„Technisierung“ – Versionsunterschied

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Als Folge der zunehmenden Industrialisierung des Krieges und Technisierung des Militärs dezentralisiert sich die Kriegsführung seit dem 20. Jahrhundert räumlich. Von den sich direkt gegenüberstehenden Feldheeren bis zum 19. Jahrhundert, hat sich die Kriegsführung auf kontinentale und gar globale Dimensionen ausgeweitet. Ausserdem wird eine rückgehende Zahl der Soldaten wahrgenommen, die mit der Waffe umgehen und im Krieg kämpfen können. In der heutigen Bundeswehr üben mehr als drei Viertel aller Soldaten militärisch-technische Tätigkeiten aus, entweder in der Instandsetzung oder bedienen Geräte, die keine Waffen sind.<ref>{{Literatur |Autor=Sven Gareis, Paul Klein |Titel=Handbuch Militär und Sozialwissenschaft |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer-Verlag |Ort= |Datum=2013-03-13 |ISBN=9783322935380 |Seiten=15, 160 |Online=https://books.google.de/books?id=QEIhBgAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=Handbuch+Milit%C3%A4r+und+Sozialwissenschaft&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjB_ob98-7jAhXBJFAKHaLuBV4Q6AEIKzAA#v=onepage&q=technisierung%20soldaten&f=true |Abruf=2019-08-06}}</ref>
Als Folge der zunehmenden Industrialisierung des Krieges und Technisierung des Militärs dezentralisiert sich die Kriegsführung seit dem 20. Jahrhundert räumlich. Von den sich direkt gegenüberstehenden Feldheeren bis zum 19. Jahrhundert, hat sich die Kriegsführung auf kontinentale und gar globale Dimensionen ausgeweitet. Ausserdem wird eine rückgehende Zahl der Soldaten wahrgenommen, die mit der Waffe umgehen und im Krieg kämpfen können. In der heutigen Bundeswehr üben mehr als drei Viertel aller Soldaten militärisch-technische Tätigkeiten aus, entweder in der Instandsetzung oder bedienen Geräte, die keine Waffen sind.<ref>{{Literatur |Autor=Sven Gareis, Paul Klein |Titel=Handbuch Militär und Sozialwissenschaft |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer-Verlag |Ort= |Datum=2013-03-13 |ISBN=9783322935380 |Seiten=15, 160 |Online=https://books.google.de/books?id=QEIhBgAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=Handbuch+Milit%C3%A4r+und+Sozialwissenschaft&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjB_ob98-7jAhXBJFAKHaLuBV4Q6AEIKzAA#v=onepage&q=technisierung%20soldaten&f=true |Abruf=2019-08-06}}</ref>

== Technisierte Kommunikation ==
Als erste technisierte Kommunikationsformen werden die Entwicklung von Schriftsystemen und die frühen Formen der Telekommunikation betrachtet. Seit der Erfindung des Buchdruckes ist gesellschaftliche Kommunikation nicht mehr anders denkbar, als eine Zweckbeziehung aus elementaren und technisierten Kommunikationsformen. Kommunikation gilt allgemein als ein Prozess, bei dem eine Mitteilung von einer sendenden Instanz an eine empfangende gerichtet wird, wobei die Mitteilung durch Symbole in einem Medium ausgedrückt und durch einen Kanal übermittelt wird. Unter technisierter Kommunikation werden meist alle Kommunikationsprozesse verstanden, bei denen ein Element (Sender, Empfänger, Medium, Kanal) ein technisches ist.<ref name=":2">{{Literatur |Autor=Rüdiger Weingarten, Reinhard Fiehler |Titel=Technisierte Kommunikation |Verlag=Springer-Verlag |Datum=2013-03-13 |ISBN=9783322863195 |Online=https://books.google.de/books?id=SMV8BwAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=Technisierte+Kommunikation+R%C3%BCdiger+Weingarten,+Reinhard+Fiehler&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjo66aBi_jjAhUx_CoKHXftBLkQ6AEIKzAA#v=onepage&q&f=true |Abruf=2019-08-10}}</ref>

Für die technisierte Kommunikation werden als typisch angesehen:

