„Ederlezi (Lied)“ – Versionsunterschied
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'''Ederlezi''' ist der Titel eines [[Lied]]es der [[Roma]] und besingt das von vielen orthodoxen Roma auf dem [[Balkanhalbinsel|Balkan]] und in der [[Türkei]] am 6. Mai gefeierte [[Georgstag|Đurđevdan]]-bzw. [[Hıdrellez]]-Fest. Das Lied entstand mutmaßlich im damaligen [[Jugoslawien]] und war besonders in den 1980er Jahren in Umlauf. Die Urheberschaft durch einen Komponisten oder ob es sich um [[Volkslied]]gut handelt ist strittig. Die jugoslawische Rockband [[Bijelo dugme]] veröffentlichte 1988 unter dem Titel '''Đurđevdan Je A Ja Nisam S Onom Koju Volim''' eine [[Serbokroatische Sprache|serbokroatische]] Fassung mit derselben Melodie, aber mit stark verändertem Text. |
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[[Goran Bregović]], ein Mitglied der Band Bjelovar Dugme verwendete das Lied 1988 als Filmmusik in [[Emir Kusturica]]s Film [[Zeit der Zigeuner]]. Es erschien im gleichen Jahr auf dem Album mit dem Film-Soundtrack, gesungen von der [[Nordmazedonien|nordmazedonischen]] Sängerin Vaska Jankovska. Bregović behauptete dort die Autorschaft für dieses Lied. Mehrere [[Roma]] aus Šuto Orizari reklamierten anschließend ebenfalls ihre Autorschaft an dem Lied. Der Rom Dušan Ristić von der serbischen Band Kal bezeichnet Bregović für seinen Umgang mit Autorschaft zynisch als Teil der „gypsy music industry“.<ref name="carol">Carol Silverman: Romani Routes. Cultural Politics and Balkan Music in Diaspora. New York 2012, S. 277</ref> |
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Der serbische Historiker [[Žarko Vidović]] (1921–2016) behauptete, dass Lied sei am Georgstag 1942 entstanden und sei während einer Massendeportation von Serben von Sarajevo in das [[KZ Jasenovac]] gesungen worden. An einem kalten Sarajewoer Morgen (''Hladno sarajevsko jutro''), dem 6. Mai 1942 soll die Polizei die Aktion ''Djurdjevdanski Uranak'' (Wecken am Georgstag) durchgeführt haben. Um vier Uhr morgens seien Kolonnen serbischer Gefangener aus Gefangenenlagern in der Stadt zusammengeführt worden. Am Bahnsteig des Bahnhofes Kulin sollen sie auf einen „Zug des Todes“ gewartet haben, der sie von Sarajevo in das KZ Jasenovac bringen sollte. Es soll sich sich um etwa 3000 überwiegend junge Gefangene gehandelt haben. Der Zug sei aus etwa 15 Waggons bestanden, für die jeweils rund 40 Soldaten zugeteilt gewesen wären. In einem Waggon seien bis zu 200 Gefangene transportiert worden. Während der Fahrt soll, trotz Hunger, Durst, Misshandlung und Angst, ein serbischer Gefangener das von ihm gedichtete Lied ''Djurdjevdan'' angestimmt haben. Aufgrund des Gesanges schlossen die [[Ustascha]] die Fenster des Zuges. Von den 3000 Gefangenen sollen nur 2000 diese Fahrt überlebt haben. |
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Nach Angabe von Bregović und anderen wurde diese Idee über die Herkunft des Textes in den serbischen Medien weit verbreitet und (auch von serbischen Nationalisten) populär gemacht<ref>{{Literatur |Autor=Elena Krsmanović |Titel=Crimen et Circenses: Serbian Turbo Folk Music and Organised Crime |Sammelwerk=Crime and Music |Hrsg=Dina Siegel, Frank Bovenkerk |Verlag=Springer Nature |Datum=2021 |ISBN=9783030498788 |Seiten=156}}</ref>. |
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== Veröffentlichungen und weitere Interpretationen == |
== Veröffentlichungen und weitere Interpretationen == |
Version vom 30. Dezember 2020, 02:38 Uhr
Ederlezi ist der Titel eines Liedes der Roma und besingt das von vielen orthodoxen Roma auf dem Balkan und in der Türkei am 6. Mai gefeierte Đurđevdan-bzw. Hıdrellez-Fest. Das Lied entstand mutmaßlich im damaligen Jugoslawien und war besonders in den 1980er Jahren in Umlauf. Die Urheberschaft durch einen Komponisten oder ob es sich um Volksliedgut handelt ist strittig. Die jugoslawische Rockband Bijelo dugme veröffentlichte 1988 unter dem Titel Đurđevdan Je A Ja Nisam S Onom Koju Volim eine serbokroatische Fassung mit derselben Melodie, aber mit stark verändertem Text.
