Than Shwe

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Propaganda auf Than Shwe im Fernsehen von Myanmar (2004)

Generalissimus Than Shwe (* 2. Februar 1933 in Kyaukse, Mandalay-Division, Birma) ist Staatschef von Myanmar. Seit 1992 ist er Vorsitzender der seit dem 15. November 1997 unter dem Namen State Peace and Development Council (SPDC) herrschenden Militärjunta des Landes.

Than Shwe war zunächst im Postdienst beschäftigt, bevor er 1953 in die Armee eintrat, deren Personalbedarf - bedingt durch den kommunistischen Aufstand 1948, den Aufstand der Karen 1949 und den Einmarsch der Nationalistischen Armee Chinas in den im Nordosten gelegenen Shan-Staat im Jahre 1950 - drastisch gestiegen war. Wie die zu zehntausenden Rekrutierten erhielt er eine Minimalausbildung an der "Officer's Training School", deren neunten Zug er 1954 absolvierte.

Danach verbrachte er mehrere Jahre in der Abteilung für Psychologische Kriegführung im Kampf gegen die Minderheit der Karen. 1960 wurde er zum Hauptmann befördert. Nach dem Staatsstreich von General Ne Win und dem Fall des damaligen Premierministers U Nu im Jahre 1962 ging der Aufstieg Than Shwes unaufhaltsam weiter: Oberstleutnant 1972, Oberst 1978. 1983 wurde er als einer der jüngsten Kommandeure zum Oberbefehlshaber des südwestlichen Militärbezirks ernannt. 1985 wurde er im Range eines Brigadegenerals stellvertretender Verteidigungsminister, und 1986 erfolgte bereits die Beförderung zum Generalmajor. 1988 wurde er in das Exekutivkomittee von Ne Wins Burma Socialist Programme Party BSPP berufen.

Als General Saw Maung am 21. September 1988 in der Folge der blutig niedergeschlagenen Aufstände den Staatsrat für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung (State Law and Order Restoration Council (SLORC)) ins Leben rief, war Than Shwe eines der 21 Mitglieder. Er wurde die rechte Hand Saw Maungs, und als dieser am 23. April 1992 aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, rückte Than Shwe als Vorsitzender der Junta nach. Er wurde gleichzeitig Regierungschef, Verteidigungsminister und Oberbefehlshaber über die Streitkräfte.

Zunächst schien Than Shwe liberaler zu sein als sein Vorgänger. Er ließ politische Häftlinge frei und lockerte die Auflagen gegen Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, die seit Juli 1989 unter Hausarrest stand. 1993 ordnete er als Reaktion auf die haushoch verlorene Wahl von 1990 die Einberufung einer Nationalversammlung zur Erarbeitung einer neuen Verfassung an. Than Shwe lockerte die staatliche Kontrolle über die Wirtschaft und setzte sich für die Aufnahme von Myanmar in die ASEAN-Gemeinschaft ein. Dieses Ziel erreichte er 1997. Im selben Jahr ließ er mehrere Minister im Zuge eines Schlages gegen die Korruption aus ihren Ämtern entfernen. Erstmalig seit vielen Jahren gestattete er dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz und amnesty international die Einreise nach Myanmar.

Andererseits ging unter Than Shwes Regiment die Verfolgung der ethnischen Minderheiten, so der Karen und der Shan unverändert weiter. Er startete eine Kampagne zur Unterdrückung der Rohingya, der Muslime im Nordwesten des Landes, die schätzungsweise 250.000 von ihnen zur Flucht ins benachbarte Bangladesch veranlasste. Eine neue Verfassung wurde bislang nicht erarbeitet, nachdem die Nationalversammlung 1995 abgebrochen worden war und 2004 sowie 2005 jeweils für nur etwa sechs Wochen getagt hatte. Kritiker bemängeln die strengen Vorgaben, nach denen dem Militär ein mindestens 25-prozentige Beteiligung an der Macht eingeräumt werden soll. Hatte er 1995 die Aufhebung des Hausarrests von Aung San Suu Kyi verfügt, so sorgte er im Mai 2003 nach einem von regierungsnahen Schlägertrupps durchgeführten Anschlag auf sie für eine erneute Inhaftierung und nachfolgend wiederum ihren Hausarrest. Es wird vermutet, dass der Befehl für den Anschlag von Than Shwe persönlich gekommen ist. Einen Dialog mit der Opposition lehnt Than Shwe rigoros ab, bei der bloßen Nennung des Namens 'Aung San Suu Kyi' soll er zusammenzucken. Eine freie Presse existiert nach wie vor nicht, unliebsame Journalisten werden willkürlich ins Gefängnis gesteckt. Seine Wirtschaftspolitik gilt als wenig durchdacht und hat das Land mittlerweile nahezu ruiniert. Die nach wie vor blühende Korruption wird geduldet, solange die Beteiligten dem Staatschef loyal sind.

