„Wasserpotential“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
→‎Theoretische Grundlagen: Größenart Druck gleichbedeutend mit Energie pro Volumen.
Referenzen mit Vorlage:Literatur formatiert. Bibliographische Angaben ergänzt.
Zeile 1: Zeile 1:
Das '''Wasserpotential''' charakterisiert die Verfügbarkeit von [[Wasser]] in einem System (z.&nbsp;B. [[Pflanzengewebe]] oder [[Boden (Bodenkunde)|Boden]]). Es wird in der [[Pflanzenphysiologie]] und der [[Bodenkunde]] zur Beschreibung der Wasseraufnahme oder des Wassertransports in Pflanzen verwendet und mit <math>\psi</math> ([[Griechisches Alphabet|griechischer]] Buchstabe [[Psi (Buchstabe)|Psi]]) bezeichnet. [[Differenz (Mathematik)|Differenz]]en bzw. [[Gradient (Mathematik)|Gradienten]] des Wasserpotentials treiben den [[Wassertransport in Pflanzen|Wassertransport]] an, wobei das Wasser vom Ort mit dem höheren zum Ort mit dem niedrigeren Potential fließt (z.&nbsp;B. [[Boden (Bodenkunde)|Boden]]&nbsp;–&nbsp;[[Wurzel (Pflanze)|Wurzel]], [[Blatt (Pflanze)|Blatt]]&nbsp;–&nbsp;[[Luft]]).<ref>Richter, G.: ''Stoffwechselphysiologie der Pflanzen'', Georg Thieme, Stuttgart 1976 (3), S.&nbsp;284 ff, ISBN 978-3-13-442006-7</ref><ref name="Scheffer 1992">[[Fritz Scheffer|Scheffer, F.]], <!-- Paul -->[[Paul Schachtschabel|Schachtschabel, P.]]: ''Lehrbuch der Bodenkunde.'' 13. durchgesehene Auflage. Enke, Stuttgart 1992, ISBN 3-432-84773-4, Kapitel XVI: ''Bodenwasser.''</ref>
Das '''Wasserpotential''' charakterisiert die Verfügbarkeit von [[Wasser]] in einem System (z.&nbsp;B. [[Pflanzengewebe]] oder [[Boden (Bodenkunde)|Boden]]). Es wird in der [[Pflanzenphysiologie]] und der [[Bodenkunde]] zur Beschreibung der Wasseraufnahme oder des Wassertransports in Pflanzen verwendet und mit <math>\psi</math> ([[Griechisches Alphabet|griechischer]] Buchstabe [[Psi (Buchstabe)|Psi]]) bezeichnet. [[Differenz (Mathematik)|Differenz]]en bzw. [[Gradient (Mathematik)|Gradienten]] des Wasserpotentials treiben den [[Wassertransport in Pflanzen|Wassertransport]] an, wobei das Wasser vom Ort mit dem höheren zum Ort mit dem niedrigeren Potential fließt (z.&nbsp;B. [[Boden (Bodenkunde)|Boden]]&nbsp;–&nbsp;[[Wurzel (Pflanze)|Wurzel]], [[Blatt (Pflanze)|Blatt]]&nbsp;–&nbsp;[[Luft]]).<ref>{{Literatur | Autor=Gerhard Richter | Titel=Stoffwechselphysiologie der Pflanzen | TitelErg=Physiologie und Biochemie des Primär- und Sekundärstoffwechsels | Auflage=5. | Verlag=Georg Thieme Verlag | Ort=Stuttgart | Jahr=1988 | Kapitel=2. Kapitel, Abschnitt 1 ''Wasserhaushalt'' | Seiten=31–51 | ISBN=978-3-13-442005-0 | Kommentar=}}</ref><ref name="Scheffer">{{Literatur | Autor=[[Hans-Peter Blume]] u.&nbsp;a. <!-- weitere Autoren: Gerhard W. Brümmer, Rainer Horn, Ellen Kandeler, [[Ingrid Kögel-Knabner]], Ruben Kretzschmar, Karl Stahr, Berndt-Michael Wilke, Sören Thiele-Bruhn, Gerhard Welp --> | Herausgeber= | Titel=Lehrbuch der Bodenkunde | TitelErg=Begründet von [[Fritz Scheffer]] und [[Paul Schachtschabel]] | Auflage=16. | Verlag=Spektrum Akademischer Verlag | Ort=Heidelberg | Jahr=2010 | Kapitel=Abschnitt 6.4 ''Bodenwasser'' (insbes. Unterabschnitt 6.4.2.1 ''Potenziale'') und Unterabschnitte 4.2.2 ''Wasser und Atmosphäre'', 9.2.2 ''Wasserbewegungen im System Boden–Pflanze–Atmosphäre'' und 9.2.3 ''Wasserverbrauch und Pflanzenertrag'' | Seiten=220–249, 103, 384–388 | ISBN=978-3-8274-2251-4 | DOI=10.1007/978-3-8274-2251-4 | Zugriff= | Kommentar=}}</ref>


