Schynige Platte-Bahn

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Schynige Platte-Bahn
Züge in der Bergstation
Züge in der Bergstation
Streckennummer (BAV):314
Fahrplanfeld:314
Streckenlänge:7,26 km
Spurweite:800 mm (Schmalspur)
Stromsystem:1500 V =
Maximale Neigung: 250 
Minimaler Radius:60 m
Zahnstangensystem:Riggenbach/Von Roll
Wilderswil–Schynige Platte
Wilderswil Anschluss an BOB
0,00 Wilderswil 584 m ü. M.
1,84 Rotenegg 886 m ü. M.
Rotenegg (168 m)
Stollfluh (16 m)
Wasserstation
4,61 Breitlauenen 1542 m ü. M.
Grätli (157 m)
Stepfegg (31 m)
7,26 Schynige Platte 1967 m ü. M.
Oberberghorn 2069 m ü. M.
Tuba 2076 m ü. M.
Gumihorn 2099 m ü. M.

Die Schynige Platte-Bahn (SPB) ist eine elektrische Zahnradbahn im Berner Oberland in der Schweiz mit einer Spurweite von 800 mm. Sie führt auf einer 7,26 Kilometer langen Strecke von Wilderswil bei Interlaken auf die Schynige Platte.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Talstation Wilderswil mit Zügen der BOB und SPB (2011)
Bergstation (2009)

Die Konzession für die Zahnradbahn wurde 1890 erteilt, am 14. Juni 1893 wurde die Bahnstrecke eröffnet. Die Aktiengesellschaft Schynige Platte-Bahngesellschaft[1] verkaufte die Bahn bereits 1895 an die Berner Oberland-Bahnen (BOB).[2]

1914 wurde die Bahnstrecke elektrifiziert. Die damals beschafften Elektrolokomotiven He 2/2 11 bis 14 sind heute noch im fahrplanmässigen Betrieb. 1946 legten die BOB und die Betriebsgemeinschaft Jungfraubahn (JB) / Wengernalpbahn (WAB) ihre Direktionen zusammen. Die Bahnen in der Jungfrau-Region werden seither gemeinsam verwaltet und betrieben. Die Verwaltungsgemeinschaft erhielt im Jahr 2000 als Jungfraubahnen Management AG ihre eigene Rechtspersönlichkeit als gemeinsames Tochterunternehmen der Jungfraubahn Holding und der BOB.

Im Sommer 2005 wurden mit einem Triebwagen und Steuerwagen der Wengernalpbahn Testfahrten durchgeführt, mit denen und weiteren baugleichen Kompositionen in der Nebensaison ein kostengünstiger Betrieb abgewickelt werden sollte. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Tunnelprofile anzupassen gewesen wären. Ebenfalls war die konstant sehr steile Strecke eine grosse Belastung für den Triebwagen.

Beim Hochwasser Ende August 2005 der durch Wilderswil fliessenden Lütschine wurde der in der dortigen Talstation befindliche Triebwagen erheblich beschädigt und in Folge im Frühjahr 2006 nach Kaiseraugst überführt, wo er zusammen mit dem Steuerwagen abgebrochen wurde.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Durchschnittssteigung der Bahnstrecke ist 190 ‰, die grösste Steigung beträgt 250 ‰. Der kleinste Kurvenradius beträgt 60 Meter. Die Zahnstange der Zahnradbahnstrecke entspricht den Systemen Riggenbach-Pauli und Von Roll.

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stationsgebäude in Breitlauenen bestehend aus dem Bahnhofgebäude und der separaten Toilette mit Plumpsklo befinden sich nach wie vor weitgehend im Originalzustand.

Der Grätlitunnel wurde 1982 saniert.[3]

Touristische Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bahn wird von der Jungfraubahnen Management AG als Nostalgiebahn bezeichnet.[4] Die Bergstation Schynige Platte liegt auf einem Berghang, der eine Aussicht auf das Bergpanorama Eiger, Mönch und Jungfrau bietet. Vom Grat des Berges aus sind der Brienzersee, Interlaken und der Thunersee zu sehen. Die Schynige Platte ist Ausgangspunkt der Höhenwanderung über das Faulhorn und den Bachalpsee zum First, von wo eine Gondelbahn hinunter nach Grindelwald führt.

