Unterrohrenstadt

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Unterrohrenstadt
Koordinaten: 49° 23′ N, 11° 26′ OKoordinaten: 49° 22′ 31″ N, 11° 26′ 27″ O
Höhe: 425 m ü. NHN
Einwohner: 203 (31. Dez. 2015)
Postleitzahl: 92348
Vorwahl: 09189
Karte
Eismannsberg-Püscheldorfer Flächenalb
Unterrohrenstadt
Unterrohrenstadt

Unterrohrenstadt ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Berg bei Neumarkt in der Oberpfalz im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz in Bayern.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt im Oberpfälzer Jura, ca. 6 km nördlich des Gemeindesitzes im Tal des Rohrenstädter Baches.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort Rohrenstadt ist geteilt in Unterrohrenstadt, Mitterrohrenstadt und Oberrohrenstadt. In (Mitter-)Rohrenstadt saßen ursprünglich die Rohrenstädter/Rornstädter, die um die Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals fassbar werden. Sie waren Ministeriale der Hirschberger und Wohltäter des Benediktinerklosters Kastl. Um 1350 ist die Kirche von (Ober-)Rohrenstadt erstmals urkundlich erwähnt, als eine Glocke angeschafft wurde; selbständige Pfarrei war Rohrenstadt St. Kolomann, zu der Unterrohrenstadt gehörte, von 1444 bis zur Reformation 1625, wobei das Präsentationsrecht die Rornstädter bis zum Verzicht im Jahre 1522 besaßen und auch später (Gesuch von 1693 an die Regierung in Amberg) nicht mehr beanspruchen konnten.[1] 1476 verkaufte Eberhart von Rohrenstadt ein Gut zu Unterrohrenstadt an das Kloster Gnadenberg.[2] Der letzte Rornstädter, Georg von Rornstatt, verkaufte seinen Besitz, nämlich „Pfarrlehen, Vogtey, Höfe, Zins, Gült, Mannschaft und Gerechtigkeiten zu Ober-. Mitter- und Unterrohrenstatt“ 1522 an den pfälzischen Kurfürsten Ludwig V., der Rohrenstadt dem Pflegamt Haimburg unterstellte.[3] Einige Rohrenstädter Güter waren auch Lehensgut des Klosters Kastl und wurden bis zur Säkularisation des Klosters 1803 an verschiedene Adelige verliehen. Im Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05 wurde das Dorf gebrandschatzt.[4] Zwei Höfe Unterrohrenstadts der stift-kastlischen Propstei Litzlohe wurden im Dreißigjährigen Krieg 1639 vom Amt Haimburg an die pfalzgräfliche Regierung von Amberg als belegungsfähiges Winterquartier für Truppen gemeldet. Ob darunter auch das Mühlenanwesen von Unterrohrenstadt zu verstehen ist, das dem Amt unterstand, muss offen bleiben. Das Amt Pfaffenhofen meldete nach Amberg zum gleichen Zweck aus seinem Besitz für Unterrohrenstadt, Mitterrohrenstadt und Reichelshof zusammen acht Höfe.[5] Auch das Kloster Engelthal hatte Besitz in Unterrohrenstadt, wohl Schenkungen reicher Nürnberger Patrizierfamilien.[6]

Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand Unterrohrenstadt aus 13 Anwesen. Größter Grundherr war das Kastenamt Haimburg mit einem Dreiviertelhof, drei Halbhöfen, einem Viertelhof und drei Sechstelhöfe. Zum Kastenamt Haimburg zählte auch das gemeindliche Hirtenhaus. Daneben gab es das Klosterrichteramt Gnadenberg als Grundherren; es besaß einen Halbhof. Die Hochgerichtsbarkeit übte das kurfürstliche Pflegamt Haimburg aus.[7]

Im Königreich Bayern (1806) wurde ein Steuerdistrikt Stöckelsberg, bei der Gemeindebildung um 1810/20 die Ruralgemeinde Stöckelsberg im Landgericht und Rentamt Kastl gebildet. Ihr gehörten die Ansiedelung Stöckelsberg und das ehemalige, vom Kloster Kastl als Lehen vergebene Rittergut Rornstadt, nämlich Unter-, Mitter- und Oberrohrenstadt an.[8] 1862 kam das Landgericht Kastl und damit auch die Gemeinde Stöckelsberg zum neuen Bezirksamt Velburg, bei dessen Auflösung im Jahr 1880 zum Bezirksamt Neumarkt in der Oberpfalz.

