„Secukinumab“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Artikel weiter ausgearbeitet, insb. Gegenanzeigen sowie wie Informationen zu den Anwendungsgebieten PsO bei Erwachsenen und Kindern ergänzt; weitere Anwendungsgebiete folgen noch
Zeile 16: Zeile 16:
}}
}}


'''Secukinumab''' (Handelsname ''Cosentyx'') ist ein [[Arzneistoff]] aus der Gruppe der [[Basistherapie#Basistherapie bei rheumatischen Erkrankungen|krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARDs)]]. Es wird zur Behandlung der [[Schuppenflechte]] (Plaque-Psoriasis und [[Psoriasisarthritis]]) und der [[Axiale Spondyloarthritis|axialen Spondyloarthritis]] eingesetzt, um sowohl die Symptome zu lindern als auch den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Zur Behandlung der Psoriasisarthritis kann Secukinumab mit [[Methotrexat]] kombiniert werden. Secukinumab ist ein [[monoklonaler Antikörper]], der mittels Injektion in die Unterhaut ([[subkutan]]) verabreicht wird. Es neutralisiert den [[Botenstoff]] [[Interleukin-17]]A (IL-17A) und vermindert dadurch bestimmte [[Entzündung]]s-, [[Immunreaktion|Immun-]] und [[Autoimmunerkrankung|Autoimmunreaktion]]en im Körper. In der EU ist Secukinumab seit 2015 zur Behandlung zugelassen. Inhaber der Zulassung ist die Firma [[Novartis]].<ref name="SmPC-Cosentyx">{{Internetquelle |autor=Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) |url=https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/cosentyx-epar-product-information_de.pdf |titel=Cosentyx: Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (Fachinformation) |datum=2022-05-17 |format=PDF |abruf=2022-06-01}}</ref><ref name="EPAR-Cosentyx">{{Internetquelle |autor=Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) |url=https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/cosentyx |titel=Cosentyx: European Public Assessment Report (EPAR) |datum=2022-05-17 |abruf=2022-06-01}}</ref><ref name="S3-LL Prosirasis">{{Internetquelle | autor=Alexander Nast, Andreas Altenburg, Matthias Augustin et al. | url=https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-001.html | titel=Deutsche S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris, adaptiert von EuroGuiDerm | datum=19.02.2021 | abruf=2022-06-01}}</ref><ref name="S3-LL axSpA">{{Literatur | Autor=U. Kiltz, J. Braun, A. Becker et al. | Titel=Langfassung zur S3-Leitlinie Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen, Update 2019 | Sammelwerk=Zeitschrift für Rheumatologie | Band=78 | Nummer=Suppl 1 | Datum=2019 | Seiten=3–64 | DOI=10.1007/s00393-019-0670-3 | PMID=31784900 | Online=https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/060-003.html | Abruf=2022-06-03}}</ref><ref name="FDA-label-Cosentyx">{{Internetquelle |autor=[[Food and Drug Administration]] (FDA) |url=https://www.accessdata.fda.gov/scripts/cder/daf/index.cfm?event=overview.process&varApplNo=125504 |titel=Drugs@FDA: Cosentyx |datum=2021-12-22 |abruf=2022-06-01}}</ref>
'''Secukinumab''' (Handelsname ''Cosentyx'') ist ein [[Arzneistoff]] aus der Gruppe der [[Basistherapie#Basistherapie bei rheumatischen Erkrankungen|krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARDs)]]. Es wird zur Behandlung der [[Schuppenflechte]] (Plaque-Psoriasis und [[Psoriasisarthritis]]) und der [[Axiale Spondyloarthritis|axialen Spondyloarthritis]] eingesetzt, um sowohl die Symptome zu lindern als auch den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Zur Behandlung der Psoriasisarthritis kann Secukinumab mit [[Methotrexat]] kombiniert werden. Secukinumab wird mittels Injektion in die Unterhaut ([[subkutan]]) verabreicht. Es ist ein [[monoklonaler Antikörper]], der den [[Botenstoff]] [[Interleukin-17]]A (IL-17A) neutralisiert und dadurch bestimmte [[Entzündung]]s-, [[Immunreaktion|Immun-]] und [[Autoimmunerkrankung|Autoimmunreaktion]]en im Körper vermindert. In der EU ist Secukinumab seit 2015 zur Behandlung zugelassen. Inhaber der Zulassung ist die Firma [[Novartis]].<ref name="SmPC-Cosentyx">{{Internetquelle |autor=Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) |url=https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/cosentyx-epar-product-information_de.pdf |titel=Cosentyx: Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (Fachinformation) |datum=2022-05-17 |format=PDF |abruf=2022-06-01}}</ref><ref name="EPAR-Cosentyx">{{Internetquelle |autor=Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) |url=https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/cosentyx |titel=Cosentyx: European Public Assessment Report (EPAR) |datum=2022-05-17 |abruf=2022-06-01}}</ref><ref name="S3-LL Psoriasis">{{Internetquelle | autor=Alexander Nast, Andreas Altenburg, Matthias Augustin et al. | url=https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-001.html | titel=Deutsche S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris, adaptiert von EuroGuiDerm | datum=19.02.2021 | abruf=2022-06-01}}</ref><ref name="S3-LL axSpA">{{Literatur | Autor=U. Kiltz, J. Braun, A. Becker et al. | Titel=Langfassung zur S3-Leitlinie Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen, Update 2019 | Sammelwerk=Zeitschrift für Rheumatologie | Band=78 | Nummer=Suppl 1 | Datum=2019 | Seiten=3–64 | DOI=10.1007/s00393-019-0670-3 | PMID=31784900 | Online=https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/060-003.html | Abruf=2022-06-03}}</ref><ref name="FDA-label-Cosentyx">{{Internetquelle |autor=[[Food and Drug Administration]] (FDA) |url=https://www.accessdata.fda.gov/scripts/cder/daf/index.cfm?event=overview.process&varApplNo=125504 |titel=Drugs@FDA: Cosentyx |datum=2021-12-22 |abruf=2022-06-01}}</ref>