* „sekundäre Symbolsysteme" (Schriftsysteme, Morsealphabet, ASCII-Code),
* technische Apparate (Druckmaschinen, Telefone, Fernsehgeräte, Computer),
* Netze (Telefonnetze, Datennetze, Wellennetze) und konservierende Speicher (Bücher, Tonbänder, Disketten).<ref name=":3">{{Literatur |Autor=Hans P. Krings |Titel=Wissenschaftliche Grundlagen der technischen Kommunikation |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Gunter Narr Verlag |Ort= |Datum=1996 |ISBN=9783823345176 |Seiten=12 |Online=https://books.google.de/books?id=cmG9A0-yPKUC&printsec=frontcover&dq=Wissenschaftliche+Grundlagen+der+technischen+Kommunikation&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi6hMPGivjjAhUOzKQKHSOpDiYQ6AEIKzAA#v=onepage&q=%20Technisierte%20Kommunikation&f=true |Abruf=2019-08-10}}</ref>

Nicht zu verwechseln ist die technisierte Kommunikation mit der technischen Kommunikation, für letztere ist nicht die Verwendung eines technischen Geräts konstitutiv, sondern die Kommunikation über ein technisches Thema.<ref name=":3" />

Eine Variante der technisierten Kommunikation ist die, die nicht durch technische Elemente im Kommunikationsprozess selbst bedingt ist, sondern durch bestimmte Formen des Denkens über die Welt, das sich in der Wahl technischer Vergleiche und Metaphern äußert. In dieser Metaphorik kann eine Technisierung mindestens des Mediums Sprache, wenn nicht gar des Denkens, gesehen werden. Als umgekehrte Metaphorik kann die Verwendung von Wörtern für menschliche Fähigkeiten zur Beschreibung maschineller Vorgänge betrachtet werden.<ref name=":2" />


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 10. August 2019, 12:30 Uhr

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Technik als Bestandteil der modernen Gesellschaft

Technisierung (von Technik, griechisch τεχνική) lässt sich als Oberbegriff für Automatisierung, Mechanisierung und Maschinisierung fassen. Mit Technisierung ist der ständig wachsende Einsatz von technischen Hilfsmitteln gemeint, auch in Arbeitsprozessen, die bisher der geistigen oder handwerklichen Tätigkeit des Menschen vorbehalten waren.[1]

Die Technisierung hat sich im Laufe der Menschheitsgeschichte in mehreren Etappen vollzogen, beginnend mit der Verwendung von Werkzeugen bei einfachen Arbeiten.[2] Erster Schritt der Technisierung war/ist die Mechanisierung, die mittels Kraft- und Hebelanwendung die Produktionsleistung und -geschwindigkeit erhöht. Die Technisierung durchläuft zur Zeit eine neue Phase, von der Mechanisierung über die Elektrifizierung hin zur Elektronisierung. Die EDV gilt als Schlüsseltechnologie.

Die Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit durch Erhöhung der Produktivität wird Rationalisierung genannt, sie wird mittels Technisierung oder Veränderug der Arbeitsorganisation erzielt.[3]

Der industrielle Technisierungstrend hat bisher drei Etappen durchlaufen und bewegt sich in Richtung Industrie 4.0. In der Dienstleistungbranche sowie im Handwerk geht ebenfalls eine zunehmende Technisierung vonstatten.[2]

