„Neuere Deutsche Literaturwissenschaft“ – Versionsunterschied

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=== Dramatik ===
=== Dramatik ===
{{Hauptartikel|Drama}}Dramatische Texte sind in der Regel dafür konzipiert, vor Publikum unter Anweisung eines [[Regisseur|Regisseurs]] beispielsweise in einem [[Theater]] inszeniert zu werden. Dadurch unterscheiden sie sich grundlegend von allen anderen Gattungen der Literatur. <ref>Jeßing und Köhnen 2017, S. 154f</ref>
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In der Regel sind Dramen in Akte und Szenen unterteilt, viele Dramen ab dem 18. Jahrhundert auch nur in Szenen oder Auftritte, wie z. B. [[Gotthold Ephraim Lessing|Gotthold Ephraim Lessings]] ''[[Die Juden]]'' oder das bereits im frühen 19. Jahrhundert erschienene Drama [[Heinrich von Kleist|Heinrich von Kleists]] ''[[Penthesilea (Kleist)|Penthesilea]],'' das in 24 Szenen unterteilt ist. <ref>vgl. Gotthold Ephraim Lessing: Die Juden (1754)</ref><ref>vgl. Heinrich von Kleist: Penthesilea (1808)</ref>
In der Regel sind Dramen in Akte und Szenen unterteilt, viele Dramen ab dem 18. Jahrhundert auch nur in Szenen oder Auftritte, wie z. B. [[Gotthold Ephraim Lessing|Gotthold Ephraim Lessings]] ''[[Die Juden]]'' oder das bereits im frühen 19. Jahrhundert erschienene Drama [[Heinrich von Kleist|Heinrich von Kleists]] ''[[Penthesilea (Kleist)|Penthesilea]],'' das in 24 Szenen unterteilt ist. <ref>vgl. Gotthold Ephraim Lessing: Die Juden (1754)</ref><ref>vgl. Heinrich von Kleist: Penthesilea (1808)</ref>

Version vom 9. Mai 2022, 16:18 Uhr

Die Neuere Deutsche Literaturwissenschaft befasst sich systematisch mit literarischen Werken, die in der neuhochdeutschen Sprache verfasst sind, und untersucht im Wesentlichen deren sprachliche Gestaltung, Wirkung und Interpretation.

Geschichte der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft

Bereits in der Antike untersuchte man systematisch Werke und beispielsweise ihre Überlieferungsgeschichte, aber auch deren Deutung. Es entstanden auch erste theoretische Schriften über die Dichtung. [1] Mit der Entstehung der Poetik, Rhetorik und Hermeneutik bilden sich erste Bestrebungen zur Analyse und Interpretation von literarischen Texten. [1]

Viele Jahrhunderte ab der Konstantinischen Wende und der damit verbundenen Verbreitung des Christentums war vor allem die Bibel die wichtigste Schrift, die exergiert und interpretiert wurde. [2]

Im Humanismus bildete sich die Philologie, die in verschiedene Strömungen bzw. Felder aufgeteilt wird: Eine, die sich mit griechisch-römischen Schriften auseinandersetzt (philologia antica), eine, die sich mit der Auslegung und Deutung der Bibel beschäftigt (philologia sacra) und eine weitere, die Sprache und Teile der Kultur allgemein untersucht (philologia profana). [1]

Im 17. Jahrhundert bilden sich zunehmend literaturkritische Bestrebungen, die zunehmend Gattungsbegriffe hervorbrachten. [1] Durch Reformen der universitären Lehre gewinnt die Literaturwissenschaft bzw. die Philologie allgemein an Auftrieb. [3]

Die Neuere Philologie bildete sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts. [4]

