„Fritz Ludwig Neumeyer“ – Versionsunterschied

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=== Fritz Neumeyer AG ===
=== Fritz Neumeyer AG ===
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] stellte er im Auftrag der [[Reichsregierung]] [[Munition]] und andere [[Rüstungsindustrie|Rüstungsgüter]] her. 1916 veranlasste ihn die Reichsregierung zu einer wesentlichen Erweiterung seines Unternehmens. Er eröffnete einen Zweigbetrieb in [[Hersbruck]] und gründete unter 50-prozentiger Beteiligung der ''Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG'' (Berlin und Eberswalde) die ''Fritz Neumeyer AG'', deren Leitung er als Generaldirektor (Vorstandsvorsitzender) übernahm. In einem neuen Werk in [[Ziegelstein (Nürnberg)|Ziegelstein]]-[[Herrnhütte]] (seit 1920 Stadtteile von Nürnberg), dem späteren Stammwerk, wurden 1917 Stahlkartuschen und [[Anzündhütchen]] hergestellt. Nach Kriegsende wurde die Rüstungsproduktion eingestellt und [[Halbzeug]] in der Metallgießerei, den Strang- und Rohrpressen gefertigt.
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] stellte er im Auftrag der [[Reichsregierung]] [[Munition]] und andere [[Rüstungsindustrie|Rüstungsgüter]] her. 1916 veranlasste ihn die Reichsregierung zu einer wesentlichen Erweiterung seines Unternehmens. Er eröffnete einen Zweigbetrieb in [[Hersbruck]] und gründete unter 50-prozentiger Beteiligung der ''Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG'' (Berlin und Eberswalde) die ''Fritz Neumeyer AG'', deren Leitung er als Generaldirektor (Vorstandsvorsitzender) übernahm.<ref name=":1" /> In einem neuen Werk in [[Ziegelstein (Nürnberg)|Ziegelstein]]-[[Herrnhütte]] (seit 1920 Stadtteile von Nürnberg), dem späteren Stammwerk, wurden 1917 Stahlkartuschen und [[Anzündhütchen]] hergestellt. Nach Kriegsende wurde die Rüstungsproduktion eingestellt und [[Halbzeug]] in der Metallgießerei, den Strang- und Rohrpressen gefertigt.


1921 erwarb die [[Gutehoffnungshütte]] die Aktienmehrheit der Fritz Neumeyer AG.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Arnold Tross |Titel=Der Aufbau der Eisen- und eisenverarbeitenden Industrie- Konzerne Deutschlands |Verlag=J. Springer |Ort=Berlin |Datum=1923 |ISBN=978-3-662-39684-1 |Seiten=49ff |Online=https://archive.org/details/DerAufbauDerEisenUndEisenverarbeitenden/page/n55 |Abruf=2022-06-01}}</ref>
=== Zündapp ===
1916 gehörte Neumeyer neben der [[Friedrich Krupp AG]] ([[Essen]]) und der [[Uhrenwerke Ruhla|Gebr. Thiel GmbH]], einem Uhren- und Werkzeugmaschinenhersteller in [[Ruhla]] in Thüringen, zu den Gründern der ''Zünder-Apparatebau-Gesellschaft mbH'' ([[Zündapp]]) in Nürnberg, die zunächst [[Anlasser]] und [[Lichtmaschine]]n herstellte, später [[Motorrad|Motorräder]].<ref>[http://www.nuernberginfos.de/bedeutende-nuernberger/fritz-neumeyer.html Fritz Neumeyer (Zündapp)]</ref>