Urheberschaft und Entstehung
Goran Bregović, ein Mitglied der Band Bjelovar Dugme verwendete das Lied 1988 als Filmmusik in Emir Kusturicas Film Zeit der Zigeuner. Es erschien im gleichen Jahr auf dem Album mit dem Film-Soundtrack, gesungen von der nordmazedonischen Sängerin Vaska Jankovska. Bregović behauptete dort die Autorschaft für dieses Lied. Mehrere Roma aus Šuto Orizari reklamierten anschließend ebenfalls ihre Autorschaft an dem Lied. Der Rom Dušan Ristić von der serbischen Band Kal bezeichnet Bregović für seinen Umgang mit Autorschaft zynisch als Teil der „gypsy music industry“.[1]
Der serbische Historiker Žarko Vidović (1921–2016) behauptete, dass Lied sei am Georgstag 1942 entstanden und sei während einer Massendeportation von Serben von Sarajevo in das KZ Jasenovac gesungen worden. An einem kalten Sarajewoer Morgen (Hladno sarajevsko jutro), dem 6. Mai 1942 soll die Polizei die Aktion Djurdjevdanski Uranak (Wecken am Georgstag) durchgeführt haben. Um vier Uhr morgens seien Kolonnen serbischer Gefangener aus Gefangenenlagern in der Stadt zusammengeführt worden. Am Bahnsteig des Bahnhofes Kulin sollen sie auf einen „Zug des Todes“ gewartet haben, der sie von Sarajevo in das KZ Jasenovac bringen sollte. Es soll sich sich um etwa 3000 überwiegend junge Gefangene gehandelt haben. Der Zug sei aus etwa 15 Waggons bestanden, für die jeweils rund 40 Soldaten zugeteilt gewesen wären. In einem Waggon seien bis zu 200 Gefangene transportiert worden. Während der Fahrt soll, trotz Hunger, Durst, Misshandlung und Angst, ein serbischer Gefangener das von ihm gedichtete Lied Djurdjevdan angestimmt haben. Aufgrund des Gesanges schlossen die Ustascha die Fenster des Zuges. Von den 3000 Gefangenen sollen nur 2000 diese Fahrt überlebt haben.
Nach Angabe von Bregović und anderen wurde diese Idee über die Herkunft des Textes in den serbischen Medien weit verbreitet und (auch von serbischen Nationalisten) populär gemacht[2].