Das Potentialkonzept dient in der Bodenkunde auch zur Beschreibung von Transportprozessen, an denen Pflanzen nicht beteiligt sind (z.&nbsp;B. Versickerung). Dazu wird nicht das Wasserpotential, sondern das [[Hydraulisches Potential|Hydraulische Potential]] verwendet.
Das Potentialkonzept dient in der Bodenkunde auch zur Beschreibung von Transportprozessen, an denen Pflanzen nicht beteiligt sind (z.&nbsp;B. Versickerung). Dazu wird nicht das Wasserpotential, sondern das [[Hydraulisches Potential|Hydraulische Potential]] verwendet.
Zeile 7: Zeile 7:
Da Wasserpotentiale in der Natur in der Regel negative Werte annehmen, hat das höhere Potential (im Sinne der größeren Zahl inkl. [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]]) den ''kleineren'' [[Betragsfunktion|Betrag]], und umgekehrt. So wird zum Beispiel Wasser von einer Stelle mit einem Wasserpotential von <math>0\ \mathrm{MPa}</math> (völlig gesättigt) zu einer anderen Stelle mit einem Wasserpotential von <math>-0{,}5\ \mathrm{MPa}</math> fließen.
Da Wasserpotentiale in der Natur in der Regel negative Werte annehmen, hat das höhere Potential (im Sinne der größeren Zahl inkl. [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]]) den ''kleineren'' [[Betragsfunktion|Betrag]], und umgekehrt. So wird zum Beispiel Wasser von einer Stelle mit einem Wasserpotential von <math>0\ \mathrm{MPa}</math> (völlig gesättigt) zu einer anderen Stelle mit einem Wasserpotential von <math>-0{,}5\ \mathrm{MPa}</math> fließen.


Als veraltetes und physikalisch nicht ganz korrektes, aber anschauliches [[Synonym]] kann auch der Ausdruck ''Saugkraft'' verwendet werden.<ref>[[Ulrich Kutschera|Kutschera, U.]]: ''Kurzes Lehrbuch der Pflanzenphysiologie'', Quelle und Meyer, Wiesbaden 1995, S.&nbsp;60, ISBN 3-8252-1861-9</ref>
Als veraltetes und physikalisch nicht ganz korrektes, aber anschauliches [[Synonym]] kann auch der Ausdruck ''Saugkraft'' verwendet werden.<ref>{{Literatur | Autor=[[Ulrich Kutschera]] | Titel=Kurzes Lehrbuch der Pflanzenphysiologie | Auflage= | Verlag=Quelle und Meyer | Ort=Wiesbaden | Jahr=1995 | Kapitel=Kapitel 4: ''Wasserhaushalt der Pflanzenzelle: Diffusion, Osmose, Wasserpotential'' | Seiten=60 | ISBN=3-8252-1861-9 | Kommentar=}}</ref>