==== Fritz Neumeyer AG München-Freimann ====
=== Kalt-Fließpressverfahren ===
1915 war Fritz Neumeyer an der Gründung der ''Bayerischen Geschützwerke'' in [[München-Freimann]], einer [[Tochtergesellschaft]] der [[Friedrich Krupp AG]], beteiligt. Diese mussten nach Ende des Ersten Weltkriegs die Produktion einstellen.<ref>{{Literatur |Titel=Streiken für den Frieden |Sammelwerk=Süddeutsche Zeitung |Datum=2015-09-01 |Online=https://www.sueddeutsche.de/muenchen/waffenschmiede-streiken-fuer-den-frieden-1.2630169}}</ref> Fritz Neumeyer erwarb diese 1919 von Krupp und gründete die ''Bayerischen Maschinenwerke, Fritz Neumeyer A.-G., Werk München''.<ref name=":0" />
Sein Vetter und Mitarbeiter Fritz Singer<ref>Fritz Singer (1879–1974), Chemiker, 1903 in München mit einer [[Dissertation]] über Merkuriacetat und Essigsäureanhydrid zum Dr. phil. [[Promotion (Doktor)|promoviert]], bei der [[Chemische Fabrik Griesheim-Elektron|Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron]] in Frankfurt am Main beschäftigt, anschließend Berater in der Metallindustrie</ref> entwickelte das ''Singer-Verfahren'', das Warm-Fließpressen von nahtlosen Rohren aus [[Messing]]-Vollprofilen.<ref>[http://www.google.com/patents/DE1046811B?cl=en Singer-Verfahren]</ref> Das Verfahren wurde zur Herstellung von Kühlerröhrchen für [[Verbrennungsmotor]]en und [[Radiator]]en für Ballastwasser-Gewinner für [[Luftschiff]]e genutzt. 1935 entwickelte Adolf Liebergeld in Neumeyers Unternehmen das Kalt-Fließpressverfahren.


Ab 1919 ließ er in diesem Werk von [[Franz Lawaczeck]] die [[Lawaczeck-Turbine]] für [[Wasserkraftwerk]]e entwickeln. In diesem Zusammenhang erwarb er die [[Gotha]]er Turbinenfabrik ''Briegleb, Hansen & Co.'' (gegründet 1861; 1910 mit ca. 420 Beschäftigten), die 1922 an die Gutehoffnungshütte überging.<ref name=":0" />
=== Fritz Neumeyer AG München-Freimann ===
1915 war Fritz Neumeyer an der Gründung der ''Bayerische Geschützwerke Friedrich Krupp KG München-Freimann'', einer [[Tochtergesellschaft]] der [[MAN]], beteiligt. Ab 1919 ließ er in diesem Werk von [[Franz Lawaczeck]] die [[Lawaczeck-Turbine]] für [[Wasserkraftwerk]]e entwickeln. In diesem Zusammenhang erwarb er die [[Gotha]]er Turbinenfabrik ''Briegleb, Hansen & Co.'' (gegründet 1861; 1910 mit ca. 420 Beschäftigten), die er 1925 an die [[Deutsche Reichsbahn (1920–1945)|Deutsche Reichsbahn]] weiterverkaufte. 1921 erwarb die [[Gutehoffnungshütte]] 50,15 % des sich auf 100 Millionen [[Reichsmark]] belaufenden Aktienkapitals der MAN. Die MAN hatte mit etwa 15.000 Beschäftigten den umfangreichsten Personalstand eines bayerischen Industrieunternehmens.


