„Fixpunktsatz (Endliche Gruppen)“ – Versionsunterschied

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Zu den zahlreichen Resultaten in der [[Theorie der endlichen Gruppen]], die im Zusammenhang mit den [[Sylow-Sätze]]n stehen, zählt ein als '''Fixpunktsatz''' bezeichneter [[Lehrsatz|Satz]], der nicht zuletzt eine in diesem Kontext grundlegende [[Existenzaussage]] macht.<ref name="KM-01">Kurt Meyberg: ''Algebra. Teil 1.'' 1975, S. 65&nbsp;ff., S. 67</ref> Der Satz beruht unmittelbar auf der sogenannten [[Klassengleichung]] und hat nützliche Anwendungen.<ref name="KM-01" /><ref name="GS-01">Gernot Stroth: ''Endliche Gruppen.'' 2013, S. 5&nbsp;ff.</ref><ref group="A">Bei Meyberg findet man den Terminus ''Fixpunktsatz'' und bei Stroth (für den endlichen Fall) den Terminus ''Klassengleichung''.</ref>
Zu den zahlreichen Resultaten in der [[Theorie der endlichen Gruppen]], die im Zusammenhang mit den [[Sylow-Sätze]]n stehen, zählt ein als '''Fixpunktsatz''' bezeichneter [[Lehrsatz|Satz]], der nicht zuletzt eine in diesem Kontext grundlegende [[Existenzaussage]] macht.<ref name="KM-01">Kurt Meyberg: ''Algebra. Teil 1.'' 1975, S. 65&nbsp;ff., S. 67</ref> Der Fixpunktsatz beruht auf einer allgemeinen Formel, welche nicht zuletzt die bekannte [[Klassengleichung]] in sich einschließt.<ref name="KM-01" /><ref name="GS-01">Gernot Stroth: ''Endliche Gruppen.'' 2013, S. 5&nbsp;ff.</ref><ref name="CK-KM-01">Christian Karpfinger, Kurt Meyberg: ''Algebra: Gruppen Ringe Körper.'' 2017, S. 98&nbsp;ff.</ref>


== Formulierung ==
== Formulierung ==
Dieser [[Fixpunktsatz]] lässt sich folgendermaßen formulieren:<ref name="KM-02">Meyberg, op. cit., S. 67</ref><ref name="GS-02">Stroth, op. cit., S. 5</ref>
Dieser [[Fixpunktsatz]] lässt sich folgendermaßen formulieren:<ref name="KM-02">Meyberg, op. cit., S. 67</ref><ref name="GS-02">Stroth, op. cit., S. 5</ref><ref name="CK-KM-02">Karpfinger/Meyberg, op. cit., S. 99</ref>
: ''Gegeben seien eine [[endliche Menge]] <math>X</math> und weiter eine [[Primzahl]] <math>p</math>, eine [[natürliche Zahl]] <math>r</math> sowie eine [[endliche Gruppe]] <math>(G,\cdot)</math> der [[Gruppe (Mathematik)#Gruppenordnung|Ordnung]] <math>|G| = p^r</math>.''<ref group="A">Mit <math>|M|</math> bezeichnet man die Mächtigkeit einer Menge <math>M</math>. Ist <math>M</math> eine [[endliche Menge]], so ist <math>|M|</math> die [[Anzahl]] der in <math>M</math> enthaltenen [[Element (Mathematik)|Elemente]]. Bei Gruppen nennt man diese Mächtigkeit auch Ordnung.</ref>
: ''Gegeben seien eine [[endliche Menge]] <math>X</math> und weiter eine [[Primzahl]] <math>p</math>, eine [[natürliche Zahl]] <math>r</math> sowie eine [[endliche Gruppe]] <math>(G,\cdot)</math> der [[Gruppe (Mathematik)#Gruppenordnung|Ordnung]] <math>|G| = p^r</math>.''<ref group="A">Mit <math>|M|</math> bezeichnet man die Mächtigkeit einer Menge <math>M</math>. Ist <math>M</math> eine [[endliche Menge]], so ist <math>|M|</math> die [[Anzahl]] der in <math>M</math> enthaltenen [[Element (Mathematik)|Elemente]]. Bei Gruppen nennt man diese Mächtigkeit auch Ordnung.</ref>
: ''Dabei soll <math>(G,\cdot)</math> vermöge der [[Gruppenoperation|äußeren Operation]] <math>G \times X \to X \; , \; (g, x) \mapsto g \cdot x \; , \; </math> auf <math>X</math> operieren.''<ref group="A">Die äußere Operation und die in der gegebenen Gruppe vorliegende innere Verknüpfung werden oft mit demselben [[Liste mathematischer Symbole|Symbol]], nämlich <math>\cdot</math>, bezeichnet. Nicht selten wird dieses Symbol (''Punkt'') gänzlich unterdrückt. Es ist dann vereinbarungsgemäß <math>gx = g \cdot x</math>.</ref>
: ''Dabei soll <math>(G,\cdot)</math> vermöge der [[Gruppenoperation|äußeren Operation]] <math>G \times X \to X \; , \; (g, x) \mapsto g \cdot x \; , \; </math> auf <math>X</math> operieren.''<ref group="A">Die äußere Operation und die in der gegebenen Gruppe vorliegende innere Verknüpfung werden oft mit demselben [[Liste mathematischer Symbole|Symbol]], nämlich <math>\cdot</math>, bezeichnet. Nicht selten wird dieses Symbol (''Punkt'') gänzlich unterdrückt. Es ist dann vereinbarungsgemäß <math>gx = g \cdot x</math>.</ref>
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::'' '''(i)''' <math>|\operatorname{Fix}_G(X)| \equiv |X| \pmod p</math>''<ref group="A">Die [[Teilmenge]] <math>\operatorname{Fix}_G(X) \subseteq X</math> besteht aus genau den Elementen <math>x \in X</math> mit <math>g \cdot x = x</math> für alle <math>g \in G</math>. Man nennt solche Elemente ''[[Fixpunkt (Mathematik)|Fixpunkte]]'' (unter der betreffenden Gruppenoperation).</ref><ref group="A">Mit <math>\equiv</math> wird die [[Kongruenz (Zahlentheorie)|zahlentheoretische Kongruenz]] bezeichnet.</ref>
::'' '''(i)''' <math>|\operatorname{Fix}_G(X)| \equiv |X| \pmod p</math>''<ref group="A">Die [[Teilmenge]] <math>\operatorname{Fix}_G(X) \subseteq X</math> besteht aus genau den Elementen <math>x \in X</math> mit <math>g \cdot x = x</math> für alle <math>g \in G</math>. Man nennt solche Elemente ''[[Fixpunkt (Mathematik)|Fixpunkte]]'' (unter der betreffenden Gruppenoperation).</ref><ref group="A">Mit <math>\equiv</math> wird die [[Kongruenz (Zahlentheorie)|zahlentheoretische Kongruenz]] bezeichnet.</ref>
:: '' '''(ii)''' Insbesondere existiert, wenn <math>|X|</math> und <math>p</math> [[teilerfremd]] sind, mindestens ein Fixpunkt.''
:: '' '''(ii)''' Insbesondere existiert, wenn <math>|X|</math> und <math>p</math> [[teilerfremd]] sind, mindestens ein Fixpunkt.''