== Theoretische Grundlagen ==
== Theoretische Grundlagen ==


Das Potential von Wasser in Boden oder Pflanze wird über sein [[Chemisches Potential|chemisches Potential]] <math>\mu</math> definiert:<ref name="schopfer_brennecke">{{Literatur | Autor=Peter Schopfer, Axel Brennecke | Titel=Pflanzenphysiologie | TitelErg=Begründet von Hans Mohr | Auflage=6. | Verlag=Elsevier GmbH, Spektrum Akademischer Verlag | Ort=München | Jahr=2006 | Kapitel=Abschnitt 3.5: ''Chemisches Potential von Wasser'' und 3.6 ''Anwendungen des Wasserpotentialkonzepts auf den Wasserzustand der Zelle'' | Seiten=51–61 | ISBN=978-3-8274-1561-5 }}</ref>
Das Potential von Wasser in Boden oder Pflanze wird über sein [[Chemisches Potential|chemisches Potential]] <math>\mu</math> definiert:<ref name="schopfer_brennecke">{{Literatur | Autor=Peter Schopfer, Axel Brennecke | Titel=Pflanzenphysiologie | TitelErg=Begründet von [[Hans Mohr]] | Auflage=6. | Verlag=Elsevier GmbH, Spektrum Akademischer Verlag | Ort=München | Jahr=2006 | Kapitel=Abschnitt 3.5: ''Chemisches Potential von Wasser'' und 3.6 ''Anwendungen des Wasserpotentialkonzepts auf den Wasserzustand der Zelle'' | Seiten=51–61 | ISBN=978-3-8274-1561-5 }}</ref>


:<math>\psi = \frac{\mu - \mu_0}{\overline {V}}</math>.
:<math>\psi = \frac{\mu - \mu_0}{\overline {V}}</math>.
Zeile 30: Zeile 30:


