„Kopfschmerz“ – Versionsunterschied

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Kopfschmerzen gehören neben Rückenschmerzen zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen: Etwa vier bis fünf Prozent der deutschen Bevölkerung leiden unter täglichen und ca. 70 Prozent leiden unter anfallsweisen oder [[chronisch]]en (immer wiederkehrenden) Kopfschmerzen.
Kopfschmerzen gehören neben Rückenschmerzen zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen: Etwa vier bis fünf Prozent der deutschen Bevölkerung leiden unter täglichen und ca. 70&nbsp;Prozent leiden unter anfallsweisen oder [[chronisch]]en (immer wiederkehrenden) Kopfschmerzen. In einer großen Deutschen Studie über 14 Jahre, gaben etwa 60% der Befragten an, Kopfschmerzen gehabt zu haben. Dabei zeigte sich, dass gehäuft Frauen und Bewohner von Städten über 50.000 Einwohner an Kopfschmerzen leiden<ref name="DOI10.1186/1129-2377-14-11">Andreas Straube, Bernhard Aicher, Steffanie F rderreuther, Thomas Eggert, Janin K ppel, Stefan M ller, Roland Schneider, Gunther Haag: ''Period prevalence of self-reported headache in the general population in Germany from 1995–2005 and 2009: results from annual nationwide population-based cross-sectional surveys.'' In: ''The Journal of Headache and Pain.'' 14, 2013, S.&nbsp;11, {{DOI|10.1186/1129-2377-14-11}}.</ref>.


Dabei entfallen über 90&nbsp;Prozent der Kopfschmerzerkrankungen auf die beiden ''primären'' Kopfschmerzformen [[Migräne]] und [[Spannungskopfschmerz]]en, die auch kombiniert auftreten können. Zu den primären Kopfschmerzen gehört auch der [[Cluster-Kopfschmerz]] und der [[Medikamentenassoziierter Kopfschmerz|medikamentenassoziierte Kopfschmerz]]. Gemeinsam haben sie, dass bei bildgebender Diagnostik kein sichtbares [[Korrelation|Korrelat]] gefunden werden kann.
Dabei entfallen über 90&nbsp;Prozent der Kopfschmerzerkrankungen auf die beiden ''primären'' Kopfschmerzformen [[Migräne]] und [[Spannungskopfschmerz]]en, die auch kombiniert auftreten können. Zu den primären Kopfschmerzen gehört auch der [[Cluster-Kopfschmerz]] und der [[Medikamentenassoziierter Kopfschmerz|medikamentenassoziierte Kopfschmerz]]. Gemeinsam haben sie, dass bei bildgebender Diagnostik kein sichtbares [[Korrelation|Korrelat]] gefunden werden kann.

Version vom 1. Mai 2013, 16:20 Uhr

Klassifikation nach ICD-10
R51 Kopfschmerz
Gesichtsschmerz o. n. A.
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Als Kopfschmerz (Synonyme: Cephalgie, Kephalgie, Kephalalgie, Zephalgie, Cephalaea) werden Schmerzempfindungen im Bereich des Kopfes bezeichnet. Sie beruhen auf der Reizung von schmerzempfindlichen Kopforganen (Schädel, Hirnhäute, Blutgefäße im Gehirn, Hirnnerven, oberste Spinalnerven). Die eigentliche Gehirnsubstanz (ein Teil des Zentralnervensystems (ZNS)) ist nicht schmerzempfindlich.

Allgemeines

Kopfschmerzkarikatur

Kopfschmerzen gehören neben Rückenschmerzen zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen: Etwa vier bis fünf Prozent der deutschen Bevölkerung leiden unter täglichen und ca. 70 Prozent leiden unter anfallsweisen oder chronischen (immer wiederkehrenden) Kopfschmerzen. In einer großen Deutschen Studie über 14 Jahre, gaben etwa 60% der Befragten an, Kopfschmerzen gehabt zu haben. Dabei zeigte sich, dass gehäuft Frauen und Bewohner von Städten über 50.000 Einwohner an Kopfschmerzen leiden[1].