== Klinische Angaben ==
== Klinische Angaben ==
Zeile 22: Zeile 22:


Secukinumab ist mit Stand Juni 2022 indiziert zur Behandlung<ref name="SmPC-Cosentyx" />:
Secukinumab ist mit Stand Juni 2022 indiziert zur Behandlung<ref name="SmPC-Cosentyx" />:
* der Plaque-Psoriasis (PsO) bei Kindern ab einem Alter von 6 Jahren sowie bei Jugendlichen und Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis, für die eine systemische Therapie in Frage kommt
* der Plaque-Psoriasis (PsO) Erwachsenen sowie bei Kindern und Jugendlichen ab einem Alter von 6&nbsp;Jahren mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis, für die eine systemische Therapie in Frage kommt
* der Psoriasis-Arthritis (PsA) allein oder in Kombination mit Methotrexat (MTX) bei Erwachsenen mit aktiver Psoriasis-Arthritis, wenn das Ansprechen auf eine vorhergehende Therapie mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARD) unzureichend gewesen ist
* der Psoriasis-Arthritis (PsA) allein oder in Kombination mit Methotrexat (MTX) bei Erwachsenen mit aktiver Psoriasis-Arthritis, wenn das Ansprechen auf eine vorhergehende Therapie mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARD) unzureichend gewesen ist
* der axialen Spondyloarthritis (axSpA)
* der axialen Spondyloarthritis (axSpA)
** bei Erwachsenen mit aktiver ankylosierender Spondylitis (AS; [[Morbus Bechterew]], röntgenologische axiale Spondyloarthritis) und unzureichendem Ansprechen auf auf eine konventionelle Therapie
** bei Erwachsenen mit aktiver ankylosierender Spondylitis (AS; [[Morbus Bechterew]], röntgenologische axiale Spondyloarthritis) und unzureichendem Ansprechen auf auf eine konventionelle Therapie
** bei Erwachsenen mit aktiver nicht-röntgenologischer axialer Spondyloarthritis (nr-axSpA) mit objektiven Anzeichen der Entzündung, angezeigt durch erhöhtes [[C-reaktives Protein]] (CRP) und/oder Nachweis durch [[Magnetresonanztomographie]] (MRT), und unzureichendem Ansprechen auf [[nichtsteroidale Antirheumatika]] (NSAR)
** bei Erwachsenen mit aktiver nicht-röntgenologischer axialer Spondyloarthritis (nr-axSpA) mit objektiven Anzeichen der Entzündung, angezeigt durch erhöhtes [[C-reaktives Protein]] (CRP) und/oder Nachweis durch [[Magnetresonanztomographie]] (MRT), und unzureichendem Ansprechen auf [[nichtsteroidale Antirheumatika]] (NSAR)

==== Plaque-Psoriasis bei Erwachsenen ====
Die Behandlung der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis bei Erwachsenen, für die eine systemische Therapie in Frage kommt, war das erste zugelassene Anwendungsgebiet von Secukinumab in der EU. Die Zulassung erfolgt im Jahr 2015 auf Grundlage mehrerer klinischer Studien zum Vergleich von Secukinumab gegenüber Placebo (ERASURE, FEATURE und JUNCTURE) und gegenüber [[Etanercept]] (FIXTURE) sowie zur Dosierung (SCULPTURE) und zur Darreichungsform (STATURE). Die Wirksamkeit wurde anhand des [[PASI-Score]]s bestimmt, der die Ausdehnung und den Schweregrad der Psoriasis beschreibt. In den Studien wurde gezeigt, dass Secukinumab nach 12&nbsp;Behandlungswochen bei [[Statistische Signifikanz|signifikant]] mehr Patienten zu einer bedeutsamen Verbesserung des PASI-Scores führte als Placebo oder Etanercept.<ref name="EPAR-Cosentyx" />

Die deutsche [[Medizinische Leitlinie|S3-Leitlinie]] zur Therapie der Psoriasis vulgaris empfiehlt Secukinumab als eine von mehreren alternativen Behandlungsoptionen (verschiedene bDMARDs, darunter [[TNF-Blocker]] und IL-17A- und IL-23-Inhibitoren) zur Therapie der mittelschweren oder schweren Psoriasis vulgaris (Plaque-Psoriasis) in bestimmten Situationen<ref name="S3-LL Psoriasis" />:
* als [[Mittel der ersten Wahl]] (Erstlinientherapie), wenn konventionelle Therapien keinen ausreichenden Therapieerfolg erwarten lassen, z.&nbsp;B. bei besonders schwerer Ausprägung oder rascher Verschlechterung, bei besonders hoher Beeinträchtigung der Lebensqualität oder bei Beteiligung der Nägel, des Genitalbereichs oder der Kopfhaut
* als Mittel der zweiten Wahl (Zweitlinientherapie) bei nicht ausreichendem Therapieerfolg, Unverträglichkeit oder Kontraindikation einer Therapie mit [[Acitretin]], [[Ciclosporin]], [[Fumarat]], Methotrexat oder einer Phototherapie (z&nbsp;.B. [[PUVA]])

In einem Vergleich verschiedener Wirkstoffe zur Behandlung der Psoriasis im Rahmen einer Netzwerk-[[Metaanalyse]] der [[Cochrane (Organisation)|Cochrane Collaboration]] wurde gezeigt, dass eine Behandlung mit Secukinumab oder bestimmten weiteren Wirkstoffen ([[Bimekizumab]], [[Brodalumab]], [[Infliximab]], [[Ixekizumab]], [[Guselkumab]] oder [[Risankizumab]]) signifikant wirksamer ist als eine Behandlung mit [[Ustekinumab]] oder den TNF-Blockern [[Adalimumab]], [[Certolizumab]] und Etanercept.<ref name="S3-LL Psoriasis" /><ref name="Sbidian-Cochrane">{{Literatur | Autor=Emilie Sbidian, Anna Chaimani, Sivem Afach et al. | Titel=Systemic pharmacological treatments for chronic plaque psoriasis: a network meta‐analysis | Sammelwerk=Cochrane Database Syst Rev | Datum=2020-01-09 | Seiten=CD011535 | DOI=10.1002/14651858.CD011535.pub3 | PMID=31917873 | PMC=6956468 | Online=https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD011535.pub3/full | Abruf=2022-06-09}}</ref>

