„Sturmtief Xavier“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Snow73 (Diskussion | Beiträge)
→‎Verlauf: Verweis auf Shapiro-Keyser Zyklogenese des Sturms hinzugefügt und Auflistung der höchsten Böen umformuliert.
Zeile 2: Zeile 2:


== Verlauf ==
== Verlauf ==
Das [[Sturmtief]] bewegte sich in der Nacht vom 4. auf den 5.&nbsp;Oktober über [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] zur [[Nordsee]] und erreichte am späten Vormittag das deutsch-dänische Grenzgebiet. Im Verlauf des 5.&nbsp;Oktober entwickelten sich verstärkt auf der West- und Südflanke des Tiefzentrums die kräftigsten Sturmfelder. Der Sturm erreichte gegen Mittag den Nordwesten Deutschlands ([[Niedersachsen]], [[Schleswig-Holstein]]) und überquerte am Nachmittag [[Sachsen-Anhalt]] und die südlichen Bereiche [[Mecklenburg-Vorpommern]]s. Gegen Abend kam er in [[Brandenburg]], [[Berlin]], [[Thüringen]] und [[Sachsen]] an. Für wenige Stunden herrschte hier schwerer Sturm (10&nbsp;[[Beaufortskala|Bft]]), teils mit orkanartigen Böen bis 117&nbsp;km/h (11&nbsp;[[Beaufortskala|Bft]]) und vereinzelt auch mit Orkanböen (12&nbsp;Bft) aus West bis Nordwest.<ref name="DWD">{{Internetquelle |url=http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/10/5.html |titel=Sturmtief Xavier und wie darüber vom DWD vorab informiert wurde |hrsg=[[Deutscher Wetterdienst]] |datum=2017-10-05 |zugriff=2017-10-06 |sprache=de}}</ref> Danach zog der Sturm weiter nach Polen und hatte auch Auswirkungen in [[Tschechien]]; am Mittag des 6.&nbsp;Oktober erreichte er Westrussland.
Das [[Sturmtief]] bewegte sich in der Nacht vom 4. auf den 5.&nbsp;Oktober über [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] zur [[Nordsee]] und erreichte am späten Vormittag das deutsch-dänische Grenzgebiet. Die Entwicklung erfolgte typisch nach einer Shapiro-Keyser<ref>{{Literatur|Autor=Melvyn Shapiro, Heini Wernli, Jain-Wen Bao, John Methven, Xiaolei Zou|Titel=A Planetary-Scale to Mesoscale Perspective of the Life Cycles of Extratropical Cyclones: The Bridge between Theory and Observations|Sammelwerk=The Life Cycles of Extratropical Cyclones|Verlag=American Meteorological Society, Boston, MA|Datum=1999|Seiten=139–185|ISBN=9781935704096|DOI=10.1007/978-1-935704-09-6_14|Online=https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-1-935704-09-6_14|Abruf=2017-10-06}}</ref> [[Zyklogenese]]. Im Verlauf des 5.&nbsp;Oktober entwickelten sich verstärkt auf der West- und Südflanke des Tiefzentrums die kräftigsten Sturmfelder. Der Sturm erreichte gegen Mittag den Nordwesten Deutschlands ([[Niedersachsen]], [[Schleswig-Holstein]]) und überquerte am Nachmittag [[Sachsen-Anhalt]] und die südlichen Bereiche [[Mecklenburg-Vorpommern]]s.<ref name="DWD">{{Internetquelle|url=http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/10/5.html|titel=Sturmtief Xavier und wie darüber vom DWD vorab informiert wurde|hrsg=[[Deutscher Wetterdienst]]|datum=2017-10-05|zugriff=2017-10-06|sprache=de}}</ref> Gegen Abend kam er in [[Brandenburg]], [[Berlin]], [[Thüringen]] und [[Sachsen]] an. Für wenige Stunden herrschte hier schwerer Sturm (10&nbsp;[[Beaufortskala|Bft]]) bis Orkan (12 Bft). Verbreitet traten Böen über 100 km/h auf, die stärkste Böe im Flachland wurde mit 136 km/h in Berlin-Wannsee registriert, auf dem Brocken sogar 177 km/h.<ref>{{Internetquelle|autor=|url=http://blog.meteogroup.com/2017/10/06/severe-storm-xavier-in-germany-verification-of-meteogroups-warnings/|titel=Severe storm XAVIER in Germany: Verification of MeteoGroup’s warnings|werk=|hrsg=|datum=2017-10-06|zugriff=2017-10-06|sprache=en}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=http://www.n-tv.de/panorama/Xavier-weht-mit-137-km-h-vor-Berlin-article20068479.html|titel=„Xavier“ weht mit 137&nbsp;km/h vor Berlin|hrsg=n-tv Nachrichtenfernsehen|datum=2017-10-05|zugriff=2017-10-06}}</ref>


