkriegsgeschichte

Die Hela wurde am 5. Dezember 1893 als Einzelschiff bei der Werft AG Weser in Bremen auf Kiel gelegt. Sie war der letzte von Sie lief am 28. März 1895 vom Stapel. Benannt war sie nach der nahe Danzig gelegenen Halbinsel Hela. Das Schiff war 100 m lang, 11 m breit und hatte einen Tiefgang von 4,50 m. Die Wasserverdrängung lag bei 2.040 Tonnen, die Höchstgeschwindigkeit bei 19,5 Knoten. Die Friedensstärke der Mannschaft betrug 179 Mann.

Das Schiff wurde von zwei 3-Zylinder-Dreifachexpansion-Dampfmaschinen angetrieben, die auf je eine Schraube von 3,25 m Durchmesser wirkten. Sechs Lokomotivkessel in 2 Kesselräumen produzierten den Dampf für die in getrennten Räumen installierten Maschinen, die für 6000 PS konstruiert waren und der Hela bei den Probefahrten eine Geschwindigkeit von 20,5 Knoten ermöglichten.

Bewaffnet war sie mit vier Schnellfeuerkanonen des Kalibers 8,8 cm SK L/30 und sechs Schnellfeuerkanonen Kaliber 5 cm. Die 10 kg Granaten ihrer 8,8-cm-Kanonen konnten bei der maximalen Erhöhung von 30° bis zu 10.500 m weit verschossen werden. Die Geschütze hatten je 200 Schuss und konnten eine Feuergeschwindigkeit von bis zu 15 Schuss/Minute erzielen. Die 5 cm SK L/40 Kanonen erreichten lediglich 10 Schuss in der Minute und erzielten mit ihren 1,75 kg-Geschossen nur eine Reichweite von 6200 m. 250 Geschosse waren bei diesen Kanonen jeweils vorhanden. Dazu kamen noch drei 45 cm-Torpedorohre, von denen zwei an Deck standen und eines Unterwasser am Bug eingebaut war.

Gepanzert war die Hela nur geringfügig durch ein 20 mm Panzerdeck, das an den Seiten zum Teil auf 25 mm verstärkt war. Der Kommandoturm war mit einer Panzerung von 30 mm noch ein wenig stärker geschützt.

Die Hela war der letzte von neun Avisos, die, seit dem Ankauf der SMS Zieten 1875 aus England, für die Kaiserliche Marine in Dienst kamen. Sie war der Vorläufer der vollwertigen leichten Kreuzer der Gazelle-Klasse, die nach dem Flottengesetz als Kleine Kreuzer bezeichnet wurden.

Die Indienststellung der Hela war am 3. Mai 1896. Wegen Problemen mit der Maschinenanlage wurde sie nach eingehender Erprobung am 19. September 1896 wieder außer Dienst gestellt, um Nachbesserungen durchzuführen.

Flottendienst

Am 10. März 1898 erfolgte dann die endgültige Indienststellung des Avisos Hela. Er wurde der I. Division des I. Geschwaders zugeteilt. Vom 14. Juni bis zum 31. Juli war die Hela der kaiserlichen Yacht SMY Hohenzollern als Begleitkreuzer zugeteilt und nahm an der jährlichen Nordlandreise des Kaisers teil, die in den Hardangerfjord führte. Vom 17. September bis zum 8. Dezember begleitete sie dann zusammen mit der SMS Hertha den Kaiser auf einer Reise nach Palästina. 1899 nahm sie an den Reisen des Geschwaders in den Atlantik, dem Besuch in Dover und Besuchen in den Niederlanden und in Schweden teil. Im Zuge einer Neuordnung der Schiffsbezeichnungen wurde die Hela zum Kleinen Kreuzer umklassifiziert.

