„Mordserie“ – Versionsunterschied

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Das [[Federal Bureau of Investigation|FBI]] definiert den Serienmord in seinem 1992 erschienenen ''Crime Classification Manual'' als „drei oder mehr zeitlich getrennte Geschehnisse an drei oder mehr unterschiedlichen Orten mit einer emotionalen Abkühlperiode zwischen den Morden.“ Die Abkühlperiode könne Tage, Wochen oder Monate dauern. An dieser Definition wurde unter anderem kritisiert, dass sie Mörder wie [[John Wayne Gacy]] oder [[Dean Corll]] – trotz hoher Opferzahl und zeitlichem Abstand zwischen den Taten – nicht erfasse, weil sie ihre Opfer meist am selben Tatort ermordet hatten.<ref name="Newton357–358" /> Eine später aufgestellte Definition des FBI lässt eine geringere Anzahl an Taten genügen, verzichtet auf das Kriterium der unterschiedlichen Tatorte und beschreibt den Serienmord als “… the unlawful killing of two or more victims by the same offender(s), in separate events.”<ref>{{Internetquelle |url=http://www.fbi.gov/stats-services/publications/serial-murder/serial-murder-july-2008-pdf |titel=Serial Murder, Multi-Disciplinary Perspectives for Investigators |hrsg=U.S. Department of Justice - Federal Bureau of Investigation ([[Behavioral Analysis Unit]]/National Center for the Analysis of Violent Crime) |datum=2005-08 |seiten=9 |zugriff=2018-03-10}}</ref> („… die gesetzeswidrige Tötung von zwei oder mehr Opfern durch denselben (oder dieselben) Straftäter in separaten Ereignissen.“)
Das [[Federal Bureau of Investigation|FBI]] definiert den Serienmord in seinem 1992 erschienenen ''Crime Classification Manual'' als „drei oder mehr zeitlich getrennte Geschehnisse an drei oder mehr unterschiedlichen Orten mit einer emotionalen Abkühlperiode zwischen den Morden.“ Die Abkühlperiode könne Tage, Wochen oder Monate dauern. An dieser Definition wurde unter anderem kritisiert, dass sie Mörder wie [[John Wayne Gacy]] oder [[Dean Corll]] – trotz hoher Opferzahl und zeitlichem Abstand zwischen den Taten – nicht erfasse, weil sie ihre Opfer meist am selben Tatort ermordet hatten.<ref name="Newton357–358" /> Eine später aufgestellte Definition des FBI lässt eine geringere Anzahl an Taten genügen, verzichtet auf das Kriterium der unterschiedlichen Tatorte und beschreibt den Serienmord als “… the unlawful killing of two or more victims by the same offender(s), in separate events.”<ref>{{Internetquelle |url=http://www.fbi.gov/stats-services/publications/serial-murder/serial-murder-july-2008-pdf |titel=Serial Murder, Multi-Disciplinary Perspectives for Investigators |hrsg=U.S. Department of Justice - Federal Bureau of Investigation ([[Behavioral Analysis Unit]]/National Center for the Analysis of Violent Crime) |datum=2005-08 |seiten=9 |zugriff=2018-03-10}}</ref> („… die gesetzeswidrige Tötung von zwei oder mehr Opfern durch denselben (oder dieselben) Straftäter in separaten Ereignissen.“)


