Saint-Jean-de-la-Léqueraye

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Saint-Jean-de-la-Léqueraye
Saint-Jean-de-la-Léqueraye (Frankreich)
Saint-Jean-de-la-Léqueraye (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Normandie
Département Eure
Arrondissement Bernay
Gemeinde Le Mesnil-Saint-Jean
Koordinaten 49° 13′ N, 0° 34′ OKoordinaten: 49° 13′ N, 0° 34′ O
Postleitzahl 27560
Ehemaliger INSEE-Code 27551
Eingemeindung 1. Januar 2019
Status Commune déléguée

Ehemalige Mairie von Saint-Jean-de-la-Léqueraye

Saint-Jean-de-la-Léqueraye ist eine Ortschaft und eine ehemalige französische Gemeinde mit 68 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2019) im Département Eure in der Region Normandie. Sie gehörte zum Arrondissement Bernay und zum Kanton Beuzeville.

Mit Wirkung vom 1. Januar 2019 wurden die ehemaligen Gemeinden Saint-Georges-du-Mesnil und Saint-Jean-de-la-Léqueraye zur Commune nouvelle Le Mesnil-Saint-Jean zusammengelegt und haben in der neuen Gemeinde den Status einer Commune déléguée. Der Verwaltungssitz befindet sich im Ort Saint-Georges-du-Mesnil.[1]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saint-Jean-de-la-Léqueraye liegt in Nordfrankreich in der Landschaft Lieuvin, 42 Kilometer südöstlich von Le Havre, etwa 16 Kilometer nordwestlich von Bernay, dem Sitz der Unterpräfektur des Arrondissements, und 2,7 Kilometer südwestlich von Saint-Georges-du-Vièvre, auf einer mittleren Höhe von 143 Metern über dem Meeresspiegel. Nachbarorte von Saint-Jean-de-la-Léqueraye sind La Poterie-Mathieu im Nordwesten, Saint-Georges-du-Vièvre im Nordosten, Saint-Victor-d’Épine im Südosten und Saint-Georges-du-Mesnil im Süden. Der Bach La Croix Blanche fließt durch das Gebiet.[2]

In Saint-Jean-de-la-Léqueraye besteht die Gefahr sich plötzlich im Boden bildender metertiefer Löcher. Die sogenannten Marnières sind alte Mergelgruben, die sich zum Beispiel nach starkem Regen öffnen können, wenn die Schuttfüllung in die Seitengänge geschwemmt wird. Durchschnittlich gibt es im Département Eure etwa 15 unterirdische Hohlräume, besonders Mergelgruben und Versickerungsstrecken pro Quadratkilometer. In Saint-Jean-de-la-Léqueraye gibt es insgesamt dreißig unterirdische Hohlräume, zwei davon sind Mergelgruben, ein Hohlraum ist karstischen Ursprungs.[3]

Die Ortschaft ist einer Klimazone des Typs Cfb (nach Köppen und Geiger) zugeordnet: Warmgemäßigtes Regenklima (C), vollfeucht (f), wärmster Monat unter 22 °C, mindestens vier Monate über 10 °C (b). Es herrscht Seeklima mit gemäßigtem Sommer.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saint-Jean-de-la-Léqueraye wurde im 13. Jahrhundert unter den Namen Laschereia[4] und Lesquereia erstmals urkundlich erwähnt. 1376 trug die Ortschaft den Namen S. Jean de la Lesqueraie. Bei Saint Jean handelt es sich um Johannes den Täufer. Laut Walther von Wartburg ist Laschereia aus einem Dialektwort entstanden, das ‚Sumpfwiese‘ bedeutet.[5]

Im Ancien Régime gab es neben dem Hauptlehen drei kleine Lehen in der Gemeinde: Laudière, Le Bois Louvet und Beaupotier. Drei weitere Lehen mit Sitz in anderen Ortschaften hatten Grundbesitz in Saint-Jean-de-la-Léqueraye: La Graffionaire, Launay (in Saint-Georges-du-Vièvre) und La Fortière (in Épreville-en-Lieuvin).[4]

