Seeschlacht bei Kap St. Vincent (1797)

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Seeschlacht bei Kap St. Vincent (1797)
Teil von: Erster Koalitionskrieg

Die Seeschlacht von Kap St. Vincent, Gemälde von Robert Cleveley, 1798
Datum 14. Februar 1797
Ort vor der Küste von Portugal, am Cabo de São Vicente
Ausgang Britischer Sieg
Konfliktparteien

Großbritannien Konigreich Großbritannien

Spanien Spanien

Befehlshaber

John Jervis
William Waldegrave
Charles Thompson
William Parker
Horatio Nelson

José de Córdoba
Francisco Javier Morales
Francisco Winthuysen
Juan Joaquín Moreno

Truppenstärke

15 Linienschiffe
5 Fregatten
1 Sloop

27 Linienschiffe
7 Fregatten
1 Brigg

Verluste

73 Tote
227 Verwundete[1]

250 Tote
550 Verwundete
4 Linienschiffe gekapert[1]

Die Seeschlacht bei Kap St. Vincent fand am 14. Februar 1797 vor der portugiesischen Küste am Cabo de São Vicente statt. Die spanische Flotte unter dem Kommando von Jóse de Córdoba war von Cartagena aus in See gestochen, um sich in Brest mit den französischen und niederländischen Schiffen für eine Invasion Englands zu vereinen. Vor der portugiesischen Atlantikküste trafen die Spanier auf die von Lissabon kommende britische Flotte unter dem Kommando von John Jervis. Während des Gefechts gelang es der viel kleineren britischen Flotte durch geschicktes Manövrieren, die Spanier zu besiegen und dabei vier Schiffe aufzubringen. Die Schlacht stellte einen wichtigen Schritt zur Wiederherstellung der britischen Kontrolle über das Mittelmeer dar.

Mit dem Bündnisvertrag von San Ildefonso vom 18. August 1796 wurde die spanische Marine dem Oberkommando Frankreichs unterstellt.[2] Die vereinte französisch-spanische Flotte mit 38 Linienschiffen war der britischen Mittelmeerflotte mit 15 Linienschiffen zahlenmäßig stark überlegen und zwang diese, ihre Stellungen auf Korsika und Elba aufzugeben.[3]

Bevor Spanien im Oktober 1796 Großbritannien den Krieg erklärte, war Juan de Lángara mit 19 Linienschiffen ins Mittelmeer gesegelt, wo sich bei Cartagena sieben weitere Schiffe anschlossen. Auf dem Papier war die Spanische Flotte äußerst beeindruckend. Mit hervorragenden Schiffen und einem erfahrenen Offizierskorps basierend auf dem Schiffsregister der Handelsmarine war sie sämtlichen Rivalen voraus. Sie unterlag jedoch einer strengen politischen Kontrolle durch den Obersten Minister Manuel de Godoy, einem ehemaligen Gardeoffizier, der eine äußerst negative Einstellung gegenüber der Marine hatte. Daher wurden die Mittel gekürzt und die leistungsfähigeren höheren Offiziere wurden entlassen, wenn sie es wagten, die Politik des Ministers zu kritisieren. Nachdem er am 26. Oktober Toulon erreicht hatte, musste er sich eingestehen, dass seine Flotte nicht bereit für eine Konfrontation mit der Royal Navy war.[A 1] Dies ließ ihn in Madrid in Ungnade fallen, sodass er durch Generalleutnant José de Mazarredo ersetzt wurde. Doch auch Mazarredo weigerte sich, in See zu stechen, so lange die Probleme nicht behoben würden. Als Konsequenz wurde José de Córdoba im Januar 1797 zum Oberbefehlshaber der Spanischen Flotte ernannt.[4]
Im Frühjahr 1797 lag die spanische Flotte mit 27 Linienschiffen in Cartagena. Von dort aus sollten die Spanier über Cádiz nach Brest segeln, wo sie sich mit den französischen und niederländischen Schiffen vereinigen und den Weg für eine Invasion Englands frei machen sollten. Am 1. Februar verließ de Córdoba Cartagena und erreichte am 5. Februar Gibraltar, wo er mehrere seiner Schiffe als Geleitschutz abkommandiert hatte, um Transportschiffe mit Soldaten und Munition nach Algeciras zu bringen. Während ein Teil des Geleitschutzes bis zum 10. Februar vor Algeciras ankerte, wurde der Rest der Spanischen Flotte von starken Ostwinden weiter als beabsichtigt in den Atlantik getrieben.[5]
Währenddessen verließ Admiral John Jervis am 18. Januar mit 10 Linienschiffen Lissabon, um einen Konvoi nach Brasilien zu eskortieren und sich anschließend vor St. Vincent mit den Schiffen von Konteradmiral William Parker, 1. Baronet (of Harburn) zu vereinigen.[6] Am 9. Februar erreichte die britische Fregatte HMS Minerve unter Kapitän George Cockburn Gibraltar, wo sie vom Auslaufen der spanischen Flotte erfuhr. Am 11. Februar sichtete die Minerve die spanische Flotte im Atlantik und erreichte, aufgrund starken Nebels unbemerkt durch die Spanier, am 13. Februar die britische Flotte.[7] Ohne von der britischen Flotte zu wissen, setzte de Córdoba seine Fahrt nach Cadiz aufgeteilt in zwei Kolonnen fort. Doch am Abend des 13. Februar sichteten die Spanier mehrere britische Schiffe, die sie jedoch für einen Konvoi hielten.[5][8]