Dabei entfallen über 90 Prozent der Kopfschmerzerkrankungen auf die beiden primären Kopfschmerzformen Migräne und Spannungskopfschmerzen, die auch kombiniert auftreten können. Zu den primären Kopfschmerzen gehört auch der Cluster-Kopfschmerz und der medikamentenassoziierte Kopfschmerz. Gemeinsam haben sie, dass bei bildgebender Diagnostik kein sichtbares Korrelat gefunden werden kann.

Bei den primären Kopfschmerzen ist der Schmerz selbst die Erkrankung. Ihre Ursache ist immer noch nicht genau bekannt und kann deshalb auch nicht immer beseitigt werden. Die Vorbeugung zielt darauf hin, bekannte Auslöser und Faktoren für die Entstehung zu vermeiden. Die Behandlung besteht in einer schnellen und anhaltenden Schmerzlinderung.

Sekundäre, das heißt als Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung auftretende Kopfschmerzen sind wesentlich seltener. Sie müssen aber gut beobachtet werden, und ihre Ursachen müssen gegebenenfalls schnell beseitigt werden. Eine Ursache für sekundären Kopfschmerz kann zum Beispiel eine sogenannte craniomandibuläre Dysfunktion sein, bei der durch Zahnfehlstellung und Fehlstellung der Kiefer Verspannungen entstehen, die zu Kopfschmerzen und auch zu Rückenschmerzen führen können.

Die vier gebräuchlichsten Wirkstoffe gegen Kopfschmerzen sind Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen sowie Propyphenazon.

Der heutigen Medizin sind über 250 verschiedene Arten von Kopfschmerzen bekannt[2].

Bis zum Jahre 1960 gab es weltweit keine internationale, akzeptierte und einheitlich verwendete Klassifikationsgrundlage von Kopfschmerzen. Erst im Jahre 1962 publizierte ein Ad-Hoc-Komitee des National Institute of Health erstmalig eine Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen. Grundlage dieser ersten Kopfschmerzklassifikation war eine primär ätiologische Herangehensweise. Man versuchte, abgrenzbare Kopfschmerzursachen den verschiedenen diagnostischen Gruppen zuzuordnen. Die Kopfschmerzerkrankungen waren durch kurze Glossardefinitionen charakterisiert[3]. Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft International Headache Society, IHS) wurde im Jahre 1982 gegründet. Im Jahre 1985 wurde von der IHS ein Kopfschmerzklassifikationskomitee eingerichtet, welches eine internationale konsensfähige Kopfschmerzklassifikation erarbeiten sollte. In Subkomitees wurden operationalisierte Kriterien auf der Basis empirischer Befunde und, falls diese nicht vorhanden war, auf der Basis von Konsensbildungen innerhalb der Experten aufgestellt. Im Jahre 1988 wurde erstmalig eine Kopfschmerzklassifikation auf der Grundlage solcher operationalisierter diagnostischer Kriterien publiziert werden, die Classification and diagnostic criteria for headache disorders, cranial neuralgias, and facial pain, ICHD-I . [4]. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Kopfschmerzklassifikation der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft übernommen und in der ICD-10 sowie in der ICD-10 NA (NA: Neurological Application) aufgenommen. Die 2. Auflage der Internationalen Kopfschmerzklassifikation, International Classification of Headache Disorders (ICHD-II), erschien im Januar 2004[5].

Unterteilung der Kopfschmerzen

Es erfolgt eine Gliederung der Kopfschmerzen zum einen entsprechend der Ursache, zum anderen nach der Art, wobei die klinische Unterteilung nicht streng getrennt erfolgt.