== Allgemeine Formel ==
Die oben erwähnte allgemeine Formel lässt sich wie folgt angeben:<ref name="KM-02" /><ref name="CK-KM-02" />
: ''Gegeben seien eine Menge <math>X</math> und eine Gruppe <math>(G,\cdot)</math>, die vermöge <math>G \times X \to X \; , \; (g, x) \mapsto g \cdot x \; , \; </math> auf <math>X</math> operieren soll.''
: ''Weiter gegeben sei ein [[Repräsentantensystem]] <math>V \subseteq X</math> für die durch die [[Gruppenoperation#Bahn|Bahnen]] auf <math>X</math> gegebenen [[Partition (Mengenlehre)|Partition]].''
:
: ''Dann gilt hinsichtlich der Mächtigkeiten die Formel''
:
::<math>|X| = |\operatorname{Fix}_G(X)| + \sum\limits_{x \in V \;\text{mit} \atop\;\ (G \colon G_x) > 1} {(G \colon G_x)} </math>.<ref group="A">Für ein <math>x \in X</math> ist dabei <math>G_x = \{g \in G\ |\ g \cdot x = x \} \leq G</math> der zugehörige [[Gruppenoperation#Stabilisator|Stabilisator]] und <math>(G \colon G_x)</math> sein [[Index (Gruppentheorie)|Index]] in <math>(G,\cdot)</math>.</ref><ref group="A">Ein <math>x \in X</math> ist genau dann ein Fixpunkt (in Bezug auf die vorliegende Gruppenoperation), wenn <math>G_x = G</math> bzw. <math>(G \colon G_x) = 1</math> gilt.</ref><ref group="A">Die ''Summationsbedingung'' <math>(G \colon G_x) > 1</math> wird möglicherweise von keinem <math>x \in V</math> erfüllt. In diesem Falle hat die [[Summe]] vereinbarungsgemäß den Wert <math>0</math>.</ref><ref group="A">Den Fixpunktsatz gewinnt man aus der allgemeinen Formel unter Anwendung des [[Satz von Lagrange|Satzes von Lagrange]].</ref><ref group="A">Bei Karpfinger/Meyberg (S. 99) findet man die allgemeine Formel unter der Bezeichnung ''Fixpunktformel''.</ref>