Im Morgengrauen des 14. Februars 1797 segelte die britische Flotte in zwei Kolonnen mit Steuerbordhalsen und Wind aus südwestlicher Richtung. Kap St. Vincent lag nordöstlich in fünfundzwanzig Seemeilen Entfernung. Um 6:30 Uhr konnten die Briten mehrere Segel am Horizont ausmachen, worauf Admiral Jervis gegen 8:15 Uhr gefechtsklar machen ließ. Um 9:30 Uhr kommandierte Jervis die HMS Culloden, die HMS Blenheim sowie die HMS Prince George ab, um die gesichteten Schiffe zu verfolgen und abzuschneiden.[9] Nachdem Jervis im Laufe des Vormittags die tatsächliche Anzahl der spanischen Schiffe in Erfahrung bringen konnte, entschied er sich, zwischen den beiden Gruppen hindurchzufahren, sodass seine Vorhut die Luv-Division angreifen sollte, während die Nachhut ein Eingreifen der Lee-Division verhindern sollte.[10]

Als die Spanier gegen 11:00 Uhr die Größe der britischen Flotte erkannten, begannen einige der vordersten Schiffe der spanischen Luv-Division nach Norden mit Backbordbug zu halsen und schließlich eine Kiellinie zu bilden. Durch dieses Manöver war die britische Luv-Kolonne dem Feuer von zwanzig bis einundzwanzig Schiffen ausgesetzt. Daraufhin wendete Jervis nach Südsüdwest und ließ ebenfalls eine Kiellinie bilden.[9] Gegen 11:30 hatte die britische Vorhut bestehend aus der Culloden, der Blenheim sowie der Prince George, Irresitible, Colossus und Orion die Vorhut der spanischen Schiffe erreicht und eröffnete das Feuer, was von den Spaniern sofort erwidert wurde.[11] Nachdem die britischen Schiffe die spanische Luv-Division passiert hatten, erhielten sie um etwa 12:08 Uhr das Signal zur Wende. Gleichzeitig wendete die spanische Lee-Division mit Steuerbordhalsen, um die britische Linie an der Stelle zu durchbrechen, an der die Schiffe nacheinander wendeten. Dabei sahen sich die Irresistible, die Victory, die Egmont und die Goliath dem Feuer der beiden führenden Schiffe der Lee-Division ausgesetzt. Doch durch das massive Feuer der britischen Schiffe gelang es lediglich der Oriente, die Linie zu durchbrechen, während sich die restlichen Schiffe der Lee-Division von den britischen Schiffen abdrehte.[11]