Im Rahmen der in Deutschland gesetzlichen [[Arzneimittel-Nutzenbewertungsverordnung|frühen Nutzenbewertung]] nach der Zulassung neuer Arzneimittel wurde für Secukinumab im Vergleich zu [[Fumarsäure]]ester (sowie indirekt [[Ciclosporin]], Methotrexat oder Phototherapie) auf Grundlage der Studie PRIME ein Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen festgestellt. Grund dafür waren die Verbesserung des PASI-Scores und der Lebensqualität sowie das Auftreten von deutlich weniger Nebenwirkungen unter Secukinumab.<ref name="GBA-280">{{Internetquelle | autor=Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) | datum=17.08.2017 | url=https://www.g-ba.de/bewertungsverfahren/nutzenbewertung/280/ | titel=Nutzenbewertungsverfahren zum Wirkstoff Secukinumab (Erneute Nutzenbewertung § 14: Plaque-Psoriasis) | abruf=2022-06-08}}</ref>

==== Plaque-Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen ====
Zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen ab einem Alter von 6&nbsp;Jahren, für die eine systemische Therapie in Frage kommt, wurde Secukinumab in der EU im Juli 2020 zugelassen. Grundlage der Zulassung waren die klinischen Studien A2310<ref name="NCT02471144">{{ClinicalTrials.gov|NCT02471144|Pediatric Study in Children and Adolescents With Severe Plaque Psoriasis}}</ref> und A2311<ref name="NCT03668613">{{ClinicalTrials.gov|NCT03668613|Study to Assess the Long-term Safety, Tolerability, Efficacy of Secukinumab in Pediatric Patients of Age 6 to <18 Years, With Moderate to Severe Plaque Psoriasis}}</ref> zum Vergleich von Secukinumab gegenüber Placebo und Etanercept. In den Studien wurde gezeigt, dass Secukinumab nach 12&nbsp;Behandlungswochen bei signifikant mehr Patienten zu einer bedeutsamen Verbesserung des PASI-Scores führte als Placebo oder Etanercept. Der Vergleich gegenüber Etanercept wurde für 52&nbsp;Wochen fortgeführt, und auch nach diesem Zeitraum führte Secukinumab bei mehr Patienten zu einer bedeutsamen Verbesserung.<ref name="EPAR-Cosentyx" />

Die deutsche S2k-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen empfiehlt Secukinumab als eine von mehreren alternativen Behandlungsoptionen (Adalimumab, Secukinumab oder Ixekizumab) als Mittel der ersten Wahl zur Therapie der mittelschweren oder schweren Psoriasis vulgaris (Plaque-Psoriasis) bei Kindern ab einem Alter von 6&nbsp;Jahren.<ref name="S2k-LL Psoriasis Kinder">{{Internetquelle | autor=Alexander Nast, Maria Kinberger| url=https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-094.html | titel=AWMF-S2k-Leitlinie (013-094). Therapie der Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen | datum=01.01.2022 | abruf=2022-06-09}}</ref>

Im Rahmen der frühen Nutzenbewertung wurde für Secukinumab im Vergleich zu Etanercept (sowie indirekt Adalimumab oder Ustekinumab) auf Grundlage der Studie A2310 ein Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen festgestellt. Grund dafür war die Verbesserung des PASI-Scores unter Secukinumab, während in Bezug auf Lebensqualität und Nebenwirkungen keine Unterschiede festgestellt wurden.<ref name="GBA-591">{{Internetquelle | autor=Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) | datum=18.02.2021 | url=https://www.g-ba.de/bewertungsverfahren/nutzenbewertung/591/ | titel=Nutzenbewertungsverfahren zum Wirkstoff Secukinumab (Neues Anwendungsgebiet: Plaque-Psoriasis, ≥&nbsp;6 bis <&nbsp;18&nbsp;Jahre) | abruf=2022-06-09}}</ref>


=== Art und Dauer der Anwendung ===
=== Art und Dauer der Anwendung ===

Secukinumab wird als subkutane Injektion verabreicht. Diese muss nicht durch einen Arzt erfolgen, sondern die Patienten können sich Secukinumab selbst injizieren oder ggf. von einer Betreuungsperson injiziert bekommen. Eine Injektion in Hautbereiche, die von Psoriasis betroffen sind, sollte wenn möglich vermieden werden.
Secukinumab wird als subkutane Injektion verabreicht. Diese muss nicht durch einen Arzt erfolgen, sondern die Patienten können sich Secukinumab selbst injizieren oder ggf. von einer Betreuungsperson injiziert bekommen. Eine Injektion in Hautbereiche, die von Psoriasis betroffen sind, sollte wenn möglich vermieden werden.


