„Eigenfertigung oder Fremdbezug“ – Versionsunterschied

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'''Eigenfertigung oder Fremdbezug''' oder '''Make-or-Buy''' (Abkürzung ''mob''; v. {{enS|''make''}} ‚herstellen‘ und {{lang|en|''buy''}} ‚kaufen‘) sind Bezeichnungen für die Frage bzw. für die von jedem Unternehmen zu treffende Entscheidung, ob man etwas im eigenen [[Unternehmen]] herstellt ([[Eigenfertigung]]) oder ob man etwas – zum Beispiel ein [[Bauteil (Technik)|Bauteil]], ein Zwischenprodukt oder eine Dienstleistung – von einem [[Lieferant]]en kauft (Fremdbezug/[[Outsourcing]]). Neben Eigenfertigung und Fremdbezug gibt es weitere Möglichkeiten, [[Arbeitsteilung]] bei einer [[Wertschöpfung (Wirtschaft)|Wertschöpfung]] zu realisieren, zum Beispiel mittels [[Lohnunternehmer]]n bzw. [[Lohnfertigung]].
'''Eigenfertigung oder Fremdbezug''' oder '''Make-or-Buy''' (Abkürzung ''mob''; v. {{enS|''make''}} ‚herstellen‘ und {{lang|en|''buy''}} ‚kaufen‘) sind Bezeichnungen für die Frage bzw. für die von jedem Unternehmen zu treffende Entscheidung, ob man etwas im eigenen [[Unternehmen]] herstellt ([[Eigenfertigung]]) oder ob man etwas – zum Beispiel ein [[Bauteil (Technik)|Bauteil]], ein Zwischenprodukt oder eine Dienstleistung – von einem [[Lieferant]]en kauft (Fremdbezug/[[Outsourcing]]). Neben Eigenfertigung und Fremdbezug gibt es weitere Möglichkeiten, [[Arbeitsteilung]] bei einer [[Wertschöpfung (Wirtschaft)|Wertschöpfung]] zu realisieren, zum Beispiel mittels [[Lohnunternehmer]]n bzw. [[Lohnfertigung]].


== Ursprung ==
Ihren Ursprung findet die Frage nach Eigenfertigung oder Fremdbezug unter anderem in [[Ronald Coase|Ronald Coases]] Werk "The Nature of the Firm", welches die Thematik der vertikalen Integration von Produktions- und Beschaffungsprozessen in Unternehmen diskutiert.<ref>{{Literatur |Autor=Ronald H. Coase |Titel=The Nature of the Firm |Hrsg= |Sammelwerk=Economica |Band=4 |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=1937 |ISBN= |DOI=10.1111/j.1468-0335.1937.tb00002.x |Seiten=386-405}}</ref> Die darauf aufbauende [[Transaktionskostentheorie|Transaktionskosten Ökonomie]], maßgeblich entwickelt von [[Oliver E. Williamson|OIiver Williamson]], entwickelt die Make-or-Buy Entscheidung weiter und untersucht sie im Zusammenhang mit Führungs- und Steuerungsstrukturen in Unternehmen, welche sich letzendlich in der Make-or-Buy Entschedung wiederfinden.<ref>{{Literatur |Autor=Oliver E. Williamson |Titel=Markets and Hirarchies - Analysis and Antitrust Implications |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Free Press |Ort=New York |Datum=1975 |ISBN=0-02-934780-7 |Seiten=}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Oliver E. Williamson |Titel=Transaction cost economics: how it works; where it is headed |Hrsg= |Sammelwerk=Economist |Band=146 |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=1998 |ISBN= |Seiten=28-58}}</ref>

== Beschreibung ==
Jede Arbeitsteilung bedarf der [[Koordination]] und bringt [[Transaktionskosten]] und -risiken mit sich.
Jede Arbeitsteilung bedarf der [[Koordination]] und bringt [[Transaktionskosten]] und -risiken mit sich.