Aus den Bayerischen Hüttenwerken ging die Fritz Neumeyer AG unter der Leitung von [[Otto Meyer (Industrieller, 1882)|Otto Meyer]] hervor, die Wasserturbinen, [[Kleinlokomotive]]n und Pflüge herstellte. Ab Januar 1924 wurde hier [[Gebhard Ludwig Himmler]] mit der Vorbereitung der Lizenzfertigung eines [[Personenkraftwagen]]s der [[Rover (Automobilhersteller)|Rover Company]] beschäftigt.<ref>[[Katrin Himmler]]: ''The Himmler Brothers.'' 2012, S. 100. ([https://books.google.de/books?id=-4w8MgoxEv4C&pg=PA100&dq=Neumayer+in+Freimann&hl=de&sa=X&ei=o4iSVPGoMcGOaMeFgqAH&redir_esc=y#v=onepage&q=Neumayer%20in%20Freimann&f=false eingeschränkte Vorschau] auf ''Google Bücher'')</ref> 1925 verkaufte das ''Eisenwerk-Konsortium Fritz Neumeyer AG'' für 12 Millionen Reichsmark das 363 Hektar große Gelände mit Wohnsiedlungen an die Reichsbahn, die hier das [[Ausbesserungswerk München-Freimann|Reichsbahn-Ausbesserungswerk Freimann]] errichtete.<ref>[http://www.werkbahn.de/eisenbahn/lokbau/neumeyer.htm Fritz Neumeyer AG München-Freimann]</ref><ref>[[Anton Joachimsthaler]]: ''Bundesbahn-Ausbesserungswerk München-Freimann. Geschichte, Menschen, Fahrzeuge 1925–1985.'' Bundesbahn-Ausbesserungswerk München-Freimann, München 1985, Seite 21 ff.</ref>
1921 übernahm [[Otto Meyer (Industrieller, 1882)|Otto Meyer]] die Leitung des Münchner Werks, welches zu dieser Zeit Wasserturbinen, [[Kleinlokomotive]]n und Pflüge herstellte.<ref>{{Literatur |Autor=Schlemmer Thomas, Woller Hans |Titel=Gesellschaft im Wandel 1949 bis 1973 |Hrsg=Institut für Zeitgeschichte |Sammelwerk=Bayern im Bund, Band 2 |Band=53 |Verlag=München : Oldenbourg |Datum=2002 |ISBN=978-3-486-56595-9 |Seiten=60 |Online=http://archive.org/details/gesellschaftimwa0000unse |Abruf=2022-06-01}}</ref> Ab Januar 1924 wurde hier [[Gebhard Ludwig Himmler]] mit der Vorbereitung der Lizenzfertigung eines [[Personenkraftwagen]]s der [[Rover (Automobilhersteller)|Rover Company]] beschäftigt.<ref>[[Katrin Himmler]]: ''The Himmler Brothers.'' 2012, S. 100. ([https://books.google.de/books?id=-4w8MgoxEv4C&pg=PA100&dq=Neumayer+in+Freimann&hl=de&sa=X&ei=o4iSVPGoMcGOaMeFgqAH&redir_esc=y#v=onepage&q=Neumayer%20in%20Freimann&f=false eingeschränkte Vorschau] auf ''Google Bücher'')</ref> 1925 verkaufte die Fritz Neumeyer AG für 12 Millionen Reichsmark das 363 Hektar große Gelände mit Wohnsiedlungen an die [[Deutsche Reichsbahn (1920–1945)|Deutsche Reichsbahn]], die dort das [[Ausbesserungswerk München-Freimann]] errichtete.<ref>{{Internetquelle |autor=Jens Merte |url=http://www.werkbahn.de/eisenbahn/lokbau/neumeyer.htm |titel=Fritz Neumeyer AG, Werk München-Freimann |werk=www.werkbahn.de |abruf=2022-06-01}}</ref><ref>[[Anton Joachimsthaler]]: ''Bundesbahn-Ausbesserungswerk München-Freimann. Geschichte, Menschen, Fahrzeuge 1925–1985.'' Bundesbahn-Ausbesserungswerk München-Freimann, München 1985, Seite 21 ff.</ref>


