Schloss Plüschow
Das Schloss Plüschow ist ein ehemaliges, denkmalgeschütztes Herrenhaus in landschaftlich reizvoller Umgebung in Plüschow, im Landkreis Nordwestmecklenburg (Mecklenburg-Vorpommern). Es wurde ursprünglich als Sommersitz genutzt.
Geschichte und Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1450 befand sich Plüschow (ehemals meist Plüskow genannt) im Besitz der Familie von Bülow. Im Jahre 1758 erwarb der Hamburger Kaufmann Philipp Heinrich Freiherr von Stenglin das Gut als Sommersitz. Der schlichte, zweigeschossige Backsteinbau von elf Achsen wurde 1763 für Stenglin und seine Frau errichtet. Als Baumeister des Hauses kommen sowohl der Lübecker Johann Adam Soherr, als auch der Hamburger Ernst Georg Sonnin in Betracht.[1]
Der mecklenburgische Erbprinz Friedrich Ludwig kaufte 1802 das Gebäude und die Ländereien. Gut Plüschow hatte Ender der 1920er Jahre einen Umfang von 558 ha, davon waren 32 ha Forsten.[2] Der Besitz blieb als Großherzogliches Hofgut bis zur Enteignung 1945 im Besitz der Familie. Letzter Eigentümer war nach dem Genealogischen Handbuch des Adels der vormalige Großherzog von Mecklenburg, Friedrich Franz IV. (1882–1945).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Gebäude zuerst Kriegsflüchtlinge untergebracht und danach diente es verschiedenen kommunalen Zwecken wie als Betriebsküche, Kindergarten, Gaststätte und für die Verwaltung. Die Fassadenmitte ist sowohl an der Hof- wie auch an der Gartenseite durch übergiebelte Zwerchhäuser aufgewertet. Die Portale im Gebäude sind von Rocaillen bekrönt. Die Keller sind gewölbt. Die Einfassung des Hofportales wurde 1910 in Sandstein erneuert. Der Hofgiebel zeigt ein Uhrzifferblatt und eine Schlagglocke aus dem Jahr 1763. An die Gartenseite wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Veranda angebaut. Zwischen 1991 und 2002 ist das Schloss umfangreich saniert worden.
Die Raumaufteilung im Inneren des Gebäudes ist weitgehend unverändert. Das Obergeschoss ist durch ein Treppenhaus mit einer großen zweiläufigen Treppe erschlossen. Im Obergeschoss sind drei klassizistische Öfen aus der Zeit um 1810 erhalten. Die weiträumige Diele und weitere Erdgeschossräume sind mit Rokoko-Stuckdecken ausgestattet.
Im Dezember 2023 tauchte eine entwendete Barocktapete aus der Entstehungszeit des Schlosses wieder auf.[3]
Heutige Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die großzügigen Räume werden unter der Trägerschaft des Förderkreises Schloss Plüschow e. V. als Künstlerhaus mit Ausstellungsräumen, Ateliers und Werkstätten genutzt. Eine permanente Ausstellung zeigt die Geschichte des Schlosses. Die Kreativwerkstatt für Kinder bietet Kunst-, Klang-, Theater- und Umweltprojekte. Sie wird durch das Landesjugendamt Mecklenburg-Vorpommern und das Jugendamt des Kreises Nordwestmecklenburg gefördert. Aus dem Nachlas von Dr. Annie Bardon wurde dem Mecklenburgischen Künstlerhaus Schloss Plüschow die private Kunstbibliothek von Annie Bardon übereignet. Diese Bibliothek steht als Präsenzbibliothek interessierten Benutzern nach Anmeldung zur Verfügung.
Verwalterhaus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das ehemalige Verwalterhaus steht nordöstlich des Schlosses, es wurde um 1760 erbaut. Der sechsachsige Bau ist eingeschossig und wurde mit einem Krüppelwalmdach gedeckt. Die beiden Eingänge sind korbbogig geschlossen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sabine Bock: Plüschow. Geschichte und Architektur eines mecklenburgischen Gutes. Thomas Helms Verlag Schwerin 2013. ISBN 978-3-940207-60-9.
- Georg Dehio, bearbeitet von Hans-Christian Feldmann, Gerd Baier, Dietlinde Brugmann, Antje Heling, Barbara Rimpel: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Mecklenburg-Vorpommern. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2000, ISBN 978-3-422-03081-7.
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow: Genealogisches Handbuch der Fürstlichen Häuser, Band I, Band 1 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1951, S. 78 ff. ISSN 0435-2408
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Fürstlichen Häuser 142 (Hofkalender), 179. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1941, S. 70 ff.
- W. Josephi: Ein vergessenes mecklenburgisches Landschloß (Plüschow). In: Mecklenburg. Zeitschrift des Heimatbundes Mecklenburg. Jahrgang XI, (1916), S. 47–54. (Digitalisat)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Sabine Bock: Plüschow. Geschichte und Gegenwart eines mecklenburgischen Gutes. Schwerin 2013, S. 34–38
- ↑ Ernst Seyfert, Hans Wehner, W. Baarck: Niekammer`s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band IV. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe von Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Amt Grevesmühlen. In: Mit Unterstützung vieler Behörden und der Landbünde zu Güstrow und Neubrandenburg (Hrsg.): 4. Letzte Ausgabe. 4. Auflage. IV Reihe Paul Niekammer. Verlag von Niekammer`s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1928, S. 13–18 (g-h-h.de [abgerufen am 10. September 2022]).
- ↑ Christoph Hirsch: Wertvolle Barocktapete taucht nach Umwegen in Garage wieder auf, in: Schweriner Volkszeitung, 27. Dezember 2023.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur über Schloss Plüschow in der Landesbibliographie MV
- Mecklenburgisches Künstlerhaus Schloss Plüschow
- Geschichte des Hauses
Koordinaten: 53° 50′ 0,5″ N, 11° 16′ 24,2″ O