Begriffsgeschichte

In der Antike und teils im frühen Mittelalter wurde Technik als Überlistung der Natur durch menschliches Handeln angesehen. Im Mittelalter ist dann das Technikverständnis instrumentell geprägt, Technik wird zunehmend als zweckmäßiges Optimieren natürlicher Gegebenheiten durch den handelnde Menschen gewertet.[4] Diese Umdeutung des Technikverständnisses, geht einher mit mehreren Veränderungen im Bereich der technischen Artefakte im Mittelalter bis zur Renaissance: Der Übergang von der Sklaverei zum Lehnswesen führt dazu, dass das Handwerkt aufgewertet wird und es in erster Linie zu neuen Handwerkstechniken kommt. So ist der Buchdruck mit beweglichen Lettern - eine Entdeckung dieser Zeit - letztlich eine Kombination unterschiedlicher Handwerkstechniken. Die Technik dieser Zeit ist von Kraftmaschinen, von der Wasserkraft, sowie von der menschlichen und tierischen Antriebskraft geprägt, das Augenmerk richtete sich auf die Kräfte der Natur und auf die Entkopplung von Kraftgewinnung und -nutzung. Die Vorstellung, dass menschliche Zwecksetzung einem göttlichen Vorbild folgt, wird sich bis in die frühe Neuzeit halten. Bemühungen um neue Krafttechnologien kreisen im frühen Mittelalters noch um die von Gott gesetzten Kräfte der Natur (also Wind-, Wasser- und Muskelkraft), dann beginnen die Techniker des späten 17. Jahrhunderts sich mit dem aus der Waffentechnik bekannten Schießpulver, dem durch Explosion erzeugten Unterdruck und der Kraft des Wasserdampfes zu befassen.[5]

Aus Sicht der Anthropologie ist der Mensch seiner Natur nach ein Techniker. Technisierung wird immer wieder als eine Erfahrung von Entfremdung empfunden. Andere Ansätze zeigen, dass das Technische zur menschlichen Selbstentfaltung gehört und daher nicht im Gegensatz zur "Natur" des Menschen steht. Für Hegel und Cassirer ist die "ursprüngliche Natur" des Menschen erst in seinen technischen Werken erschließbar. Dies widerspricht dem "uomo pre-tecnologico" bei Galimberti und dem "homme naturel" bei Rousseau, da das menschliche Dasein schon immer durch einen technischen Selbst- und Weltbezug charakterisiert wurde.

Marx zeigte im Kapital die Entwicklung der industriellen Produktion und Maschinen, sowie die Struktur und Arbeitsteilung in den Manufakturen. Ab einer gewissen Entwicklungsstufe der Technik sah er die Arbeitsteilung durch die Maschinen als „technische Notwendigkeit“. Wie es schon Hegel formuliert hatte, wies auch Marx darauf hin, dass in der durch die Maschinen veränderten Arbeitswelt, eine „Ausbeutung“ der menschlichen Arbeitskraft möglich sei.

Diesen Blickwinkel gab es in der Antike und auch bei Kant noch nicht. Kants Ansicht war: "Wer den Zweck will, will (so fern die Vernunft auf seine Handlungen entscheidenden Einfluß hat) auch das dazu unentbehrlich nothwendige Mittel, das in seiner Gewalt ist". Kant begriff Technik einerseits als künstlerisches Vermögen, allerdings hat er, anders als es in der Antike, damit den Strukturzusammenhang beschrieben, der technisches und moralisches Handeln verglich. Nach Kant blieb die Interpretation als Zweck-Mittel-Verhältnis leitend für die Beschreibung der Technik. Zum anderen war Technik für Kant eine Art Produktivität, die auch im Ansehen der Natur zu erkennen war. Seiner Meinung nach figurierte Technik als Muster für das Erkennen von organischen Zusammenhängen, deren sich die Urteilskraft bedienen kann. Kant unterschied technisches Handeln vom „bloß“ Mechanischen, es erfasste ein großes Maß an Selbstentfaltung.[6]

Tendenzen zu einem zeitgemäßen Begriff Technisierung formen ab 1930 Philosophen wie Ernst Cassirer, Edmund Husserl, Hans Blumenberg, welche die Technik nicht mehr als eine stoffliche Substanz mit bestimmten Eigenschaften, sondern als eine besondere Form der Wirklichkeit und als einen Prozess bzw. eine Vorgehensweise betrachten: nicht das verfertigte Werk (opus operatum), sondern die Verfertigungsweise selbst (opus operandi) trat in den Vordergrund.[7]

Definition

Da die Technik nicht substanziell, sondern relational als sozialer Prozess bestimmt wird, ist unter der Technisierung eine besondere Form zweckgerichteter Schematisierung und eine geregelte Kopplung von Elementen zu verstehen. Diese Kopplung der Elemente befindet sich in einem künstlichen, abgeschlossenen System, und ist im Medium von Handlungen, Symbolen oder Sachen fixiert, weswegen mit einer angestrebten Wirkung fest gerechnet werden kann.[8] Wird Technik in Relation zu andern Elementen als sozialer Prozess bestimmt, spricht man von Technisierung. Somit ist Technisierung eine besondere Form zweckgerichteter Schematisierung und eine regulierte Kopplung von Elementen in einem künstlichen und abgeschlossenen System. Die gekoppelten Elemente sind im Umfeld von Handlungen, Symbolen oder Sachen fixiert, so dass fest mit der gewünschten Wirkung gerechnet werden kann.