==== Kabel- und Metallwerke Neumeyer AG ====
=== Fabrik München ===
1920 wurde gründete er zusammen mit der ''Hackethal Draht- und Kabelwerke AG'' in Hannover die ''Kabelwerk Nürnberg AG''. 1922 wurden das Unternehmen komplett von Hackethal übernommen<ref name=":0" /> und in ''Kabel- und Metallwerke Neumeyer AG'' umfirmierten. Das Werk wurde einer der umsatzstärksten Nürnberger Industriebetriebe.<ref name=":1">{{NDB|19|174|175|Neumeyer, Fritz|Bernhard Hoffmann †, Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß|12081160X}}</ref><ref>[https://books.google.de/books?id=-luQoqgJYJMC&pg=PA1394&dq=%22Metallwarenfabrik+Fritz+Neumeyer%22++1916&hl=de&sa=X&ei=F56RVODxN4WAUe7dg9gM&ved=0CBsQ6AEwAA#v=onepage&q=%22Metallwarenfabrik%20Fritz%20Neumeyer%22%20%201916&f=false ''Große Bayerische Biographische Enzyklopädie.'']</ref>
1939 erwarb die [[Verwertungsgesellschaft für Montanindustrie]] in München ein Grundstück an der Ecke Rosenheimer Straße / Anzinger Straße und baute dort eine Fabrikanlage. Ab 1941 wurden in der ''Fabrik München'' in Kooperation mit der [[Dynamit Nobel|Dynamit&nbsp;AG]] monatlich 100.000 Sprengstoffzünder hergestellt, unter anderem von [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangenen]] und [[Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus|Zwangsarbeitern]]. Ein Lager mit rund 1300 Zwangsarbeitern war im Gebäudekomplex untergebracht. Es waren die Arbeitslager 16 (Anzinger Straße / Glonner Straße) und 17 (Rosenheimer Straße 145). Im Frühjahr 1944 beschäftigte die Fritz Neumeyer AG in München 1540 Mitarbeiter, darunter 959 Fremdarbeiter. Die Fabrikanlage blieb im Krieg unbeschädigt.<ref>25. November 2011, [http://www.wochenanzeiger.de/article/115923.html Industriegeschichte in Ramersdorf]</ref>

=== Kabel- und Metallwerke Neumeyer AG ===
1920 wurde die ''Hackethal Draht- und Kabelwerke AG'' in Hannover in ''Kabelwerk Nürnberg AG'' und 1922 in ''Kabel- und Metallwerke Neumeyer AG'' umfirmiert; das Werk wurde einer der umsatzstärksten Nürnberger Industriebetriebe.<ref>{{NDB|19|174|175|Neumeyer, Fritz|Bernhard Hoffmann †, Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß|12081160X}}</ref><ref>[https://books.google.de/books?id=-luQoqgJYJMC&pg=PA1394&dq=%22Metallwarenfabrik+Fritz+Neumeyer%22++1916&hl=de&sa=X&ei=F56RVODxN4WAUe7dg9gM&ved=0CBsQ6AEwAA#v=onepage&q=%22Metallwarenfabrik%20Fritz%20Neumeyer%22%20%201916&f=false ''Große Bayerische Biographische Enzyklopädie.'']</ref>


Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden Produktionsanlagen des Unternehmens nach [[Helmbrechts]] verlagert. Zur Bereitstellung von Arbeitskräften wurde im Juli 1944 das [[KZ-Außenlager Helmbrechts]] eingerichtet.<ref>[https://www.blickpunkt-verlag.de/bpws/nachrichten/landkreis_hof/art278486,2501771 ''Gedenken an Opfer des Todesmarsches''] in: Blickpunkt vom 17. April 2013, abgerufen am 3. Februar 2020</ref>
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden Produktionsanlagen des Unternehmens nach [[Helmbrechts]] verlagert. Zur Bereitstellung von Arbeitskräften wurde im Juli 1944 das [[KZ-Außenlager Helmbrechts]] eingerichtet.<ref>[https://www.blickpunkt-verlag.de/bpws/nachrichten/landkreis_hof/art278486,2501771 ''Gedenken an Opfer des Todesmarsches''] in: Blickpunkt vom 17. April 2013, abgerufen am 3. Februar 2020</ref>

=== Zündapp ===
{{Hauptartikel|Zündapp}}
Am 17. September 1917 gehörte Neumeyer neben der [[Friedrich Krupp AG]] ([[Essen]]) und der [[Uhrenwerke Ruhla|Gebr. Thiel GmbH]], einem Uhren- und Werkzeugmaschinenhersteller in [[Ruhla]] in Thüringen, zu den Gründern der ''Zünder-Apparatebau-Gesellschaft mbH'' (Zündapp) in Nürnberg, die zunächst Artilleriezünder für die Rüstungsindustrie herstellte. Die Produktion wurde mit Ende des Ersten Weltkriegs eingestellt und 1919 übernahm Neumeyer die Firma vollständig.<ref>{{Internetquelle |autor=Matthias Weinrich |url=https://www.nuernberginfos.de/traditionsfirmen-aus-nuernberg/zuendapp-werke.php |titel=Zündapp-Werke – Motorräder aus Nürnberg |werk=https://www.nuernberginfos.de |hrsg=Stadtmedien Nürnberg |abruf=2022-06-01}}</ref><ref name=":2">{{Internetquelle |autor=Matthias Weinrich |url=https://www.nuernberginfos.de/bedeutende-nuernberger/fritz-neumeyer.php |titel=Fritz Neumeyer (Zündapp) |werk=www.nuernberginfos.de |hrsg=Stadtmedien Nürnberg |abruf=2022-06-01}}</ref>