Grundbegriffe

Text und Literatur

Die Neuere Deutsche Literaturwissenschaft unterscheidet Texte und Literatur, während auch Literatur vom Begriff des Textes umfasst ist. Ein Text bezeichnet en Geflecht aus Wörtern, die Literatur hingegen besitzt dabei eine referenzielle, expressive, appellative und ästhetische Funktion, wobei nicht alle Funktionen in einem literarischen Text vorkommen müssen, um als solcher zu gelten. Dabei geht man davon aus, dass Literatur eine bestimmte Aussageabsicht hat, die implizit oder explizit sein kann. [5]

Intertextualität

Intertextualität bezeichnet das Verhältnis zwischen Texten, bei dem entweder direkt auf einen Text implizit oder explizit verwiesen wird oder auf bestimmte Epochen oder Textgattungen[6]. Jeßing und Köhnen sprechen von Intertextualität, "wenn es sich um eine mehr oder weniger bewusste Inbezugnahme, ein direktes Zitat, eine Motivvariation oder eine Anlehnung an die Form handelt". [5] Dabei unterscheidet man in der Regel zwischen direkten Zitaten oder Anspielungen auf andere Texte (Intertextualität), einem Text, der in einen anderen integriert, aber nicht dazugehörig ist (z. B. Klappentext) (Paratextualität), der Kritik, Reflexion oder Kommentierung eines Textes (Metatextualität), der stilistischen oder sprachlichen Nachahmung eines Textes (Hypertextualität) und dem Bezug eines Textes zu seiner Gattung oder Epoche (Architextualität).[6]

Kanon

Kanon bezeichnet besonders wichtige Werke eines bestimmen Fachgebiets[7], in der Literatur einen "verabredeten Fundus von ausgewählten Musterwerken [...], die als unverzichtbar für kulturelle Bildung eingeschätzt werden". [8]

Lesen

Lesen bezeichnet die Aufnahme und das Verstehen von Text. Dabei werden informatives, interpretierendes und kreatives Lesen voneinander unterschieden. [9]

Interpretation

Interpretation ist eine der wichtigsten Tätigkeiten in der Literaturwissenschaft allgemein. Interpretation kann als systematische und möglichst objektive Deutung oder Auslegung verstanden werden. [10]

Epochen der deutschsprachigen Literatur

Epochen sind die Gesamtheit aller Texte eines bestimmten Zeitabschnitts, die ähnliche Merkmale besitzen. Für die Neuere Deutsche Literatur sind insbesondere alle Literaturepochen ab ca. 1500 relevant. Damit ist die früheste Epoche, mit der sich in diesem Fachgebiet auseinandergesetzt wird, die Renaissance [11]. Jahresangaben dürfen dabei nicht als fix, sondern nur als grobe Einteilung angesehen werden. Bei der Weimarer Klassik finden sich beispielswiese häufig zwei verschiedene Angaben über das Ende dieser Epoche: 1805, Schillers Todesjahr, und 1832, Goethes Todesjahr. [12]

Die Epochen im Überblick

- Renaissance/ Humanismus (1500-1600)

- Barock (1600-1720)

- Aufklärung (1720-1790)

- Empfindsamkeit (1740-1790)

- Sturm und Drang (1765-1790)

- Weimarer Klassik (1786-1832)

- Romantik (1798-1835)

- Biedermeier (1815-1848)

- Junges Deutschland (1825-1848)

- Vormärz (1825-1848)

- Realismus (1848-1890)

- Naturalismus (1880-1900)

- Moderne (1890-1920)

- Expressionismus (1910-1925)

- Avantgarde, Dadaismus, Surrealismus, Futurismus (1915-1925)

- Weimarer Republik, Neue Sachlichkeit (1918-1933)

- Exilliteratur (1933-1945)

- Trümmerliteratur, Nachkriegsliteratur (1945-1950)

- Literatur der DDR (1949-1990), Literatur der BRD (ab 1949)

- Neue Subjektivität (ab 1970)

- Postmoderne (ab 1980)[13]

Literarische Gattungen

Eine literarische Gattung bezeichnet formal gegliederte Textgruppen [14]. Die gängigste Unterteilung ist dabei die in Lyrik, Epik und Dramatik. [15][16]