Beispiele für solche Technisierungen sind:

  • Arbeitstechniken, Überredungstechniken oder die Technik des Autofahrens sind Technisierungen im Medium von Handlungen.
  • Rechenkalküle, Rezepte oder Computerprogramme sind Technisierungen im Medium der Symbole.
  • Maschinen, chemische Produktionsanlagen oder elektrische Übermittlungsnetze sind Technisierungen im Medium von physikalischen Dingen.
  • Habitualisierung, Mechanisierung oder Algorithmisierung sind hingegen Technisierungen in unterschiedlichen Medien.[9]

Technisierung der Arbeit und Auswirkungen

Die Arbeits- und Industriesoziologie versteht die Technisierung der Arbeit als einen historischen Prozess, der gesellschaftliche Interessen widerspiegelt. Der Prozess der Technisierung ist das strategische Einsetzen von Technik in Bezug zu Arbeit, und ein vergegenständlichter Ausdruck der jeweiligen Produktionsverhältnisse. Untersucht werden die Auswirkungen und Folgen dieses Wandels anhand der zentralen Funktionen der Technisierung von Arbeit: Arbeitsersparnis, Effektivitätssteigerung und Prozesskontrolle (auch Kontrolle, Rationalisierung). Das Erkenntnisinteresse gilt den gesellschaftlichen Voraussetzungen für die Entwicklung und Gestaltung von (Produktions-)Technik und den Absichten, die mit ihrer betrieblichen Nutzung verbunden werden, vor allem den Folgen für die lebendige Arbeit und für das Arbeitsvermögen. Neben veränderten Qualifikationsanforderungen, gehen Emanzipationspotentiale und Entfremdungsgefährdungen mit dem Technikwandel einher. Technik und Organisation sollen die Transformation von Arbeitskraft gewährleisten, d. h. auf Grundlage eines strukturell unvollständigen Arbeitsvertrags, die Mitwirkung und Bereitschaft des Subjekts sein Arbeitsvermögen im Betriebsgeschehen einzubringen.[10]

Die Arbeits- und Industriesoziologie hat ihre Technikkonzeption im Laufe der Zeit verändert: in den 1950er Jahren glaubte man an evolutionäre Entwicklung in Technik und Fortschritt, dann kam es in den 1980ern zu der Determinismusdebatte, heute ist die Arbeits- und Industriesoziologie nahezu frei von Technikbegriffen. In den Anfängen wurde im Prozess der Technisierung eine aufsteigende Entwicklungslinie vom Handwerk über die Mechanisierung bis zur Automatisierung mit dazu jeweils entsprechenden Arbeitssubjekten gesehen - vom autonomen Handwerker über den fremdbestimmten Fließarbeiter zum Requalifizierten; Diese Annahme entsprang der allgemeinsoziologisch vorherrschenden Deutung der industriellen Revolution, die trotz theoretischer Unterschiede den sozialen Wandel generell als Folge technischen Fortschritts deutete (Rammert 1994, 8.76) und in der technischen Entwicklung die Befreiung von der (Last der) Arbeit und von traditionalen Herrschaftsformen sah.[10]