Zunächst wurden u.a. [[Anlasser]] und [[Lichtmaschine]]n hergestellt, ab 1921 [[Motorrad|Motorräder]].<ref name=":2" />

Im September 1950 übernahm Zündapp an der Ecke Rosenheimer Straße / Anzinger Straße Gebäude der ehemaligen [[Dynamit Nobel|Dynamit&nbsp;AG]] und errichtete dort das Zweigwerk Rammerdorf.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.wochenanzeiger.de/article/115923.html |titel=Industriegeschichte in Ramersdorf |hrsg=Münchner Wochen Anzeiger |datum=2011-11-25 |abruf=2022-06-01}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Stadtbezirk 14 Berg am Laim |Hrsg=Landeshauptstadt München Kulturreferat |Sammelwerk=KulturGeschichtsPfad |Band=14 |Auflage=2., aktualisierte |Datum=2019 |Seiten=87-88 |Online=https://stadt.muenchen.de/dam/jcr:69fb504c-6dd0-4a58-b34a-cde908111b7e/KulturGeschichtsPfad-14-Berg-am-Laim.pdf}}</ref>

=== Kalt-Fließpressverfahren ===
Sein Vetter und Mitarbeiter Fritz Singer<ref>Fritz Singer (1879–1974), Chemiker, 1903 in München mit einer [[Dissertation]] über Merkuriacetat und Essigsäureanhydrid zum Dr. phil. [[Promotion (Doktor)|promoviert]], bei der [[Chemische Fabrik Griesheim-Elektron|Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron]] in Frankfurt am Main beschäftigt, anschließend Berater in der Metallindustrie</ref> entwickelte 1924 das ''Singer-Verfahren'', das Warm-Fließpressen von nahtlosen Rohren aus [[Messing]]-Vollprofilen.<ref>
{{Patent | Land = AT | V-Nr = 1046811B | Titel = Verfahren zur Herstellung von Tuben und anderen zylindrischen Behältern aus Metall | V-Datum = 1924 | Erfinder = Fritz Singer }} </ref> Das Verfahren wurde zur Herstellung von Kühlerröhrchen für [[Verbrennungsmotor]]en und [[Radiator]]en für Ballastwasser-Gewinner für [[Luftschiff]]e genutzt. 1935 entwickelte Adolf Liebergeld in Neumeyers Unternehmen das Kalt-Fließpressverfahren.


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 2. Juni 2022, 00:47 Uhr

Fritz Ludwig Neumeyer (* 10. September 1875[1] in Egloffstein; † 10. September 1935 in Nürnberg) war ein deutscher Unternehmer.

Herkunft, Jugend und Ausbildung

Fritz Neymeyer war der Sohn von Elisabeth Heid (1822–1880) und Georg Philipp Neumeyer (1843–1880). Er heiratete Marie Husslien (1849–1926); ihre gemeinsamen Kinder waren Elisabeth (1909–1995) und Hans-Friedrich Neumeyer.[2] Fritz Neumeyer besuchte die städtische Handelsschule Nürnberg. Ab 1890 machte er eine kaufmännische Lehre bei der Armaturen- und Maschinenfabrik AG vorm. J. A. Hilpert. Ab 1895 vertrat er dieses Unternehmen in Zürich, wo er 1897 ein eigenes Unternehmen für sanitäre Einrichtungen gründete.