Ostasieneinsatz

Während des Boxeraufstandes im Jahr 1900 belagerten diese das Gesandschaftsviertel in Peking und ermordeten den deutschen Gesandten, Baron Clemens von Ketteler[1]. Die weitverbreitete Gewalttätigkeit gegen die Europäer in China führte zu einer Allianz von acht Nationen gegen die nationalistische chinesische Bewegung, der neben Deutschland auch Großbritannien, Italien, Russland, Österreich-Ungarn, die Vereinigten Staaten, Frankreich und Japan angehörten.[2] Die in China aktuell stationierten Soldaten waren aber zu wenige, um die Boxer zu besiegen. In Peking war es eine Truppe von etwas über 400 Mann der acht Nationen, die das Gesandschaftsviertel verteidigte.[3] Hauptelement der deutschen militärischen Macht in China war das Ostasiatische Kreuzergeschwader, das aus den Geschützten Kreuzern SMS Kaiserin Augusta, SMS Hansa und SMS Hertha, den Kleinen Kreuzern SMS Irene und SMS Gefion sowie den Kanonenbooten SMS Iltis und SMS Jaguar bestand. Dazu gab es noch 500 deutsche Soldaten in Taku als Teil einer internationalen Truppe von etwa 2100 Mann,[4] die unter der Führung des britischen Admirals Edward Seymour versuchten, Peking zu entsetzen, aber vom heftigen Widerstand der Boxer bei Tientsin gestoppt wurden.[5]

Trotz der Einwände des Marineminister Admiral Alfred von Tirpitz, der den Einsatz für unnötig und zu umfangreich hielt, wurde im Sommer 1900 die Hela mit ihrer Division der vier Linienschiffe der Brandenburg-Klasse nach Ostasien entsandt. Sie verließen Kiel am 9. Juli 1900 und Wilhelmshaven am 11., um die internationalen Streitkräfte in China zu unterstützen. Am 17./18. Juli bunkerte die Division in Gibraltar und passierte den Suezkanal am 26./27., wo sich das Kanonenboot SMS Luchs dem Verband anschloss. Vor Perim und in Aden bunkerten die Schiffe erneut, um am 2. August ohne Luchs die Überquerung des Indischen Ozean nach Colombo zu starten. Von dort lief der Verband weiter durch die Malakkastrasse nach Singapur, wo vom 19. bis 23. August die erste längere Pause während des Ausmarsches der Division gemacht wurde. Am 28. erreichte die Division dann Hongkong und am 30. August war sie auf der Reede von Wusung bei Schanghai und beteiligte sich an der „Blockade“ der chinesischen Marine, die Jangtsekiang aufwärts keine Absichten hatte, gegen die überwältigenden internationalen Kräfte anzulaufen. Neben den vier deutschen Linienschiffen blockierten auch zwei britische den Ausgang aus dem Fluss neben einer Vielzahl von Kreuzern, Kanonen- und Torpedobooten aller Nationen. Die Belagerung des Gesandschaftsviertels in Peking war inzwischen beendet. Die Hela blieb meist beim Gros der Linienschiffdivision während des Einsatzes in Ostasien und war von März bis Mai 1901 – vertretungsweise unter dem Kommando des späteren Chefs des Kreuzergeschwaders, Kapitänleutnant Maximilian von Spee,– in Tsingtau, wo nach und nach alle Linienschiffe der Division nach Überholungen in Hongkong oder Japan eintrafen und gemeinsame Übungen durchführten. Am 1. Juni 1901 trat der deutsche Verband mit den vier LinienschiffenSMS Kurfürst Friedrich Wilhelm, SMS Brandenburg, SMS Weißenburg, SMS Wörth und der Hela den Rückmarsch in die Heimat an, die am 11. August erreicht wurde. Auf der Rückfahrt lief die Division im Marsch gegen den Monsun zur Sicherheit Mahé (Seychellen) als zusätzliche Kohlenstation an. Am 1. August traf die Division dann in Cádiz mit der neuen I. Division des I. Geschwaders unter Prinz Heinrich von Preußen auf der SMS Kaiser Wilhelm der Große zusammen und beide Divisionen liefen dann gemeinsam in die Heimat. Der gesamte Einsatz war äußerst kostspielig, da auf den Märschen nach und von Ostasien auf fremde Kohlenstationen zurückgegriffen werden musste. Auch wurden diese Schiffe für die Einsätze während des Boxeraufstandes eigentlich nicht benötigt. Der demonstrative Charakter des Einsatzes, der das Reich über 100 Millionen Mark kostete, war offensichtlich. Keine andere Nation setzte in ähnlichem Umfang ihre Kräfte ein.

