Utweiler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Utweiler
Gemeinde Gersheim
Ehemaliges Gemeindewappen von Utweiler
Koordinaten: 49° 8′ N, 7° 18′ OKoordinaten: 49° 7′ 33″ N, 7° 18′ 0″ O
Höhe: 327 m ü. NHN
Einwohner: 38 (2020)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Postleitzahl: 66453
Vorwahl: 06844
Utweiler (Saarland)
Utweiler (Saarland)

Lage von Utweiler im Saarland

Blick auf Utweiler
Blick auf Utweiler

Utweiler (im örtlichen Dialekt Utwiller) ist ein Ortsteil von Gersheim im saarländischen Saarpfalz-Kreis. Bis Ende 1973 war Utweiler eine eigenständige Gemeinde im Landkreis Homburg.

Eine Urkunde vom 17. August 1310 nennt Udewilre in der Herrschaft Zweibrücken-Bitsch.[2] 1317 gehörte Udewilre zur Pfarrei Güderkirch.[3]

Utweiler fiel mit der Herrschaft Bitsch 1604 an das Herzogtum Lothringen und 1766 an das Königreich Frankreich. Durch einen Gebietsaustausch 1781 gelangte das Dorf in den Besitz der Reichsgrafen von der Leyen. Als Folge der durch die Französische Revolution ausgelösten Kriege kam es mit dem Linken Rheinufer an die Französische Republik und zur Mairie (dt. Bürgermeisteramt, Bürgermeisterei) Brenschelbach des Kantons Neuhornbach im Département Donnersberg.[4]

Nach dem Zweiten Pariser Frieden kam Utweiler 1816 zum Königreich Bayern und gehörte zur „Bürgermeisterei Medelsheim“.[5]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Utweiler 1920 gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages dem Saargebiet zugeordnet. 1935 folgte die Rückgliederung des Saargebietes an das Deutsche Reich.[5]

Die Bruder Konrad geweihte Kapelle wurde 1934 zur Kirche umgewandelt und die Utweiler Katholiken aus der kirchlichen Abhängigkeit zum französischen Güderkirch gelöst. 1939 gehörte der Ort zur Roten Zone. Die Bewohner wurden evakuiert; der verlassene Ort unmittelbar an der Grenze wurde zum Kriegsschauplatz. 1944 wurde Utweiler zum zweiten Mal evakuiert.[6]

Utweiler war im März 1945 die erste Ortschaft im heutigen Saarland, die im Zweiten Weltkrieg von der 12. Division der amerikanischen Truppen eingenommen wurde. Zuvor entwickelte sich eine erbitterte Panzerschlacht um den Ort, da die 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“ den Einsatzbefehl hatte, „unter allen Umständen den Gegner vom Reichsgebiet fernzuhalten“. Bei den Kämpfen kamen rund 600 Deutsche und Amerikaner ums Leben.[7]

Von 1937 bis 1950 war Utweiler Bestandteil der „Bürgermeisterei Altheim“. Danach gehörte es als selbstständige Gemeinde zur „Bürgermeisterei Medelsheim“.[5]

Im Rahmen der saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Utweiler am 1. Januar 1974 der Gemeinde Gersheim zugeordnet.[8][9]

Die Ortsteile Peppenkum und Utweiler bilden gemeinsam einen Gemeindebezirk, der durch einen Ortsrat vertreten wird.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Filialkirche St. Konrad von Parzham und Mariä Himmelfahrt in Utweiler

In und um Utweiler sind mehrere Wegekreuze aus dem 18. Jahrhundert erhalten geblieben. Die Landesdenkmalliste führt außerdem den Altar der katholischen Filialkirche St. Konrad und Mariä Himmelfahrt aus dem Jahr 1748 auf.

Wirtschaft, Infrastruktur und Verkehr

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf ist landwirtschaftlich geprägt, die Fahrstraße, die nach Utweiler führt, endet hier.

Regelmäßige Veranstaltungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bruder-Konrad-Ritt, der in Medelsheim beginnt, führt alljährlich auch durch Utweiler. Die Reliquie des heiligen Konrad, des Schutzpatrons der Landwirte, wird auf einem Wagen mitgeführt. In Utweiler werden die Pferde und Fahrzeuge des Umzugs gesegnet, danach findet eine Messe unter freiem Himmel statt. Die Erträge der Kollekte gehen nach Timor, wo der aus Utweiler stammende Bruder Beatus als Missionar lebt.

Commons: Utweiler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Wolfgang Degott: Aus dem Rathaus in Gershiem (das ist Gersheim): 29 Kinder kamen zur Welt. 1. März 2020, abgerufen am 3. Juli 2022.
  2. Bernd Gölzer: Zwei Briefe der Puller von Hohenburg über Steblingen und Utweiler von 1310 und 1340. In: Saarpfalz, Homburg 2013, ISSN 0930-1011, S. 56–63
  3. Helmut Lambert: Utweiler Familien- und Häuserchronik 1549–1950, Saarbrücken 1993, S. 40
  4. Statistisches Jahrbuch für das Departement von Donnersberg Mainz 1811, S. 294. Google Buch
  5. a b c Utweilers Original-Urkunde von 1310 in Nancy gesichtet (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive) Auf: www.gersheim.de, abgerufen am 28. Juni 2012
  6. Willkommen in Utweiler! Auf: www.utweiler.de, abgerufen am 28. Juni 2012
  7. Informationen zu Utweiler (Memento vom 18. August 2011 im Internet Archive) Auf: www.gersheim.de, abgerufen am 28. Juni 2012
  8. Neugliederungsgesetz – NGG vom 19. Dezember 1973, § 16, veröffentlicht im Amtsblatt des Saarlandes 1973, Nr. 48, S. 855 (PDF Seite 26; 499 kB)
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 809 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).