* Das ''[[Osmose|Osmotische]] Potential'' <math>\psi_{\text{s}}</math> (auch: ''[[Lösung (Chemie)|Lösungs]]&shy;potential'') ist von der [[Konzentration (Chemie)|Konzentration]] gelöster Stoffe, insbesondere [[Salze]]n, abhängig (siehe [[Kolligative Eigenschaft]]). Es ist gleich dem Negativen des [[Osmotischer Druck|osmotischen Drucks]] <math>\Pi</math>, d.&nbsp;h. <math>\psi_{\text{s}}=-\Pi</math>. In Böden in [[Arides Klima|Trockengebieten]] und in den [[Marsch (Schwemmland)|Marschen]] kann das osmotische Potential besonders ausgeprägt negativ sein.
* Das ''[[Osmose|Osmotische]] Potential'' <math>\psi_{\text{s}}</math> (auch: ''[[Lösung (Chemie)|Lösungs]]&shy;potential'') ist von der [[Konzentration (Chemie)|Konzentration]] gelöster Stoffe, insbesondere [[Salze]]n, abhängig (siehe [[Kolligative Eigenschaft]]). Es ist gleich dem Negativen des [[Osmotischer Druck|osmotischen Drucks]] <math>\Pi</math>, d.&nbsp;h. <math>\psi_{\text{s}}=-\Pi</math>. In Böden in [[Arides Klima|Trockengebieten]] und in den [[Marsch (Schwemmland)|Marschen]] kann das osmotische Potential besonders ausgeprägt negativ sein.
* Das ''[[Druckpotential]]'' <math>\psi_{\text{p}}=p</math> berücksichtigt den Effekt des [[Hydrostatischer Druck|hydrostatischen Drucks]] <math>p</math> bzw. [[Turgor]]s innerhalb des beobachteten Systems.<ref name="Scheffer 1992" /> Es ist vor allem im [[Protoplast]] bzw. [[Symplast]] von [[Pflanzenzelle]]n relevant.
* Das ''[[Druckpotential]]'' <math>\psi_{\text{p}}=p</math> berücksichtigt den Effekt des [[Hydrostatischer Druck|hydrostatischen Drucks]] <math>p</math> bzw. [[Turgor]]s innerhalb des beobachteten Systems.<ref name="Scheffer" /> Es ist vor allem im [[Protoplast]] bzw. [[Symplast]] von [[Pflanzenzelle]]n relevant.
* Das ''Matrixpotential'' <math>\psi_{\text{m}}</math> (auch: ''[[Kapillar]]&shy;potential'') umfasst alle Oberflächeneffekte, mit denen Wasser von einem [[Porosität|porösen Medium]] (Boden oder [[Zellwand]] bzw. [[Apoplast]]) festgehalten wird. Das Matrixpotential ist umso stärker negativ, je feiner die Poren sind (im Boden: je [[Korngröße|feinkörniger]] er strukturiert ist). Wenn die [[Pore]]n langsam austrocknen, steigt der Betrag des Matrixpotentials an, bis nur noch das nicht mobilisierbare [[Totwasser]] in den feinsten Poren vorhanden ist. Das Matrixpotential entspricht der [[Bodenwasserspannung]] mit umgekehrtem [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]].
* Das ''Matrixpotential'' <math>\psi_{\text{m}}</math> (auch: ''[[Kapillar]]&shy;potential'') umfasst alle Oberflächeneffekte, mit denen Wasser von einem [[Porosität|porösen Medium]] (Boden oder [[Zellwand]] bzw. [[Apoplast]]) festgehalten wird. Das Matrixpotential ist umso stärker negativ, je feiner die Poren sind (im Boden: je [[Korngröße|feinkörniger]] er strukturiert ist). Wenn die [[Pore]]n langsam austrocknen, steigt der Betrag des Matrixpotentials an, bis nur noch das nicht mobilisierbare [[Totwasser]] in den feinsten Poren vorhanden ist. Das Matrixpotential entspricht der [[Bodenwasserspannung]] mit umgekehrtem [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]].
* Das ''Gravitationspotential'' <math>\psi_{\text{g}}</math> beschreibt den Einfluss der [[Lageenergie]] auf das Wasser. Mit der [[Dichte]] flüssigen [[Eigenschaften des Wassers|Wassers]] <math>\rho_{\mathrm{H_2O}} \approx 998~\mathrm{kg\,m^{-3}}</math>, der [[Erdbeschleunigung]] <math>g \approx 9{,}81~\mathrm{m\,s^{-2}}</math> und der Höhe <math>h</math> relativ zum Referenzzustand gilt <math>\psi_{\text{g}}=\rho_{\mathrm{H_2O}} \, g \, h</math>. Das Gravitationspotential ist dann relevant, wenn Wasser über große Höhen transportiert wird, beispielsweise in [[Baum|Bäumen]].
* Das ''Gravitationspotential'' <math>\psi_{\text{g}}</math> beschreibt den Einfluss der [[Lageenergie]] auf das Wasser. Mit der [[Dichte]] flüssigen [[Eigenschaften des Wassers|Wassers]] <math>\rho_{\mathrm{H_2O}} \approx 998~\mathrm{kg\,m^{-3}}</math>, der [[Erdbeschleunigung]] <math>g \approx 9{,}81~\mathrm{m\,s^{-2}}</math> und der Höhe <math>h</math> relativ zum Referenzzustand gilt <math>\psi_{\text{g}}=\rho_{\mathrm{H_2O}} \, g \, h</math>. Das Gravitationspotential ist dann relevant, wenn Wasser über große Höhen transportiert wird, beispielsweise in [[Baum|Bäumen]].
Zeile 43: Zeile 43:
* bei niedrigem Wassergehalt des Bodens (hoher Betrag des Wasserpotentials, d.&nbsp;h. jedoch stärker negative Zahl) sind wenige der Poren des Blocks mit Wasser gefüllt und leiten den Strom schlechter.
* bei niedrigem Wassergehalt des Bodens (hoher Betrag des Wasserpotentials, d.&nbsp;h. jedoch stärker negative Zahl) sind wenige der Poren des Blocks mit Wasser gefüllt und leiten den Strom schlechter.


Mit Hilfe eines [[Tensiometer (Bodenfeuchte)|Tensiometers]] kann das ''Matrixpotential'' bestimmt werden. Dieses entspricht in salzarmen Böden im Wesentlichen dem ''Wasserpotential'', da hier das ''Osmotische Potential'' vernachlässigbar ist.<ref name="Scheffer 1992" />
Mit Hilfe eines [[Tensiometer (Bodenfeuchte)|Tensiometers]] kann das ''Matrixpotential'' bestimmt werden. Dieses entspricht in salzarmen Böden im Wesentlichen dem ''Wasserpotential'', da hier das ''Osmotische Potential'' vernachlässigbar ist.<ref name="Scheffer" />