Zeile 35: Zeile 54:
=== Nebenwirkungen ===
=== Nebenwirkungen ===


Eine typische und häufige Nebenwirkung von Secukinumab sind Infektionen, insbesondere Pilzinfektionen ([[Candidose]]n) der Haut und Schleimhaut sowie Infektionen der oberen Atemwege (am häufigsten der Nasen- und Rachen-Schleimhaut). Bei den meisten Infektionen handelt es sich um nicht-schwerwiegende und leichte bis mittelschwere Fälle, die kein Absetzen der Behandlung erfordern. Etwa bei der Hälfte aller Patienten komme es im Verlauf der Behandlung zu einer Infektion. Schwerwiegenden Infektionen traten in klinischen Studien bei etwa 1,2 % der Patienten auf.<ref name="SmPC-Cosentyx" /> Grund für das erhöhte Infektionsrisiko ist die [[Immunsuppression|immunsuppressive]] Wirkung von Secukinumab auf Immunreaktionen, die durch IL-17A vermittelt werden. Diese spielen nicht nur bei Autoimmunerkrankungen eine Rolle, sondern u.&nbsp;a. auch bei der Immunabwehr von Pilzinfektionen.<ref name="Gaffen2014">{{Literatur | Autor=Sarah L. Gaffen, Renu Jain, Abhishek V. Garg, Daniel J. Cua | Titel=The IL-23–IL-17 immune axis: from mechanisms to therapeutic testing | Sammelwerk=[[Nature Reviews Immunology|Nat Rev Immunol]] | Band=14 | Nummer=9 | Datum=September 2014 | Seiten=585-600 | DOI=10.1038/nri3707 | PMID=25145755 | PMC=4281037}}</ref>
Eine typische und häufige Nebenwirkung von Secukinumab sind Infektionen, insbesondere Pilzinfektionen ([[Candidose]]n) der Haut und Schleimhaut sowie Infektionen der oberen Atemwege (am häufigsten der Nasen- und Rachen-Schleimhaut). Bei den meisten Infektionen handelt es sich um leichte bis mittelschwere Fälle, die kein Absetzen von Secukinumab erfordern und die gut behandelt werden können.<ref name="S3-LL Psoriasis" /> Etwa bei der Hälfte aller Patienten kommt es im Verlauf der Behandlung zu einer Infektion. Schwerwiegenden Infektionen traten in klinischen Studien bei etwa 1,2 % der Patienten auf.<ref name="SmPC-Cosentyx" /> Grund für das erhöhte Infektionsrisiko ist die [[Immunsuppression|immunsuppressive]] Wirkung von Secukinumab auf Immunreaktionen, die durch IL-17A vermittelt werden. Diese spielen nicht nur bei Autoimmunerkrankungen eine Rolle, sondern u.&nbsp;a. auch bei der Immunabwehr von Pilzinfektionen.<ref name="Gaffen2014">{{Literatur | Autor=Sarah L. Gaffen, Renu Jain, Abhishek V. Garg, Daniel J. Cua | Titel=The IL-23–IL-17 immune axis: from mechanisms to therapeutic testing | Sammelwerk=[[Nature Reviews Immunology|Nat Rev Immunol]] | Band=14 | Nummer=9 | Datum=September 2014 | Seiten=585-600 | DOI=10.1038/nri3707 | PMID=25145755 | PMC=4281037}}</ref>


Schwerwiegende Nebenwirkungen wie anaphylaktische Reaktionen oder lebensbedrohliche Neutropenien wurden in klinischen Studien selten beobachtet.
Neutropenie ist eine seltene Nebenwirkung von Secukinumab. Die meisten Fälle von Neutropenie in klinischen Studien zu Secukinumab waren mild, vorübergehend und reversibel.<ref name="S3-LL Psoriasis" /> Schwerwiegende Nebenwirkungen wie lebensbedrohliche Neutropenien oder anaphylaktische Reaktionen wurden in klinischen Studien selten beobachtet.<ref name="SmPC-Cosentyx" />


Es wurden Fälle von Neuauftreten oder Verschlimmerung einer [[Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen|chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen]] wie [[ Colitis ulcerosa]] und [[Morbus Crohn]] unter Secukinumab berichtet. Daher wird die Behandlung mit Secukinumab für Patienten mit bereits bestehender chronisch-entzündlicher Darmerkrankung nicht empfohlen.<ref name="SmPC-Cosentyx" />
Es wurden Fälle von Neuauftreten oder Verschlimmerung einer [[Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen|chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen]] wie [[Colitis ulcerosa]] und [[Morbus Crohn]] unter Secukinumab berichtet. Daher wird die Behandlung mit Secukinumab für Patienten mit bereits bestehender chronisch-entzündlicher Darmerkrankung nicht empfohlen.<ref name="SmPC-Cosentyx" /> Im klinischen Studienprogramm zu Secukinumab wurden mit Stand 2014 insgesamt 3&nbsp;Fälle von Morbus Crohn und 3&nbsp;Fälle von Colitis ulcerosa unter Behandlung mit Secukinumab beobachtet.<ref name="S3-LL Psoriasis" /> Die [[Inzidenzrate]] liegt bei 0,1 je 100&nbsp;Patientenjahre.<ref name="Novartis-Advisory">{{Internetquelle | autor=[[Novartis]] | url=https://scrip.pharmaintelligence.informa.com/-/media/pmbi-old-site/supporting-documents/the-pink-sheet-daily/2014/october/101614-novartis-briefing-docs.pdf | titel=Secukinumab (AIN457) Advisory committee briefing material: available for public release | datum=12.09.2014 | abruf=2022-06-09}}</ref>

=== Gegenanzeigen ===

Eine absolute [[Kontraindikation]] besteht bei klinisch relevanten, aktiven Infektionen wie beispielsweise einer aktiven Tuberkulose.<ref name="SmPC-Cosentyx" /> Eine relative Kontraindikation besteht während Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung.<ref name="S3-LL Psoriasis" /> Bei einer relativen Kontraindikation soll die Behandlung nur durchgeführt werden, wenn sie im konkreten Einzelfall voraussichtlich mehr nützt als schadet.


=== Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ===
=== Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ===
Zeile 46: Zeile 69:


Bei der gleichzeitigen Anwendung von anderen Immunsuppressiva und Secukinumab ist jedoch Vorsicht geboten.
Bei der gleichzeitigen Anwendung von anderen Immunsuppressiva und Secukinumab ist jedoch Vorsicht geboten.