Aufgrund des fortschreitenden Kurses mit Steuerbordhalsen war gegen 13:00 Uhr hinter der HMS Excellent eine Lücke entstanden, die de Córdoba in einem letzten Versuch, sich mit seiner Lee-Division zu vereinen, nutzen wollte.[12] Gleichzeitig signalisierte Jervis, eine geeignete Position zur gegenseitigen Unterstützung einzunehmen und den Feind nacheinander anzugreifen. Die HMS Captain unter dem Kommando von Kommodore Nelson befand sich am Ende der britischen Flotte und war dem Zentrum der spanischen Luv-Division am nächsten. Er kam zu dem Schluss, dass das befohlene Manöver den britischen Schiffen nicht erlauben würde, die Spanier einzuholen. Er ignorierte den Befehl, scherte aus der Formation aus, halste und segelte direkt auf die spanischen Schiffe zu.[13] Die Captain war nun dem Feuer von vier spanischen Schiffen bestehend aus der Santísima Trinidad, der Salvador del Mundo, der San José und der San Nicolás de Bari ausgesetzt.[12] Um 13:19 Uhr signalisierte Jervis der Excellent, der Captain zu folgen, worauf sich die Blenheim, die Prince George und die Culloden anschlossen.[14] Um 14.00 Uhr hatte sich die Culloden so weit vorgeschoben, dass sie der Captain Deckung geben konnte, was diese für Notreparaturen nutzte.[15] Gegen 14:35 Uhr steuerte die Excellent auf die Salvador del Mundo zu, gab mehrere Schüsse auf das bereits stark beschädigte Schiff ab und feuerte anschließend auf die ebenfalls schwer beschädigte San Ysidro. Gegen 14:53 hisste die San Ysidro als Zeichen der Kapitulation den Union Jack. Nachdem die Excellent sich auf die San Ysidro konzentriert hatte, feuerten die Irresistible und die Diadem auf die Salvador del Mundo. Nachdem der Großteil ihrer Masten zerstört und die Victory und die Barfleur vor ihr auftauchten, signalisierten die Spanier ihre Kapitulation.[16] Währenddessen griff die Excellent gegen 15:00 Uhr die San José an, die bereits so eng an der San Nicolás de Bari lag, dass sowohl Briten als auch Spanier begannen, die gegnerischen Schiffe zu entern.[12]

Auf der Captain war bald so viel von der Takelage zerstört, dass sie nahezu manövrierunfähig war. Daraufhin steuerte Nelson nah an die San Nicolás und San José heran, um die gegnerischen Schiffe entern zu können.[13] An Bord der spanischen Schiffe entwickelte sich ein heftiges Gefecht, das jedoch schnell endete, nachdem Konteradmiral Xavier Winthuysen im Kampf gefallen war.[12] Währenddessen hatte sich zwischen der Santísima Trinidad und der Blenheim, Orion und Irresistible ein Rückzugsgefecht entwickelt, bei dem sie schwere Schäden erlitt. Dank mehrerer ihr zu Hilfe eilender Schiffe konnte sie sich zusammen mit dem Rest der Spanischen Flotte absetzten, nachdem Jervis die Verfolgung abgebrochen hatte.[17]

Am nächsten Morgen segelten die Briten langsam in die Bucht von Lagos. Jervis verfügte jetzt nur noch über zwölf Schiffe, die voll einsatzbereit waren, falls die Spanier beschlossen, die Schlacht wieder aufzunehmen. Obwohl die spanischen Schiffe einsatzbereit zu sein schienen, waren sie in Wahrheit stark beschädigt und litten, wie die Kämpfe gezeigt hatten, unter der Unerfahrenheit im Manövrieren einer Flotte.[18] Am 1. März wurde die beschädigte Santísima Trinidad auf dem Weg nach Spanien gesichtet und von der Fregatte Terpsichore angegriffen, konnte aber entkommen.[19] Durch die Niederlage kam der spanische Handel mit Amerika komplett zum Erliegen. Hinzu kam, dass Frankreich trotz seiner Siege zu Land einen Großteil seiner Flotte als auch seine Kolonien im Kampf gegen England verloren hatte und daher keine wirksame Hilfe auf dem Seeweg leisten konnte.[20]
Jervis wurde zum Dank zum Earl of St. Vincent mit einer jährlichen Pension von 3.000 Pfund ernannt. Nelson wurde als Knight Companion of the Bath geadelt und zum Konteradmiral befördert.[21][22] Nachdem Cordoba Cadiz erreicht hatte, wurde er unter Arrest gestellt und nach Madrid gebracht. Dort wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt, aus der Marine entlassen und ins Exil verbannt.[23][24] Nachdem Jervis Verstärkung erhalten hatte, errichtete er am 4. April eine Blockade vor der Bucht von Cádiz, um die Spanier dort festzuhalten.[25] Die Eindämmung der spanischen Bedrohung und die Vergrößerung seiner Flottenstärke ermöglichten es Jervis im folgenden Jahr, ein Geschwader unter Nelson ins Mittelmeer zu entsenden, wo er in der Seeschlacht bei Abukir die Vormachtstellung der Royal Navy im Mittelmeer wieder herstellte.[26]

