Ziębice

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Ziębice
Ziębice (Polen)
Ziębice (Polen)
Ziębice
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Ząbkowice Śląskie
Fläche: 15,07 km²
Geographische Lage: 50° 37′ N, 17° 3′ OKoordinaten: 50° 37′ 0″ N, 17° 3′ 0″ O
Höhe: 208 m n.p.m.
Einwohner: 8531
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 57-220
Telefonvorwahl: (+48) 74
Kfz-Kennzeichen: DZA
Wirtschaft und Verkehr
Straße: StrzelinPaczków
Eisenbahn: Breslau–Kamieniec Ząbkowicki
Nächster int. Flughafen: Breslau
Gmina
Gminatyp: Stadt- und Landgemeinde
Gminagliederung: 30 Ortschaften
Fläche: 222,24 km²
Einwohner: 16.768
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 75 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 0224063
Verwaltung (Stand: 2018)
Bürgermeister: Mariusz Szpilarewicz
Adresse: ul. Przemysłowa 10
57-220 Ziębice
Webpräsenz: www.ziebice.pl



Ziębice [ʑɛm'bʲiʦɛ] (deutsch Münsterberg in Schlesien) ist eine Stadt im Powiat Ząbkowicki in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien. Sie war von 1321 bis 1530 Residenzort der Herzöge von Münsterberg.

Geographische Lage

Münsterberg östlich von Frankenstein und nordöstlich von Glatz auf einer Landkarte von 1905.

Die Stadt liegt in Niederschlesien am rechten Ufer der Ohle, etwa 50 Kilometer südlich von Breslau. Nachbarorte sind Nowy Dwór (Neuhof) im Norden, Kalinowice (Kunzendorf) und Wigańcice (Weigelsdorf) im Nordosten, Dębowiec (Eichau) im Osten, Osina Wielka (Groß Nossen) im Südwesten, Starczówek (Neu Altmannsdorf) und Biernacice (Bernsdorf) im Süden, Służejów im Südwesten, Rososznica (Olbersdorf) im Südwesten und Krzelków (Krelkau) sowie Henryków (Heinrichau) im Nordwesten.

Geschichte

Patschkauer Tor als letztes Relikt der mittelalterlichen Stadtbefestigung
Ansicht Münsterbergs im 18. Jahrhundert
Rathaus
Stadtpfarrkirche St. Georg

Münsterberg wurde erstmals 1234 unter der slawischen Bezeichnung Sambice erwähnt. Es wird vermutet, dass es 1241 wie das nahe Kloster Heinrichau von den Mongolen zerstört wurde. Die erste Urkunde unter der Bezeichnung Munsterberck datiert vom 1. Februar 1253 und weist den Ort nach deutschem Recht aus. 1268 besaß die Stadt eine Münzstätte. Für 1276 ist ein Hospiz der Kreuzherren mit dem Roten Stern belegt, für 1307 ein Kloster der Minderbrüder (Minoriten) mit einer Klosterkirche zum Heiligen Kreuz, das zur Sächsischen Franziskanerprovinz (Saxonia) gehörte. Bolko I. von Schweidnitz erbaute im Norden der Stadt eine Burg, auf der dessen Sohn Bolko II. ab 1321 residierte und die Linie der Herzöge von Münsterberg begründete. Ab diesem Zeitpunkt bis Ende des 18. Jahrhunderts sind die Herrschaftsverhältnisse der Stadt Münsterberg identisch mit der Geschichte des Herzogtums.