Danach zog der Sturm weiter nach Polen und hatte auch Auswirkungen in [[Tschechien]]; am Mittag des 6.&nbsp;Oktober erreichte er Westrussland.
Das Sturmtief „Xavier“ erreichte an vielen Orten Orkanstärke. Auf dem [[Brocken]] wehte der Wind mit 178 Kilometer pro Stunde und auf der Insel [[Spiekeroog]] wurden Geschwindigkeiten von 120&nbsp;km/h gemessen.<ref>{{Internetquelle |hrsg=n-tv Nachrichtenfernsehen |titel=„Xavier“ weht mit 137&nbsp;km/h vor Berlin |url=http://www.n-tv.de/panorama/Xavier-weht-mit-137-km-h-vor-Berlin-article20068479.html |datum=2017-10-05 |zugriff=2017-10-06}}</ref>


== Prognosen und Vorbereitung ==
== Prognosen und Vorbereitung ==

Version vom 6. Oktober 2017, 22:38 Uhr

Der Orkan Xavier zog in der Zeit vom 4. bis zum 6. Oktober 2017 über das nördliche und östliche Mitteleuropa und verursachte große Schäden. Zwölf Menschen starben in Deutschland und Polen durch Wirkungen des Sturms.

Verlauf

Das Sturmtief bewegte sich in der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober über Großbritannien zur Nordsee und erreichte am späten Vormittag das deutsch-dänische Grenzgebiet. Die Entwicklung erfolgte typisch nach einer Shapiro-Keyser[1] Zyklogenese. Im Verlauf des 5. Oktober entwickelten sich verstärkt auf der West- und Südflanke des Tiefzentrums die kräftigsten Sturmfelder. Der Sturm erreichte gegen Mittag den Nordwesten Deutschlands (Niedersachsen, Schleswig-Holstein) und überquerte am Nachmittag Sachsen-Anhalt und die südlichen Bereiche Mecklenburg-Vorpommerns.[2] Gegen Abend kam er in Brandenburg, Berlin, Thüringen und Sachsen an. Für wenige Stunden herrschte hier schwerer Sturm (10 Bft) bis Orkan (12 Bft). Verbreitet traten Böen über 100 km/h auf, die stärkste Böe im Flachland wurde mit 136 km/h in Berlin-Wannsee registriert, auf dem Brocken sogar 177 km/h.[3][4]

Danach zog der Sturm weiter nach Polen und hatte auch Auswirkungen in Tschechien; am Mittag des 6. Oktober erreichte er Westrussland.

Prognosen und Vorbereitung

Prognose

Der Deutsche Wetterdienst teilte in einer Vorabinformation am 4. Oktober 2017 für den darauf folgenden Tag von 10 bis 18 Uhr im Norden und von 14 bis 22 Uhr im Osten das Potential für Unwetter, konkret orkanartige Böen und Orkanböen, mit. Am Abend wurde die Vorabinformation in eine Unwetterwarnung vor orkanartigen Böen umgewandelt.[2]

Vorbereitungen

In den einzelnen deutschen Bundesländern warnten die Behörden die Bevölkerung, u.a. über die Warn-App NINA des BBK. Die Berliner Feuerwehr rief am 5. Oktober 2017 für das Bundesland den Ausnahmezustand aus. Die Hamburger Feuerwehr forderte am gleichen Tag die Bevölkerung zeitweise auf, nicht vor die Tür zu gehen.[5]