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Eine intensivierte [[Kostenrechnung]] ([[Controlling]]) bzw. die Schaffung von [[Profit-Center]]n haben in vielen Unternehmen die Transparenz erhöht und das Bewusstsein für Kosten, Nutzen, Mengen und [[Auslastungsgrad]]e in Unternehmen geschärft.
Eine intensivierte [[Kostenrechnung]] ([[Controlling]]) bzw. die Schaffung von [[Profit-Center]]n haben in vielen Unternehmen die Transparenz erhöht und das Bewusstsein für Kosten, Nutzen, Mengen und [[Auslastungsgrad]]e in Unternehmen geschärft.

== Anwendung ==
Untersuchungen zum Thema Eigenfertigung oder Fremdbezug sind vielfältig. Stammen Sie ursprünglich aus dem Bereich vertikalen Integration von [[Lieferkettenmanagement|Lieferketten]] in unternehmerische Planungen,<ref>{{Literatur |Autor=Aric Rindfleisch, Jan B. Heide |Titel=Transaction Cost Analysis: Past, Present, and Future Applications |Sammelwerk=Journal of Marketing |Band=61 |Nummer=4 |Datum=1997 |ISSN=0022-2429 |DOI=10.2307/1252085 |Seiten=30–54}}</ref> findet sich heute Anwendungen der zugrundeliegenden Theorie und Analyse in Bereichen wie [[Agrarwissenschaften|Agronomie]] und [[Agrarökonomie]],<ref>{{Literatur |Autor=Scott E. Masten |Titel=Transaction-cost economics and the organization of agricultural transactions |Sammelwerk=Advances in Applied Microeconomics |Band=9 |Verlag=Emerald (MCB UP ) |Ort=Bingley |Datum=2000 |ISBN=9780762306879 |DOI=10.1016/s0278-0984(00)09050-7 |Seiten=173–195 |Online=https://www.emeraldinsight.com/10.1016/S0278-0984(00)09050-7 |Abruf=2019-06-25}}</ref> Forschung und Entwicklung sowie [[Humankapital|human capital]], der Analye sogenannter hybrider Steuerungsmodi (also weder Eigenfertigung noch Fremdbeschaffung) wie Franchising,<ref>{{Literatur |Autor=Peter G. Klein |Titel=The Make-or-Buy Decision : Lessons from Empirical Studies |Hrsg=Claude Ménard und Mary M. Shirley |Sammelwerk=Handbook of New Institutional Economics |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer |Ort=Berlin |Datum=2004 |ISBN=978-3-540-77660-4 |Seiten=435-464}}</ref> oder der Untersuchungen zur Effizienz von [[Agrarumweltmaßnahmen]], [[Naturschutz|Natur-]] und [[Artenschutz|Artenschutzprogrammen.]]<ref>{{Literatur |Autor=Oliver Schöttker, Karin Johst, Martin Drechsler, Frank Wätzold |Titel=Land for biodiversity conservation — To buy or borrow? |Hrsg= |Sammelwerk=Ecological Economics |Band=129 |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2016 |ISBN= |DOI=10.1016/j.ecolecon.2016.06.011 |Seiten=94–103 |Online=https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0921800915303852 |Abruf=2019-06-25}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Oliver Schöttker, Frank Wätzold |Titel=Buy or lease land? Cost-effective conservation of an oligotrophic lake in a Natura 2000 area |Hrsg= |Sammelwerk=Biodiversity and Conservation |Band=27 |Nummer=6 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2018 |ISBN= |ISSN=0960-3115 |DOI=10.1007/s10531-017-1496-4 |Seiten=1327–1345 |Online=http://link.springer.com/10.1007/s10531-017-1496-4 |Abruf=2019-06-25}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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* Jäger, C.; Wolke, C., Make-or-Buy Decisions - A Transaction Cost Theoretical Approach to the Assessment of Outsourcing Activities, September 2008, ISBN 3-8370-6459-X
* Jäger, C.; Wolke, C., Make-or-Buy Decisions - A Transaction Cost Theoretical Approach to the Assessment of Outsourcing Activities, September 2008, ISBN 3-8370-6459-X
* Jentsch, M., ''Eigenfertigung oder Fremdbezug?: Herangehensweise an die Make-or-Buy-Fragestellung in der Praxis'', Oktober 2010, ISBN 3-6392-9865-9
* Jentsch, M., ''Eigenfertigung oder Fremdbezug?: Herangehensweise an die Make-or-Buy-Fragestellung in der Praxis'', Oktober 2010, ISBN 3-6392-9865-9

== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Kostenrechnung]]
[[Kategorie:Kostenrechnung]]

Version vom 25. Juni 2019, 10:06 Uhr

Eigenfertigung oder Fremdbezug oder Make-or-Buy (Abkürzung mob; v. englisch make ‚herstellen‘ und buy ‚kaufen‘) sind Bezeichnungen für die Frage bzw. für die von jedem Unternehmen zu treffende Entscheidung, ob man etwas im eigenen Unternehmen herstellt (Eigenfertigung) oder ob man etwas – zum Beispiel ein Bauteil, ein Zwischenprodukt oder eine Dienstleistung – von einem Lieferanten kauft (Fremdbezug/Outsourcing). Neben Eigenfertigung und Fremdbezug gibt es weitere Möglichkeiten, Arbeitsteilung bei einer Wertschöpfung zu realisieren, zum Beispiel mittels Lohnunternehmern bzw. Lohnfertigung.

Ursprung

Ihren Ursprung findet die Frage nach Eigenfertigung oder Fremdbezug unter anderem in Ronald Coases Werk "The Nature of the Firm", welches die Thematik der vertikalen Integration von Produktions- und Beschaffungsprozessen in Unternehmen diskutiert.[1] Die darauf aufbauende Transaktionskosten Ökonomie, maßgeblich entwickelt von OIiver Williamson, entwickelt die Make-or-Buy Entscheidung weiter und untersucht sie im Zusammenhang mit Führungs- und Steuerungsstrukturen in Unternehmen, welche sich letzendlich in der Make-or-Buy Entschedung wiederfinden.[2][3]

Beschreibung

Jede Arbeitsteilung bedarf der Koordination und bringt Transaktionskosten und -risiken mit sich.

Man kann sich auch dafür entscheiden, statt bei einem („Single Sourcing“) bewusst bei mehreren Lieferanten zu kaufen, um Abhängigkeiten bzw. andere Nachteile zu vermeiden (Hauptartikel: Beschaffungsstrategie)

Schlanke Produktion (lean production) ist ein Begriff für die Idee, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren, also auf Gebiete, auf denen das Unternehmen einen komparativen Kostenvorteil beispielsweise durch Spezialisierung oder durch Größenvorteile (economies of scale) hat. Manche Unternehmen reduzieren zur Verfolgung dieses Ziels Eigenfertigungsanteil und/oder Fertigungstiefe. Der Einkauf bestimmter – zum Beispiel selten benötigter – Dinge bei spezialisierten Lieferanten kann die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stärken.

Dagegen sind auch Economies of Scope (Verbundvorteile) möglich, wenn man sich gegen eine lean production entscheidet.

Kriterien für eine systematische Make-or-buy-Entscheidung sind neben Transaktionskosten die Zuverlässigkeit der Belieferung und auch die mögliche (unerwünschte) Abhängigkeit von Lieferanten. Im Zuge der Reduzierung der Fertigungstiefe können ganze Werksteile oder ganze Werke geschlossen werden bzw. an Zulieferer verkauft werden, z. B. die Gießerei eines Automobilunternehmens, wenn die Verantwortlichen sich dafür entschieden haben, die Gussteile einzukaufen. Eine Alternative dazu ist es, dass diese nicht mehr nur werksintern arbeiten, sondern ihre Dienste und Leistungen auch extern anbieten bzw. vermarkten. Ein bekanntes Beispiel ist das des Porsche-Entwicklungszentrums in Weissach – es arbeitet seit langem auch für andere Automobilhersteller (siehe auch Coopetition, die Dualität von Konkurrenz und Kooperation auf Märkten).