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
Zeile 49: Zeile 49:


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Karl-Heinrich Hartge|Hartge, KH.]]: ''Einführung in die Bodenphysik.'' Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-89681-6.
* {{Literatur | Autor=[[Karl-Heinrich Hartge]], Rainer Horn | Herausgeber= | Titel=Einführung in die Bodenphysik | Auflage=3. | Verlag=Ferdinand Enke Verlag | Ort=Stuttgart | Jahr=1999 | Kapitel=Abschnitte 4.4 ''Potential des Bodenwassers'' und 9.1 ''Bedürfnisse der Pflanzen hinsichtlich Wasserversorgung'' | Seiten=119–128, 235–239 | ISBN=3-432-89683-2 | Kommentar=}}


[[Kategorie:Bodenkunde]]
[[Kategorie:Bodenkunde]]

Version vom 17. Juli 2015, 19:14 Uhr

Das Wasserpotential charakterisiert die Verfügbarkeit von Wasser in einem System (z. B. Pflanzengewebe oder Boden). Es wird in der Pflanzenphysiologie und der Bodenkunde zur Beschreibung der Wasseraufnahme oder des Wassertransports in Pflanzen verwendet und mit (griechischer Buchstabe Psi) bezeichnet. Differenzen bzw. Gradienten des Wasserpotentials treiben den Wassertransport an, wobei das Wasser vom Ort mit dem höheren zum Ort mit dem niedrigeren Potential fließt (z. B. Boden – Wurzel, Blatt – Luft).[1][2]

Das Potentialkonzept dient in der Bodenkunde auch zur Beschreibung von Transportprozessen, an denen Pflanzen nicht beteiligt sind (z. B. Versickerung). Dazu wird nicht das Wasserpotential, sondern das Hydraulische Potential verwendet.

Aus physikalischer Sicht werden die Potentiale des Wassers hergeleitet aus seinem chemischen Potential, skaliert auf andere Einheiten. Sie sind ein Maß für die Arbeit, die geleistet werden muss, um (bei konstantem Druck und konstanter Temperatur) eine Einheitsmenge Wasser aus einem System in ein Referenzsystem zu transportieren.

Da Wasserpotentiale in der Natur in der Regel negative Werte annehmen, hat das höhere Potential (im Sinne der größeren Zahl inkl. Vorzeichen) den kleineren Betrag, und umgekehrt. So wird zum Beispiel Wasser von einer Stelle mit einem Wasserpotential von (völlig gesättigt) zu einer anderen Stelle mit einem Wasserpotential von fließen.

Als veraltetes und physikalisch nicht ganz korrektes, aber anschauliches Synonym kann auch der Ausdruck Saugkraft verwendet werden.[3]

Theoretische Grundlagen

Das Potential von Wasser in Boden oder Pflanze wird über sein chemisches Potential definiert:[4]

.

Hierbei ist

Die Größenart des Potentials ist damit die Energie pro Volumen, was gleichbedeutend mit Druck ist. Als Maßeinheit wird meist Megapascal () verwendet.

Zerlegung in Teilpotentiale

Das Wasserpotential wird häufig in eine Summe von Teilpotentialen zerlegt, welche unterschiedliche physikalische Effekte beschreiben. In der flüssigen Phase gilt dabei:[4][5]

Die auftretenden Teilpotentiale sind dabei:

