St. Margarethener Kalksandstein

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Handmuster

Der St. Margarethener Kalksandstein ist einer der bedeutendsten Naturwerksteine aus der Gruppe der Leithakalke in Ostösterreich, der an zahlreichen historischen Bauwerken und Denkmalen verwendet wurde.

Allgemeines und geographische Lage

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Der Römersteinbruch bei Sankt Margarethen im Burgenland ist einer der bedeutendsten noch aktiven Werksteinbrüche Österreichs, mit großer kulturhistorischer Bedeutung. Außerdem ist dieser in weiten Bereichen stillgelegte Steinbruch, neben einem touristisch interessanten Exkursionspunkt, eine vom historischen Standpunkt der Steingewinnung und Verwendung wertvolle und schützenswerte Lokalität.

Pannonisches Klima mit Trockenrasen-Vergesellschaftung, Fledermauskolonien in den zahlreichen Klüften (z. B. Seeigelkluft, Fledermauskluft etc.), Dohlen, Turmfalken und viele andere mehr, machen diesen Steinbruch auch in ökologischer Hinsicht zu einem bedeutenden Standort.

Nicht zuletzt ist das 1959 im Steinbruch von St. Margarethen etablierte Bildhauersymposion St. Margarethen, dessen Idee von Karl Prantl ausging von überragender kultureller und sozialer Bedeutung, ebenso wie die in den letzten Jahren präsentierten Passionsspiele und Freiluftopernaufführungen (Oper im Steinbruch).

Geologische Übersicht

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Skizze der geologischen Verhältnisse des „Römersteinbruches“ (aus: Sauer, Seifert, Wessely, 1992)

Der Ruster Höhenzug, zwischen Neusiedlersee und Leithagebirge gelegen, bildete im Badenium eine Hochzone, auf der Flachwassersedimente in Form von Kalksanden abgelagert wurden. Das nordwestlich gelegene Leithagebirge ragte zu dieser Zeit als Insel aus dem insgesamt recht flachen Golf der westlichen Paratethys heraus. Der Kern des Höhenzuges bilden Kristallingesteine, hauptsächlich Gneis und Granatglimmerschiefer.[1]

Der St. Margarethener Kalksandstein ist der geologischen Formation Leithakalk zuzuordnen und besitzt ein Alter von rund 15–16 Millionen Jahren (Badenium). Als wichtigste Gesteinsbildner der Leithakalke sind Skelette von Rotalgen der Familie der Corallinaceae und Foraminiferenschalen zu nennen. Die Sedimentation des Kalksandsteines erfolgte in einer flachmarinen, lagunenähnlichen Umwelt unter subtropischen Klimabedingungen.

Petrographische Beschreibung

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Es handelt sich um gelbbraune bis hellgraue, fein- bis grobkörnige, poröse Kalksteine, die auch mehrere große, kugelige Rotalgenkolonien und verschiedene Muscheln (z. B. Ostrea sp., Pecten sp., Chlamys sp.) aufweisen. Im Dünnschliff zeigt sich der St. Margarethener Stein als sehr poröser Kalksandstein, der vorwiegend aus kleinen Kalkrotalgenbruchstücken und Foraminiferen aufgebaut wird. Daneben kann man Echinodermenreste, Bruchstücke von Kalkröhrenwürmern und Ostrakoden beobachten.

Die Diagenese erfolgte mit feinkörnigem Kalzit.

Fazies: mariner, bewegter Flachwasserbereich (Algen-Foraminiferen-Kalksandstein)

Technische und physikalische Kennwerte

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Verwitterungsverhalten

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Gipskrustenbildung im Großstadtmilieu am Wiener Stephansdom (Wasserspeier des 19. Jahrhunderts aus St. Margarethener Kalksandstein) auf der regengeschützten Steinoberfläche. Die Schwarzfärbung der Kruste erfolgte durch Rußpartikel und Staub

Die Verwitterung dieser Gesteine erfolgt durch komplexe chemische und physikalische Prozesse. Es existieren im gesamten Steinbruchareal mehrere unterschiedliche Varietäten, die sich auch hinsichtlich ihrer technischen Kennwerte und Verwitterungsbeständigkeit deutlich voneinander unterscheiden; die früher verwendeten, in den heute stillgelegten Steinbrucharealen vorkommenden poröseren, wenig festen, mürben Varietäten neigen zu Krustenbildung und waren auch nur bedingt frostbeständig sowie anfällig für Schäden durch kristallisierende Mauersalze (Sulfate, Chloride, Nitrate). Diese Varietät wird heute nicht mehr abgebaut oder verwendet.

Die derzeit in streichender Fortsetzung der legendären Stephanswand abgebaute, härtere, festere Varietät ist bezüglich jeglicher Verwitterungsbeanspruchung als wesentlich günstiger und länger beständig anzusehen.