Veröffentlichungen und weitere Interpretationen
- 1988: Đurđevdan Je A Ja Nisam S Onom Koju Volim von Bijelo dugme auf dem Album Ćiribiribela (1988, auf dem Label Diskoton, LP-8333)
- 1988: Scena Đurđevdana Na Rijeci von Goran Bregović auf dem Album Dom Za Vešanje (Muzika Iz Filma Emira Kusturice)
- 1989: Đurđevdan (Sa E Roma Daje) von Muharem Serbezovski (Rom aus Mazedonien) 1989 auf dem Kassettenalbum Srećan 8. Mart zusammen mit der Band Crni Dijamanti auf dem Label Diskoton(DTK 9603), ein Jahr später solo auf Vinyl, in den Credits als Ciganska Narodna bezeichnet[1]
- Džej Ramadanovski (Rom aus Serbien)[1][3]
- Original Kočani Orkestar[1][4]
- Džipsi Aver (Джипси авер, Romaband aus Bulgarien)[1]
- Mónika Miczura (Romni aus Ungarn) mit ihrer Band Mitsoura[1][5]
- Merita Halili (albanische Sängerin)[1][6]
- Bratsch (Frankreich)[1]
- Klezmer-Version von Kroke
- Του Αη Γιώργη (Tou Ai Giorgi, dt. „St, Georges“, griechische Version), von Alkistis Protopsalti mit Goran Bregović, Text von Lina Nikolakopoulou
- Гергьовден (Gergyovden, dt. „St. Georgstag“, bulgarische Version) von Ku-ku band mit Sänger Slawi Trifonow
- Свети Георги (Sveti Georgi, dt. „St. Georg“, serbo-bulgarische Version) von Ku-ku band mit Sänger Slawi Trifonow
- Erdelezi von Ku-ku band mit Sänger Slawi Trifonow (roma-serbo-bulgarische Version)
- 1997: Hıdrellez von Sezen Aksu (Album: Düğün ve Cenaze (Hochzeit und Beerdigung), türkische Version)
- 1999: Nie ma, nie ma ciebie Kayah (Sängerin) (Album: Kayah i Bregović, polnische Version), produziert mit Goran Bregović
- 2006: die ungarische Sängerin Magdolna Rúzsa gewann mit einer ungarisch-serbokroatischen Version den Megasztar-Contest, womit sie sich für den Eurovision Song Contest qualifizierte[1], später auch mit dem Boban Marković Orkestar[7]
- serbokroatische Version: von Zabranjeno pušenje (Album: Time Of The Gypsies, Punk Opera, 2007)
- von der Folkore-Band Beirut
- von der polnischen Folkgruppe Dikanda
- vom italienischen Saxophonisten Daniele Sepe
- das TickTickBoom-Kollektiv (mit Sookee, Kobito, Neonschwarz, Captain Gips, Johnny Mauser u. a.) rappt den Track „Wissen Wer Die Zecken Sind“ über eine „Ederlezi“-Version auf dem Album "HERZ|SCHLAG", allerdings ohne diese Referenz in ihren Credits zu nennen[8][9]
- Das Lied taucht auch in dem Film Borat – Kulturelle Lernung von Amerika, um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen von Sacha Baron Cohen mit serbischem Text auf (Ederlezi (Scena Djurdjevdana Na Rijeci)).
Text
Romanes | Englisch | Bijelo Dugmes Version | Englisch |
---|---|---|---|
Sa me amala oro khelena |
All my friends are dancing the oro |
Proljeće na moje rame slijeće |
Spring is landing on my shoulder |
Griechisch | Englisch | Bulgarisch | Englisch |
Απ' τους ώμους να, |
Look over the shoulders, |
Пролетта на рамото ми кацна, |
Spring landed on my shoulder, |
Türkisch | Englisch | Polnisch | Englisch |
Bahar oldu aman |
The spring has come, |
Zima na ramiona moje spadła |
The winter has fallen on my shoulders |
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i Carol Silverman: Romani Routes. Cultural Politics and Balkan Music in Diaspora. New York 2012, S. 277
- ↑ Elena Krsmanović: Crimen et Circenses: Serbian Turbo Folk Music and Organised Crime. In: Dina Siegel, Frank Bovenkerk (Hrsg.): Crime and Music. Springer Nature, 2021, ISBN 978-3-03049878-8, S. 156.
- ↑ Dzej – Djurdjevdan UZIVO, Aufnahme einer Liveperformance von Džej von Ederlezi
- ↑ banda regional mixe & kocani orkestar…"ederlezi", in Youtube-Kanal von kiiikk00rm, Upload vom 6. Dezember 2012
- ↑ Mitsoura – Dura Dura Dura – 06 – Ederlezi, in: Youtube-Kanal von NestThatSailedTheSky, Upload vom 5. August 20106
- ↑ Merita Halili – Ederlezi, in: Youtube-Kanal von kuad1983, Upload vom 11. April 2012
- ↑ Boban Markovic és Rúzsa Magdi-Ederlezi (Djurdjevdan)
- ↑ „HERZ|SCHLAG“ von TickTickBoom auf bandcamp
- ↑ Website der TickTickBoom-Crew