  • Das Osmotische Potential (auch: Lösungs­potential) ist von der Konzentration gelöster Stoffe, insbesondere Salzen, abhängig (siehe Kolligative Eigenschaft). Es ist gleich dem Negativen des osmotischen Drucks , d. h. . In Böden in Trockengebieten und in den Marschen kann das osmotische Potential besonders ausgeprägt negativ sein.
  • Das Druckpotential berücksichtigt den Effekt des hydrostatischen Drucks bzw. Turgors innerhalb des beobachteten Systems.[2] Es ist vor allem im Protoplast bzw. Symplast von Pflanzenzellen relevant.
  • Das Matrixpotential (auch: Kapillar­potential) umfasst alle Oberflächeneffekte, mit denen Wasser von einem porösen Medium (Boden oder Zellwand bzw. Apoplast) festgehalten wird. Das Matrixpotential ist umso stärker negativ, je feiner die Poren sind (im Boden: je feinkörniger er strukturiert ist). Wenn die Poren langsam austrocknen, steigt der Betrag des Matrixpotentials an, bis nur noch das nicht mobilisierbare Totwasser in den feinsten Poren vorhanden ist. Das Matrixpotential entspricht der Bodenwasserspannung mit umgekehrtem Vorzeichen.
  • Das Gravitationspotential beschreibt den Einfluss der Lageenergie auf das Wasser. Mit der Dichte flüssigen Wassers , der Erdbeschleunigung und der Höhe relativ zum Referenzzustand gilt . Das Gravitationspotential ist dann relevant, wenn Wasser über große Höhen transportiert wird, beispielsweise in Bäumen.

Eingesetzt ergibt sich:

Bestimmung

Das Wasserpotential eines Bodens kann mit Hilfe von Gipsblock-Elektroden direkt gemessen werden. Dabei wird ein Gipsblock in den Boden eingebaut und die elektrische Leitfähigkeit innerhalb des Blocks gemessen:

  • bei hohem Wassergehalt des Bodens (niedriger Betrag des Wasserpotentials) sind viele der Poren des Blocks mit Wasser gefüllt und leiten den Strom besser.
  • bei niedrigem Wassergehalt des Bodens (hoher Betrag des Wasserpotentials, d. h. jedoch stärker negative Zahl) sind wenige der Poren des Blocks mit Wasser gefüllt und leiten den Strom schlechter.

Mit Hilfe eines Tensiometers kann das Matrixpotential bestimmt werden. Dieses entspricht in salzarmen Böden im Wesentlichen dem Wasserpotential, da hier das Osmotische Potential vernachlässigbar ist.[2]

Einzelnachweise

  1. Gerhard Richter: Stoffwechselphysiologie der Pflanzen. Physiologie und Biochemie des Primär- und Sekundärstoffwechsels. 5. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 978-3-13-442005-0, 2. Kapitel, Abschnitt 1 Wasserhaushalt, S. 31–51.
  2. a b c Hans-Peter Blume u. a.: Lehrbuch der Bodenkunde. Begründet von Fritz Scheffer und Paul Schachtschabel. 16. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8274-2251-4, Abschnitt 6.4 Bodenwasser (insbes. Unterabschnitt 6.4.2.1 Potenziale) und Unterabschnitte 4.2.2 Wasser und Atmosphäre, 9.2.2 Wasserbewegungen im System Boden–Pflanze–Atmosphäre und 9.2.3 Wasserverbrauch und Pflanzenertrag, S. 220–249, 103, 384–388, doi:10.1007/978-3-8274-2251-4.
  3. Ulrich Kutschera: Kurzes Lehrbuch der Pflanzenphysiologie. Quelle und Meyer, Wiesbaden 1995, ISBN 3-8252-1861-9, Kapitel 4: Wasserhaushalt der Pflanzenzelle: Diffusion, Osmose, Wasserpotential, S. 60.
  4. a b Peter Schopfer, Axel Brennecke: Pflanzenphysiologie. Begründet von Hans Mohr. 6. Auflage. Elsevier GmbH, Spektrum Akademischer Verlag, München 2006, ISBN 978-3-8274-1561-5, Abschnitt 3.5: Chemisches Potential von Wasser und 3.6 Anwendungen des Wasserpotentialkonzepts auf den Wasserzustand der Zelle, S. 51–61.
  5. Paul J. Kramer, John S. Boyer: Water relations in plant and soil. Academic Press, San Diego 1995, ISBN 978-0-12-425060-4, Chapter 3: Cell Water Relations, Section Water Status and Chapter 4: Soil and Water, Section Soil water terminology, S. 49–53, 89–93.

Literatur

  • Karl-Heinrich Hartge, Rainer Horn: Einführung in die Bodenphysik. 3. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-432-89683-2, Abschnitte 4.4 Potential des Bodenwassers und 9.1 Bedürfnisse der Pflanzen hinsichtlich Wasserversorgung, S. 119–128, 235–239.