Schloss Kaltenberg

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Das Schloss Kaltenberg im gleichnamigen Dorf Kaltenberg innerhalb der Gemeinde Geltendorf (Landkreis Landsberg am Lech, Oberbayern), wurde im Jahre 1292 erbaut und befindet sich heute im Eigentum von Luitpold Prinz von Bayern, Urenkel des letzten bayerischen Königs, Ludwig III.

Schloss Kaltenberg

Schloss Kaltenberg, welches auch Veranstaltungsort des Kaltenberger Ritterturniers ist, liegt in der Nähe des Ammersees im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech unweit der Landeshauptstadt München (ca. 55 km) und der mittelalterlich-romantischen Großen Kreisstadt Landsberg am Lech (ca. 19 km).

Geschichte

Der Schlossberg vor dem Wettersteingebirge
  • Erbaut 1292 durch Rudolf I., Herzog von Oberbayern und Pfalzgraf bei Rhein
  • 1296 bei einer Familienfehde der Hegnenberger zerstört
  • um 1300 im Besitz der Rohrbacher zu Hegnenberg
  • um 1425 Wiederaufbau durch den Augsburger Patrizier Peter Rehlinger
  • 1469 bis 1612 im Besitz der Hundt zu Lautterbach und Sulzemoos
  • 1514 wird der bayerische Geschichtsschreiber und Staatsmann Wiguläus Hundt im Schloss geboren
  • 1612 Übernahme durch die Landsberger Jesuiten
  • 1633 im Dreißigjährigen Krieg durch die Schweden zerstört
  • 1773 Aufhebung des Jesuitenordens
  • 1781 Der Malteserorden übernimmt das Schloss
  • 1808 Schloss Kaltenberg wird Staatsbesitz
  • 1822 - 1845 Die Grafen von Hegnenberg-Dux sind Schlossherren, wohnen aber nicht dort und nutzen nur die Ziegelei
  • 1841 - 1854 Der königliche Ingenieur-Geograph Johann Adolph Sommer, Schwager des Malers Lorenzo Quaglio, gestaltet das Schloss im gotisierenden Stil um. Der markante Südwestturm mit dem Torbau bekommt seine heutige Gestalt. J. A. Sommer, dessen Grab sich auf dem Alten Südlichen Friedhof (Sektion 18, Reihe 14, Nr. 37/38) in München befindet, ist der Ur-Ur-Großvater des bekannten Schriftstellers Sigi Sommer.
  • 1854 - 1876 Wechselnde Besitzer: Nikolaus Hofmann, Paul Radlmayr, Anton Heilmair, Georg Heilmair
  • 1876 - 1917 Familie von Willibald. Sigmund von Willibald erbaut 1876 die Schlossbrauerei Kaltenberg
  • 1917 - 1939 Familie Schülein; Joseph Schülein (1854–1938) betreibt - zuletzt unterstützt von seinem Sohn Fritz - mit großem Erfolg Brauerei und Schlossgut, zu dem auch Torfstich und Schafzucht im Emminger Moos gehören.
  • Februar 1939 Nach Enteignung Flucht Fritz Schüleins vor antisemitischer Verfolgung (u. a. Internierung von Fritz Schülein am 10. November 1938 in Dachau), Gut Kaltenberg wird der Regierung von Oberbayern unterstellt
  • 1949 Restitution an Fritz Schülein nach langwierigen Verhandlungen mit der Entschädigungsbehörde
  • 1954 Verkauf an das Haus Wittelsbach
  • 1979 Prinz Luitpold veranstaltet das erste Ritterturnier auf Schloss Kaltenberg

Neuzeit

Heute (gebraut wird seit 1876) beherbergt Schloss Kaltenberg einen Teil der Braustätten der König Ludwig Schlossbrauerei.

Gebraut werden hier 100.000 Hektoliter Bier pro Jahr. Weitere (größere) Braustätte ist das 20 km entfernte Fürstenfeldbruck.
Das Schloss ist heute Wohnsitz von Luitpold Prinz von Bayern, und dessen Familie. Es dient aber auch als Veranstaltungsraum und beherbergt zwei Restaurants.

Die aufwändigen "Kaltenberger Ritterturniere" auf dem Schlossgelände werden jährlich von zehntausenden Menschen besucht und haben das kleine Landschloss überregional bekannt gemacht. Die Hauptveranstaltung findet in der großen Turnierarena unterhalb des Schlosses statt, die 2006 nochmals erweitert wurde.

Baubeschreibung

Die vierflügelige Anlage geht weitgehend auf den Umbau des 19. Jahrhunderts zurück, der ab 1841 vom damaligen Besitzer Johann Adolph Sommer in Auftrag gegeben wurde. Von der mittelalterlichen Anlage haben sich noch die Gräben erhalten. Der Kernbau des Westflügels geht auf die Landsberger Jesuiten zurück (17. Jahrhundert).

Neben dem Torbau fällt besonders der neugotische "Bergfried" mit seinen kleinen Ecktürmchen ins Auge. Die Fresken mit Motiven aus dem "Codex Manesse" entstanden erst im Zusammenhang mit den jährlichen Ritterspielen und sind noch teilweise unvollendet.

Vor dem Hauptschloss liegt der große Gutsbezirk, dessen schlichte Wohn- und Wirtschaftsbauten ebenfalls meist im 19. Jahrhundert entstanden. Das Gelände um das Hauptschloss ist dicht bewaldet. Eine neuzeitliche Brücke ermöglicht den Zutritt über den Halsgraben.

Literatur

  • Werner Meyer: Burgen in Oberbayern. Ein Handbuch. Weidlich, Würzburg 1986, ISBN 3-8035-1279-4, S. 139–141.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Bayern. Band 4: Ernst Götz: München und Oberbayern. 3. aktualisierte Auflage, Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2006, ISBN 3-422-03115-4.
  • Arbeitsgemeinschaft Ortsgeschichte Kaltenberg (Hg.), Kaltenberg mit Jedelstetten: Schloss - Kirche - Gemeinde - Vereine, St. Ottilien 2012

Koordinaten: 48° 7′ 55″ N, 10° 59′ 40″ O