Ab den späten 1970er Jahren (Böhle 1998; Techniksoziologie) wurde immer deutlicher, dass tayloristische Arbeitsteilung an Effizienz verliert. Das Interdependenzkonzept hob die sozialen Wirkungen technischer Innovation hervor und sah die technische Entwicklung selbst als sozialen Prozess. Ende der 1980er Jahre brachte das „Ende des Technikdeterminismus“ (Lutz 1987) einen Konsens in der sozialwissenschaftlichen Forschung: Prozesse der Technisierung wurden nun aus der Perspektive der beteiligten Akteure, als Nutzer, Anwender und Hersteller und ihrer Interessen, betrachtet. Neben den disziplinären Debatten blieb jedoch weiterhin auch die These eines untrennbaren Zusammenhangs von Technologie und Kapitalverwertung.[10]

In den 1980er Jahren erlangte die Informationstechnik gegenüber der Produktionstechnik zunehmend an mehr Bedeutung: Sie fungierte als datentechnische Verknüpfung der Teilprozesse, vor allem aber wurde ihr ein ausschlaggebendes Flexibilitäts- und Elastizitätspotential zugesprochen. Speziell mit dem Einzug der Informations- und Kommunikationstechnologien verknüpften sich Technik und Organisation zu Organisationstechnologien (auch Organisationssoziologie).[10]

Die Automatisierung wird als "vollkommene Technisierung der Arbeitsprozesse" angesehen, sie hat das Ziel jede manuell ausgeführte Arbeit nicht nur durch maschinelle zu ersetzen, sondern darüber hinaus den Maschinen auch die Bedienung, Überwachung und Steuerung der Produktionsprozesse so weit zu überlassen, sodass vom Arbeitsbeginn bis zum fertigen Produkt kein menschlicher Eingriff mehr erfordlich ist.[11] Technisierung (und Automatisierung) werden manchmal als Teil der Digitalisierung betrachtet, die als Beschleuniger bestehender Tendenzen in der Wertschöpfung der Unternehmen gilt. So kommt es beispielsweise mit zunehmender Digitalisierung zu einer anderen Besetzung des ausführenden Personals, und die Strategie und Politik im Personalwesen (Human Resources Management) muss darauf ausgerichtet werden, Risiken zu minimieren wie die Abhängigkeit von der Technik oder dass Mitarbeiter keine Perspektive mehr sehen. Die Technisierung der Unternehmen beeinflusst deutlich die Mitarbeiter und ihre Zusammenarbeit, was in der Managementliteratur jedoch wenig aufgegriffen wird, sondern lediglich auf die Frage nach Verfügbarkeit und notwendige Kompetenzen reduziert wird. Wenig diskutiert ist andererseits auch die Bedeutung der Technisierung für die Wertschöpfungsprozesse, sowie mögliche Konsequenzen, wie eine abnehmende Arbeitgeberattraktivität wegen Verkümmern der sozialen Beziehungen, Verschlechtern der Gesundheit und des Motivationspotenzials der Mitarbeiter.[12]

In den 1960er und 1970er Jahren stehen die neuen Konzepte CAD, CNC und CIM nicht mehr nur für Massenfertigung und Standardprodukte, sondern diese Maschinen erlauben eine neue, flexible Serienfertigung: Maschinen werden mithilfe von Maschinen gefertigt, die von Maschinen gesteuert werden. "Mit der CNC-Fertigung wird die Technisierung der Technisierung der Technisierung eingeleitet." [13]

Technisierung des Haushalts

Um 1880 galten elektrische Geräte wie Zigarrenanzünder, Kochapparate und elektrische Heizkissen noch als reine Luxusgegenstände.

Elektrische Haushaltsgeräte populär zu machen, war von bescheidenem Erfolg gekrönt, was nicht nur den hohen Preisen bei gleichzeitig geringer Kaufkraft geschuldet war. In den 1920er und 1930er Jahren, als die elektrischen Haushaltsgeräte allmählich eingeführt wurden, begriff man die Welt der Häuslichkeit (Reproduktionssphäre) als eine rein weibliche. Hausfrauen zeigten allerlei Vorbehalte gegen die elektrischen Haushaltsgeräte. Aber auch einige Männer standen skeptisch der Technisierung des Haushaltes gegenüber. Man befürchtete, Frauen könnten verstärkt außer Haus arbeiten, was in der zeitgenössischen Sorge um die Stabilität der Familie für viele ein Schreckbild und negatives Szenario zeichnete. Zum anderen gab es Bedenken, eine Versachlichung, Rationalisierung und Technisierung des Haushalts bedrohe die geschützte Privatsphäre selbst.

