„Familienfilm“ – Versionsunterschied

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== Begriffsabgrenzung ==
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Einen Film, der nicht für ein Familienpublikum produziert ist, sondern – wie z.&nbsp;B. [[Francis Ford Coppola]]s Thriller ''[[Der Pate (Film)|Der Pate]]'' – Familie zum [[Thema (Literatur)|Thema]] hat, nennt man „[[Familiendrama]]“ oder „Familiensaga“, wobei das Familienthema aber auch komödiantisch behandelt werden kann (z.&nbsp;B. ''[[Sterben für Anfänger]]'', UK 2007).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.moviepilot.de/filme/beste/genre-familiendrama |titel=Die besten Familiendramen |abruf=2023-01-31}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.moviepilot.de/filme/beste/genre-familiendrama/jahrzehnt-2010er/land-deutschland |titel=Die besten Familiendramen der 2010er aus Deutschland |abruf=2023-01-30}}</ref>
Einen Film, der nicht für ein Familienpublikum produziert ist, sondern – wie z.&nbsp;B. [[Francis Ford Coppola]]s Thriller ''[[Der Pate (Film)|Der Pate]]'' – Familie zum [[Thema (Literatur)|Thema]] hat, nennt man „[[Familiendrama]]“ oder „Familiensaga“, wobei das Familienthema aber auch komödiantisch behandelt werden kann (z.&nbsp;B. ''[[Sterben für Anfänger]]'', UK 2007).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.moviepilot.de/filme/beste/genre-familiendrama |titel=Die besten Familiendramen |abruf=2023-01-31}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.moviepilot.de/filme/beste/genre-familiendrama/jahrzehnt-2010er/land-deutschland |titel=Die besten Familiendramen der 2010er aus Deutschland |abruf=2023-01-30}}</ref>



Version vom 2. Februar 2023, 20:37 Uhr

Ein Familienfilm richtet sich im Gegensatz zum Kinder- oder Jugendfilm an keine spezifische Altersgruppe, sondern an ein generations- und geschlechterübergreifendes Publikum (vgl. auch Four-Quadrant Movie).

Begriffsabgrenzung

Charakteristisch für einen Kinderfilm ist ein kindlicher Protagonist, wobei freilich nicht alle Filme, die einen kindlichen Protagonisten haben, Kinderfilme sind (z. B. Deutschland im Jahre Null, Italien 1948).[1]

Einen Film, der nicht für ein Familienpublikum produziert ist, sondern – wie z. B. Francis Ford Coppolas Thriller Der Pate – Familie zum Thema hat, nennt man „Familiendrama“ oder „Familiensaga“, wobei das Familienthema aber auch komödiantisch behandelt werden kann (z. B. Sterben für Anfänger, UK 2007).[2][3]

Charakteristik

Die dargestellten Konflikte sind meist so gewählt, dass auch Kinder der Handlung folgen können, während sich einige Details und Handlungsebenen nur Erwachsenen erschließen. Der Begriff des Familienfilms entstand in den 1940er Jahren mit der zunehmenden Fokussierung auf Zielgruppen, um sich von altersspezifischen Filmgattungen abzuheben.

Wirtschaftliche Hintergründe

Mit der verstärkten Vermarktung von Filmen in Form von VHS und DVD in den 1980er und 1990er Jahren gewann die Unterscheidung immer mehr an Bedeutung, um eine Einordnung als Kinderfilm zu vermeiden.[4] Kinderfilme mussten damals meist mit geringen Budgets auskommen und waren für Produktionsgesellschaften weniger attraktiv. So meinte etwa der bekannte US-amerikanische Filmkritiker Roger Ebert: „Neun von zehn Kinderfilmen sind witzlos, blöd und zeigen, daß sie ihr Publikum geringschätzen – was auch der Grund ist, warum Kinder keine Kinderfilme mögen.“[5]

Filmbeispiele

Als Familienfilme gelten viele Zeichentrickfilme mit Identifikationsfiguren für Kinder (z. B. Shrek – Der tollkühne Held), aber auch Realfilme. Hierbei hat sich vor allem Disney hervorgetan, etwa mit Mary Poppins (1964), der Herbie-Reihe (ab 1968) oder Der fliegende Pauker (1960). Viele Familienfilme sind Filmkomödien, zum Teil mit Slapstick-Einlagen, beispielsweise in Kevin – Allein zu Haus (1990) oder Mrs. Doubtfire – Das stachelige Kindermädchen (1993).[4]

Begriffsgeschichte

„Familienfilm“ als Amateurfilm

Nachdem Eastman Kodak 1923 das billige 16-mm-Format in Umlauf brachte, was eine Ausbreitung des Amateurfilmens zur Folge hatte, verstand man im englischsprachigen Raum unter einem family movie zunächst meist einen privaten Film, auf dem ein Hobbyfilmer seine eigene Familie im bewegten Bild festhält, um den Film später hauptsächlich im Kreise derselben Familie anzuschauen.[6] Im deutschsprachigen Raum wurde das Wort „Familienfilm“ lange Zeit in demselben Sinne verstanden, auch etwa in der Zeit des Nationalsozialismus, in der ein solcher Amateurfilm, wenn er „den Wert der deutschen Sippe, die Freude an gesunden Kindern und Glück und Wert einer großen Geschwistergemeinschaft […] zum Ausdruck bringt“, auf Seiten des NS-Regimes sogar besonders Anerkennung finden konnte.[7]

Der Sprachgebrauch des Familienfilms als Privatfilm besteht in Deutschland – neben anderen, neueren Verwendungen des Wortes – bis in die Gegenwart fort.[8][9]