Lyrik

In der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft existieren mannigfaltige Definitionen des Begriffes Lyrik. Jeßing und Köhnen drücken es folgendermaßen aus:

"Auf die Frage, welche literarischen Texte zur Gattung der Lyrik zu rechnen seien, lautet eine scheinbar einfache und selbstverständliche Antwort: Gedichte. Diese Antwort ist allerdings gar nicht unproblematisch: [...] ›Gedicht‹ war [...] , zumindest bis weit in das 18. Jahrhundert hinein, eine sehr unspezifische Bezeichnung für alle literarischen Texte. [...] Das wichtigste sprachliche Kennzeichen des Gedichts war der rhythmisch und metrisch strukturierte Vers – und den weisen Drama und Versepos gleichfalls auf. Erst als sich in der Dramatik und, schneller und erfolgreicher, in der Epik die lang geschmähte – da angeblich nicht kunstvoll geformte – Rede in Prosa durchsetzen konnte, verengte sich der Begriff des Gedichts: Er blieb den zumeist kürzeren, weiterhin in Versen abgefassten Texten vorbehalten – eine Bedeutungsveränderung oder -verengung, die erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts abgeschlossen war."[17]

Untergattungen der Lyrik

Untergattungen der Lyrik werden meist nach dem formalen Aufbau gebildet, aber auch anhand metrischer oder stilistischer Merkmale oder auch anhand der Reimform. Wichtige Beispiele sind die Ode, das Sonett, die Hymne, die Elegie oder auch die Ballade. [18]

Epik

Unter dem Begriff Epik fasst man literarische Texte zusammen, in denen etwas erzählt wird (i. d. R. von einem Erzähler). "Erzählliteratur" kann hierbei als Synonym verstanden werden. [19][20]

Untergattungen der Epik

Man unterteilt die Epik in verschiedene Untergattungen. Beispiele hierfür sind die Novelle, die Kurzgeschichte, die Parabel und der Roman in seinen unterschiedlichen Formen. [21]

Dramatik

Dramatische Texte sind in der Regel dafür konzipiert, vor Publikum unter Anweisung eines Regisseurs beispielsweise in einem Theater inszeniert zu werden. Dadurch unterscheiden sie sich grundlegend von allen anderen Gattungen der Literatur[22]. Der Aufbau der Tragödie nach Aristoteles, der laut Bernhard Asmuth auch auf das Drama im Allgemeinen übertragen werden könne und mittlerweile als veraltet gilt[23], besteht aus sechs Bestandteilen: die Handlung (mythos), die Charaktere (ethos), die Rede oder Sprache (lexis), der Gedanke bzw. die Absicht (dianoia), die Schau (opsis) und der Gesang bzw. die Musik (melopiia). [24]

In der Regel sind Dramen in Akte und Szenen unterteilt, viele Dramen ab dem 18. Jahrhundert auch nur in Szenen oder Auftritte, wie z. B. Gotthold Ephraim Lessings Die Juden oder das bereits im frühen 19. Jahrhundert erschienene Drama Heinrich von Kleists Penthesilea, das in 24 Szenen unterteilt ist. [25][26]

Untergattungen des Dramas

Wichtige Untergattungen sind die Tragödie, die Komödie, das Epische Theater und das bürgerliche Trauerspiel.[27]

Rhetorik und Stilistik

Hauptartikel: Rhetorik

Hauptartikel: Stilistik

Rhetorik

Die Rhetorik befasst sich mit dem öffentlichen Sprechen und deren Ziel, zu überzeugen [28], vom Duden wird sie als "Lehre von der wirkungsvollen Gestaltung der Rede"[29] definiert. Klassisch werden Reden in die Beratungsrede (genus deliberativum), die Gerichtrede (genus iudicale) und die Gelegenheits- oder Festrede (genus demonstrativum) eingeteilt. [30] [31]

