Vereinigung für Ökologische Ökonomie

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Vereinigung für Ökologische Ökonomie e.V.
(VÖÖ)
Logo der VÖÖ
Zweck: Wissenschaftliche Vereinigung
Vorsitz: Eva Lang, Oliver Richters
Gründungsdatum: April 1996
Sitz: Heidelberg
Website: www.voeoe.de

Die Vereinigung für Ökologische Ökonomie (VÖÖ) ist eine deutsche wissenschaftliche Vereinigung, die sich für ökologische Grundsätze in der globalen Wirtschaft einsetzt.

Geschichte und Hintergrund

Im Jahr 1992 hielten die Ökonomin Christiane Busch-Lüty und der Physiker Hans-Peter Dürr bei der Tagung des Vereins für Socialpolitik (VfS) einen Duett-Vortrag zu „Ökonomie und Natur“. Da sich in der Diskussion herausstellte, dass die vertretene Sicht der Ökonomie im VfS zeitnah keinen Platz finden würde, entschloss man sich zur Gründung einer eigenständigen Vereinigung.[1] Busch-Lüty initiierte 1996 die Gründung als Teil einer kleinen, interdisziplinär zusammengesetzten Wissenschaftlergruppe als deutschsprachige Sektion der International Society for Ecological Economics (ISEE).[2] Die Schirmherrschaft der konstituierenden Tagung im April 1996 in der Heidelberger Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) übernahm die dortige Oberbürgermeisterin Beate Weber. Die 50 anwesenden Wissenschaftler verband die Überzeugung, „dass die Forderungen des UNO-Gipfels 1992 von Rio de Janeiro, überall eine wirklich nachhaltige Entwicklung einzuleiten, berechtigt sind und umfassend umgesetzt werden müssen.“[3] Aus der Erkenntnis heraus, dass Wirtschaftswachstum die falsche Antwort auf die damaligen ökonomischen Probleme ist, wollte die Vereinigung „strategisch handeln, um die Chance einer Veränderung der hochschulpolitischen Landschaft in Lehre und Forschung in ihrem Sinne zu nutzen”.[4]

Positionen

Die VÖÖ vertritt die Ansicht, dass die klassischen ökonomischen Wissenschaften allein mit der sich hieraus ergebenden Reformaufgabe überfordert sind und erklärt: „Andere Wissenschaften, eine veränderungsbereite Politik und die kulturellen Kräfte der ganzen Gesellschaft werden gebraucht, um den notwendigen Wandel umzusetzen und zu gestalten.“[3] Bis zum Jahr 2010 konzentrierte sich die VÖÖ auf die Etablierung des Konzepts der Nachhaltigkeit in seiner ökologischen, sozialen und ökonomischen Perspektive.[5] Seit einer Neuorientierung im Jahr 2010[6] hat sie die Ablösung der ökonomischen Wachstumspolitik durch eine Postwachstumsökonomie in ihrem Leitbild verankert.[3] Hierbei wird insbesondere der Begriff des „Nachhaltigen Wachstums” als Oxymoron kritisiert,[5] und die Bedeutung der Kombination von Öko-Effizienz, Konsistenz und Suffizienz betont.

Arbeit und Kooperationen

Podiumsdiskussion bei der Jahrestagung 2012

Die VÖÖ arbeitet vor allem in themenfeldbezogenen Arbeitskreisen, in jährlichen Arbeitstagungen[6], Workshops und veröffentlicht Publikationen[7]. Seit Oktober 2010 unterstützt die VÖÖ über das Netzwerk Wachstumswende Studierende und Praktiker, die sich mit wachstumskritischen Fragen befassen.[8][9] Seit Beginn vertritt sie die Notwendigkeit einer transdisziplinären Herangehensweise.[10]

Neben den Vorsitzenden[11] Eva Lang und Oliver Richters sind weitere Vorstandsmitglieder Peter Finke, Niko Paech, Gerhard Oesten und Gerhard Scherhorn. Bekannte Mitglieder sind Adelheid Biesecker,[12] Hans Christoph Binswanger[1] und Beate Weber[13], Hans-Peter Dürr[14] war Gründungsmitglied. Die im November 2010 verstorbene Ehrenvorsitzende Christiane Busch-Lüty ist Gründungsmitglied und Mitinitiatorin der Vereinigung.[15]

Die VÖÖ beziehungsweise ihre Mitglieder sind über vielfältige Vernetzungen und Kooperationen mit anderen gesellschaftlichen Gruppierungen und Institutionen verbunden. Die Vereinigung ist Mitglied in der International Society for Ecological Economics (ISEE), auf deren Ideen und Grundsätzen sie sich in ihrer Satzung ausdrücklich bezieht.[16] Weitere inhaltliche Verbindungen bestehen zur European Society for Ecological Economics (ESEE) sowie in Deutschland zur Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung (VÖW), mit der bereits gemeinsame Tagungen organisiert wurden.[17] Im Rahmen der gemeinsamen Tagung 2003 wurde die „Heidelberger Erklärung zur Umsetzung und Weiterentwicklung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie” veröffentlicht.[18] Im Jahr 2010 begann eine jährliche Tagungsreihe mit dem Thema „Perspektiven einer Wirtschaft ohne Wachstum”.[6][19][20]

