Wenzelburg
Die Wenzelburg[1] (auch: Burg Lauf oder Laufer Kaiserburg, bis 2023 Wenzelschloss) ist eine ehemalige Kaiserresidenz auf einer Insel in der Pegnitz in der fränkischen Stadt Lauf an der Pegnitz im Landkreis Nürnberger Land.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im 12. und 13. Jahrhundert war Lauf ein Reichsgut der Staufer und wurde vom Laufer Reichsministerialen gehalten. Bereits vor 1275 kam die Burg an die Wittelsbacher, ehe sie 1301 zerstört wurde.
Im Jahr 1353 erwarb der spätere Kaiser Karl IV., der auf den Namen des Nationalheiligen Wenzel von Böhmen getauft war, die Oberpfalz und Gebiete an der Pegnitz, und damit auch Lauf. Die ausgedehnten Gebiete an der Pegnitz fasste der Kaiser zu Neuböhmen (Länder der Böhmischen Krone) zusammen.
Ab 1356 ließ der Kaiser an der Stelle der zerstörten Vorgängerburg einen Neubau ausführen, der eine letzte Übernachtungsmöglichkeit auf „neuböhmischem“ Boden vor dem Einzug in die Reichsstadt Nürnberg darstellte.[2] Besonders imposant ist der um 1360 entstandene Wappensaal im Ostflügel, der vermutlich dem Kaiser als Schlafgemach diente. Der Wappensaal ist mit 112 eingehauenen und farbig ausgelegten Wappen der böhmischen Adelsgeschlechter sowie zwei Schlusssteinen der Kreuzrippengewölbe verziert.
1373 kam die noch nicht ganz fertiggestellte Burg wieder an die Wittelsbacher.
1504 gelangte die Burg an die Nürnberger, die 1525–1527, 1579, 1649, 1679 und 1736 Umbauten durchführten. Im 17. Jahrhundert wurde der Torturm am Hauptzugang zur Burg mit dem böhmischen Wappen und einem Standbild des Heiligen Wenzel verziert.[3]
Heute
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1985 bis 2013 wurde das Schloss von der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste als Außenstelle Lauf genutzt. In dieser Zeit erfolgte eine umfassende Restaurierung. Das Schloss steht seither leer, kann jedoch für Hochzeiten gebucht und im Rahmen der Stadtführungen teilweise besichtigt werden.[4]
Der ehemalige tschechische Honorarkonsul Hans-Peter Schmidt setzt sich seit 2014 neben der Umbenennung des Schlosses in eine Burg dafür ein, dass in der Burg ein deutsch-tschechisches Begegnungszentrum eingerichtet wird.[5]
-
Bergfried (Wohnturm) an der Westseite (2024)
-
Palas an der Ostseite (1994)
-
Rundturm an der Ostseite (1994)
-
Tor an der Südseite (1994)
-
Wenzelschloss mit Holzsteg (2020)
Namensgebung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der in der Neuzeit eingeführte Begriff Wenzelschloss wird auf Grund der Tatsache, dass es sich bei diesem mittelalterlichen Bauwerk architektonisch um eine Burg handelt, von der Stadt Lauf in der öffentlichen Darstellung nicht mehr verwendet und das Bauwerk als Wenzelburg bezeichnet. Um dies auch als offiziellen Begriff zu etablieren, muss dieser im Liegenschaftskataster geändert werden. Der Eigentümer der Burg, der Freistaat Bayern, wurde darüber informiert und beim Landesamt für Denkmalpflege ein Antrag auf Zustimmung zur Umbenennung gestellt.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Volker Alberti, Lorenz Baumann, Horst Holz: Burgen und Schlösser in Lauf und Umgebung. Unteres Pegnitztal (Fränkische Adelssitze, 2). Simmelsdorf-Hüttenbach, 1999.
- Burg Lauf a. d. Pegnitz: Ein Bauwerk Kaiser Karls IV. (Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern e. V.: Forschungen zu Burgen und Schlössern, Sonderband 2); Regensburg 2006, ISBN 3-7954-1824-0.
- Robert Giersch, Andreas Schlunk, Berthold Frhr. von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft – Ein historisches Handbuch nach Vorarbeiten von Dr. Gustav Voit. Selbstverlag der Altnürnberger Landschaft e. V., Lauf an der Pegnitz 2006, ISBN 978-3-00-020677-1.
- Klaus Leidorf, Peter Ettel, Walter Irlinger, Joachim Zeune: Burgen in Bayern. 7000 Jahre Burgengeschichte im Luftbild; Theiss: Stuttgart 1999, ISBN 3-8062-1364-X.
- Werner Meyer, Wilhelm Schwemmer: Landkreis Lauf an der Pegnitz (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken XI). R. Oldenburg, München 1966, DNB 457322500, S. 204–238.
- Hans-Günter Richardi: Burgen in Bayern. Ein romantischer Wegweiser. Süddeutscher Verlag, München 1973, S. 110–112, ISBN 3-7991-5731-X.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Laufer Wenzelburg. Abgerufen am 27. Februar 2023.
- ↑ Landesausstellung Karl IV. abgerufen am 15. Juli 2016
- ↑ Laufer Wehranlage: Im Ursprung Burg, im Volksmund Schloss. (nordbayern.de [abgerufen am 12. April 2018]).
- ↑ Wer kauft die Kaiserburg? (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Rebecca Haase: Aus dem Wenzelschloss wird eine Burg. Hrsg.: Nürnberger Nachrichten vom 23. August 2023. S. 11.
Koordinaten: 49° 30′ 36″ N, 11° 16′ 55,6″ O