Unternehmertätigkeit

Metallwarenfabrik Fritz Neumeyer

1903 kehrte er nach Nürnberg zurück und erwarb aus einem Konkurs die Spiel- und Metallwarenfabrik Köllisch. Diese stellte er auf die Herstellung von Gegenständen technischen Bedarfs um und nannte sie nun Metallwarenfabrik Fritz Neumeyer.

Fritz Neumeyer AG

Im Ersten Weltkrieg stellte er im Auftrag der Reichsregierung Munition und andere Rüstungsgüter her. 1916 veranlasste ihn die Reichsregierung zu einer wesentlichen Erweiterung seines Unternehmens. Er eröffnete einen Zweigbetrieb in Hersbruck und gründete unter 50-prozentiger Beteiligung der Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG (Berlin und Eberswalde) die Fritz Neumeyer AG, deren Leitung er als Generaldirektor (Vorstandsvorsitzender) übernahm.[3] In einem neuen Werk in Ziegelstein-Herrnhütte (seit 1920 Stadtteile von Nürnberg), dem späteren Stammwerk, wurden 1917 Stahlkartuschen und Anzündhütchen hergestellt. Nach Kriegsende wurde die Rüstungsproduktion eingestellt und Halbzeug in der Metallgießerei, den Strang- und Rohrpressen gefertigt.

1921 erwarb die Gutehoffnungshütte die Aktienmehrheit der Fritz Neumeyer AG.[4]

Fritz Neumeyer AG München-Freimann

1915 war Fritz Neumeyer an der Gründung der Bayerischen Geschützwerke in München-Freimann, einer Tochtergesellschaft der Friedrich Krupp AG, beteiligt. Diese mussten nach Ende des Ersten Weltkriegs die Produktion einstellen.[5] Fritz Neumeyer erwarb diese 1919 von Krupp und gründete die Bayerischen Maschinenwerke, Fritz Neumeyer A.-G., Werk München.[4]

Ab 1919 ließ er in diesem Werk von Franz Lawaczeck die Lawaczeck-Turbine für Wasserkraftwerke entwickeln. In diesem Zusammenhang erwarb er die Gothaer Turbinenfabrik Briegleb, Hansen & Co. (gegründet 1861; 1910 mit ca. 420 Beschäftigten), die 1922 an die Gutehoffnungshütte überging.[4]

1921 übernahm Otto Meyer die Leitung des Münchner Werks, welches zu dieser Zeit Wasserturbinen, Kleinlokomotiven und Pflüge herstellte.[6] Ab Januar 1924 wurde hier Gebhard Ludwig Himmler mit der Vorbereitung der Lizenzfertigung eines Personenkraftwagens der Rover Company beschäftigt.[7] 1925 verkaufte die Fritz Neumeyer AG für 12 Millionen Reichsmark das 363 Hektar große Gelände mit Wohnsiedlungen an die Deutsche Reichsbahn, die dort das Ausbesserungswerk München-Freimann errichtete.[8][9]

Kabel- und Metallwerke Neumeyer AG

1920 wurde gründete er zusammen mit der Hackethal Draht- und Kabelwerke AG in Hannover die Kabelwerk Nürnberg AG. 1922 wurden das Unternehmen komplett von Hackethal übernommen[4] und in Kabel- und Metallwerke Neumeyer AG umfirmierten. Das Werk wurde einer der umsatzstärksten Nürnberger Industriebetriebe.[3][10]

Im Zweiten Weltkrieg wurden Produktionsanlagen des Unternehmens nach Helmbrechts verlagert. Zur Bereitstellung von Arbeitskräften wurde im Juli 1944 das KZ-Außenlager Helmbrechts eingerichtet.[11]

Zündapp

Am 17. September 1917 gehörte Neumeyer neben der Friedrich Krupp AG (Essen) und der Gebr. Thiel GmbH, einem Uhren- und Werkzeugmaschinenhersteller in Ruhla in Thüringen, zu den Gründern der Zünder-Apparatebau-Gesellschaft mbH (Zündapp) in Nürnberg, die zunächst Artilleriezünder für die Rüstungsindustrie herstellte. Die Produktion wurde mit Ende des Ersten Weltkriegs eingestellt und 1919 übernahm Neumeyer die Firma vollständig.[12][13]