Bevor sich der Serienmord-Begriff etablierte, wurden Mehrfachmorde meist ohne Differenzierung als [[Massenmord]] bezeichnet.<ref name="Newton258">{{Literatur |Autor=Michael Newton |Titel=Die große Enzyklopädie der Serienmörder |Verlag=V. F. Sammler |Ort=Graz |Datum=2002 |ISBN=3-85365-189-5 |Seiten=258}}</ref> Dieser ist jedoch dadurch gekennzeichnet, dass der Täter – z.&nbsp;B. während eines [[Amok]]laufs – zeitgleich an einem Ort oder in dessen Nähe mehrere Personen tötet.<ref>{{Literatur |Autor=Helmut Remschmidt |Titel=Tötungs- und Gewaltdelikte junger Menschen: Ursachen, Begutachtung, Prognose |Verlag=Springer-Verlag |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2012 |ISBN=978-3-642-29870-7 |Seiten=339}}</ref> Der ebenfalls vom Serienmörder abzugrenzende Spree-Killer, auch Rauschmörder genannt, tötet innerhalb kurzer Zeit, also ohne Abkühlperiode, mehrere Menschen an zwei oder mehr Orten.<ref>{{Internetquelle |autor=Scott A. Bonn |url=https://www.psychologytoday.com/blog/wicked-deeds/201407/why-spree-killers-are-not-serial-killers |titel=Why Spree Killers Are Not Serial Killers |werk=Psychology Today |datum=2014-07-21 |zugriff=2018-03-10}}</ref>
{{Belege fehlen}}

Nach dieser Definition gehört der Serienmord zu den „Multiziden“, wird aber von anderen Arten der Mehrfachtötung unterschieden. Zum Serienmord zählen danach nicht der Doppel- oder [[Massenmord]], z. B. der [[Amok]]lauf, bei dem mehrfache Tötungen in einem kurzen Zeitabstand verübt werden.

Die Definition unterscheidet auch solche Tötungsarten vom Serienmord, bei denen [[staat]]lich befehligte oder politisch beabsichtigte Formen der Massentötung vorliegen, wie bei [[Völkermord|Genoziden]], politischen [[Attentat]]en, [[Terror|terroristischen]] Tötungen, [[Krieg]]en, Vollstreckungen der [[Todesstrafe]] oder gewinnorientierten [[Auftragsmord]]en. Sie lässt aber die Einordnung von Wiederholungstätern offen, die nach Verbüßen ihrer Strafe oder während des [[Vollzugslockerung|Freigangs]] wieder morden.


== Verbrechensaufklärung und -bekämpfung ==
== Verbrechensaufklärung und -bekämpfung ==
Bei der Fahndung nach Serienmördern wird die ermittelnde Kriminalpolizei häufig von [[Fallanalytiker]]n unterstützt, die den Tatablauf rekonstruieren, das Verhalten des Serienmörders bewerten und [[Täterprofil]]e erstellen.<ref>{{Literatur |Autor=Alexander Horn |Titel=Die Logik der Tat: Erkenntnisse eines Profilers |Verlag=Knaur Verlag |Ort=München |Datum=2016 |ISBN=978-3-426-42244-1 |Seiten=25}}</ref> Laut [[Stephan Harbort]] wurde im Fall des deutschen Serienmörders [[Peter Kürten]] von dem Berliner Kriminaldirektor [[Ernst Gennat]] erstmals ein Täterprofil entwickelt und am 8. April 1930 im ''Deutschen Kriminalpolizeiblatt'' veröffentlicht.<ref>{{Literatur |Autor=Stephan Harbort |Titel=Mörderisches Profil: Phänomen Serienkiller |Verlag=Heyne Verlag |Ort=München |Datum=2004 |ISBN=3-453-87880-9 |Seiten=189–190}}</ref>
Bei der Fahndung nach Serienmördern wird die ermittelnde Kriminalpolizei häufig von [[Fallanalytiker]]n unterstützt, die den Tatablauf rekonstruieren, das Verhalten des Serienmörders bewerten und [[Täterprofil]]e erstellen.<ref>{{Literatur |Autor=Alexander Horn |Titel=Die Logik der Tat: Erkenntnisse eines Profilers |Verlag=Knaur Verlag |Ort=München |Datum=2016 |ISBN=978-3-426-42244-1 |Seiten=25}}</ref> Laut [[Stephan Harbort]] wurde im Fall des deutschen Serienmörders [[Peter Kürten]] von dem Berliner Kriminaldirektor [[Ernst Gennat]] erstmals ein Täterprofil entwickelt und am 8. April 1930 im ''Deutschen Kriminalpolizeiblatt'' veröffentlicht.<ref>{{Literatur |Autor=Stephan Harbort |Titel=Mörderisches Profil: Phänomen Serienkiller |Verlag=Heyne Verlag |Ort=München |Datum=2004 |ISBN=3-453-87880-9 |Seiten=189–190}}</ref>


