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Westküstenleitung

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Aufbau eines Mastes am Nord-Ostsee-Kanal

Die Westküstenleitung ist eine Drehstrom-Höchstspannungs-Freileitung mit 380 kV im Bundesland Schleswig-Holstein. Sie soll entlang der Nordseeküste von Brunsbüttel über Heide (Holstein), Husum und Klixbüll bis nach Böglum an der dänischen Grenze führen und in Dänemark am Knotenpunkt Endrup (Esbjerg Kommune) mit dem dänischen Höchstspannungsnetz verknüpft werden. Seit dem Baubeginn 2015 sind bereits vier der fünf Abschnitte in Betrieb gegangen, nur die Weiterführung nach Dänemark ist noch in Bau. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant (Stand 2020). Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT TSO führt das Projekt auf deutscher Seite aus, auf dänischer Seite das Unternehmen Energinet.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die auf deutschem Gebiet 138 Kilometer lange Leitung ist die westlichste von insgesamt drei neu entstehenden Nord-Süd-Stromtrassen in Schleswig-Holstein. Sie soll die Umspannwerke Brunsbüttel, Süderdonn (ehemals Umspannwerk Barlt), Heide-West, Husum-Nord und Klixbüll-Süd[1] miteinander verbinden. An der Westküste Schleswig-Holsteins gibt es große Windparks; die neue Leitung wird die dort erzeugte Windenergie an den Umspannwerken aufnehmen und nach Süden transportieren. Die bislang hierfür genutzten 110-kV-Leitungen reichen nicht mehr aus, um die im Zuge des Repowerings stark angestiegenen Strommengen aufzunehmen. Große Teile der neuen Leitung entstehen in bestehenden 110-kV-Stromtrassen; die dafür demontierte Leitung wird auf einer Zusatztraverse auf den neuen Leitungsmasten mitgeführt.

Das Bauvorhaben ist seit 2013 im Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) als Vorhaben Nr. 8 aufgeführt, womit dem Projekt eine hohe Priorität zugemessen wird.[2]

Die Übertragungskapazität liegt bei mehr als 7,7 GW.[3] Dadurch soll nach Fertigstellung zusammen mit der Mittelachse mehr als 10 GW Stromaustausch mit Dänemark möglich sein.[4]

Später soll die Leitung über das Umspannwerk Klixbüll hinaus weiter nach Norden Richtung Dänemark geführt werden. Dadurch soll die Übertragungskapazität zwischen den Stromnetzen beider Länder erhöht werden.

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 8. Juni 2015 wurde mit dem Bau der Leitung im südlichen Abschnitt (Brunsbüttel–Süderdonn) begonnen. Dieser 14 Kilometer lange Abschnitt wurde am 12. Dezember 2016 fertiggestellt.[5] Mit der Inbetriebnahme dieses kurzen Abschnittes ging die Abregelung von Windkraftanlagen bereits um einige Prozent zurück.[6]

Der Bau vom nächsten Abschnitt von Süderdonn bis Heide mit einer Länge von 23 Kilometern wurde im November 2016 begonnen und am 13. September 2019 offiziell in Betrieb genommen.[7] Hierfür wurde der Planfeststellungsbeschluss am 30. Mai 2016 erlassen.

Am 30. März 2017 wurde der Planfeststellungsbeschluss für den dritten und längsten Abschnitt von Heide West nach Husum Nord erlassen. Nach Änderung von Wegerechten, um Gemeinden und Anwohnern entgegenzukommen, hat hier der Bau im September 2018 begonnen.

Die bauvorbereitenden Maßnahmen für das Umspannwerk Husum begannen zuvor im April 2017. Kampfmittelräumungsarbeiten fanden statt; zudem wurde eine Zufahrt zur geplanten Baustelle von der Bundesstraße 5 errichtet.[8] Der Bau des eigentlichen 380/110kV-Umspannwerkes wurde im Juli 2017 begonnen.

Im Januar 2020 wurde der Planfeststellungsbeschluss für den vierten Abschnitt von Husum nach Klixbüll erlassen. Die Inbetriebnahme der gesamten Leitung bis Klixbüll wird seitens TenneT für das Jahr 2022, die Fortsetzung nach Dänemark bis 2023 anvisiert.[9]

Ende September 2021 wurde der dritte Bauabschnitt von Heide bis Husum offiziell in Betrieb genommen. Neu errichtet wurde hierfür bei Husum auch ein Umspannwerk mit einer Leistung von 1,2 GW, das die 380-kV-Leitung mit dem 110-kV-Verteilnetz verbindet.[10]

Anfang November 2022 wurde der vierte Abschnitt der Westküstenleitung bis Niebüll nach mehrwöchigem Probebetrieb im Beisein von Energieminister Robert Habeck offiziell in Betrieb genommen.[11]

Im Oktober 2023 ging die Leitung bis zur Dänischen Grenze offiziell in Betrieb. Der Anschluss ans dänische Netz ist für 2025 vorgesehen.[12]

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Westküstenleitung (Schleswig-Holstein)
Westküstenleitung (Schleswig-Holstein)
UW Brunsbüttel
UW Süderdonn
UW Heide/West
UW Husum/Nord
UW Klixbüll/Süd
Umspannwerke der Westküstenleitung in Schleswig-Holstein

Vom Umspannwerk Brunsbüttel, das sich direkt am mittlerweile stillgelegten Kernkraftwerk Brunsbüttel befindet, verläuft die Leitung zunächst nach Osten, anschließend scharf nach Norden und dann nach Westen. Sie nimmt auf den nächsten 9,3 km eine 110-kV-Leitung mit und zweigt in nordwestliche Richtung ab. Dann wird der Nord-Ostsee-Kanal mit zwei 99 Meter hohen Masten gekreuzt und das Umspannwerk Süderdonn erreicht.