Die entzündungshemmende Wirkung von Secukinumab kann die [[Cytochrom P450|CYP450]]-Spiegel beeinflussen und könnte daher mit CYP450-abhängigen Medikamenten interagieren, insbesondere mit solchen mit einem engen therapeutischen Bereich wie [[Warfarin]].<ref name="S3-LL Psoriasis" />


Lebendimpfstoffe sollten nicht gleichzeitig mit Secukinumab angewendet werden<ref name="SmPC-Cosentyx" />, sondern entweder mindestens 1&nbsp;Monat vor Therapiebeginn oder frühestens 2&nbsp;Monate nach Ende oder Unterbrechung der Therapie. Impfungen mit Totimpfstoffen hingegen sind unter Behandlung ohne weiteres möglich. Zum Schutz vor manchen Krankheiten stehen sowohl Lebend- als auch Totimpfstoffe zur Verfügung, darunter [[Herpes Zoster]], [[Influenza]] und [[Typhus]].<ref name="Wagner2019">{{Literatur | Autor=Norbert Wagner, Frauke Assmus, Gabriele Arendt et al.
Lebendimpfstoffe sollten nicht gleichzeitig mit Secukinumab angewendet werden<ref name="SmPC-Cosentyx" />, sondern entweder mindestens 1&nbsp;Monat vor Therapiebeginn oder frühestens 2&nbsp;Monate nach Ende oder Unterbrechung der Therapie. Impfungen mit Totimpfstoffen hingegen sind unter Behandlung ohne weiteres möglich. Zum Schutz vor manchen Krankheiten stehen sowohl Lebend- als auch Totimpfstoffe zur Verfügung, darunter [[Herpes Zoster]], [[Influenza]] und [[Typhus]].<ref name="Wagner2019">{{Literatur | Autor=Norbert Wagner, Frauke Assmus, Gabriele Arendt et al.
Zeile 61: Zeile 86:


Bei Patienten mit einer chronischen Infektion oder einer rezidivierenden Infektion in der Vorgeschichte sollte Secukinumab mit Vorsicht angewendet werden. Bei klinisch relevanten, aktiven Infektionen besteht eine Kontraindikation. Vor Beginn einer Therapie mit Secukinumab sollten eine [[Tuberkulose]] und mögliche Infektionen mit [[Hepatitis B]] oder [[Hepatitis C]] sowie bei Vorliegen entsprechender Risikofaktoren auch [[HIV]] oder weitere chronische Infektionen abgeklärt werden.<ref name="Körber2021">{{Literatur | Autor=Andreas Körber, Matthias Augustin, Frank Behrens et al. | Titel=Behandlung der Psoriasis mit Secukinumab: Praxisrelevante Hinweise | Sammelwerk=[[Der Hautarzt]] | Band=72 | Nummer=11 | Datum=November 2021 | Seiten=984-991 | DOI=10.1007/s00105-021-04871-9 | PMID=34417630 | PMC=8378296}}</ref>
Bei Patienten mit einer chronischen Infektion oder einer rezidivierenden Infektion in der Vorgeschichte sollte Secukinumab mit Vorsicht angewendet werden. Bei klinisch relevanten, aktiven Infektionen besteht eine Kontraindikation. Vor Beginn einer Therapie mit Secukinumab sollten eine [[Tuberkulose]] und mögliche Infektionen mit [[Hepatitis B]] oder [[Hepatitis C]] sowie bei Vorliegen entsprechender Risikofaktoren auch [[HIV]] oder weitere chronische Infektionen abgeklärt werden.<ref name="Körber2021">{{Literatur | Autor=Andreas Körber, Matthias Augustin, Frank Behrens et al. | Titel=Behandlung der Psoriasis mit Secukinumab: Praxisrelevante Hinweise | Sammelwerk=[[Der Hautarzt]] | Band=72 | Nummer=11 | Datum=November 2021 | Seiten=984-991 | DOI=10.1007/s00105-021-04871-9 | PMID=34417630 | PMC=8378296}}</ref>

Für Patienten mit Psoriasis und gleichzeitiger [[Herzinsuffizienz]], [[Koronare Herzkrankheit|koronarer Herzkrankheit]] (KHK) oder latenter bzw. behandelter [[Tuberkulose]] gelten Secukinumab und bestimmte andere Wirkstoffe gemäß Leitlinie als geeignete Mittel.<ref name="S3-LL Psoriasis" />

Für Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn wird die Behandlung mit Secukinumab<ref name="SmPC-Cosentyx" /> oder anderen IL-17A-Inhibitoren wie Ixekizumab und Brodalumab nicht empfohlen.<ref name="S3-LL Psoriasis" />


== Pharmakologische Eigenschaften ==
== Pharmakologische Eigenschaften ==

Version vom 9. Juni 2022, 17:24 Uhr

Secukinumab
Andere Namen
  • Cosentyx
  • AIN457
Masse/Länge Primärstruktur 147,94 kDa
Sekundär- bis Quartärstruktur Summenformel: C6584H10134N1754O2042S44
Bezeichner
Externe IDs
Arzneistoffangaben
ATC-Code L04AC10
DrugBank DB09029
Wirkstoffklasse biologisches krankheitsmodifizierendes Antirheumatikum (bDMARD), Interleukin-17A-Inhibitor

Secukinumab (Handelsname Cosentyx) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARDs). Es wird zur Behandlung der Schuppenflechte (Plaque-Psoriasis und Psoriasisarthritis) und der axialen Spondyloarthritis eingesetzt, um sowohl die Symptome zu lindern als auch den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Zur Behandlung der Psoriasisarthritis kann Secukinumab mit Methotrexat kombiniert werden. Secukinumab wird mittels Injektion in die Unterhaut (subkutan) verabreicht. Es ist ein monoklonaler Antikörper, der den Botenstoff Interleukin-17A (IL-17A) neutralisiert und dadurch bestimmte Entzündungs-, Immun- und Autoimmunreaktionen im Körper vermindert. In der EU ist Secukinumab seit 2015 zur Behandlung zugelassen. Inhaber der Zulassung ist die Firma Novartis.[1][2][3][4][5]