{{Belege fehlen}}
In den 1950er-Jahren half der New Yorker Psychiater [[James A. Brussel]] zuerst den US-amerikanischen Serientäter [[George Metesky]], besser bekannt als „Mad Bomber“, und danach weitere Täter zu ergreifen. In den 1980er-Jahren begann man Serienmorde in den [[USA]] systematisch zu erforschen. Beim FBI befassten sich zuerst [[Robert Ressler]] und [[John E. Douglas]] mit dieser Art des Verbrechens. Die Ergebnisse von Untersuchungen und Befragung von gefassten Tätern veränderten die Fahndungsmethoden und führten zur Schaffung von Sondereinheiten.
In den 1950er-Jahren half der New Yorker Psychiater [[James A. Brussel]] zuerst den US-amerikanischen Serientäter [[George Metesky]], besser bekannt als „Mad Bomber“, und danach weitere Täter zu ergreifen. In den 1980er-Jahren begann man Serienmorde in den [[USA]] systematisch zu erforschen. Beim FBI befassten sich zuerst [[Robert Ressler]] und [[John E. Douglas]] mit dieser Art des Verbrechens. Die Ergebnisse von Untersuchungen und Befragung von gefassten Tätern veränderten die Fahndungsmethoden und führten zur Schaffung von Sondereinheiten.


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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Liste von Serienmördern]]
* [[Liste von Serienmördern]]
* [[Liste von Serial-Killer-Filmen]]


== Literatur ==
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== Weblinks ==
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{{Commonscat|Serial killers|Serienmörder}}
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* [http://www.der-serienmoerder.de/ Forschung und Aufsätze]
* [http://www.der-serienmoerder.de/ Forschung und Aufsätze]



Version vom 10. März 2018, 20:43 Uhr

Als Mordserie im engeren Sinne werden mehrere Morde bezeichnet, die eine Person, der Serienmörder, in einem zeitlichen Abstand voneinander verübt, der Monate oder Jahre betragen kann. Die Häufigkeit ist im Verhältnis zu Einzelmorden sehr gering. Im weiteren Sinne fallen unter den Begriff Mordserie auch äußerst seltene Phänomene, wie das der Leopardenmorde, die nicht von Einzeltätern, sondern von Gemeinschaften, Geheimbünden, der Mafia und anderen in gezielter Abfolge oder gezielter Auswahl mit ähnlichem Ziel und Vorgehen verübt werden.[1][2]

Begriff, Definitionen und Abgrenzung

Der Fallanalytiker Robert Ressler behauptete in seinem 1992 erschienenen Buch Whoever Fights Monsters den Ausdruck „Serienmörder“ geprägt zu haben,[3] dieser und ähnliche Begriffe wurden jedoch schon Jahrzehnte früher verwendet.[4] Der US-amerikanische Kriminologe James Reinhardt gebrauchte in seinem Werk Sex Perversions and Sex Crimes (1957) den Begriff „chain killer“ („Kettenmörder“) und John Brophy nutzte 1966 den Ausdruck „serial murder“ („Serienmord“) in The Meaning of Murder.[3][5] Ressler wird jedoch zugestanden, den Begriff populär gemacht zu haben.[4]

Für die Begriffe „Serienmord“ und „Serienmörder“ gibt es verschiedene Definitionen, aber im deutschsprachigen Raum keine Legaldefinition. Die in Lehre und Forschung sowie von Strafverfolgern verwendeten Begriffserklärungen variieren bezüglich der erforderlichen Anzahl der Morde, des zeitlichen Abstands zwischen den Taten und der Motivation des Täters.[6] In der Fachliteratur wird der Serienmörder überwiegend als Person definiert, die mit zeitlichen Abständen mindestens drei Menschen ermordet.[7]