1322 erhielt Münsterberg von Bolko II. das Recht der freien Ratswahl und 1335 die niedere Gerichtsbarkeit. Die Stadt, deren Fläche 1336 fünfunddreißig Hektar betrug, war von Stadtmauern umgeben, durch die fünf Tore nach außen führten. In diesem Jahr führte die Belagerung durch den Markgrafen von Mähren, den späteren Kaiser Karl IV., zur Anerkennung der böhmischen Lehnshoheit. 1344 erhielt Münsterberg ein Obergericht, vier Jahre später auch die Gerichtsbarkeit über die Juden. Während der Hussitenkriege wurden in der Schlacht bei Altwilmsdorf am 27. Dezember 1428 der letzte Münsterberger Herzog Johann aus dem Geschlecht der schlesischen Piasten und 400 seiner Mitkämpfer getötet.

Als erledigtes Lehen fiel Münsterberg an König Sigismund zurück, der es 1429 aus Dankbarkeit an Puta d. J. von Častolowitz verpfändete, der sich beim Kampf gegen die Hussiten große Verdienste erworben hatte. Wohl deshalb zerstörten die Hussiten noch im selben Jahr Stadt und Burg Münsterberg. Nach Putas Tod 1434 verwaltete dessen Witwe Anna von Colditz die ererbten Besitzungen und verkaufte sie 1440 an Hynek Kruschina von Lichtenburg, den sie kurze Zeit später ehelichte. Da sich Hynek bei den Münsterberger Ständen nicht durchsetzen konnte, wählten diese 1443 den Troppauer Herzog Wilhelm zu ihrem neuen Landesherrn. Er war ein Sohn von Johanns Schwester Katharina und zudem seit kurzer Zeit mit Putas Tochter Salome verheiratet. Nach Wilhelms Tod 1452 ging das Herzogtum Münsterberg an dessen Bruder Ernst über, der es 1456 an den böhmischen König Georg von Podiebrad verkaufte, der seine Söhne Viktorin, Heinrich d. Ä. und Heinrich d. J. zu Herzögen von Münsterberg erhob.[2]

Georgs Enkel Karl I. von Münsterberg verlegte die Residenz 1530 nach Frankenstein. Seine vier Söhne unterstützten die Ziele der Reformation. Wegen der großen Schuldenlast, die sie von Karl übernehmen mussten, verpfändeten sie 1542 das Herzogtum. Auch während des Dreißigjährigen Krieges erlitt Münsterberg große Schäden.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Münsterberg wie fast ganz Schlesien 1742 an Preußen. Das Herzogtum wurde in eine Standesherrschaft umgewandelt, die 1791 vom preußischen König Friedrich Wilhelm II. erworben wurde. Nach dem Übergang an Preußen wurde Münsterberg zur Heimstatt für viele evangelische Böhmen, die ihre Heimat aus religiösen Gründen verlassen mussten. Von 1742 bis 1885 war Münsterberg Garnisonstadt, von 1816 bis 1932 Kreisstadt. 1872 erhielt die Stadt einen Anschluss an die Bahnstrecke Breslau–Mittelwalde.

Bis 1945 gehörte Münsterberg zum Landkreis Frankenstein im Regierungsbezirk Breslau der preußischen Provinz Niederschlesien des Deutschen Reichs.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Münsterberg 1945 zusammen mit fast ganz Schlesien von der sowjetischen Besatzungsmacht unter polnische Verwaltung gestellt und erhielt den polnischen Ortsnamen Ziębice. Die deutsche Bevölkerung wurde von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Münsterberg vertrieben. Die neuen polnischen Siedler kamen zum Teil aus den im Rahmen der „Westverschiebung Polens“ an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner Anmerkungen
1875 5.591 [3]
1880 5.980 [3]
1890 6.162 davon 1.126 Evangelische, 4.936 Katholiken und 100 Juden[3]
1925 8.392 [3]
1933 8.887 [3]
1939 8.908 [3]

