Zahnradbahn Rocchette–Asiago

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Rocchette–Asiago
Eisenbahnviadukt über den Astico
Eisenbahnviadukt über den Astico
Streckenlänge:21,190 km
Spurweite:950 mm (ital. Meterspur)
Maximale Neigung:Adhäsion 35 
Zahnstange 125 
Minimaler Radius:80 m
Zahnstangensystem:Strub
FNV von Schio
SV von Thiene (Strecke Thiene–Rocchette)
0,000 Rocchette 283 m s.l.m.
FNV nach Arsiero (Strecke Rocchette–Arsiero)
Galleria dell’Obelisco (92 m)
0,685 Brücke Astico (151,5 m)
2,462 Cogollo del Cengio 297 m s.l.m.
2,492 Beginn Zahnstange
Galleria della 1ª Barricata (207 m)
Galleria della Barricatella (219 m)
Galleria della Péndola (82 m)
8,306 Ende Zahnstange
9,240 Campiello di Val Canaglia 990 m s.l.m.
11,403 Treschè Conca 1047 m s.l.m.
Galleria di Treschè Conca (186 m)
Galleria di Cesuna (364 m)
13,366 Cesuna 1022 m s.l.m.
18,512 Canove 997 m s.l.m.
21,190 Asiago 1001 m s.l.m.

Die Zahnradbahn Rocchette–Asiago war eine 1910 eröffnete Schmalspurbahn mit 950 mm Spurweite und gemischten Adhäsions- und Zahnradbetrieb von Rocchette nach Asiago in der norditalienischen Provinz Vicenza. Der Betrieb wurde 1958 eingestellt und die Strecke später abgebaut.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bau der Brücke über den Astico

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts forderte die Entwicklung der Textilindustrie im oberen Teil der Provinz Vicenza verbesserte Straßen- und Schienenverbindungen. 1907 bewilligte die Regierung den Bau einer 21 Kilometer langen Eisenbahnverbindung mit einer Spurweite von 950 mm. 1907 begannen die ersten Vorarbeiten und ein Jahr darauf der eigentliche Bau der Strecke, wobei 5764 Meter mit Zahnstange System Strub ausgerüstet wurden. Am 10. Februar 1910 konnten die Ferrovie Nord Vicenza (FNV, Nord-Vincener-Eisenbahnen) die Bahnstrecke offiziell eröffnen.

Im Ersten Weltkrieg diente die Bahn ab Mai 1915 militärischen Zwecken und wurde für die Evakuierung der Orte auf den Sieben Gemeinden genutzt. Mit Beginn der österreichisch-ungarischen Südtiroloffensive im Mai 1916 konnte der Endbahnhof Asiago nicht mehr angefahren werden. Nach Ende der Offensive im Juni 1916 verkehrten die Züge nachts wieder bis zum Bahnhof Campiello.[1]

1926 wurde der Bahnbetrieb von der Società Veneta (SV, Venezianische Gesellschaft) übernommen. Im Jahr 1928 verkehrten im Sommer drei, im Winter zwei gemischte Züge in jede Richtung. Die Reisezeit betrug 1 Stunde 35 Minuten, davon entfielen auf die Bergstrecke Cogollo–Campiello 49 Minuten.

Eine Umstellung auf elektrische Traktion wurde geplant, aber nie realisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die aufkommende Straßenkonkurrenz zum Verkehrsrückgang und am 31. Juli 1958 wurde der Betrieb eingestellt.

Streckenbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Streckenprofil
blau: Adhäsionsabschnitte, rot: Zahnstange

Die Strecke begann in Rocchette auf 283 m s.l.m., wo sie an die Nebenbahn SchioArsiero anschloss. Kurz nach Rocchette überquerte die Trasse mit einem 70 Meter hohen und 151,5 Meter langen Viadukt den Astico und führte mit geringen Steigungen nach Cogollo del Cengio, wo die Zahnstangenstrecke nach Campiello di Val Canaglia begann. Von dort führte die Strecke als Adhäsionsbahn mit geringen Steigungen und Gefällen zu ihrem Endpunkt in Asiago auf 1001 m s.l.m.

Lokomotiven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lokomotive Nr. 4 „Rocchette“
FNV Nr. 1–4
Nummerierung: 1–4
Hersteller: SLM
Baujahr(e): 1909–1910
Bauart: Cz n2 (4v)
Spurweite: 950 mm
Länge über Kupplung: 7242 mm
Gesamtradstand: 3050 mm
Dienstmasse: 27,2 t
Indizierte Leistung: 300 PS
Kuppelraddurchmesser: 820 mm
Anzahl Antriebszahnräder: 1
Anzahl Bremszahnräder: 1
Größe Zahnräder: 860 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2 Adhäsion
2 Zahnrad
Zylinderdurchmesser: 370 mm
Kolbenhub: 420 mm
Zylinderd. Zahnradantrieb: 370 mm
Kolbenhub Zahnradantrieb: 420 mm
Kesselüberdruck: 14 Atü
Rostfläche: 1,0 m³
Verdampfungsheizfläche: 55,7 m²
Wasservorrat: 3,0 m³
Brennstoffvorrat: 880 kg (Kohle)
Bremse: Gegendruckbremse,
Druckluftbremse Bauart Westinghouse

Die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur lieferte vier dreiachsige Lokomotiven mit getrenntem Adhäsions- und Zahnradantrieb System Winterthur. Die Maschinen mit den FNV-Nummern Nr. 1–4 wurden nach dem Vorbild der Brünigbahnlokomotiven HG 3/3 konstruiert.