Preise

Zwischen 1998 und 2002 vergab die VÖÖ gemeinsam mit der Schweisfurth-Stiftung zweijährlich den Schweisfurth-Forschungspreis für Ökologische Ökonomie. Preisträger waren Christa Müller und Ralf Weiß, Sigrid Stagl, Daniel Dahm und Stefanie Böge.[21][22] Seit 2004 vergibt sie mit einigen Stiftungen zweijährlich den Kapp-Forschungspreis für Ökologische Ökonomie an junge Wissenschaftler. 2013 vergab sie erstmals in Gedenken an die Gründerin und Ehrenvorsitzende den Christiane Busch-Lüty Förderpreis für Ökologische Ökonomie an die Lüneburger Soziologin Daniela Gottschlich.[23][24]

Literatur

  • Vereinigung für Ökologische Ökonomie e.V., Irmi Seidl (Hrsg.): Ökologische Ökonomie. Ansätze zur Positionsbestimmung der Vereinigung für Ökologische Ökonomie. 1999 (Online auf voeoe.de [PDF]).
  • Eva Lang, Christiane Busch-Lüty, Jürgen Kopfmüller (Hrsg.): Wiedervorlage dringend: Ansätze für eine Ökonomie der Nachhaltigkeit. oekom verlag, München 2007, ISBN 978-3-86581-070-0.

Einzelnachweise

  1. a b Christiane Busch-Lüty, Hans-Peter Dürr: Ökonomie und Natur: Versuch einer Annäherung im interdisziplinären Dialog. In: Heinz König (Hrsg.): Umweltverträgliches Wirtschaften als Problem von Wissenschaft und Politik (= Schriften des Vereins für Socialpolitik). Duncker & Humblot, Berlin 1993, ISBN 3-428-07771-7, S. 13–44 (Online auf voeoe.de [PDF; abgerufen am 3. Februar 2015]). Vgl. auch die Vorbemerkung im Online-Dokument.
  2. Gründung einer Vereinigung für Ökologische Ökonomie im deutschsprachigen Raum: Call for Members. In: Ökologisches Wirtschaften, 1/1996. Abgerufen am 5. Februar 2012
  3. a b c VÖÖ: Wir über uns und Leitbild
  4. Arne Daniels: In: Die Zeit. Nr. 18, 1996 (Online verfügbar).
  5. a b Peter Finke: Die VÖÖ am Scheideweg (PDF; 23 kB), abgerufen am 6. Oktober 2011
  6. a b c VÖÖ: Tagungen
  7. Veröffentlichungen der VÖÖ
  8. Netzwerk Wachstumswende, abgerufen am 16. Juni 2014
  9. Netzwerk Wachstumswende, abgerufen am 12. Januar 2013
  10. Peter Finke: Transdisziplinarität und Methodologie. In: Vereinigung für Ökologische Ökonomie e.V., Irmi Seidl (Hrsg.): Ökologische Ökonomie. Ansätze zur Positionsbestimmung der Vereinigung für Ökologische Ökonomie. 1999 (Online auf voeoe.de [PDF]). Seite 6–16.
  11. Vorstand der VÖÖ
  12. Adelheid Biesecker bei nachhaltigkeit-neu-denken.de, archiviert im Internet Archive abgerufen am 10. November 2012
  13. beate-weber.de, abgerufen am 18. Oktober 2011
  14. Hans-Peter Dürr, 7.10.1929 – 18.05.2014, voeoe.de, abgerufen am 16. Juni 2014.
  15. Christiane Busch-Lüty auf den Seiten der VÖÖ
  16. PDF: Satzung der VÖÖ (PDF; 69 kB), §2
  17. Meilensteine der VÖW, abgerufen am 18. Juni 2011
  18. Heidelberger Erklärung 2003 (PDF; 115 kB), abgerufen am 6. Oktober 2011
  19. Jubiläumstagung 2011 auf der Seite der VÖÖ, abgerufen am 6. Oktober 2011
  20. Jahrestagung 2012 auf der Seite der VÖÖ, abgerufen am 26. Februar 2013
  21. Aktivitäten: Forschungspreis. In: voeoe.de, am 21. Juli 2004 archiviert im Internet Archive
  22. Webseite von Stefanie Böge, abgerufen am 26. Februar 2013
  23. Christiane Busch-Lüty Förderpreis für Ökologische Ökonomie. In: voeoe.de, abgerufen 27. November 2013.
  24. Hohe Ehre für die Lüneburger Soziologin Daniela Gottschlich. In: Landeszeitung für die Lüneburger Heide, 14. September 2013.