„Family Movie“ als „sauberer“ Film

Eine neue und sehr spezielle Bedeutung erhielt das Wort „Family Movie“ um 1970 in den Vereinigten Staaten. Der Hays Code hatte in diesem Land jahrzehntelang verhindert, dass kommerzielle Filme produziert und vermarktet werden konnten, in denen potenziell Anstößiges, wie etwa Sex oder blutige Gewalt, gezeigt wurde. Nach der Abschaffung des Hays Code im Jahre 1967 hatten Filme, die solche Inhalte aufwiesen, Verbreitung gewonnen, mit der Folge, dass darüber ein gesellschaftlicher und auch politischer Diskurs entstand. Der Terminus „Family Movie“ erhielt in diesem Kontext eine neue Bedeutung als Chiffre für einen Film, der keine potenziell anstößigen Inhalte aufweist.[10] Dieser Sprachgebrauch ist in den USA bis heute weit verbreitet, wobei er auch Filme wie z. B. Ben Hur einschließt, die für Kinder erst von einem gewissen Alter an ansprechend sind.[11] Da ein entsprechender Diskurs in den deutschsprachigen Ländern nicht existiert und auch die besonderen wertkonservativen Konnotationen, die das Wort family im Englischen hat, in vielen anderen Sprachen nicht verstanden werden, ist eine entsprechende Lehnübersetzung ins Deutsche nicht eingedrungen.[12]

„Familienfilm“ als Film für junge Kinder und ihre Eltern

In der englischsprachigen Literatur wurde der Ausdruck vereinzelt bereits in den 1920er Jahren auch als Genrebezeichnung für solche Filme verwendet, die dafür konzipiert sind, dass Kinder und Erwachsene sie gemeinsam anschauen.[13] Um die Mitte der 1990er Jahre fand dieser Sprachgebrauch eine Wiederbelebung. Als Family Movies wurden nun – rein deskriptiv, also ohne implizite jugendschützerische Eignungszuschreibungen – solche Filme bezeichnet, die keine reinen Kinderfilme, sondern gleichzeitig für zwei Zielgruppen produziert sind, nämlich 1. für Kinder vor dem Teenageralter und 2. diejenigen Erwachsenen, die Kinder ins Kino begleiten.[14] In deutschsprachigen Druckwerken lässt sich ein entsprechender Gebrauch des Wortes „Familienfilm“ seit etwa 2000 nachweisen.[15][16]

Siehe auch

Literatur

  • Noel Brown: The Hollywood Family Film: A History, from Shirley Temple to Harry Potter. I.B. Tauris 2012.

Einzelnachweise

  1. Petra Anders, Michael Staiger u.a.: Einführung in die Filmdidaktik: Kino, Fernsehen, Video, Internet. J. B. Metzler, Berlin 2019, ISBN 978-3-476-04764-9, S. 50 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Die besten Familiendramen. Abgerufen am 31. Januar 2023.
  3. Die besten Familiendramen der 2010er aus Deutschland. Abgerufen am 30. Januar 2023.
  4. a b Ursula von Keitz, Caroline Amann: Familienkino / Familienfilm. In: Lexikon der Filmbegriffe, Hrsg. von Hans J. Wulff und Theo Bender.
  5. zitiert nach Ronald M. Hahn, Volker Jansen, Norbert Stresau: Lexikon des Fantasy-Films. 650 Filme von 1900 bis 1986. Heyne, München 1986, ISBN 3-453-02273-4, S. 73.
  6. Home Movie Story. Behind the Invasion. In: Popular Photography. September 1944, S. 74 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Für den schönsten Familienfilm. Wanderpreis des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP. In: Neues Volk. Blätter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP. Band 6, Nr. 8, August 1938, S. 30 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Die soziale Funktion des Films. In: Handbuch für Sozialkunde. Band 1, C III 3. Duncker & Humblot, 1956, S. 13 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Ulrich Hägele: ‚Learning by doing‘. Walter Kleinfeldts Familienfilme 1925–1940 und was wir heute darin sehen können. In: Klaus Schönberger, Ute Holfelder (Hrsg.): Bewegtbilder und Alltagskultur(en): Von Super 8 über Video zum Handyfilm. Praktiken von Amateuren im Prozess der gesellschaftlichen Ästhetisierung. Halem, Köln 2017, ISBN 978-3-86962-241-5, S. 291–311 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Thaddeus J. Dulski: Pornography is Big Business. In: Congressional Record. Proceedings and Debates of the 91st Congress First Session. Band 115, Nr. 19, 19. September 1969, S. 26440.
  11. Susan Bordo: The Male Body. A New Look at Men in Public and in Private. Farrar, Straus and Giroux, New York 1999, ISBN 978-0-374-28065-9, S. 126 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Elaine Tyler May: “Family Values”: The Uses and Abuses of American Family History. In: Revue française d’études américaines, 2003/3, Nr. 97, S. 7–22. Abgerufen am 1. Februar 2023.
  13. Film Year Book. Wid's Films and Film Folks. Band 9, 1926, S. 530.
  14. Leonie Rutherford: Finding the mother, finding the child audience. Signifying practices in two recent 'family' films. In: Clare Bradford (Hrsg.): Writing the Australian child. Texts and contexts in fictions for children. University of Western Australia Press, 1996, ISBN 1-875560-75-0, S. 126–160, hier: S. 126 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Matthias Pitz: Die Wahrheit steht in den Sternen. Libri Books on Demand, ISBN 3-89811-887-8, S. 57 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. Torsten Körner: Der kleine Mann als Star: Heinz Rühmann und seine Filme der 50er Jahre. Campus Verlag, Frankfurt, New York 2001, ISBN 3-593-36754-8, S. 206.