Ulrich von Coler

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Ulrich von Coler, 1917

Ulrich von Coler (* 6. Dezember 1885 in Küstrin; † 19. Mai 1953 in Timmendorfer Strand)[1] war ein deutscher Oberst der weißen finnischen Armee im Finnischen Bürgerkrieg und Oberst der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

Leben

Coler war preußischer Berufssoldat. Er wurde während des Ersten Weltkriegs als Oberleutnant im September 1915 nach Lockstedt kommandiert und führte im Finnischen Bürgerkrieg als Hauptmann (seit 1916) mit 38 weiteren deutschen Offizieren die rund 1.250 Soldaten starke 3. Kompanie der finnischen Jäger in Estländisches Kampfgebiet. Anfang März 1918 kam er mit den ersten Heimfahrern nach Finnland. Er wurde Oberst der Weißen Finnischen Armee und Kommandeur der 2. Division bis zum Sieg über die revolutionäre finnische Bewegung wenige Monate später. Die deutschen Offiziere wurden danach wieder aus dem finnischen Heer ausgegliedert. Coler erwartete 1919 keine Stellung in der Vorläufigen Reichswehr und wechselte für zehn Jahre zu finnischen weißen paramilitärischen Milizen.

Durch die Aufrüstung der wachsenden Reichswehr sah Coler wieder eine berufliche Perspektive im inzwischen nationalsozialistischen Deutschland und kehrte 1934 dorthin zurück. Im Zweiten Weltkrieg fungierte er als Regimentskommandeur im Polenfeldzug 1939, ab Sommer 1940 als leitender Besatzungsoffizier (Feldkommandant) in Nordfrankreich (Quimper)[2] und auf der Krim, zuletzt als Oberst.[3]

Kriegsverbrechen

Coler prahlte mit rassisch motivierten Morden während seiner Zeit in Polen.[4][5] Auch auf der Krim war er mit großer Wahrscheinlichkeit persönlich an Erschießungen von Juden beteiligt. Über sein Gebaren berichteten beteiligte Offiziere in einem Nachkriegsverfahren vor dem Landgericht Düsseldorf: er habe stets das eigene „Herrenmenschentum“ bzw. das „Untermenschentum der russischen Bevölkerung“ betont, habe Untergebene aufgefordert, bei Exekutionen vorher Bilder von den Opfern zu machen, um „deren Kümmerlichkeit zu belegen“, und unter „Schwenken seiner Pistole von deren Gebrauch geprahlt“.[6][7]

Familie

1917 heiratete er Edit von Coler, geborene Manzel-Heinemann. Drei Jahre nach der Geburt ihrer einzigen Tochter Jutta trennte sich das Paar 1922.[8] Sein gleichnamiger Sohn aus einer anderen Beziehung, Oberst a. D. der Bundeswehr, war in den Jahren 1958, 1962 bis 1964, Offizier des Panzergrenadierbataillons 1961.[9]

Veröffentlichungen

  • Ungdomen framåt! Verlag Schildt, 1921, S.191, in finnischer Sprache
  • Suomalaisten jääkärien parissa: muistelmia yhteistyön ajoilta 1915-1918, mit Jalmari Kara, Verlag Kustannusoy, Kirja, 1919, S. 82, in finnischer Sprache

Literatur

  • H. M. Tillotson: Finland at peace and war, Verlag Michael Russell, 1996, ISBN 0-859-55222-5, S. 354, in englischer Sprache

Einzelnachweise

  1. Deutsches Adelsarchiv:Genealogisches Handbuch des Adels, Verlag Ostsee, C. A. Starke., 1985, S.206
  2. Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg?: Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44. Band 69 von Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte / Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Wehrmacht in der NS-Diktatur. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2007, ISBN 3-486-57992-4, S. 631, hier S. 59
  3. Manfred Oldenburg: Ideologie und militärisches Kalkül: die Besatzungspolitik der Wehrmacht in der Sowjetunion 1942. Böhlau Verlag, 2004, ISBN 3-412-14503-3, S. 365, hier 212ff.
  4. Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht: deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944 (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte; Bd. 71), Oldenbourg Verlag, 2009, ISBN 3-486-59174-6, S. 399, hier S. 54.
  5. Oliver von Wrochem: Erich von Manstein: Vernichtungskrieg und Geschichtspolitik. Band 27 von Krieg in der Geschichte, Schöningh Verlag, 2006, ISBN 3-506-76599-X, S. 431, hier S. 367 und 374.
  6. Wolf Kaiser (Hg.): Täter im Vernichtungskrieg. Der Überfall auf die Sowjetunion und der Völkermord an den Juden. Propyläen Verlag, 2002 ISBN 3-549-07161-2, S. 224, hier S. 67 ff.
  7. Marcel Stein: Elfte Armee und die "Endlösung" 1941/42. Biblio Verlag, 2006, ISBN 3-764-82586-3, S. 360, hier S. 37.
  8. Jacques Picard: Edit von Coler. Schiller Verlag, Hermannstadt/Bonn, 2010, ISBN 978-3-941271-31-9, S. 230.
  9. Königlich Preußisches Jägerbataillon Nr. 27