Von Süderdonn aus führt die Leitung weiter nach Norden, westlich an Meldorf vorbei und erreicht das Umspannwerk Heide-West. Auch in diesem 23 Kilometer langen Abschnitt wird eine in der Trasse verlaufende 110-kV-Leitung auf denselben Masten mitgeführt.

Am Standort Heide soll perspektivisch bis Anfang der 2030er Jahre auch ein Drehkreuz für mehrere HGÜ-Leitungen entstehen. Dieses soll sowohl von See ankommende HGÜ-Leitungen mit einer weiterführenden HGÜ-Leitung in den Raum Klein Rogahn nahe Schwerin verbinden und zudem über eine gemeinsam genutzte Konverterstation die verschiedenen Leitungen eine Verbindung zum Höchstspannungsnetz in Heide verbinden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Gleichstromleitungen, die als Punkt-zu-Punkt-Verbindungen ausgeführt sind, würden hier drei unterschiedliche HGÜ-Leitungen durch eine einzelne Konverterstation miteinander vernetzt.[13]

Der folgende 45 Kilometer lange Abschnitt umgeht die Stadt Heide im Westen und Norden und führt in nordöstliche, dann wieder in nordwestliche Richtung in den Trassenraum einer weiteren 110-kV-Leitung, die auf einer Zusatztraverse montiert wird, an Friedrichstadt vorbei zum Umspannwerk Husum-Nord bei Horstedt.

Nördlich von Husum wird der 38 Kilometer lange Abschnitt in nordwestliche Richtung mit der 110-kV-Leitung an Bredstedt vorbei zum Umspannwerk Klixbüll Süd führen.

Leitungsabschnitte in Schleswig-Holstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr.

Abschnitt
Status Fertigstellung Masten Länge
(km)
1 Brunsbüttel – Süderdonn in Betrieb 12/2016 42 13,5
2 Süderdonn – Heide West in Betrieb 09/2019 58 22,7
3 Heide West – Husum Nord in Betrieb 09/2021 130 46,1
4 Husum Nord – Klixbüll Süd in Betrieb 11/2022 104 38,0
5 Klixbüll Süd – Böglum in Betrieb Q4/2023 37 ca. 16
Gesamtlänge (km): 120,3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Projektbeschreibung – TenneT. Abgerufen am 24. Juni 2017.
  2. Bundesnetzagentur: BBPlG, Vorhaben 8: Brunsbüttel – Barlt – Heide – Husum – Niebüll – Bundesgrenze (Dänemark). Abgerufen am 8. Januar 2017.
  3. Westküstenleitung bringt die Energiewende voran. In: Energie & Management, 29. September 2021, abgerufen am 31. Januar 2022.
  4. Der erste Monat ohne das AKW Brokdorf. In: Norddeutscher Rundfunk, 31. Januar 2022, abgerufen am 31. Januar 2022.
  5. NDR vom 12. Dezember 2016: Erster Teil der neuen Strom-Autobahn fertig. Abgerufen am 8. Januar 2017.
  6. Schleswig-Holstein: Westküstenleitung wird nach Dänemark weitergebaut. In: Zeitung für kommunale Wirtschaft, 13. März 2018, abgerufen am 18. März 2018.
  7. Zweiter Abschnitt der Westküstenleitung fertig. In: Hamburger Abendblatt, 13. September 2019, abgerufen am 13. September 2019.
  8. o: Bauarbeiten an der B 5: Erst die Sicherheit und dann … | shz.de. In: shz. (shz.de [abgerufen am 24. Juni 2017]).
  9. Vierter Abschnitt der Westküstenleitung kann gebaut werden. In: topagrar, 31. Januar 2020, abgerufen am 15. Juni 2020.
  10. Nordfrieslands erster Anschluss an die Stromautobahn. In: Norddeutscher Rundfunk, 29. September 2021, abgerufen am 30. September 2021.
  11. Westküstenleitung: Stromautobahn führt jetzt bis nach Niebüll. In: Norddeutscher Rundfunk, 4. November 2022. Abgerufen am 5. November 2022.
  12. Westküstenleitung für Windstrom geht in Betrieb. In: Spiegel Online, 14. Oktober 2023. Abgerufen am 29. Oktober 2023.
  13. 50 Hertz und Tennet wollen gemeinsam Nordseestrom ins Netz bringen. In: Erneuerbare Energien. Das Magazin, 18. Januar 2022, abgerufen am 19. Januar 2022.