Sankt Colomann (Velburg)

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Stadt Velburg
Koordinaten: 49° 15′ N, 11° 42′ OKoordinaten: 49° 15′ 0″ N, 11° 41′ 33″ O
Höhe: 547 m ü. NHN
Einwohner: 38 (25. Mai 1987)
Eingemeindung: 1. April 1971
Postleitzahl: 92355
Vorwahl: 09182

Sankt Colomann oder Walkertswinn‚ ist ein amtlich benannter Ortsteil der Stadt Velburg im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz in Bayern.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Weiler liegt ca. 2 km nordöstlich der Stadt Velburg im Oberpfälzer Jura der Frankischen Alb auf ca. 547 m ü. NHN in einer Senke zwischen den Erhebungen Osterberg (625 m ü. NHN) der Colomanner Höhe im Südwesten, Bockenberg (620 m ü. NHN) im Norden, Latschenberg (600 m ü. NHN) im Nordosten und Schleicherberg (594 m ü. NHN) im Südosten. 400 m entfernt ist die Begrenzung des Truppenübungsplatzes Hohenfels.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sankt Colomann liegt an der Kreisstraße NM 36. Ca. 500 m nordöstlich des Dorfes kreuzt diese Kreisstraße die Kreisstraße NM 36.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die im ausgehenden 19. Jahrhundert gemachten vorzeitlichen Funde in Höhlen um St. Kolomann stellten sich als Fälschungen eines gewissen Federl von St. Kolomann heraus.[1]

Als einer von mehreren „–winn–Orten“ könnte der Weiler als Ansiedelung von slawischen Kriegsgefangenen durch das fränkische Königtum entstanden sein.[2] „Walkerswinden“ erscheint erstmals um 1325/26 in der ersten Güterbeschreibung des Klosters Kastl, das dort 4 Huben besaß.[3] Um 1600 bestand der Weiler im kurpfälzischen Amt Velburg aus 6 Gütern der Herrschaft Helfenberg, die um 1370/80 durch Verkauf der Ehrenfelser von der Herrschaft Helfenberg und 1399 durch Verkauf vom Kloster Kastl an den Pfalzgraf Ruprecht gekommen waren.[4] Am Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand St. Colomann, auf der Grenze zwischen dem Pflegamt Velburg und der Herrschaft Helfenberg gelegen, aus den 3 Anwesen Löchinger, Löchinger, Schön des Amtes Velburg und 4 der Herrschaft Helfenberg.[5]

Im Königreich Bayern (1806) wurden nach einer Verordnung vom 13. Mai 1808 Steuerdistrikte gebildet, darunter der Steuerdistrikt Sankt Wolfgang im Landgericht Parsberg, dem die Ortschaften Sankt Wolfgang, Sankt Colomann, Helmsricht (Diesenhof), Grünthal/Richterhof und Sommertshof zugeteilt waren.[6] Mit dem zweiten Gemeindeedikt von 1818 entstand daraus die Ruralgemeinde Sankt Wolfgang, aber bereits 1830 wurde diese Gemeinde mit der Gemeinde Reichertswinn vereinigt.[7] Die Kinder gingen zur Schule in den Pfarrort Velburg, wo sie – so 1836 – von zwei Lehrern unterrichtet wurden.[8]

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Reichertswinn und damit auch der Weiler St. Colomann am 1. April 1971 nach Velburg eingemeindet.

Einwohnerzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Weiler hatte

  • 1836 49 Einwohner, 8 Häuser in „Walkerswinn, Kirche S. Colomani“,[9]
  • 1867 48 Einwohner, 15 Gebäude in „Kolomann (Wolkerwinn)“,[10]
  • 1871 43 Einwohner, 16 Gebäude in „Sct. Colomann (Walkertswinn)“, im Jahr 1873 einen Großviehbestand von 2 Pferden und 47 Stück Rindvieh,[11]
  • 1900 53 Einwohner, 10 Wohngebäude in „St. Colomann (Walkertswinn)“,[12]
  • 1925 54 Einwohner, 9 Wohngebäude in „Sankt Colomann (Walkertswinn)“,[13]
  • 1938 52 Einwohner (nur Katholiken) in „S. Colomann (Walkertswinn)“,[14]
  • 1950 53 Einwohner, 9 Wohngebäude in „Sankt Colomann (Walkertswinn)“,[15]
  • 1987 38 Einwohner, 8 Wohngebäude, 9 Wohnungen.[16]

Heute zählt St Colomann 18 Anwesen.

Kirchliche Verhältnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walkerswinn mit seiner Kirche St. Colomann gehörte zur Pfarrei Oberweiling. 1580/84 wurde unter Pfalzgraf Ottheinrich, Pfalz-Neuburg, der Protestantismus eingeführt. Die Rekatholisierung erfolgte um 1621/25. 1732 wurde die ruinöse Kirche St. Colomann unter den Grafen von Tilly neu gebaut und mit ihren drei Altären 1735 benediziert. Die Kirche ist dem heiligen Kolomann geweiht, einem irischen Wandermönch, der dem Ort seinen jetzigen Namen gab.[17] Sie gilt als Baudenkmal. 1817 erfolgte die Umpfarrung nach Velburg.[18][19]

Sagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Drei nebeneinander stehende Felsen in der Nähe, genannt die „drei steinernen Jungfrauen“, sollen der Sage nach drei Töchter eines Grafen von Velburg darstellen, die dieser bei ihrer Entführung verfluchte, so dass sie „zu stain geworden“ sind.[20]
  • „Vor Zeiten“ soll eine Bauer von St. Colomann verpflichtet gewesen sein, am Kirchweihfest der Pfarrkirche Lengenfeld dort während des Gottesdienstes sein Opfer in einem roten Beutel auf den Altar zu legen.[21]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. II. Band, Eichstätt: Brönner & Däntler, 1938
  • Manfred Jehle: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51: Parsberg, München 1981
  • Th. D. Popp (Hg.): Matrikel des Bissthumes Eichstätt, Eichstätt: Ph. Brönner, 1836

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paul Reinecke: Zu älteren Funden aus der Oberpfalz, in: Verhandlungen des Histor. Vereins für Oberpfalz und Regensburg, 105 (1965), S. 201
  2. Jehle, S. 3
  3. Jehle, S. 41, 319
  4. Jehle, S. 266, 317 f.
  5. Jehle, S. 484, 496
  6. Jehle, S. 535
  7. Jehle, S. 544, 558
  8. Popp, S. 155
  9. Popp, S. 154
  10. Joseph Heyberger: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon, München 1867, Sp. 798
  11. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 981, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  12. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 903 (Digitalisat).
  13. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 912 (Digitalisat).
  14. Buchner II, S. 698
  15. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 788 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 261 (Digitalisat).
  17. Wolfgang Schön: Erinnerung an den Kolomann. In: mittelbayerische.de. 14. Oktober 2020, abgerufen am 15. Oktober 2020.
  18. Buchner II, S. 296, 690–693, 700
  19. Sixtus Lampl und Otto Braasch: Denkmäler in Bayern, Band III: Oberpfalz. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler, München: R. Oldenbourg Verlag, 1986, S. 163
  20. L[eonhard] Graf: Helfenberg. Die Burg und Herrschaft am Faden der Geschichte der Oberpfalz. [Lengenfeld] 1875. S. 127
  21. Graf, S. 128