Sehenswürdigkeiten

  • Die Stadtpfarrkirche St. Georg (Münster auf dem Berge) stammt aus der Zeit um 1265–1275. Im 15. Jahrhundert wurde sie um den Chor und um zwei Kapellen erweitert, Anfang des 18. Jahrhunderts umgebaut und 1898–1900 regotisiert. Die steinerne Kanzel stiftete Herzog Joachim von Münsterberg-Oels. Das Epitaph für dessen Vater Karl I. von Münsterberg mit Darstellung Christus am Ölberg ist von 1542. Die Glasfenster schuf um 1900 Alexander Linnemann aus Frankfurt am Main.
  • Die Kirche St. Peter und Paul wird auch als Kreuzkirche bezeichnet. Sie wurde im 13. Jahrhundert von den Kreuzherren mit dem Roten Stern errichtet. Der Hauptaltar mit geschnitzter Kreuzigung und den Figuren der Patrone stammt aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
  • Die ehemalige evangelische Kirche entstand zwischen 1796 und 1797.
  • Das heutige Rathaus wurde 1888 bis 1891 am Ring errichtet. Der Rathausturm stammt aus dem 16. Jahrhundert.
  • Die zahlreichen Bürgerhäuser am Ring stammen zum Teil aus der Mitte des 19. Jahrhunderts oder wurden zwischen 1900 und 1910 erbaut.
  • Von der Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert sind Mauerteile und der Patschkauer Torturm erhalten.
  • Das erhaltene Synagogengebäude wurde zwischen 1844 und 1845 erbaut und steht an der heutigen ul. Wąska. Der 1814 angelegte jüdische Friedhof liegt südlich der Altstadt.[4]
  • Die historische Zuckerfabrik wurde 1883 an der heutigen ul. Przemysłow fertiggestellt und zwischen 1920 und 1930 erweitert.
  • Die größte Keramikstatue Europas steht in Ziębice. Sie stellt das polnische Wappentier den Adler dar und wird im Volksmund Orle genannt.

Verkehr

Die Stadt liegt an der Landstraße 394, die von Henryków (Heinrichau) nach Paczków verläuft.

Gemeinde

Zur Stadt- und Landgemeinde Ziębice gehören die Ortschaften

  • Biernacice (Bernsdorf)
  • Bożnowice (Berzdorf)
  • Brukalice (Taschenberg)
  • Czerńczyce (Frömsdorf)
  • Dębowiec (Eichau)
  • Głęboka (Glambach)
  • Henryków (Heinrichau)
  • Jasienica (Heinzendorf)
  • Kalinowice Dolne (Niederkunzendorf)
  • Kalinowice Górne (Oberkunzendorf)
  • Krzelków (Krelkau)
  • Lipa (Leipe)
  • Lubnów (Liebenau)
  • Niedźwiednik (Bärwalde)
  • Niedźwiedź (Bärdorf)
  • Nowina (Deutsch Neudorf)
  • Nowy Dwór (Neuhof)
  • Osina Mała (Wenig Nossen)
  • Osina Wielka (Groß Nossen)
  • Pomianów Dolny (Niederpomsdorf)
  • Raczyce (Rätsch)
  • Rososznica (Olbersdorf)
  • Skalice (Reumen)
  • Służejów (Schlause)
  • Starczówek (Neu Altmannsdorf)
  • Wadachowice (Wiesenthal)
  • Wigańcice (Weigelsdorf)
  • Witostowice (Schönjohnsdorf)
  • sowie die Stadt Ziębice (Münsterberg).

Partnerstädte

Sport

Die Stadt Ziębice verfügt über ein Schwimmbad.[5] Der größte Sportverein, Sparta Ziębice, verfügt über eine Fußball- sowie über eine Boxabteilung.[6]

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

Commons: Ziębice – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Jan Urban: Lichtenburkové. Praha 2003, ISBN 80-7106-579-X, S. 290–320
  3. a b c d e f Michael Rademacher: Frankenstein. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  4. http://www.sztetl.org.pl/pl/article/ziebice/12,cmentarze/6305,cmentarz/
  5. https://przeglad-powiatowy.pl/dza/2019/08/09/zamkniecie-basenu-w-ziebicach/
  6. http://sparta.ziebice.pl/