Eine intensivierte Kostenrechnung (Controlling) bzw. die Schaffung von Profit-Centern haben in vielen Unternehmen die Transparenz erhöht und das Bewusstsein für Kosten, Nutzen, Mengen und Auslastungsgrade in Unternehmen geschärft.

Anwendung

Untersuchungen zum Thema Eigenfertigung oder Fremdbezug sind vielfältig. Stammen Sie ursprünglich aus dem Bereich vertikalen Integration von Lieferketten in unternehmerische Planungen,[4] findet sich heute Anwendungen der zugrundeliegenden Theorie und Analyse in Bereichen wie Agronomie und Agrarökonomie,[5] Forschung und Entwicklung sowie human capital, der Analye sogenannter hybrider Steuerungsmodi (also weder Eigenfertigung noch Fremdbeschaffung) wie Franchising,[6] oder der Untersuchungen zur Effizienz von Agrarumweltmaßnahmen, Natur- und Artenschutzprogrammen.[7][8]

Siehe auch

Literatur

  • Benslimane, Y.; Plaisent, M.; Bernard, P. (2005): Investigating Search Costs and Coordination Costs in Electronic Markets: A Transaction Cost Economics Perspective, Electronic Markets, Vol. 15, No. 3, pp. 213–224
  • Brem, A., Make-or-Buy-Entscheidungen im strategischen Technologiemanagement – Kriterien, Modelle und Entscheidungsfindung, Saarbrücken 2007, ISBN 3-8364-1827-4
  • Jäger, C.; Wolke, C., Make-or-Buy Decisions - A Transaction Cost Theoretical Approach to the Assessment of Outsourcing Activities, September 2008, ISBN 3-8370-6459-X
  • Jentsch, M., Eigenfertigung oder Fremdbezug?: Herangehensweise an die Make-or-Buy-Fragestellung in der Praxis, Oktober 2010, ISBN 3-6392-9865-9

Einzelnachweise

  1. Ronald H. Coase: The Nature of the Firm. In: Economica. Band 4, 1937, S. 386–405, doi:10.1111/j.1468-0335.1937.tb00002.x.
  2. Oliver E. Williamson: Markets and Hirarchies - Analysis and Antitrust Implications. Free Press, New York 1975, ISBN 0-02-934780-7.
  3. Oliver E. Williamson: Transaction cost economics: how it works; where it is headed. In: Economist. Band 146, 1998, S. 28–58.
  4. Aric Rindfleisch, Jan B. Heide: Transaction Cost Analysis: Past, Present, and Future Applications. In: Journal of Marketing. Band 61, Nr. 4, 1997, ISSN 0022-2429, S. 30–54, doi:10.2307/1252085.
  5. Scott E. Masten: Transaction-cost economics and the organization of agricultural transactions. In: Advances in Applied Microeconomics. Band 9. Emerald (MCB UP ), Bingley 2000, ISBN 978-0-7623-0687-9, S. 173–195, doi:10.1016/s0278-0984(00)09050-7 (emeraldinsight.com [abgerufen am 25. Juni 2019]).
  6. Peter G. Klein: The Make-or-Buy Decision : Lessons from Empirical Studies. In: Claude Ménard und Mary M. Shirley (Hrsg.): Handbook of New Institutional Economics. Springer, Berlin 2004, ISBN 978-3-540-77660-4, S. 435–464.
  7. Oliver Schöttker, Karin Johst, Martin Drechsler, Frank Wätzold: Land for biodiversity conservation — To buy or borrow? In: Ecological Economics. Band 129, 2016, S. 94–103, doi:10.1016/j.ecolecon.2016.06.011 (elsevier.com [abgerufen am 25. Juni 2019]).
  8. Oliver Schöttker, Frank Wätzold: Buy or lease land? Cost-effective conservation of an oligotrophic lake in a Natura 2000 area. In: Biodiversity and Conservation. Band 27, Nr. 6, 2018, ISSN 0960-3115, S. 1327–1345, doi:10.1007/s10531-017-1496-4 (springer.com [abgerufen am 25. Juni 2019]).