== Folgerungen ==
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Version vom 23. Dezember 2019, 20:14 Uhr

Zu den zahlreichen Resultaten in der Theorie der endlichen Gruppen, die im Zusammenhang mit den Sylow-Sätzen stehen, zählt ein als Fixpunktsatz bezeichneter Satz, der nicht zuletzt eine in diesem Kontext grundlegende Existenzaussage macht.[1] Der Fixpunktsatz beruht auf einer allgemeinen Formel, welche nicht zuletzt die bekannte Klassengleichung in sich einschließt.[1][2][3]

Formulierung

Dieser Fixpunktsatz lässt sich folgendermaßen formulieren:[4][5][6]

Gegeben seien eine endliche Menge und weiter eine Primzahl , eine natürliche Zahl sowie eine endliche Gruppe der Ordnung .[A 1]
Dabei soll vermöge der äußeren Operation auf operieren.[A 2]
Dann gelten folgende Aussagen:
(i) [A 3][A 4]
(ii) Insbesondere existiert, wenn und teilerfremd sind, mindestens ein Fixpunkt.

Allgemeine Formel

Die oben erwähnte allgemeine Formel lässt sich wie folgt angeben:[4][6]

Gegeben seien eine Menge und eine Gruppe , die vermöge auf operieren soll.
Weiter gegeben sei ein Repräsentantensystem für die durch die Bahnen auf gegebenen Partition.
Dann gilt hinsichtlich der Mächtigkeiten die Formel
.[A 5][A 6][A 7][A 8][A 9]

Folgerungen

Der obige Fixpunktsatz hat eine Reihe interessanter Anwendungen.

Über das Zentrum endlicher p-Gruppen

Hier führt der Fixpunktsatz unmittelbar zu folgendem Resultat:[7][8]

Gegeben seien eine Primzahl und dazu eine endliche p-Gruppe mit zugehörigem Zentrum .
Dann gilt:
(i) Besteht ein Normalteiler nicht aus dem neutralen Element allein, so besteht auch der Durchschnitt nicht aus dem neutralen Element allein.
(ii) Insbesondere besitzt die endliche p-Gruppe im Falle, dass sie mehr als einem Element hat, ein nichttriviales Zentrum .

Zu Normalteilern endlicher p-Gruppen

Hier ergibt sich aus dem Fixpunktsatz die folgende Strukturaussage:<[9]

Jede endliche p-Gruppe der Ordnung ( prim, ) hat einen Normalteiler der Ordnung .

Literatur

Anmerkungen

  1. Mit bezeichnet man die Mächtigkeit einer Menge . Ist eine endliche Menge, so ist die Anzahl der in enthaltenen Elemente. Bei Gruppen nennt man diese Mächtigkeit auch Ordnung.
  2. Die äußere Operation und die in der gegebenen Gruppe vorliegende innere Verknüpfung werden oft mit demselben Symbol, nämlich , bezeichnet. Nicht selten wird dieses Symbol (Punkt) gänzlich unterdrückt. Es ist dann vereinbarungsgemäß .
  3. Die Teilmenge besteht aus genau den Elementen mit für alle . Man nennt solche Elemente Fixpunkte (unter der betreffenden Gruppenoperation).
  4. Mit wird die zahlentheoretische Kongruenz bezeichnet.
  5. Für ein ist dabei der zugehörige Stabilisator und sein Index in .
  6. Ein ist genau dann ein Fixpunkt (in Bezug auf die vorliegende Gruppenoperation), wenn bzw. gilt.
  7. Die Summationsbedingung wird möglicherweise von keinem erfüllt. In diesem Falle hat die Summe vereinbarungsgemäß den Wert .
  8. Den Fixpunktsatz gewinnt man aus der allgemeinen Formel unter Anwendung des Satzes von Lagrange.
  9. Bei Karpfinger/Meyberg (S. 99) findet man die allgemeine Formel unter der Bezeichnung Fixpunktformel.

Einzelnachweise

  1. a b Kurt Meyberg: Algebra. Teil 1. 1975, S. 65 ff., S. 67
  2. Gernot Stroth: Endliche Gruppen. 2013, S. 5 ff.
  3. Christian Karpfinger, Kurt Meyberg: Algebra: Gruppen – Ringe – Körper. 2017, S. 98 ff.
  4. a b Meyberg, op. cit., S. 67
  5. Stroth, op. cit., S. 5
  6. a b Karpfinger/Meyberg, op. cit., S. 99
  7. Stroth, op. cit., S. 6
  8. Meyberg, op. cit., S. 68
  9. Meyberg, op. cit., S. 74–75