Die Hela führte schon am 26. August bis zum 16. September 1901 eine Auslandsreise nach Norwegen durch, auf der unter anderem Christiania, das heutige Oslo, besucht wurde. Im Winter 1902 begannen einige Umbauarbeiten, so dass sie Ende Januar 1903 die Aufgabe eines Schulschiffes für leichte Geschütze übernehmen konnte. Der schlechte Zustand der Kessel des Schiffes führten allerdings schon am 25. April 1903 zur Außerdienststellung der Hela.

Zweite Einsatzphase

Nach einer Modernisierung von 1903 bis 1906 auf der Kaiserlichen Werft Danzig mit Einbau einer moderner Kesselanlage von acht Marine-Einheitskesseln, Umbau zu einem Zweischornsteiner, neuer Brückenanlage, verbesserter innerer Aufteilung, erweitertem Doppelboden, Reduzierung der Bewaffnung auf zwei 8,8-cm-Geschütze und Vergrößerung der Besatzung auf über 200 Mann, stellte die Hela am 1. Oktober 1910 als Flottentender wieder in Dienst. In dieser Funktion transportierte sie häufig hochrangige Beobachter oder Besucher zur Flotte auf Manövern, Flottenparaden oder ähnlichem. Ab April 1912 verlegte sie zudem ihren Heimathafen von Wilhelmshaven nach Kiel.

Erster Weltkrieg

Seegefecht bei Helgoland

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs gehörte die Hela zur IV. Aufklärungsgruppe und zur Sicherung der deutschen Patrouillen vor Helgoland, die am 28. August 1914 von überlegenen britischen Flottenverbänden angegriffen wurden (Seegefecht bei Helgoland). Die Hela entkam diesem Gefecht, in dem drei andere deutsche Kleine Kreuzer und ein Torpedoboot versenkt wurden, unbeschädigt.

Untergang

Kurze Zeit danach, am Morgen des 13. September 1914, wurde sie jedoch etwa sechs Seemeilen südsüdwestlich des Hafens von Helgoland, bei der Fahrt nach Wilhelmshaven, durch das britische U-Boot HMS E9 unter dem Kommando des späteren Admirals Max Horton torpediert. Die Hela wurde mittschiffs getroffen und sank nach etwa 25 Minuten, doch konnte fast die gesamte Besatzung bis auf zwei Mann von SM U 18 und einem deutschen Vorpostenschiff gerettet werden.

E9 wurde zwar den ganzen Tag von deutschen Einheiten gejagt, entkam aber nach Harwich. Beim Einlaufen in den Hafen begründete Horton die Tradition britischer U-Boote, nach einem Versenkungserfolg die Piratenflagge Jolly Roger zu setzen.

Literatur

  • Lynn E. Bodin: The Boxer Rebellion. Osprey Publishing, London 1979, ISBN 978-0-85045-335-5.
  • Terrell D. Gottschall: By order of the Kaiser: Otto von Diederichs and the rise of the Imperial German Navy, 1865–1902, Naval Institute Press, 2003 Annapolis ISBN 1-55750-309-5
  • Hildebrand, Hans H./Albert Röhr/Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bodin, pp. 5–6
  2. Bodin, p. 1
  3. Bodin, p. 6
  4. Bodin, p. 11
  5. Bodin, pp. 11–12

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