Henning Börm

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Henning Börm (* 1974 in Flensburg) ist ein deutscher Althistoriker.

Laufbahn

Henning Börm legte 1994 das Abitur am Fördegymnasium Flensburg ab und studierte von 1995 bis 2002 Geschichte und Literaturwissenschaft an der Universität Kiel. Er wurde dort im Sommersemester 2006 mit einer von Josef Wiesehöfer betreuten Untersuchung zu dem spätantiken Geschichtsschreiber Prokopios von Caesarea und den römisch-persischen Beziehungen promoviert. Von 2003 bis 2004 war er am Seminar für Alte Geschichte der Universität Münster tätig, von 2004 bis 2008 am Institut für Klassische Altertumskunde der Universität Kiel als Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Peter Weiß. Seit 2008 war er Assistent von Ulrich Gotter am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität Konstanz, seit der Habilitation im Wintersemester 2017/18 Privatdozent. 2015 erhielt er den Lehrpreis der Universität Konstanz.

2014/15 war Börm Fellow am Kulturwissenschaftlichen Kolleg; im Wintersemester 2017/18 lehrte er als Gastprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin, im Sommersemester 2018 an der Universität Tübingen, im Wintersemester 2019/20 an der Universität Innsbruck. 2019 wurde er in das Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft aufgenommen; von 2020 bis 2022 bekleidete er eine Professur für gesellschaftliche Transformationen im antiken Mittelmeerraum an der Universität Bochum. 2022 folgte er dem Ruf der Universität Rostock auf den dortigen Lehrstuhl für Alte Geschichte.[1] Im selben Jahr wurde Börm in den wissenschaftlichen Beirat der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des DAI gewählt.

Forschung

Börm hat sich vor allem auf die Geschichte der Mittelmeerwelt im Hellenismus und in der Spätantike spezialisiert. In seiner Dissertation und mehreren folgenden Fachartikeln hat er insbesondere die Beziehungen zwischen dem Römischen Reich und dem neupersischen Sāsānidenreich behandelt. Seine Untersuchung Prokop und die Perser wurde im Fach als wichtiger Beitrag zur Forschung zu Prokopios und zu den römisch-persischen Kontakten gewürdigt.[2] Im Jahr 2013 erschien zudem eine Darstellung der weströmischen Geschichte, in der Börm vor allem innerrömische Konflikte für den Zusammenbruch des Westreiches während der so genannten „Völkerwanderung“ verantwortlich macht. Auch diese Studie wurde in Fachkreisen sehr positiv aufgenommen,[3] 2018 erschien eine erweiterte zweite Auflage.

Den dritten Schwerpunkt seiner Arbeit schließlich bilden Bürgerkriege und Staseis in griechischen Poleis in hellenistischer Zeit. Sie sind der Gegenstand seiner 2017 eingereichten Habilitationsschrift, die 2019 publiziert und im Fach als „anregend“ und „weiterführend“ bzw. „exzellent“ begrüßt wurde.[4] Seit 2018 fungiert Börm als einer der Projektleiter des DFG-Forschernetzwerks Interner Krieg. Daneben beschäftigt sich er mit vergleichender Monarchieforschung, griechischer Geschichtsschreibung und Mythologie sowie mit Diskursanalyse. Börm ist ordentliches Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts sowie unter anderem Mitglied im Advisory Board der Zeitschrift Classica Cracoviensia und im Editorial Board der Reihe Historiography of Rome and its Empire; ferner fungiert er seit 2019 als einer der Herausgeber der Reihe Reiche der Alten Welt im Kohlhammer-Verlag.

Schriften

Monographien

Herausgegebene Bände

  • mit Nino Luraghi: The Polis in the Hellenistic World. Steiner, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-515-12020-3.
  • mit Johannes Wienand und Marco Mattheis: Civil War in Ancient Greece and Rome. Contexts of Disintegration and Reintegration (= HABES. Bd. 58). Steiner, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-515-11224-6.
  • mit Carsten Binder und Andreas Luther: Diwan. Studies in the History and Culture of the Ancient Near East and the Eastern Mediterranean. Wellem, Duisburg 2016, ISBN 978-3-941820-24-1.
  • Antimonarchic Discourse in Antiquity (= Studies in Ancient Monarchies. Bd. 3). Steiner, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-515-11095-2.
  • mit Josef Wiesehöfer: Commutatio et contentio. Studies in the Late Roman, Sasanian, and Early Islamic Near East. Wellem, Düsseldorf 2010, ISBN 978-3-941820-03-6.
  • mit Norbert Ehrhardt und Josef Wiesehöfer: Monumentum et instrumentum inscriptum. Beschriftete Objekte aus Kaiserzeit und Spätantike als historische Zeugnisse. Steiner, Stuttgart 2008, ISBN 3-515-09239-0.

Hinzu kommen zahlreiche Buchbeiträge und Aufsätze in althistorischen Fachzeitschriften (Chiron, Gymnasium, Historia und Klio) sowie Besprechungen u. a. bei H-Soz-u-Kult, in der Historischen Zeitschrift, im Journal of Late Antiquity, im Bryn Mawr Classical Review, im Gnomon und in den Sehepunkten. Börm hat überdies Artikel für den Neuen Pauly und das Oxford Classical Dictionary (5. Auflage) sowie den Eintrag Procopius in der Encyclopædia Iranica verfasst.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Vermerk in Forschung & Lehre 1/2022.
  2. Besprechung von Dariusz Brodka bei H-Soz-u-Kult; Besprechung von Michael Sommer bei Plekos; Besprechung von Geoffrey B. Greatrex im BMCR.
  3. Besprechung von Ulrich Lambrecht bei H-Soz-u-Kult; Besprechung von Jeroen W.P. Wijnendaele in den Sehepunkten; Besprechung von Roland Steinacher in: Historische Zeitschrift 300 (2015), S. 172; Besprechung von Michael Kulikowski in: Klio 98 (2016), S. 393–396.
  4. Besprechung von Robert Malcolm Errington in den Sehepunkten; Besprechung von Henry Heitmann-Gordon bei H-Soz-u-Kult; Besprechung von Christoph Michels in: Bonner Jahrbücher 219 (2019), S. 467–470; Besprechung von Winfried Schmitz in: Archiv für Kulturgeschichte 102 (2020), S. 448f.