San Barnaba (Venedig)

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Der Campo San Barnaba mit der namensgebenden Kirche und deren Campanile (Glockenturm)
Maria Vinca (1878–1939): Der Campo San Barnaba, Privatsammlung
San Barnaba, Lithographie von Marco Moro (1817–1885), 1860
Innenausstattung

San Barnaba, selten San Barnaba apostolo, ist ein Kirchengebäude im venezianischen Sestiere Dorsoduro am gleichnamigen Campo, wie die Plätze in Venedig genannt werden. Das seit mehr als zwei Jahrhunderten nicht mehr kirchlich genutzte Gebäude aus dem 18. Jahrhundert trägt weiterhin den Namen des Apostels Barnabas, der als Lehrer des Paulus gilt. Die Kirche geht wohl auf das 9. Jahrhundert zurück.

Nach der Tradition, der legendären Überlieferung Venedigs, entstand die Kirche im Jahr 809,[1] manche Autoren behaupteten sogar, sie sei 456 gegründet worden, wenige Jahre nach der Flucht der Festlandsbewohner vor den Hunnen unter Führung Attilas[2]. Ein Angehöriger der angeblichen Gründerfamilie Adami, die demnach 1378 ausstarb, erscheint in einem Privileg für die Stadt Bari in Apulien aus dem Jahr 1022. Einer anderen Überlieferung nach wurde sie durch die aus Altinum (am Westrand der Lagune von Venedig gelegen) geflohene Familie Adorni und andere Familien des Stadtbezirks gegründet. Nach heutigem Forschungsstand handelte es sich jedoch ursprünglich um eine dem Diakon und Märtyrer Laurentius von Rom geweihte Kirche, die im 9. Jahrhundert entstand. Simeone Moro gilt als erster bekannter Pfarrer (1254).

Die Kirche musste bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts wegen mehrerer Feuersbrünste, wie etwa im Jahr 1105, als 24 Kirchen abbrannten, immer wieder aufgebaut werden. Am 6. Dezember 1350 wurde sie von den beiden Bischöfen Nicolò I. Morosini, dem eigentlich zuständigen Bischof von Castello, und durch „Agnellino Sudense“ geweiht, wie Tassini behauptet. An anderer Stelle heißt es, es sei der Bischof der kretischen Diözese Souda gewesen. 1337 war die ebenfalls nach Barnarbas benannte Brücke, der Ponte San Barnaba, als steinerne Brücke neu errichtet worden. Im 19. Jahrhundert hatte die Kirche sieben Altare.

Eine der bedeutendsten Familien Venedigs, die Trevisan, die in fünf Zweige aufgeteilt war, hatte ihr Zentrum in der Gemeinde. Dennoch galt die Gemeinde als so arm, dass die dortigen Adligen, die nur Zugang zu den untersten Staatspositionen hatten, insgesamt als „Barnabotti“ bezeichnet wurden, weil dort die Mieten verhältnismäßig niedrig waren. Eine Grabinschrift für Claudio Ariosto († 25. November 1600), der an allen Höfen Europas aufgetreten war, wird von Marcantonio Grimani (S. 21) vollständig zitiert. Er war ein Verwandter des Ludovico Ariosto, wie es dort heißt, Unterhändler bei Papst Pius IV., Kaiser Karl V. und König Philipp II. von Spanien.

Bis 1807 wurde die Gemeinde von einem Kapitel geleitet, das aus zwei Titularpriestern, einem Diakon und einem Subdiakon bestand. Dieses Kapitel verwaltete lange Zeit das Vermögen, indem es die Kosten der Seelsorge und der Sorge für die Armen und Kranken teilte, die vom Priester ausgeübt wurden. Nach Entwürfen Lorenzo Boschettis, der in Venedig mindestens von 1709 bis 1772 tätig war, wurde sie 1743 neu gebaut.

Unter napoleonischer Herrschaft wurde die Kirche 1810 für den Gottesdienst geschlossen. Ihr Gebiet wurde der neu gegründeten Pfarrei Santa Maria dei Carmini zugeschlagen. Seit dem späten 20. Jahrhundert beherbergt das Gebäude eine Dauerausstellung über die Maschinen Leonardo da Vincis.

  • Marcello Brusegan: Guida insolita ai misteri, ai segreti, alle leggende e alle curiosità delle chiese di Venezia, Newton Compton, 2004, S. 255.
  • Giuseppe Tassini: S. Barnaba, in: Curiosità Veneziane, M. Fontana, Venedig 1882, S. 61 f. (Digitalisat)
  • Marcantonio Grimani: Cenni intorno alla chiesa di S. Barnaba, G. B. Merlo, Venedig 1840 (konzentriert sich auf die Abfolge der Pfarrer und die dazugehörigen Archivalien und Epitaphe und Inschriften). (Google Books)
  • Flaminio Corner: Notizie storiche delle chiese e dei monasteri di Venezia e di Torcello, Padua 1758, S. 424.
Commons: San Barnaba – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Tassini, S. 59.
  2. Grimani, S. 7.

Koordinaten: 45° 25′ 59″ N, 12° 19′ 30,9″ O