Zunächst wurden u.a. Anlasser und Lichtmaschinen hergestellt, ab 1921 Motorräder.[13]

Im September 1950 übernahm Zündapp an der Ecke Rosenheimer Straße / Anzinger Straße Gebäude der ehemaligen Dynamit AG und errichtete dort das Zweigwerk Rammerdorf.[14][15]

Kalt-Fließpressverfahren

Sein Vetter und Mitarbeiter Fritz Singer[16] entwickelte 1924 das Singer-Verfahren, das Warm-Fließpressen von nahtlosen Rohren aus Messing-Vollprofilen.[17] Das Verfahren wurde zur Herstellung von Kühlerröhrchen für Verbrennungsmotoren und Radiatoren für Ballastwasser-Gewinner für Luftschiffe genutzt. 1935 entwickelte Adolf Liebergeld in Neumeyers Unternehmen das Kalt-Fließpressverfahren.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bernhard Hoffmann †, Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß: Neumeyer, Fritz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 174 f. (Digitalisat).
  2. Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß: Neumeyer, Hans-Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 175 (Digitalisat).
  3. a b Bernhard Hoffmann †, Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß: Neumeyer, Fritz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 174 f. (Digitalisat).
  4. a b c d Arnold Tross: Der Aufbau der Eisen- und eisenverarbeitenden Industrie- Konzerne Deutschlands. J. Springer, Berlin 1923, ISBN 978-3-662-39684-1, S. 49 ff. (archive.org [abgerufen am 1. Juni 2022]).
  5. Streiken für den Frieden. In: Süddeutsche Zeitung. 1. September 2015 (sueddeutsche.de).
  6. Schlemmer Thomas, Woller Hans: Gesellschaft im Wandel 1949 bis 1973. In: Institut für Zeitgeschichte (Hrsg.): Bayern im Bund, Band 2. Band 53. München : Oldenbourg, 2002, ISBN 978-3-486-56595-9, S. 60 (archive.org [abgerufen am 1. Juni 2022]).
  7. Katrin Himmler: The Himmler Brothers. 2012, S. 100. (eingeschränkte Vorschau auf Google Bücher)
  8. Jens Merte: Fritz Neumeyer AG, Werk München-Freimann. In: www.werkbahn.de. Abgerufen am 1. Juni 2022.
  9. Anton Joachimsthaler: Bundesbahn-Ausbesserungswerk München-Freimann. Geschichte, Menschen, Fahrzeuge 1925–1985. Bundesbahn-Ausbesserungswerk München-Freimann, München 1985, Seite 21 ff.
  10. Große Bayerische Biographische Enzyklopädie.
  11. Gedenken an Opfer des Todesmarsches in: Blickpunkt vom 17. April 2013, abgerufen am 3. Februar 2020
  12. Matthias Weinrich: Zündapp-Werke – Motorräder aus Nürnberg. In: https://www.nuernberginfos.de. Stadtmedien Nürnberg, abgerufen am 1. Juni 2022.
  13. a b Matthias Weinrich: Fritz Neumeyer (Zündapp). In: www.nuernberginfos.de. Stadtmedien Nürnberg, abgerufen am 1. Juni 2022.
  14. Industriegeschichte in Ramersdorf. Münchner Wochen Anzeiger, 25. November 2011, abgerufen am 1. Juni 2022.
  15. Stadtbezirk 14 Berg am Laim. In: Landeshauptstadt München Kulturreferat (Hrsg.): KulturGeschichtsPfad. 2., aktualisierte Auflage. Band 14, 2019, S. 87–88 (muenchen.de [PDF]).
  16. Fritz Singer (1879–1974), Chemiker, 1903 in München mit einer Dissertation über Merkuriacetat und Essigsäureanhydrid zum Dr. phil. promoviert, bei der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron in Frankfurt am Main beschäftigt, anschließend Berater in der Metallindustrie
  17. Patent AT1046811B: Verfahren zur Herstellung von Tuben und anderen zylindrischen Behältern aus Metall. Veröffentlicht am 1924, Erfinder: Fritz Singer.