Das US-amerikanische National Institute of Justice (NIJ) nutzt die folgende Definition aus dem Jahr 1988: „Eine Serie von zwei oder mehr Morden, die als getrennte Ereignisse begangen werden und meistens, aber nicht immer, von einem Einzeltäter. Die Verbrechen können sich innerhalb einer Zeitspanne von Stunden bis zu Jahren ereignen. Das Motiv ist oft psychologischer Natur, und das Verhalten des Täters sowie die physischen Beweise am Tatort weisen sadistische, sexuelle Untertöne auf.“[8]

Das FBI definiert den Serienmord in seinem 1992 erschienenen Crime Classification Manual als „drei oder mehr zeitlich getrennte Geschehnisse an drei oder mehr unterschiedlichen Orten mit einer emotionalen Abkühlperiode zwischen den Morden.“ Die Abkühlperiode könne Tage, Wochen oder Monate dauern. An dieser Definition wurde unter anderem kritisiert, dass sie Mörder wie John Wayne Gacy oder Dean Corll – trotz hoher Opferzahl und zeitlichem Abstand zwischen den Taten – nicht erfasse, weil sie ihre Opfer meist am selben Tatort ermordet hatten.[3] Eine später aufgestellte Definition des FBI lässt eine geringere Anzahl an Taten genügen, verzichtet auf das Kriterium der unterschiedlichen Tatorte und beschreibt den Serienmord als “… the unlawful killing of two or more victims by the same offender(s), in separate events.”[9] („… die gesetzeswidrige Tötung von zwei oder mehr Opfern durch denselben (oder dieselben) Straftäter in separaten Ereignissen.“)

Bevor sich der Serienmord-Begriff etablierte, wurden Mehrfachmorde meist ohne Differenzierung als Massenmord bezeichnet.[10] Dieser ist jedoch dadurch gekennzeichnet, dass der Täter – z. B. während eines Amoklaufs – zeitgleich an einem Ort oder in dessen Nähe mehrere Personen tötet.[11] Der ebenfalls vom Serienmörder abzugrenzende Spree-Killer, auch Rauschmörder genannt, tötet innerhalb kurzer Zeit, also ohne Abkühlperiode, mehrere Menschen an zwei oder mehr Orten.[12]

Verbrechensaufklärung und -bekämpfung

Bei der Fahndung nach Serienmördern wird die ermittelnde Kriminalpolizei häufig von Fallanalytikern unterstützt, die den Tatablauf rekonstruieren, das Verhalten des Serienmörders bewerten und Täterprofile erstellen.[13] Laut Stephan Harbort wurde im Fall des deutschen Serienmörders Peter Kürten von dem Berliner Kriminaldirektor Ernst Gennat erstmals ein Täterprofil entwickelt und am 8. April 1930 im Deutschen Kriminalpolizeiblatt veröffentlicht.[14]

In den 1950er-Jahren half der New Yorker Psychiater James A. Brussel zuerst den US-amerikanischen Serientäter George Metesky, besser bekannt als „Mad Bomber“, und danach weitere Täter zu ergreifen. In den 1980er-Jahren begann man Serienmorde in den USA systematisch zu erforschen. Beim FBI befassten sich zuerst Robert Ressler und John E. Douglas mit dieser Art des Verbrechens. Die Ergebnisse von Untersuchungen und Befragung von gefassten Tätern veränderten die Fahndungsmethoden und führten zur Schaffung von Sondereinheiten.

Auch in europäischen Ländern erfolgten Fallanalysen und eine verhaltenspsychologische Erforschung der Phänotypen (z. B. durch Thomas Müller, Stephan Harbort, Profiler Paul Britton oder Axel Petermann), deren Ergebnisse in die polizeiliche Ermittlungsarbeit eingehen. Dadurch können heute Mörder (z. B. Jürgen Bartsch, Jack Unterweger, Franz Fuchs) identifiziert werden, deren Taten sich als Mordserie zusammenfassen lassen.

Um Serienmorde identifizieren zu können, werden Datenanalysesysteme wie das VICAP und vom BKA das ViCLAS benutzt, in denen Morde und Sexualdelikte erfasst sind. Fallanalytiker können mit einem solchen System nach Täterprofilen suchen, um Zusammenhänge zwischen verschiedenen kriminellen Gewalttaten aufzudecken. Das Bundesministerium des Innern beschloss die Einführung von Expertenteams für die Operative Fallanalyse in allen LKAs.