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da die Bahnstrecke nicht wintersicher ist und auf der Schynigen Platte kein Wintersport betrieben wird, fährt die Bahn nur in der Sommersaison. Im lawinengefährdeten oberen Streckenteil muss die Fahrleitung jedes Jahr im Herbst abgebaut und nach der Schneeschmelze im Frühjahr wieder montiert werden.

Die Züge brauchen bei der effektiv gefahrenen Geschwindigkeit von 9 bis 10 km/h annähernd 20 Minuten für die Fahrt zwischen den beiden Ausweichen. Damit ist ein 40-Minuten-Takt möglich. Dieser kann bei schwachem Verkehr mit drei Zugskompositionen gefahren werden. Bei schönem Wetter und guter Fernsicht fahren alle zehn verfügbaren Züge, bestehend aus je einer Lokomotive mit zwei Personenwagen, im Zugverband (Folgezugbetrieb). Dies erfolgt in Gruppen mit dem Umfang von zwei bis vier Zügen.

Fahrzeugpark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lokomotiven He 2/2 12 und 16, 2008
Blick auf die Antriebsmotoren einer Lokomotive der Schynige Platte-Bahn, 2016
Lokomotive mit Schneepflug X 103 und zwei Güterwagen in der Talstation, 2015.
(Die Wagen werden bergauf geschoben.)

Lokomotiven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dampflokomotiven
  • H 2/3 1 bis 6 (1891 bis 1894) Nr. 5 mit Stand 2020 in Revision
Elektrische Lokomotiven

Personenwagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • B 1–6 (1893–1894), offene Abteilwagen, Nr. 6 noch vorhanden
  • B 7" (1924), offener Abteilwagen
  • B 8 (1929), offener Abteilwagen
  • B 3" (1893, ex WAB 3), offener Abteilwagen
  • B 21 (1929), geschlossener Abteilwagen
  • B 22 (1931), geschlossener Abteilwagen
  • B 23 (1898, ex WAB 22), geschlossener Abteilwagen
  • B 24 (1901, ex WAB 24), geschlossener Abteilwagen
  • B 41–42 (1992–2002, Untergestelle 1893 ex B 2 und 4), geschlossene Abteilwagen, Stahlkasten
  • B 43–52 (1992–2002, Untergestelle 1899–1926 ex WAB), geschlossene Abteilwagen, Stahlkasten

Güter- und Dienstwagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mo 61 (1891), offener Wagen
  • OM 71–72 (1893), kurze offene Wagen als Vorstellwagen für Personenzüge
  • OC 81 (1963), Wassertankwagen
  • OM 91 (1894/1974 ex B 3')
  • X 101 (1894/1939 ex BF 7') Fahrleitungswagen mit Hebebühne
  • X 102 (1895/1974 ex B 10 ex WAB), Mannschaftswagen
  • X 103 (1925), Schneepflug
  • Uku 802 (1965, ex WAB), Kippwagen
  • X 1–2 (1893), Rollwagen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hansruedi Brawand: Schynige Platte-Bahn: die Bergstrecke der Berner Oberland-Bahnen; mit nostalgischem Cachet. Prellbock Verlag, Leissigen 2003, ISBN 3-907579-26-7.
  • Berner Oberland-Bahn (Hrsg.): Die einstigen Dampflokomotiven der Berner Oberland-Bahn. Ohne Verlag, Interlaken.
  • Wolfgang Finke: Die Fahrzeuge der Jungfraubahnen 2. Ein Buch auf DVD, Verlag Tram-TV, Köln 2010, ISBN 978-3-9813669-3-8.
  • Schynige Platte-Bahn. In: Victor von Röll (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Auflage. Band 8: Personentunnel–Schynige Platte-Bahn. Urban & Schwarzenberg, Berlin / Wien 1917, S. 464.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schynige Platte-Bahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. siehe BOB-Geschäftsbericht 1895 Datei:BOB1895GB.PDF, der Name erscheint dort einmal auch als Schynige Platte-Bahn-Gesellschaft
  2. Der Grundsatzbeschluss dazu wurde schon Ende 1894 gefällt (Beschlüsse der ausserordentlichen Generalversammlungen der SPB vom 5. Dezember 1894 und der BOB vom 22. Dezember 1894).
  3. EA 9/83 Seite 582
  4. Jungfraubahnen Management, Jungfrau.ch, Schynige Platte, Zitat: Falls sie es nicht schon getan haben: bei der Nostalgiefahrt mit der Schynige Platte-Bahn oder spätestens im Restaurant mit seiner atemberaubenden Aussicht. Abgerufen am 15. Juli 2020.