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete

Secukinumab ist mit Stand Juni 2022 indiziert zur Behandlung[1]:

  • der Plaque-Psoriasis (PsO) Erwachsenen sowie bei Kindern und Jugendlichen ab einem Alter von 6 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis, für die eine systemische Therapie in Frage kommt
  • der Psoriasis-Arthritis (PsA) allein oder in Kombination mit Methotrexat (MTX) bei Erwachsenen mit aktiver Psoriasis-Arthritis, wenn das Ansprechen auf eine vorhergehende Therapie mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARD) unzureichend gewesen ist
  • der axialen Spondyloarthritis (axSpA)
    • bei Erwachsenen mit aktiver ankylosierender Spondylitis (AS; Morbus Bechterew, röntgenologische axiale Spondyloarthritis) und unzureichendem Ansprechen auf auf eine konventionelle Therapie
    • bei Erwachsenen mit aktiver nicht-röntgenologischer axialer Spondyloarthritis (nr-axSpA) mit objektiven Anzeichen der Entzündung, angezeigt durch erhöhtes C-reaktives Protein (CRP) und/oder Nachweis durch Magnetresonanztomographie (MRT), und unzureichendem Ansprechen auf nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)

Plaque-Psoriasis bei Erwachsenen

Die Behandlung der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis bei Erwachsenen, für die eine systemische Therapie in Frage kommt, war das erste zugelassene Anwendungsgebiet von Secukinumab in der EU. Die Zulassung erfolgt im Jahr 2015 auf Grundlage mehrerer klinischer Studien zum Vergleich von Secukinumab gegenüber Placebo (ERASURE, FEATURE und JUNCTURE) und gegenüber Etanercept (FIXTURE) sowie zur Dosierung (SCULPTURE) und zur Darreichungsform (STATURE). Die Wirksamkeit wurde anhand des PASI-Scores bestimmt, der die Ausdehnung und den Schweregrad der Psoriasis beschreibt. In den Studien wurde gezeigt, dass Secukinumab nach 12 Behandlungswochen bei signifikant mehr Patienten zu einer bedeutsamen Verbesserung des PASI-Scores führte als Placebo oder Etanercept.[2]

Die deutsche S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris empfiehlt Secukinumab als eine von mehreren alternativen Behandlungsoptionen (verschiedene bDMARDs, darunter TNF-Blocker und IL-17A- und IL-23-Inhibitoren) zur Therapie der mittelschweren oder schweren Psoriasis vulgaris (Plaque-Psoriasis) in bestimmten Situationen[3]:

  • als Mittel der ersten Wahl (Erstlinientherapie), wenn konventionelle Therapien keinen ausreichenden Therapieerfolg erwarten lassen, z. B. bei besonders schwerer Ausprägung oder rascher Verschlechterung, bei besonders hoher Beeinträchtigung der Lebensqualität oder bei Beteiligung der Nägel, des Genitalbereichs oder der Kopfhaut
  • als Mittel der zweiten Wahl (Zweitlinientherapie) bei nicht ausreichendem Therapieerfolg, Unverträglichkeit oder Kontraindikation einer Therapie mit Acitretin, Ciclosporin, Fumarat, Methotrexat oder einer Phototherapie (z .B. PUVA)

In einem Vergleich verschiedener Wirkstoffe zur Behandlung der Psoriasis im Rahmen einer Netzwerk-Metaanalyse der Cochrane Collaboration wurde gezeigt, dass eine Behandlung mit Secukinumab oder bestimmten weiteren Wirkstoffen (Bimekizumab, Brodalumab, Infliximab, Ixekizumab, Guselkumab oder Risankizumab) signifikant wirksamer ist als eine Behandlung mit Ustekinumab oder den TNF-Blockern Adalimumab, Certolizumab und Etanercept.[3][6]

Im Rahmen der in Deutschland gesetzlichen frühen Nutzenbewertung nach der Zulassung neuer Arzneimittel wurde für Secukinumab im Vergleich zu Fumarsäureester (sowie indirekt Ciclosporin, Methotrexat oder Phototherapie) auf Grundlage der Studie PRIME ein Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen festgestellt. Grund dafür waren die Verbesserung des PASI-Scores und der Lebensqualität sowie das Auftreten von deutlich weniger Nebenwirkungen unter Secukinumab.[7]

Plaque-Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen

Zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen ab einem Alter von 6 Jahren, für die eine systemische Therapie in Frage kommt, wurde Secukinumab in der EU im Juli 2020 zugelassen. Grundlage der Zulassung waren die klinischen Studien A2310[8] und A2311[9] zum Vergleich von Secukinumab gegenüber Placebo und Etanercept. In den Studien wurde gezeigt, dass Secukinumab nach 12 Behandlungswochen bei signifikant mehr Patienten zu einer bedeutsamen Verbesserung des PASI-Scores führte als Placebo oder Etanercept. Der Vergleich gegenüber Etanercept wurde für 52 Wochen fortgeführt, und auch nach diesem Zeitraum führte Secukinumab bei mehr Patienten zu einer bedeutsamen Verbesserung.[2]

Die deutsche S2k-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen empfiehlt Secukinumab als eine von mehreren alternativen Behandlungsoptionen (Adalimumab, Secukinumab oder Ixekizumab) als Mittel der ersten Wahl zur Therapie der mittelschweren oder schweren Psoriasis vulgaris (Plaque-Psoriasis) bei Kindern ab einem Alter von 6 Jahren.[10]

Im Rahmen der frühen Nutzenbewertung wurde für Secukinumab im Vergleich zu Etanercept (sowie indirekt Adalimumab oder Ustekinumab) auf Grundlage der Studie A2310 ein Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen festgestellt. Grund dafür war die Verbesserung des PASI-Scores unter Secukinumab, während in Bezug auf Lebensqualität und Nebenwirkungen keine Unterschiede festgestellt wurden.[11]

Art und Dauer der Anwendung

Secukinumab wird als subkutane Injektion verabreicht. Diese muss nicht durch einen Arzt erfolgen, sondern die Patienten können sich Secukinumab selbst injizieren oder ggf. von einer Betreuungsperson injiziert bekommen. Eine Injektion in Hautbereiche, die von Psoriasis betroffen sind, sollte wenn möglich vermieden werden.