Das Interesse der Gerätehersteller an einer Haushaltstechnisierung resultierte aus Absatzproblemen und der Hoffnung auf einen neuen aussichtsreichen Markt. Dabei spielte die USA eine wesentliche Rolle als Leitbild und gleichzeitig als Konkurrent, die dortige Absatzentwicklung wurde analysiert und ein ähnlicher Boom in Deutschland erhofft. Die Zwischenkriegszeit war eine wichtige Phase zur Umorientierung von der Produktionsgüterherstellung, wo nicht mehr genug Absatz zu erzielen war, hin zur Konsumgüterherstellung. Branchenfremde Unternehmen, besonders aus der Automobilindustrie, kompensierten Konjunkturkrisen mit der Produktion elektrischer Haushaltsgeräte, und Hersteller traditioneller Geräte elektrifizierten ihre Produkte. Hauptzielgruppe der Unternehmen waren Frauen der Mittelschicht.

Auch der Reichsverband Deutscher Hausfrauenverbände (RDH) setzte sich für eine Haushaltstechnisierung ein, um die als Belastung empfundene alltägliche Hausarbeit vieler Mittelschichthausfrauen zu erleichtern, verfolgte damit aber ein gesellschaftlichkulturelles Ziel, nämlich den Status und die Rolle der Hausfrau sowie die Professionalisierung des Hausfrauenberufes für Staat und Gesellschaft aufzuwerten.[14]

Technisierung der Kriegsführung

Eine Technisierung des Krieges und Verwissenschaftlichtung der Militärtechnik setzte nach Ende des deutsch-französischen Krieges ein, wo schon einige Waffenneuerungen zum Einsatz gekommen waren. In dieser Zeit formte sich das deutsche Rüstungssystem heraus, an dem sich mehrere Akteure beteiligten. Die Politik sah in der Rüstungsstrategie ein Fundament ihres Machtanspruchs, für den die (Technik-)Wissenschaften nicht nur Wissen und Verfahren, sondern auch Visionen lieferten. Die politischen Vorgaben wurden dann von der Wirtschaft nicht nur umgesetzt, sondern sie ließ sich die Innovationen auch patentieren und machte sie durch Serienanfertigung kommerziell nutzbar. Das Militär ermöglichte durch die Nutzung der Rüstungsprodukte das politische Machtstreben.

Der Erste Weltkrieg wird als der erste technisierte Krieg angesehen, es kamen Maschinengewehre, U-Boote, Zeppelin, Panzer, Aufklärungs- und Kampfflugzeuge zum Einsatz. Der Krieg war taktisch und praktisch von nationalen Rüstungsanstrengungen geprägt, er wurde zu einem Krieg der Volkswirtschaften und an den Fronten und in den Ländern zum Zermürbungskrieg. Die deutschen Rüstungsakteure waren von einer Ingenieursmäßigkeit der Kriegsführung überzeugt. Sie planten und berechneten im Voraus, was gebraucht werden würde, so dass für jede Kriegssituation die passende Technik zur Verfügung stehen sollte. Auftretende Mängel beschleunigten die Entwicklung der Waffen und das militärtechnische Innovationssystem noch mehr.[15] [16]

Als Folge der zunehmenden Industrialisierung des Krieges und Technisierung des Militärs dezentralisiert sich die Kriegsführung seit dem 20. Jahrhundert räumlich. Von den sich direkt gegenüberstehenden Feldheeren bis zum 19. Jahrhundert, hat sich die Kriegsführung auf kontinentale und gar globale Dimensionen ausgeweitet. Ausserdem wird eine rückgehende Zahl der Soldaten wahrgenommen, die mit der Waffe umgehen und im Krieg kämpfen können. In der heutigen Bundeswehr üben mehr als drei Viertel aller Soldaten militärisch-technische Tätigkeiten aus, entweder in der Instandsetzung oder bedienen Geräte, die keine Waffen sind.[17]