Motivation

Im Gegensatz zu einzelnen Tötungsdelikten, die oft als Beziehungstaten (z. B. im Affekt bei einem Streit) gesehen werden können, sind Serientaten schwieriger nachvollziehbar, da meistens keine vordeliktische Beziehung zwischen Täter und Opfer bestand. In Deutschland ist nach Stephan Harbort der Serienmörder mäßig bis durchschnittlich intelligent und sucht sich Opfer meist aus seiner Wohnumgebung in einem Radius von 30 km.

Unter anderem werden neurologische Hirnschädigungen, frühkindliche psychische Verletzungen sowie familiäre Kälte, Gewalt und Alkoholismus als mögliche Faktoren für diese Taten gesehen. Bei sadistischen Mehrfachmördern spielt die Fantasie als Tatmotiv und für die konkrete und detaillierte Tatgestaltung eine Rolle. Der Täter folgt während der Tat dem Handlungsfaden, der in der Fantasie entwickelt wurde. Der Mord kann im Nachhinein mehrfach durchlebt werden, was vorübergehend eine Befriedigung verschafft. Mit der Zeit kommt es dann zu einer emotionalen Abkühlung und einer neuen Tat.

Einen anderen Ansatz zur Erklärung von Serientötungen verfolgen Evolutionäre Psychologie und Anthropologie. Zum Beispiel erklären David Buss oder Elliott Leyton solche Taten als Folge von mangelndem sozialem Erfolg und sozialem Status von Serienmördern wie z. B. Jeffrey Dahmer oder Charles Starkweather. Nach dieser Erklärung üben die Täter Vergeltung für ihren sozialen Misserfolg und versuchen mit diesen Taten einen berüchtigten Ruf zu erlangen.[15]

Eine spezielle Motivation liegt bei Serienmord an besonders hilfsbedürftigen oder wehrlosen Menschen in Krankenhäusern und Altenheimen vor, welcher in einigen Fällen aus Beweggründen wie Überforderung oder dem Wunsch nach Machtausübung begangen wird, auch wenn Mitleid beim Tatentschluss eine Rolle spielt.[16]

Fallzahlen

Deutschland

Das Phänomen Serienmord in Deutschland wurde von Stephan Harbort für den Zeitraum 1945 bis 1995 untersucht.[17][18][19] In dieser Zeitspanne verübten nach dieser Studie alle Serienmörder in Deutschland zusammen 453 Einzeltötungsdelikte. 54 Männer und 7 Frauen wurden als Serienmörder verurteilt, international wird der Anteil der Frauen auf ein Sechstel geschätzt.[20] Sexuell motivierte Taten wurden dabei zu 56 % aufgeklärt. Ungeklärt blieben 79 Morde, die 21 Mordserien zugeordnet wurden. Die Untersuchung zeigte eine Zunahme von etwa 63 % der Serientötungen in den Jahren 1986 bis 1995 verglichen mit den zehn Jahren davor. In fast 80 % der Fälle bestand keine Opfer-Täter-Beziehung, in 27 % der Fälle war der Täter unter Drogeneinfluss (Alkohol oder Betäubungsmittel). Sexualmörder waren zu 95 % und anders motivierte Serienmörder zu 61 % Einzeltäter. Die Tatorte lagen zu 58 % in Großstädten, der Umkreis der Einzeltaten einer Mordserie war in 68 % der Fälle kleiner als 30 km und in 40 % der Fälle kleiner als 10 km.