In den ersten fünf Wochen der Behandlung wird Secukinumab wöchentlich verabreicht, danach monatlich. In der Regel wird ein klinisches Ansprechen auf die Behandlung innerhalb von 16 Wochen erzielt. Wenn dies nicht der Fall ist, sollte erwogen werden, die Behandlung abzusetzen. Bei manchen Patienten mit zunächst unvollständigem Ansprechen kommt es jedoch im Verlauf bei Fortführung der Behandlung über 16 Wochen hinaus zu Verbesserungen.[1]

Nebenwirkungen

Eine typische und häufige Nebenwirkung von Secukinumab sind Infektionen, insbesondere Pilzinfektionen (Candidosen) der Haut und Schleimhaut sowie Infektionen der oberen Atemwege (am häufigsten der Nasen- und Rachen-Schleimhaut). Bei den meisten Infektionen handelt es sich um leichte bis mittelschwere Fälle, die kein Absetzen von Secukinumab erfordern und die gut behandelt werden können.[3] Etwa bei der Hälfte aller Patienten kommt es im Verlauf der Behandlung zu einer Infektion. Schwerwiegenden Infektionen traten in klinischen Studien bei etwa 1,2 % der Patienten auf.[1] Grund für das erhöhte Infektionsrisiko ist die immunsuppressive Wirkung von Secukinumab auf Immunreaktionen, die durch IL-17A vermittelt werden. Diese spielen nicht nur bei Autoimmunerkrankungen eine Rolle, sondern u. a. auch bei der Immunabwehr von Pilzinfektionen.[12]

Neutropenie ist eine seltene Nebenwirkung von Secukinumab. Die meisten Fälle von Neutropenie in klinischen Studien zu Secukinumab waren mild, vorübergehend und reversibel.[3] Schwerwiegende Nebenwirkungen wie lebensbedrohliche Neutropenien oder anaphylaktische Reaktionen wurden in klinischen Studien selten beobachtet.[1]

Es wurden Fälle von Neuauftreten oder Verschlimmerung einer chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn unter Secukinumab berichtet. Daher wird die Behandlung mit Secukinumab für Patienten mit bereits bestehender chronisch-entzündlicher Darmerkrankung nicht empfohlen.[1] Im klinischen Studienprogramm zu Secukinumab wurden mit Stand 2014 insgesamt 3 Fälle von Morbus Crohn und 3 Fälle von Colitis ulcerosa unter Behandlung mit Secukinumab beobachtet.[3] Die Inzidenzrate liegt bei 0,1 je 100 Patientenjahre.[13]

Gegenanzeigen

Eine absolute Kontraindikation besteht bei klinisch relevanten, aktiven Infektionen wie beispielsweise einer aktiven Tuberkulose.[1] Eine relative Kontraindikation besteht während Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung.[3] Bei einer relativen Kontraindikation soll die Behandlung nur durchgeführt werden, wenn sie im konkreten Einzelfall voraussichtlich mehr nützt als schadet.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Es sind keine Wechselwirkungen zwischen Secukinumab und anderen Medikamenten bekannt.

Bei der gleichzeitigen Anwendung von anderen Immunsuppressiva und Secukinumab ist jedoch Vorsicht geboten.

Die entzündungshemmende Wirkung von Secukinumab kann die CYP450-Spiegel beeinflussen und könnte daher mit CYP450-abhängigen Medikamenten interagieren, insbesondere mit solchen mit einem engen therapeutischen Bereich wie Warfarin.[3]

Lebendimpfstoffe sollten nicht gleichzeitig mit Secukinumab angewendet werden[1], sondern entweder mindestens 1 Monat vor Therapiebeginn oder frühestens 2 Monate nach Ende oder Unterbrechung der Therapie. Impfungen mit Totimpfstoffen hingegen sind unter Behandlung ohne weiteres möglich. Zum Schutz vor manchen Krankheiten stehen sowohl Lebend- als auch Totimpfstoffe zur Verfügung, darunter Herpes Zoster, Influenza und Typhus.[14]

Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

Frauen im gebärfähigen Alter sollen während und für mindestens 20 Wochen nach der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Es gibt allerdings keine Hinweise auf eine Reproduktionstoxizität von Secukinumab.[1] Daten zu Schwangerschaften, die unter Therapie mit Secukinumab auftraten, deuten nicht auf eine höhere Anzahl von angeborenen Fehlbildungen oder von Fehlgeburten als in der Gesamtbevölkerung hin.[15] Dennoch soll aus Vorsichtsgründen eine Anwendung von Secukinumab in der Schwangerschaft vermieden werden.

Die Anwendung von Secukinumab während der Stillzeit ist nicht zugelassen.

Es gibt keine Hinweise darauf, dass Secukinumab die Fruchtbarkeit beeinträchtigt.[1]

Besondere Patientengruppen

Bei Patienten mit einer chronischen Infektion oder einer rezidivierenden Infektion in der Vorgeschichte sollte Secukinumab mit Vorsicht angewendet werden. Bei klinisch relevanten, aktiven Infektionen besteht eine Kontraindikation. Vor Beginn einer Therapie mit Secukinumab sollten eine Tuberkulose und mögliche Infektionen mit Hepatitis B oder Hepatitis C sowie bei Vorliegen entsprechender Risikofaktoren auch HIV oder weitere chronische Infektionen abgeklärt werden.[16]

Für Patienten mit Psoriasis und gleichzeitiger Herzinsuffizienz, koronarer Herzkrankheit (KHK) oder latenter bzw. behandelter Tuberkulose gelten Secukinumab und bestimmte andere Wirkstoffe gemäß Leitlinie als geeignete Mittel.[3]

Für Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn wird die Behandlung mit Secukinumab[1] oder anderen IL-17A-Inhibitoren wie Ixekizumab und Brodalumab nicht empfohlen.[3]

Pharmakologische Eigenschaften

Wirkungsmechanismus

Secukinumab ist ein rekombinanter, vollständig humaner monoklonaler IgG1/κ-Antikörper, der in CHO-Zellen produziert wird. Secukinumab bindet und neutralisiert das proinflammatorische (entzündungsfördernde) Zytokin Interleukin-17A (IL-17A). Dadurch werden Prozesse unterdrückt, die durch IL-17A vermittelt werden, darunter bestimmte Entzündungs- und Immunreaktionen.