Nach der Ursache

Nach der Art

Seltene(re) Kopfschmerzformen

  • benigner Hustenkopfschmerz: Dauert weniger als 60 Sekunden; meist beidseitig vorhanden mit einem Schwerpunkt am Hinterkopf.
  • benigner Anstrengungskopfschmerz: In Verbindung mit (starker) körperlicher Anstrengung auftretender, beidseitiger pochender Kopfschmerz, der fakultativ von vegetativen Symptomen begleitet ist (Übelkeit, Erbrechen), kann bis zu 24 Stunden andauern.
  • (post)koitaler Kopfschmerz: Ein dumpfer, pulsierender, beidseitiger, meist okzipital lokalisierter Kopfschmerz während oder nach dem Geschlechtsverkehr, kann für Minuten bis Tage bestehen. Wichtigste Differentialdiagnose, die unbedingt ausgeschlossen werden muss (durch bildgebende Verfahren und klinische Untersuchung) ist die Subarachnoidalblutung.
  • Dialysekopfschmerz: Tritt während bzw. nach einer Dialysebehandlung auf und ist gut mit Paracetamol zu therapieren.
  • Hemicrania continua beschreibt einen dauerhaften, halbseitigen Kopfschmerz, der gut auf Indometacin und Acetylsalicylsäure reagiert.
  • Kältekopfschmerz/„Ice-Cream Headache“ wird durch einen Kältereiz am Gaumen ausgelöst und ist ein meist temporal lokalisierter Kopfschmerz von 20 bis 30 Sekunden Dauer. Umgangssprachlich „Hirnfrost“ genannt.
  • Dissektion extra- und intrakranieller Gefäße: Kopfschmerzen, die eine für das dissezierte Gefäß charakteristische Lokalisation haben: innere Halsschlagader (A. carotis interna) temporal und am Hals einseitig; Wirbelkörperarterie (A. vertebralis): am Hinterkopf, Rückseite des Halses; Hirnstammarterie (A. basilaris): ringförmig um den gesamten Schädel ziehend. Dissektionen, v. a. der A. vertebralis, bedürfen der sofortigen neurologischen Abklärung. Chirotherapie (Einrenken) darf bei Verdacht auf eine Dissektion nicht durchgeführt werden.
  • Postpunktioneller Kopfschmerz: Meist lageabhängiger Kopfschmerz am Hinterkopf und/oder Stirn der 24 bis 48 Stunden nach einer Liquorpunktion auftritt.

Literatur

Leitlinien

Fachbücher

Sachbücher

Wiktionary: Kopfschmerz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Andreas Straube, Bernhard Aicher, Steffanie F rderreuther, Thomas Eggert, Janin K ppel, Stefan M ller, Roland Schneider, Gunther Haag: Period prevalence of self-reported headache in the general population in Germany from 1995–2005 and 2009: results from annual nationwide population-based cross-sectional surveys. In: The Journal of Headache and Pain. 14, 2013, S. 11, doi:10.1186/1129-2377-14-11.
  2. Homepage The International Headache Classification (ICHD-2) – Internationale Kopfschmerzklassifikation . Abgerufen am 27. April 2013.
  3. Ad Hoc Committee on Classification of Headache: Headache Classification. In: Journal of the American Medical Association Nr. 179 (1962): S. 717-718.
  4. Headache Classification Committee of the International Headache Society: Classification and diagnostic criteria for headache disorders, cranial neuralgias, and facial pain. In: Cephalalgia: an international journal of headache Nr. 8 Suppl 7 (1988): S. 1-96
  5. Headache Classification Committee, Olesen J, Bousser MG, Diener HC, Dodick D, First M, Goadsby PJ, Göbel H, Lainez MJ, Lance JW, Lipton RB, Nappi G, Sakai F, Schoenen J, Silberstein SD, Steiner TJ: The International Classification of Headache Disorders: 2nd edition In: Cephalalgia : an international journal of headache Nr. 24 Suppl 1 (2004): S. 1-160.