Im weiteren Zeitraum bis zum Jahr 2000 wurden in Deutschland 22 sexuell motivierte Serienmörder und 54 Serienraubmörder gefasst. Dabei wurden 8,4 % aller Raub- und Sexualmorde von Serientätern begangen. In ihrem Umfeld sind sie meist unauffällig und sozial angepasst. Nach Harbort werden Serienraubmörder im Durchschnitt nach 3¼ Jahren gefasst und sind in 89 % der Fälle zuvor strafrechtlich erfasst worden. Viele Seriensexualmörder wohnen in Großstädten, sind zwischen 16 und 36 Jahren alt, ledig oder geschieden, kinderlos und werden im Schnitt nach 4½ Jahren gefasst. Von den sexuell motivierten Serienmördern haben 82 % ein auffälliges Sexualverhalten, wie z. B. Fetischismus, und sind oft zuvor bereits wegen Sexualdelikten erfasst worden.

Vereinigte Staaten

Das National Center for the Analysis of Violent Crime ermittelte für den Zeitraum von 1977 bis April 1992 insgesamt 331 Serienmörder in den USA.[21]

Öffentliche Wahrnehmung

Die öffentliche Wahrnehmung von Serienmorden und -tätern wird durch verschiedene Medien geprägt. Neben Berichterstattungen in Zeitungen und Fernsehen wird das Thema auch in zahlreichen Serien (z. B. The Following, Dexter oder Mindhunter) und Filmen wie Das Schweigen der Lämmer oder Sieben behandelt.

Siehe auch

Literatur

  • David M. Buss: The Murderer Next Door. Why the mind is designed to kill. Penguin, New York NY u. a. 2005, ISBN 1-59420-043-2.
  • John Douglas, Mark Olshaker: Die Seele des Mörders. 25 Jahre in der FBI-Spezialeinheit für Serienverbrechen. Hoffmann und Campe u. a., 1996, ISBN 3-455-15006-3.
  • Peter Fink: Immer wieder töten. Serienmörder und das Erstellen von Täterprofilen. 2., völlig durchgesehene Auflage. Verlag Deutsche Polizeiliteratur, Hilden 2001, ISBN 3-8011-0447-8.
  • Stephan Harbort: Mörderisches Profil. Phänomen Serientäter (= Heyne-Bücher. Band 87880). Heyne, München 2004, ISBN 3-453-87880-9.
  • Stephan Harbort: Das Hannibal-Syndrom. Phänomen Serienmord (= Piper. Band 3650). Piper, München u. a. 2003, ISBN 3-492-23650-2.
  • Stephan Harbort: Das Serienmörder-Prinzip. Was zwingt Menschen zum Bösen? (= Piper. 5025). Ungekürzte Taschenbuchausgabe. Piper, München u. a. 2008, ISBN 978-3-492-25025-2.
  • Thomas Knecht: Bericht über individuelle Entwicklung und stammesgeschichtliche Aspekte von Serienmördern. In: Kriminalistik. Bd. 65, Nr. 4, 2001, S. 261–266.
  • Thomas Müller: Bestie Mensch. Tarnung – Lüge – Strategie (= Rororo. Sachbuch. Band 62092). Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2006, ISBN 3-499-62092-8.
  • Robert K. Ressler, Tom Shachtman: Ich jagte Hannibal Lecter. Die Geschichte des Agenten, der 20 Jahre lang Serientäter zur Strecke brachte (= Heyne-Bücher 01, Heyne allgemeine Reihe. Wahre Verbrechen. Nr. 8564). Heyne, München 1993, ISBN 3-453-06432-1.
  • Frank J. Robertz, Alexandra Thomas (Hrsg.): Serienmord. Kriminologische und kulturwissenschaftliche Skizzierungen eines ungeheuerlichen Phänomens. Belleville, München 2004, ISBN 3-936298-09-2.