Technisierte Kommunikation

Als erste technisierte Kommunikationsformen werden die Entwicklung von Schriftsystemen und die frühen Formen der Telekommunikation betrachtet. Seit der Erfindung des Buchdruckes ist gesellschaftliche Kommunikation nicht mehr anders denkbar, als eine Zweckbeziehung aus elementaren und technisierten Kommunikationsformen. Kommunikation gilt allgemein als ein Prozess, bei dem eine Mitteilung von einer sendenden Instanz an eine empfangende gerichtet wird, wobei die Mitteilung durch Symbole in einem Medium ausgedrückt und durch einen Kanal übermittelt wird. Unter technisierter Kommunikation werden meist alle Kommunikationsprozesse verstanden, bei denen ein Element (Sender, Empfänger, Medium, Kanal) ein technisches ist.[18]

Für die technisierte Kommunikation werden als typisch angesehen:

  • „sekundäre Symbolsysteme" (Schriftsysteme, Morsealphabet, ASCII-Code),
  • technische Apparate (Druckmaschinen, Telefone, Fernsehgeräte, Computer),
  • Netze (Telefonnetze, Datennetze, Wellennetze) und konservierende Speicher (Bücher, Tonbänder, Disketten).[19]

Nicht zu verwechseln ist die technisierte Kommunikation mit der technischen Kommunikation, für letztere ist nicht die Verwendung eines technischen Geräts konstitutiv, sondern die Kommunikation über ein technisches Thema.[19]

Eine Variante der technisierten Kommunikation ist die, die nicht durch technische Elemente im Kommunikationsprozess selbst bedingt ist, sondern durch bestimmte Formen des Denkens über die Welt, das sich in der Wahl technischer Vergleiche und Metaphern äußert. In dieser Metaphorik kann eine Technisierung mindestens des Mediums Sprache, wenn nicht gar des Denkens, gesehen werden. Als umgekehrte Metaphorik kann die Verwendung von Wörtern für menschliche Fähigkeiten zur Beschreibung maschineller Vorgänge betrachtet werden.[18]

Siehe auch

Literatur

  • Ulrich Dolota; Raymund Werle (Hrsg.): Gesellschaft und die Macht der Technik. Sozioökonomischer und institutioneller Wandel durch Technisierung, Schriften aus dem Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung Köln, Band 58, Campus Verlag, Frankfurt/New York 2007, ISBN 978-3-593-38357-6.
  • Roger Häußling: Die Technologisierung der Gesellschaft. Eine sozialtheoretische Studie zum Paradigmenwechsel von Technik und Lebenswirklichkeit, Königshausen & Neumann GmbH, Würzburg 1998, ISBN 3-8260-1475-8.
  • Jan-Hendrik Passoth: Technik und Gesellschaft. Sozialwissenschaftliche Techniktheorien und die Transformationen der Moderne.VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15582-1
  • Werner Rammert: Technik aus soziologischer Perspektive 2. Kultur-Innovationen-Virtualtät. Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden 2000, ISBN 3-531-13499-X.
  • Christian Scholz, Erich Staudt; Ulrich Steger (Hrsg.): Die Zukunft der Arbeitsgesellschaft. Technologie und Qualifikation. Campus Verlag, Frankfurt/Main/New York 1992, ISBN 3-593-34740-7
  • Werner Süß; Klaus Schroeder (Hrsg.): Technik und Zukunft. Neue Technologien und ihre Bedeutung für die Gesellschaft. Vorträge u. Diskussionen e. Veranst. d. Freien Universität Berlin. Westdeutscher Verlag, Opladen 1988, ISBN 3-531-12027-1
  • Axel Zweck: Die Entwicklung der Technikfolgenabschätzung zum gesellschaftlichen Vermittlungsinstrument. Band 128 Westdeutscher Verlag, Opladen 1993, ISBN 3-531-12462-5.