1850/51 wurde der Zweidrittelzehnt des Pfarrers von Stöckelsberg „in den 3 Rohrenstadt“ fixiert auf 23 Scheffel Korn und elf Scheffel Haber.[9]

Im Zuge der Gemeindegebietsreform kam am 1. Mai 1972 zur Gemeinde Stöckelsberg die aufgelöste Gemeinde Häuselstein mit ihren vier Gemeindeteilen Häuselstein, Reicheltshofen, Wünricht und der Mauertsmühle. Diese Gemeinde wurde ihrerseits am 1. Mai 1978 in die Großgemeinde Berg eingegliedert. Seitdem ist Unterrohrenstadt ein Gemeindeteil von Berg bei Neumarkt in der Oberpfalz. Hatte Unterrohrenstadt im 19. Jahrhundert sowie bis weit in das 20. Jahrhundert hinein etwa 100 Einwohner, so stieg diese Zahl in den 1970er/1980er Jahren mit zunehmendem Wohnungsbau deutlich an und hat inzwischen die 200er Marke überschritten.

Die Mühle von Unterrohrenstadt wurde vom Rohrenstädter Bach angetrieben. Für die Mahlmühle und für das ebenfalls vom Müller betriebene Sägewerk waren je ein Wasserrad vorhanden. 1950 wurden die Mühlräder durch Turbinen ersetzt. Der Mühlenbetrieb wurde 1960 aufgegeben, das Sägewerk 1990.[10]

Der 1964 gegründete Schützenverein Wiesengrund Rohrenstadt hat sein 1998 eingeweihtes Schützenhaus in der Unteren Dorfstraße von Unterrohrenstadt.[11]

Einwohnerentwicklung von Unterrohrenstadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1836: 108 (17 Häuser)[12]
  • 1871: 107 (37 Gebäude; Viehbestand: 5 Pferde, 84 Stück Rindvieh)[13]
  • 1900: 112 (20 Wohngebäude)[14]
  • 1937: 97 (Katholiken)[15]
  • 1950: 118 (19 Wohngebäude)[16]
  • 1961: 108 (21 Wohngebäude)[17]
  • 1970: 109[18]
  • 1987: 157 (41 Wohngebäude, 45 Wohnungen)[19]
  • 2015: 203 (Stand: 31. Dezember; 112 männlich, 91 weiblich)[20]

Sehenswertes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erhard Rornstätter-Plastik von 2009
Dorfbrunnen
Marterl
  • Plastik zum Gedenken an Erhard/Eberhart Rornstätter (1410–1489), Ritter zu Rornstatt, aufgestellt vom Kulturförderverein Rohrenstadt e.V. am 10. Oktober 2009
  • Dorfbrunnen aus Gusseisen
  • Marterl zum Gedenken an den 1898 vom Blitz erschlagenen Ludwig Schmidt, 2007 erneuert

Verkehrsanbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterrohrenstadt ist über eine Gemeindeverbindungsstraße zu erreichen, die von der Kreisstraße NM 9 nahe bei der Ausfahrt Oberölsbach der A 3 abzweigt und über Mitterrohrenstadt nach Oberrohrenstadt führt.

Nach Unterrohrenstadt zweigt eine 2009/10 ausgebaute Gemeindeverbindungsstraße (im Volksmund „Ho-Chi-Minh-Pfad“ genannt) hinauf nach Sindlbach ab.[21]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band, Eichstätt: Brönner & Däntler, 1937, II. Band 1938 (Digitalisat)
  • Bernhard Heinloth: Neumarkt. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 16. Kommission für Bayrische Landesgeschichte, München 1967, ISBN 3-7696-9900-9 (Digitalisat).
  • Ober-, Mitter- und Unterrohrenstadt. In: Josef Breinl: Chronik der Grossgemeinde Berg. Mit Heimatgeschichte aller Ortsteile, Berg 1996, S. 110–114

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Unterrohrenstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Buchner II, S. 553 f.
  2. Heinloth, S. 155, (Digitalisat)
  3. Breinl, S. 110–114; Buchner II, S. 554, (Digitalisat)
  4. Armin Gugau: Untersuchungen zum Landshuter Erbfolgekrieg von 1504/1505. Die Schäden und ihre Behebung, München 2015, S. 158
  5. Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, 84. Band, 1934, S. 136, (Digitalisat, dort S. 136)@1@2Vorlage:Toter Link/digital.bib-bvb.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.; Heinloth, S. 158, (Digitalisat)
  6. Heinloth, S. 114, (Digitalisat)
  7. Heinloth, S. 308, (Digitalisat)
  8. Heinloth, S. 329, (Digitalisat)
  9. Buchner II, S. 557, (Digitalisat)
  10. Kurt Romstöck (Text) und Alfons Dürr (Zeichnungen): Die Mühlen im Landkreis Neumarkt i. d. Opf. , Neumarkt i. d. Opf. 2004, S. 88
  11. Website des Schützenvereins
  12. Popp, Th. D. (Hg.): Matrikel des Bissthumes Eichstätt, Eichstätt: Ph. Brönner, 1836, S. 145, (Digitalisat)
  13. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 975, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  14. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 874 (Digitalisat).
  15. Buchner II, S. 558, (Digitalisat)
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 749 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 553 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 129 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 257 (Digitalisat).
  20. Mitteilungsblatt Gemeinde Berg vom Februar 2016, S. 8
  21. neumarktonline.de