  • Geoffrey Bennett: Nelson the Commander. Penguin, London 2002, ISBN 0-14-139129-4 (englisch).
  • Ernle Bradford: Nelson: The Essential Hero. In: Wordsworth Military Library. Macmillan, London 1977, ISBN 1-84022-202-6 (englisch).
  • William Laird Clowes: The Royal Navy, A History from the Earliest Times to 1900. Band IV. Chatham Publishing, London 1900, ISBN 1-86176-013-2 (englisch).
  • José Ferrer de Couto,: Historia de la Marina Real Española. 1849, OCLC 776678731 (spanisch).
  • David Davies: A brief history of fighting ships. Robinson, London 2002, ISBN 978-1-84119-469-1 (englisch).
  • C. S Forester: Nelson. Chatham Publishing, London 1929, ISBN 1-86176-178-3 (englisch).
  • William James: The Naval History of Great Britain. Band II. Conway Maritime Press, London 1827, ISBN 0-85177-905-0 (englisch).
  • Geoffrey Jules Marcus: The Age of Nelson: the Royal Navy, 1793–1815. Viking Press, New York 1971, ISBN 0-670-10965-7 (englisch).
  • Noel Mostert: The Line upon a Wind: The Greatest War Fought at Sea Under Sail 1793–1815. Vintage Books, 2007, ISBN 978-0-7126-0927-2 (englisch).
  • Michael A. Palmer: Command at Sea: naval command and control since the sixteenth century. Harvard University Press, Cambridge, Mass 2007, ISBN 978-0-674-02411-3 (englisch).
  • Colin White: 1797, Nelson's year of destiny: Cape St Vincent and Santa Cruz de Tenerife. Sutton Publishing, Phoenix Mill 1998, ISBN 0-7509-1999-X (englisch).
  • Sam Willis: In the hour of victory: the Royal Navy at war in the age of Nelson. W.W. Norton & Company, New York 2014, ISBN 978-0-393-24314-7 (englisch).
  • John Habron: Spains forgotten Naval Renaissance. In: History Today. Band XL, Nr. 8, 1990, ISSN 0018-2753.
Commons: Battle of Cape St Vincent (1797) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Die Mannschaften an Bord bestanden zum Teil aus Bauern und Gefangenen und seine wenigen Offiziere hatten kaum Kampferfahrung (vgl. Mostert S. 199 u. Palmer: S. 171)

Einzelnachweise

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  1. a b Willis: In the hour of victory S. 82.
  2. Grab: Napoleon and the Transformation of Europe S. 125.
  3. Mostert: The Line upon a Wind S. 187ff.
  4. White: 1797 Nelson's year of destiny S. 29f.
  5. a b James: The Naval History Of Great Britain Vol. 2 S. 32
  6. Clowes: The Royal Navy S. 305.
  7. Bradford: Nelson S. 133.
  8. Mostert: S. 193.
  9. a b Clowes: S. 307ff.
  10. Marcus: The age of Nelson S. 77.
  11. a b James: S. 35ff.
  12. a b c d Mostert: S. 194ff.
  13. a b Bradford: S. 138ff.
  14. Clowes: S. 312f.
  15. James: S. 38.
  16. Clowes: S. 314.
  17. Clowes: S. 316.
  18. Davies: A brief history of fighting ships S. 84f.
  19. Clowes: S. 319.
  20. Ferrer de Couto: Historia de la marina real española S. 730f.
  21. Palmer: Command at Sea S. 177
  22. Bradford: S. 145.
  23. Mostert: S. 199.
  24. Habron: Spains forgotten Naval Renaissance In: History Today Band 40 Ausgabe 8. S. 32
  25. Clowes: S. 320f.
  26. Padfield: Nelson´s war S. 132.