Einzelnachweise

  1. Technisierung in Gabler Wirtschaftslexikon online
  2. a b Steffen Wettengl: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre. John Wiley & Sons, 2019, ISBN 978-3-527-81952-2 (google.de [abgerufen am 4. August 2019]).
  3. Wiking Ehlert: Sozialverträgliche Technikgestaltung und/oder Technisierung von Sachzwang? Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-322-94231-9, S. 44 (google.de [abgerufen am 4. August 2019]).
  4. Jan-Hendrik Passoth: Technik und Gesellschaft. Sozialwissenschaftliche Techniktheorien und die Transformationen der Moderne.VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15582-1, S. 69–80.
  5. Jan-Hendrik Passoth: Technik und Gesellschaft : Zur Entwicklung sozialwissenschaftlicher Techniktheorien von der frühen Moderne bis zur Gegenwart. 1. Auflage. VS, Verlag für Sozialwiss, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-90844-1, S. 69–79.
  6. Oliver Müller: Selbst, Welt und Technik : Eine anthropologische, geistesgeschichtliche und ethische Untersuchung. De Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-033646-7, S. 54 ff.
  7. Werner Rammert: Technik aus soziologischer Perspektive 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2000, ISBN 978-3-531-13499-4, S. 39 ff., doi:10.1007/978-3-322-87331-6 (springer.com [abgerufen am 1. Juli 2019]).
  8. Werner Rammert: Technik aus soziologischer Perspektive 2. Kultur-Innovation-Virtualität. Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden 2000, ISBN 3-531-13499-X, S. 72.
  9. Rammert, Werner: Technik aus soziologischer Perspektiven, Kultur, Innovation, Virtualität. Band 2. Westdt. Verl, Opladen 2000, ISBN 978-3-322-87331-6, S. 72–73.
  10. a b c d Hirsch-Kreinsen, Hartmut, Minssen, Heiner: Lexikon der Arbeits- und Industriesoziologie : LAIS. Arbeit und Technik. 2. Auflage. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, ISBN 978-3-8452-7602-1, S. 36 ff. (google.de [abgerufen am 24. Juli 2019]).
  11. Michael Gaitanides: Industrielle Arbeitsorganisation und technische Entwicklung: Produktionstechnische Möglichkeiten qualitativer Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2019, ISBN 978-3-11-083807-7, S. 35 (google.de [abgerufen am 4. August 2019]).
  12. Sebastian Wörwag, Alexandra Cloots: Zukunft der Arbeit – Perspektive Mensch: Aktuelle Forschungserkenntnisse und Good Practices. Springer-Verlag, 2018, ISBN 978-3-658-22099-0, S. 250 ff. (google.de [abgerufen am 8. August 2019]).
  13. Jan-Hendrik Passoth: Technik und Gesellschaft: Sozialwissenschaftliche Techniktheorien und die Transformationen der Moderne. Springer-Verlag, 2008, ISBN 978-3-531-90844-1, S. 149–150 (google.de [abgerufen am 8. August 2019]).
  14. Karl Pichol, Wolfhard Weber, Lars Bluma: Technikvermittlung und Technikpopularisierung. Der lange Weg der Haushaltstechnik in den Alltag. Waxmann Verlag, ISBN 978-3-8309-6361-5, S. 235 ff. (google.de [abgerufen am 25. Juli 2019]).
  15. Armin Heinen: Wege in den Ersten Weltkrieg. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2016, ISBN 978-3-11-049632-1, S. 3–4 (google.de [abgerufen am 6. August 2019]).
  16. Philipp Aumann: Rüstung auf dem Prüfstand: Kummersdorf, Peenemünde und die »totale Mobilmachung«. Ch. Links Verlag, 2015, ISBN 978-3-86153-864-6, S. 30 (google.de [abgerufen am 6. August 2019]).
  17. Sven Gareis, Paul Klein: Handbuch Militär und Sozialwissenschaft. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-322-93538-0, S. 15, 160 (google.de [abgerufen am 6. August 2019]).
  18. a b Rüdiger Weingarten, Reinhard Fiehler: Technisierte Kommunikation. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-322-86319-5 (google.de [abgerufen am 10. August 2019]).
  19. a b Hans P. Krings: Wissenschaftliche Grundlagen der technischen Kommunikation. Gunter Narr Verlag, 1996, ISBN 978-3-8233-4517-6, S. 12 (google.de [abgerufen am 10. August 2019]).

Kategorie:Technischer Fortschritt