Auswirkungen

Deutschland

Sturmschäden in der Behmstraße in Berlin-Gesundbrunnen

In Berlin, Hamburg, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern kamen durch das Sturmtief sieben Menschen ums Leben.[5] In Berlin wurde die Journalistin Sylke Tempel von einem Baum erschlagen, vier Menschen starben bei ähnlichen Unfällen in Brandenburg, einer in Hamburg. Nahe Rostock wurde ein Lkw-Fahrer durch einen umstürzenden Baum in seinem Fahrzeug erschlagen.[6] Aufgrund der nassen Böden und der noch fast komplett belaubten Bäume boten diese eine gute Angriffsfläche für den Sturm, sodass es in den betroffenen Regionen verbreitet zu Windbruch kam.

In Nord- und Nordostdeutschland wurden zahlreiche Bahnstrecken, davon auch eine Reihe Hauptverbindungsstrecken, durch den Sturm unpassierbar. Die Bahn stellte den Verkehr auf vielen Strecken ein.[7] 400 Passagiere wurden aus dem Eurocity von Amsterdam nach Berlin kurz nach der niederländisch-deutschen Grenze evakuiert.[6] Folgende Hauptstrecken wurden so stark beschädigt, dass sie am Abend des 6. Oktober nicht wieder befahren werden konnten:

Die Deutsche Bahn sowie Privatbahnen richteten Hotelzüge ein.

Polen

In Polen wurden fünf Menschen durch den Sturm getötet und 39 verletzt. In der westpolnischen Woiwodschaft Lebus stürzte bei Sicherungsarbeiten ein Mann vom Dach seines Hauses. In der Woiwodschaft Großpolen wurde eine Frau von einem herabfallenden Ast erschlagen. Besonders betroffen waren der Westen und Süden des Landes. Nach Angaben des Sicherheitszentrums der polnischen Regierung (RCB) waren zwischenzeitlich rund 800.000 Menschen ohne Strom. Rund 40.000 Helfer waren im Einsatz. Die Einsatzkräfte wurden zu rund 10.000 Einsätzen in Polen gerufen.[8]

Tschechien

In Tschechien rückten die Feuerwehren zu hunderten Einsätzen aus. Nahe der Gemeinde Bělá u Staré Paky fuhr ein Regionalzug gegen einen Baum. Strecken wurden komplett gesperrt.[8]

Einzelnachweise

  1. Melvyn Shapiro, Heini Wernli, Jain-Wen Bao, John Methven, Xiaolei Zou: A Planetary-Scale to Mesoscale Perspective of the Life Cycles of Extratropical Cyclones: The Bridge between Theory and Observations. In: The Life Cycles of Extratropical Cyclones. American Meteorological Society, Boston, MA, 1999, ISBN 978-1-935704-09-6, S. 139–185, doi:10.1007/978-1-935704-09-6_14 (springer.com [abgerufen am 6. Oktober 2017]).
  2. a b Sturmtief Xavier und wie darüber vom DWD vorab informiert wurde. Deutscher Wetterdienst, 5. Oktober 2017, abgerufen am 6. Oktober 2017.
  3. Severe storm XAVIER in Germany: Verification of MeteoGroup’s warnings. 6. Oktober 2017, abgerufen am 6. Oktober 2017 (englisch).
  4. „Xavier“ weht mit 137 km/h vor Berlin. n-tv Nachrichtenfernsehen, 5. Oktober 2017, abgerufen am 6. Oktober 2017.
  5. a b „Xavier“: Mehrere Tote, Verkehrschaos und Rettungskräfte im Dauereinsatz. In: sueddeutsche.de. 2017, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 6. Oktober 2017]).
  6. a b 7 people die as storm causes chaos in Germany. In: Mail Online. (dailymail.co.uk [abgerufen am 6. Oktober 2017]).
  7. Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart, Germany: Newsblog zum Sturmtief „Xavier“: Bahnverkehr von Berlin nach Süden wieder aufgenommen. In: stuttgarter-nachrichten.de. (stuttgarter-nachrichten.de [abgerufen am 6. Oktober 2017]).
  8. a b Zwei Tote wegen Sturm „Xavier“. (noen.at [abgerufen am 6. Oktober 2017]).