Weblinks

Commons: Serienmörder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Mordserie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Forschungsprojekt Universität Kassel, zuletzt abgerufen am 16. Juli 2013
  2. Leoparden-Morde, Der Standard vom 19. Mai 2013, zuletzt abgerufen am 16. Juli 2013
  3. a b c Michael Newton: Die große Enzyklopädie der Serienmörder. V. F. Sammler, Graz 2002, ISBN 3-85365-189-5, S. 357–358.
  4. a b David Schmid: Natural Born Celebrities: Serial Killers in American Culture. The University of Chicago Press, Chicago 2005, ISBN 0-226-73867-1, S. 68.
  5. David Schmid: Natural Born Celebrities: Serial Killers in American Culture. The University of Chicago Press, Chicago 2005, ISBN 0-226-73867-1, S. 71.
  6. Serial Murder, Multi-Disciplinary Perspectives for Investigators. U.S. Department of Justice – Federal Bureau of Investigation (Behavioral Analysis Unit/National Center for the Analysis of Violent Crime), August 2005, S. 8, abgerufen am 10. März 2018.
  7. Ronald M. Holmes, Stephen T. Holmes: Contemporary Perspectives on Serial Murder. SAGE Publications, Thousand Oaks, CA 1998, ISBN 0-7619-1420-X, S. 1.
    Wayne Petherick: Serial Crime: Theoretical and Practical Issues in Behavioral Profiling. Academic Press, Burlington, MA 2006, ISBN 978-0-12-088512-1, S. 190.
    R. Barri Flowers: The Dynamics of Murder: Kill or Be Killed. CRC Press, Boca Raton, FL 2013, ISBN 978-1-4398-7974-0, S. 195.
    Harold Schechter: The A to Z Encyclopedia of Serial Killers. Simon & Schuster, New York, NY 2006, ISBN 978-1-4165-2174-7, S. 73.
  8. Zitiert nach Michael Newton: Die große Enzyklopädie der Serienmörder. V. F. Sammler, Graz 2002, ISBN 3-85365-189-5, S. 358.
  9. Serial Murder, Multi-Disciplinary Perspectives for Investigators. U.S. Department of Justice - Federal Bureau of Investigation (Behavioral Analysis Unit/National Center for the Analysis of Violent Crime), August 2005, S. 9, abgerufen am 10. März 2018.
  10. Michael Newton: Die große Enzyklopädie der Serienmörder. V. F. Sammler, Graz 2002, ISBN 3-85365-189-5, S. 258.
  11. Helmut Remschmidt: Tötungs- und Gewaltdelikte junger Menschen: Ursachen, Begutachtung, Prognose. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-29870-7, S. 339.
  12. Scott A. Bonn: Why Spree Killers Are Not Serial Killers. In: Psychology Today. 21. Juli 2014, abgerufen am 10. März 2018.
  13. Alexander Horn: Die Logik der Tat: Erkenntnisse eines Profilers. Knaur Verlag, München 2016, ISBN 978-3-426-42244-1, S. 25.
  14. Stephan Harbort: Mörderisches Profil: Phänomen Serienkiller. Heyne Verlag, München 2004, ISBN 3-453-87880-9, S. 189–190.
  15. David M. Buss: The Murderer Next Door. 2005, S. 219–228.
  16. Roberto Rotondo: Patiententötung. März 1999, abgerufen am 1. Mai 2012.
  17. Stephan Harbort: Kriminologie des Serienmörders. Teil 1. Forschungsergebnis einer empirischen Analyse serieller Tötungsdelikte in der Bundesrepublik Deutschland. In: Kriminalistik. Band 53, Nr. 10, 1999, S. 642–650 (der-serienmoerder.de [abgerufen am 17. Mai 2012]).
  18. Stephan Harbort: Kriminologie des Serienmörders. Teil 2. Forschungsergebnis einer empirischen Analyse serieller Tötungsdelikte in der Bundesrepublik Deutschland. In: Kriminalistik. Band 53, Nr. 11, 1999, S. 713–721 (der-serienmoerder.de [abgerufen am 17. Mai 2012]).
  19. Stephan Harbort, Andreas Morkos: Serial Murderers in Germany from 1945 to 1995. A Descriptive Study. In: Homicide Studies. Vol. 5, Nr. 4, November 2001, S. 311–334, doi:10.1177/1088767901005004005 (der-serienmoerder.de [PDF; abgerufen am 17. Mai 2012]).
  20. Lady Killers von Emily Anthes. The New Yorker abgerufen am 12. Mai 2015
  21. Stephan Harbort: Mörderisches Profil: Phänomen Serienkiller. Heyne Verlag, München 2004, ISBN 3-453-87880-9, S. 8.