1793 erhielt Saint-Jean-de-la-Léqueraye im Zuge der Französischen Revolution (1789–1799) den Status einer Gemeinde und 1801 unter dem Namen Saint-Jean durch die Verwaltungsreform unter Napoleon Bonaparte das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.[6]

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche der Gemeinde zerstört. Seitdem hat die Gemeinde keine Pfarrkirche mehr. Eine ursprüngliche Kirche soll schon im 11. Jahrhundert existiert haben. Der Pfarrer der Gemeinde wurde vom Bistum Lisieux gewählt.[4]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1793 1800 1841 1872 1891 1931 1954 1962 1968 1982 1990 1999 2011
Einwohner 400 475 381 299 185 95 114 95 71 51 37 46[6] 55

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Taubenhaus aus dem 17. Jahrhundert

Das Lehen Le Bois Louvet wurde 1190 erstmals urkundlich erwähnt, also schon, vor Saint-Jean-de-la-Léqueraye. Das Taubenhaus wurde im 17. Jahrhundert erbaut, das Hauptgebäude und die Scheune im 18. Jahrhundert, der Brotbackofen im 19. Jahrhundert.

Das Lehen L’Audière wurde 1698 erstmals urkundlich erwähnt. Wohngebäude und landwirtschaftliche Gebäude stammen aus dem 17. Jahrhundert.[7]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2009 waren 26,9 Prozent der Erwerbstätigen in der damaligen Gemeinde beschäftigt, die anderen waren Pendler. 3,7 Prozent der Arbeitnehmer waren arbeitslos.[8]

Der nächstgelegene Haltepunkt ist der 10,3 Kilometer entfernte Bahnhof Glos-Monfort in Glos-sur-Risle. Der nächste Flughafen ist der 33,6 Kilometer entfernt liegende Flughafen Deauville in Saint-Gatien-des-Bois.

Lokale Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Ortschaft gelten kontrollierte Herkunftsbezeichnungen (AOC) für Pont-l’Évêque-Käse, Calvados und Pommeau de Normandie sowie geschützte geographische Angaben (IGP) für Schweinefleisch (Porc de Normandie), Geflügel (Volailles de Normandie) und Cidre (Cidre de Normandie und Cidre normand).

Auf dem Bauernhof des ehemaligen Lehens Le Bois Louvet wird unter anderem Speiseeis hergestellt. Neben den normalen Geschmacksrichtungen gibt es auch regionale Spezialitäten, wie zum Beispiel Calvadoseis oder Pont-l’Évêque-Eis.[9]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Saint-Jean-de-la-Léqueraye – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erlass der Präfektur No. 27-2018-09-25-003 über die Bildung der Commune nouvelle Le Mesnil-Saint-Jean vom 25. September 2018.
  2. La Croix Blanche bei SANDRE (französisch)
  3. Cavités souterraines. In: bdcavite.net. Ministère de l’Écologie, du Développement durable et de l’Énergie, abgerufen am 26. August 2013 (französisch).
  4. a b c Auguste Le Prévost: Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l’Eure. Hrsg.: Léopold Delisle, Louis Paulin Passy. Band 3. Auguste Herissey, Évreux 1869, S. 131 (französisch, online).
  5. Ernest Nègre: Toponymie générale de la France. Band 3. Librairie Droz, 1998, ISBN 2-600-02884-6, S. 1550 (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
    Ernest Nègre: Toponymie générale de la France. Band 1. Librairie Droz, 1990, ISBN 2-600-02883-8, S. 96 (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
    Négre zitiert Walther von Wartburg: Französisches Etymologisches Wörterbuch. Band 5, S. 372b.
  6. a b Saint-Jean-de-la-Léqueraye - notice communal. In: Cassini.ehess.fr. Abgerufen am 27. August 2013 (französisch).
  7. Eintrag Nr. 27551 in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  8. Commune de Saint-Jean-de-la-Léqueraye (27551). In: Insee.fr. Institut national de la statistique et des études économiques, abgerufen am 26. August 2013 (französisch).
  9. Gaec du Bois-Louvet. In: glaceduboislouvet.com. Abgerufen am 30. Oktober 2013 (französisch).