Stilistik

Stilistik bezeichnet die rhetorische Figurenlehre, die sich mit der Einsetzung und Wirkung von rhetorischen Mitteln auseinandersetzt. [32] [33]

Siehe auch

Literatur

  • Benedikt Jeßing und Ralph Köhnen: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 4. Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart 2017.
  • Günter Dammann: Textsorten und literarische Gattungen. In: Klaus Brinker et al. (Hrsg.): Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 16/1. Berlin 2008.
  • Hilkert Weddige: Einführung in die germanistische Mediävistik. 6. Auflage. C. h. Beck, München 2006.
  • Lutz Dannenberg et al.: Geschichte der Literaturwissenschaft. In: Thomas Anz (Hrsg.): Handbuch Literaturwissenschaft. J. B. Metzler, Stuttgart 2013.

Einzelnachweise

  1. a b c d Lutz Dannenberg et al.: Geschichte der Literaturwissenschaft. In: Thomas Anz (Hrsg.): Handbuch Literaturwissenschaft. J. B. Metzler, Stuttgart 2013, S. 1.
  2. Dannenberg et al. 2013, S. 1-3
  3. Dannenberg et al. 2013, S. 2
  4. Dannenberg et al. 2013, S. 37f
  5. a b Benedikt Jeßing, Ralph Köhnen: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 4. Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-04493-8, S. 2–4.
  6. a b Intertextualität (Literaturwissenschaft). Abgerufen am 7. Mai 2022.
  7. Literaturkanon – Ein didaktisches Dossier. Abgerufen am 7. Mai 2022.
  8. Jeßing und Köhnen 2017, S. 6
  9. Jeßing und Köhnen 2017, S. 7
  10. Jeßing und Köhnen 2017, S. 8
  11. Jeßing und Köhnen 2017, S. 11f
  12. Weimarer Klassik (1786-1832): Die Literaturepoche im Überblick. Abgerufen am 9. Mai 2022.
  13. Literaturepochen. Abgerufen am 9. Mai 2022.
  14. Jeßing und Köhnen 2017, S. 133
  15. Jeßing und Köhnen 2017, S. 133-193
  16. Günter Dammann: Textsorten und literarische Gattungen. In: Klaus Brinker, Gerd Antos, Wolfgang Heinemann, Sven F. Sager (Hrsg.): Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 16/1. Berlin 2008, S. 552.
  17. Jeßing und Köhnen 2017, S. 134f
  18. Jeßing und Köhnen 2017, S. 142-146
  19. Jeßing und Köhnen, S. 179f
  20. Epik. Abgerufen am 8. Mai 2022.
  21. Jeßing und Köhnen 2017, S. 191-199
  22. Jeßing und Köhnen 2017, S. 154f
  23. Elena T.: Die Dramentheorien nach Aristoteles und Lessing im Vergleich zum epischen Theater nach Brecht am Beispiel der Dreigroschenoper. GRIN Verlag, München 2011, S. 1 f.
  24. Bernhard Asmuth: Einführung in die Dramenanalyse. 6. Auflage. J.B. Metzler, Stuttgart 2004, ISBN 3-476-16188-9, S. 3 f.
  25. vgl. Gotthold Ephraim Lessing: Die Juden (1754)
  26. vgl. Heinrich von Kleist: Penthesilea (1808)
  27. Jeßing und Köhnen 2017, S. 167-174
  28. Jeßing und Köhen 2017, S. 209
  29. Rhe­to­rik. In: Duden. Abgerufen am 9. Mai 2022.
  30. Jeßing und Köhnen 2017, S. 213
  31. Hilkert Weddige: Einführung in die germanistische Mediävistik. 6. Auflage. C. H. Beck, München 2006, S. 123 f.
  32. Stilistik. In: Universität Leipzig. Abgerufen am 9. Mai 2022.
  33. Jeßing und Köhnen 2017, S. 209