IL-17A spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Plaque-Psoriasis, Psoriasisarthritis und axialer Spondyloarthritis. Bei Plaque-Psoriasis ist es in den betroffenen Hautbereichen hochreguliert. Bei axialer Spondyloarthritis ist die Anzahl IL-17-produzierender Zellen erhöht.[1][12][17]

Aufnahme und Verteilung im Körper

Die mittlere Eliminationshalbwertszeit wird auf 27 Tage geschätzt und liegt in einem Bereich von 18 bis 46 Tagen. Der maximale Plasmaspiegel (Cmax) wird bei monatlicher Einnahme nach etwa 20 Wochen erreicht.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA): Cosentyx: Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (Fachinformation). (PDF) 17. Mai 2022, abgerufen am 1. Juni 2022.
  2. a b c Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA): Cosentyx: European Public Assessment Report (EPAR). 17. Mai 2022, abgerufen am 1. Juni 2022.
  3. a b c d e f g h i j Alexander Nast, Andreas Altenburg, Matthias Augustin et al.: Deutsche S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris, adaptiert von EuroGuiDerm. 19. Februar 2021, abgerufen am 1. Juni 2022.
  4. U. Kiltz, J. Braun, A. Becker et al.: Langfassung zur S3-Leitlinie Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen, Update 2019. In: Zeitschrift für Rheumatologie. Band 78, Suppl 1, 2019, S. 3–64, doi:10.1007/s00393-019-0670-3, PMID 31784900 (awmf.org [abgerufen am 3. Juni 2022]).
  5. Food and Drug Administration (FDA): Drugs@FDA: Cosentyx. 22. Dezember 2021, abgerufen am 1. Juni 2022.
  6. Emilie Sbidian, Anna Chaimani, Sivem Afach et al.: Systemic pharmacological treatments for chronic plaque psoriasis: a network meta‐analysis. In: Cochrane Database Syst Rev. 9. Januar 2020, S. CD011535, doi:10.1002/14651858.CD011535.pub3, PMID 31917873, PMC 6956468 (freier Volltext) – (cochranelibrary.com [abgerufen am 9. Juni 2022]).
  7. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA): Nutzenbewertungsverfahren zum Wirkstoff Secukinumab (Erneute Nutzenbewertung § 14: Plaque-Psoriasis). 17. August 2017, abgerufen am 8. Juni 2022.
  8. NCT02471144 Pediatric Study in Children and Adolescents With Severe Plaque Psoriasis ClinicalTrials.gov
  9. NCT03668613 Study to Assess the Long-term Safety, Tolerability, Efficacy of Secukinumab in Pediatric Patients of Age 6 to <18 Years, With Moderate to Severe Plaque Psoriasis ClinicalTrials.gov
  10. Alexander Nast, Maria Kinberger: AWMF-S2k-Leitlinie (013-094). Therapie der Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen. 1. Januar 2022, abgerufen am 9. Juni 2022.
  11. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA): Nutzenbewertungsverfahren zum Wirkstoff Secukinumab (Neues Anwendungsgebiet: Plaque-Psoriasis, ≥ 6 bis < 18 Jahre). 18. Februar 2021, abgerufen am 9. Juni 2022.
  12. a b Sarah L. Gaffen, Renu Jain, Abhishek V. Garg, Daniel J. Cua: The IL-23–IL-17 immune axis: from mechanisms to therapeutic testing. In: Nat Rev Immunol. Band 14, Nr. 9, September 2014, S. 585–600, doi:10.1038/nri3707, PMID 25145755, PMC 4281037 (freier Volltext).
  13. Novartis: Secukinumab (AIN457) Advisory committee briefing material: available for public release. 12. September 2014, abgerufen am 9. Juni 2022.
  14. Norbert Wagner, Frauke Assmus, Gabriele Arendt et al.: Impfen bei Immundefizienz : Anwendungshinweise zu den von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen. (IV) Impfen bei Autoimmunkrankheiten, bei anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen und unter immunmodulatorischer Therapie. In: Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. Band 62, Nr. 4, April 2019, S. 494–515, doi:10.1007/s00103-019-02905-1, PMID 30899964.
  15. R.B. Warren, K. Reich, R.G. Langley et al.: Secukinumab in pregnancy: outcomes in psoriasis, psoriatic arthritis and ankylosing spondylitis from the global safety database. In: Br J Dermatol. Band 179, Nr. 5, November 2018, S. 1205–1207, doi:10.1111/bjd.16901, PMID 29927479.
  16. Andreas Körber, Matthias Augustin, Frank Behrens et al.: Behandlung der Psoriasis mit Secukinumab: Praxisrelevante Hinweise. In: Der Hautarzt. Band 72, Nr. 11, November 2021, S. 984–991, doi:10.1007/s00105-021-04871-9, PMID 34417630, PMC 8378296 (freier Volltext).
  17. L.S. Taams, K.J.A. Steel, U. Srenathan et al.: IL-17 in the immunopathogenesis of spondyloarthritis. In: Nat Rev Rheumatol. Band 14, Nr. 8, 2018, S. 453–466, doi:10.1038/s41584-018-0044-2, PMID 30006601.