Than Shwe gilt als wenig gebildet, mürrisch und zurückgezogen, und soll mehr Zeit auf dem Golfplatz oder am Computer verbringen als mit Staatsgeschäften. Außer gelegentlichen Staatsbesuchen, die ihn jedoch nie in ein westliches Land geführt haben, tritt er meist an nationalen Gedenktagen mit Reden oder in Artikeln in der staatlichen Presse in Erscheinung. Das Amt des Premierministers, das jedoch nur mit geringer Macht ausgestattet ist, hat er am 25. August 2003 aufgegeben und zunächst dem mittlerweile geschassten General Khin Nyunt übertragen. Das in einer Militärjunta wichtige Amt des Oberbefehlshabers der Streitkräfte sowie das Verteidigungsministeramt sind jedoch weiterhin in seiner Hand.

Außer Khin Nyunt mussten im Spätjahr 2004 noch weitere Mitglieder von Regierung und SPDC ihren Hut nehmen, so auch der langjährige Außenminister Win Aung. Sie wurden jeweils durch Militärs, die bekanntermaßen Than Shwe loyal sind, ersetzt. Insofern hat Than Shwe seine Macht zwischenzeitlich deutlich konsolidiert, nachdem er über Jahre hinweg politisch zurückgezogen als Mediator zwischen dem stellvertretenden Vorsitzenden der Junta, General Maung Aye, bekanntermaßen ein Hardliner, und dem als gemäßigt geltenden Khin Nyunt fungiert hatte. Es existieren nun zwei Fraktionen innerhalb der Junta: Eine um den Vorsitzenden Than Shwe, die andere diejenige um den Stellvertreter Maung Aye. Seit Monaten wird über einen Machtkampf zwischen diesen beiden Parteien spekuliert. Verstärkt wurden solche Gerüchte, nachdem am Abend des 21. Januar 2005 der persönliche Adjutant von Maung Aye, Bo Win Tun, unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen war.

Than Shwe wurden in den letzten Jahren zunehmend monarchische Züge nachgesagt. Innerhalb der Armee und im Land selbst spricht man von ihm als 'dem König'. Einer seiner Enkel, der eine internationale Schule in Rangun besucht, wurde im September 2004 zitiert, in seinen Venen fließe 'königliches Blut'. Seine Familie ist in mannigfaltigen Unternehmungen beteiligt. Zum buddhistischen Neujahrsfest Thingyan erwartet die Familie Than Shwes von den myanmarischen Unternehmen großzügige Geldgeschenke, da es nach myanmarischer Sitte üblich sei, ehrenwerten Personen solche Geschenke zukommen zu lassen. Im Jahre 2004 soll die Summe bei 6 Milliarden Kyat gelegen haben, nach offiziellem Kurs über 700 Mio. Euro (die tatsächliche Kaufkraft liegt jedoch sehr viel niedriger). Für das Jahr 2005 erwartete die Familie den gleichen Betrag. Dagegen gibt es Zeitzeugenberichte aus den 1980er-Jahren, nach denen die Familie außergewöhnlich bescheiden gewesen sei.

Rücktrittsabsichten scheint Than Shwe, obwohl gesundheitlich angeschlagen, nicht zu hegen. Im Jahre 1996 erlitt er einen Schlaganfall, außerdem wird gemutmaßt, er sei an Alzheimer erkrankt. Das obligatorische Alter von 60 Jahren für die Beendigung des Offiziersdienstes hat er längst überschritten, und es hat den Anschein, dass er bis an sein Lebensende an seiner Position festhalten will in der Erwartung, dem Schicksal von General Ne Win zu entgehen, der sein Lebensende unter Hausarrest verbringen musste und nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit beerdigt wurde, und stattdessen als 'wohlwollender König' in die Geschichte einzugehen.

Than Shwe ist verheiratet mit Daw Kyaing Kyaing, vermutlich aber nicht in erster Ehe. Sie soll deutlich über ihre Aufgabe als 'First Lady' hinausgehenden Einfluss auf die Politik Than Shwes besitzen. Insbesondere wird ihr Einflussnahme auf die Besetzung von Kabinettsposten nachgesagt. Über die Kinder und Enkelkinder gibt es unterschiedliche Angaben. Während die Dokumente der Europäischen Gemeinschaft, in denen die Einreisebeschränkungen für Angehörige der Militärjunta festgelegt sind, lediglich drei Töchter und eine Enkeltochter ausweisen, ist in anderen Quellen von bis zu fünf Töchtern und einem Sohn sowie drei Enkelkindern die Rede.

Ein Video, das die opulente Hochzeit von Than Shwes Tochter Thandar Shwe mit Major Zaw Phyo Win im Juli 2006 zeigt[1], erregte den Unmut der Weltöffentlichkeit. Während der überwiegende Teil der Bevölkerung Myanmars unterhalb der Armutsgrenze lebt, zeigte sich die herrschende Clique hier in Champagnerlaune. Die Ausrichtung der Feierlichkeiten soll 300.000 US-$ gekostet, der Wert der Hochzeitsgeschenke bei 3 Millionen US-$ gelegen haben [2]. Das Video war ab Oktober 2006 im Internet verbreitet worden.

Quellen

  1. http://www.irrawaddy.org/bur/thandar_shwe.html
  2. http://www.irrawaddy.org/article.php?art_id=6008