1915 konnten die FNV von der Berner Oberland-Bahn (BOB) die HG 3/3 Nr. 9 übernehmen, welche der HG 3/3 der Brünigbahn entsprach. Die durch die Elektrifizierung der BOB im Berner Oberland nicht mehr benötigte Lokomotive wurde dazu durch die SLM von Meterspur auf 950 mm umgespurt und erhielt bei den FNV die Betriebsnummer 110.

Die Lokomotiven erhielten folgende Namen:

Betriebsnummer Name
1 A. Rossi
2 Asiago
3 Roana
4 Rocchette
110 Lupa

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Trasse des oberen Adhäsionsabschnitts zwischen Campiello di Val Canaglia und Asiago dient heute als Radwanderweg „La Strada del Vecchio Trenino“. Die beiden Eisenbahntunnel auf diesem Teilstück wurden dazu mit einer Beleuchtung ausgestattet.

Im ehemaligen Bahnhofsgebäude in Canove ist heute ein Kriegsmuseum untergebracht, das sich insbesondere mit den kriegerischen Ereignissen zwischen 1915 und 1918 auf der Hochebene von Asiago beschäftigt. Die neben dem Museum auf einem Gleisstück stehende Lokomotive (R370 024) wurde 2008 vom Bahnhof Klausen nach Canove gebracht. Sie war ursprünglich auf Sizilien, allerdings nie auf der Strecke Rocchette–Asiago, in Betrieb und ist eine der fünf erhalten gebliebenen Schmalspur Lokomotiven der Baureihe R370 mit Adhäsions- und Zahnradantrieb.[2][3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Steffan: Cz Reibungs- und Verbund-Zahnradlokomotive der Eisenbahn Rochette-Asiago-Eisenbahn (Schlegen). In: Die Lokomotive. 1916, S. 214–215 (ANNO – AustriaN Newspapers Online)
  • Gianni Gasparella, Giorgio Chiericato: Ferrovia a cremagliera Rocchette–Asiago, la più ardita d’Italia. Zahnradbahn Rocchette–Asiago, die kühnste Italiens. 1995, Asiago, Verlag Bonomo (italienisch)
  • Il trenino dell’Altipiano, ricordo della ferrovia Rocchette–Asiago. Der Zug von Altipiano – Erinnerung an die Bahn Rocchette–Asiago iTreni Nr. 20, 1982, ETR Salò (italienisch)
  • Greenways in Italia. Guida Outdoor. Novara, 2003, Verlag De Agostini. ISBN 978-88-418-3176-2 (italienisch)
  • Giovanni Villan: La ferrovia di montagna Rocchette–Asiago. Bergbahn Rocchette–Asiago 2. Ausgabe, 1989, Asiago, Verlag Tipografia moderna (italienisch)
  • Giovanni Cornolò, Giovanni Villan: La Società Veneta – Binari nel passato. Die venezianische Gesellschaft – Spuren in der Vergangenheit 1985, Parma, Verlag Ermanno Albertelli (italienisch)
  • Giorgio Chiericato, Franco Segalla: I treni delle lane – Ferrovie tra la Val Leogra e la Val d’Astico. Die Wolle-Züge – Eisenbahnen zwischen dem Val Leogra und dem Val d’Astico. 1995, Asiago, Verlag Bonomo (italienisch)
  • Giovanni Cornolò: La Società Veneta ferrovie. Eisenbahnen der Società Veneta 2005, Ponte San Nicolò, Verlag DuegiEditrice, ISBN 88-900979-6-5 (italienisch)
  • Giovanni Rattini: C’era una volta il Trenino dell’Altopiano... viaggi, storie e ricordi lungo la ferrovia. , Es war einmal der Zug von Altopiano... Reisen, Geschichten und Erinnerungen entlang der Eisenbahn. 2008, Padua, Verlag Edizioni Cleup, ISBN 978-88-6129-232-1 (italienisch)

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Schmalspurbahn Piovene/Rocchette-Asiago (italienisch) abgerufen am 5. Januar 2018.
  2. Alla vecchia stazione di Canove arriverà una locomotiva d’epoca (italienisch) abgerufen am 5. Januar 2018.
  3. R370 – il punto della situazione su questo gruppo (italienisch) abgerufen am 5. Januar 2018.