Historische Bedeutung

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Mit Sicherheit nachweisbar ist eine lokale spätmittelalterliche Steingewinnung, mit einer möglichen Verwendung des Steines im 15. Jahrhundert für einige Bauabschnitte am Südturm des Wiener Stephansdomes. Aber auch schon im römischen Carnuntum wurde der abgebaute Stein als Baumaterial verwendet.[2]

Historisches Stimmungsbild im Steinbruch (Foto: Fa. Hummel)

Überregionale Bedeutung erlangte dieses Gesteinsvorkommen jedoch erst ab dem 16./17. Jahrhundert. Der Steinbruch befindet sich seit dieser Zeit bis zum heutigen Tag in Besitz des Fürstengeschlechtes Esterházy und lieferte riesige Mengen an Kalksandstein für zahlreiche Prachtbauten des Barock und der Wiener Ringstraße.

Prominente Verwendungsbeispiele im Wiener Raum stellen zum Beispiel das Brunnenhaus des „schönen Brunnens“ und zahlreiche Architektur- und Dekorteile der Römischen Ruine von Schloss Schönbrunn, Wiener Rathaus, die Außenfassade des 2010 abgerissenen Wiener Südbahnhofes, das Wiener Musikvereinsgebäude, die Wiener Börse u. v. a. m. dar.

In dem heute noch betriebenen Steinbruch befindet sich auch die legendäre „Stephanswand“, deren Sandstein ab 1841 für die Restaurierungsarbeiten am Wiener Stephansdom vorbehalten war.

Methoden der Rohblockgewinnung

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Schrämen mit dem Zweispitz, das charakteristische Abbauspuren (Schrämspuren) hinterlässt.

Heute werden in dem in Betrieb befindlichen Steinbruch mit einer Schrämmaschine Rohblöcke im Format etwa 2,5 × 1,3 × 1,5 Meter abgebaut, die danach mittels Gattersäge oder Steinkreissäge je nach Anforderung weiter in massive Werkstücke oder Platten zerteilt werden. Aufgrund seiner Homogenität und leichten Bearbeitbarkeit ist der St. Margarethener Kalksandstein für jegliche Massivarbeiten im Freien und in Innenräumen sowie für Fassadenverkleidungen und Fußbodenplatten geeignet.

Ein wichtiger Anwendungsbereich des St. Margarethener Kalksandsteines ist auch der Einsatz als Ersatzmaterial im Bereich der Baudenkmalpflege (Bundesdenkmalamt), da zahlreiche historische Baudenkmale Ostösterreichs aus diesem oder in ihrer Zusammensetzung ähnlichen Leithakalken bestehen.

Das Abbauvolumen beträgt derzeit maximal 500 m3/Jahr.

  • W.C. Dullo: Fossildiagenese im miozänen Leithakalk der Paratethys von Österreich: Ein Beispiel für Faunenverschiebungen durch Diageneseunterschiede. In: Facies 8 (1983), Erlangen, S. 1–112.
  • W. Fuchs: Geologie des Ruster Berglandes (Burgenland). In: Jb. Geol. B.-A. 108 (1965), S. 155–194 (Artikel pdf, geologie.ac.at).
  • Mathias Harzhauser, Werner E. Piller: St. Margarethen: Der vielfältigste unter den Steinbrüchen. In: Thomas Hofmann (Hrsg.): Wien Niederösterreich Burgenland. = Wanderungen in die Erdgeschichte 22 (2007), Verlag Dr. Fritz Pfeil, München, ISBN 978-3-89937-074-4, Wanderung Nr. 79, S. 165–168 – mit: Erich Draganits, Bernhard Grasemann, Ulrike Exner: Tektonik. Andreas Rohatsch: Verwendung.
  • Werner E. Piller, Kurt Decker, Margit Haas: Sedimentologie und Beckendynamik des Wiener Beckens. In: Exkursionsführer 11. Sedimentologentreffen. = Berichte der Geologischen Bundesanstalt 33 (1996), Wien (Artikel pdf, geologie.ac.at).
  • R. Laner: Deformation Bands in neogenen Kalksandsteinen des Eisenstädter Beckens (St. Margarethen, Burgenland). Unveröffentlichte Bakkalaureatsarbeit, Department für Geodynamik und Sedimentologie, Universität Wien, 2009.
  • A. Rohatsch: Neogene Bau- und Dekorgesteine Niederösterreichs und des Burgenlandes. In: B. Schwaighofer, W. Eppensteiner (Hrsg.): Reihe Nutzbare Gesteine von Niederösterreich und Burgenland, Band "Junge" Kalke, Sandsteine und Konglomerate – Neogen. Eigenverlag IAG BOKU, Wien 2005 ISSN 1021-7533.
  • R. Sauer, P. Seifert, G. Wessely (Hrsg.): Guidebook to Excursions in the Vienna Basin and the Adjacent Alpine-Carpathian Thrustbelt in Austria. Wandertagung der Österreichischen Geologischen Gesellschaft 14.–18. September 1992 in Wien "Untergrund und Randgebiete des Wiener Beckens" = Mitteilungen der Österreichischen Geologischen Gesellschaft 85 (1992), Wien (Downloads pdf, geol-ges.at).

Einzelnachweise

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  1. Werner Fuchs: Geologie des Rüster Berglandes (Burgenland). In: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt, Band 108 (1965), S. 155–194, hier S. 157 ff. (Digitalisat)
  2. Festspielgelände im Römersteinbruch auf nextroom abgerufen am 19. April 2010

Koordinaten: 47° 48′ 11″ N, 16° 38′ 0″ O