Air-Canada-Flug 797

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Air-Canada-Flug 797

eine baugleiche Douglas DC-9 der Air Canada

Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Brand
Ort Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Flughafen Cincinnati, Kentucky
Datum 2. Juni 1983
Todesopfer 23
Überlebende 23
Verletzte 16
Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp McDonnell Douglas DC-9-32
Betreiber Air Canada
Kennzeichen C-FTLU
Abflughafen Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Flughafen Dallas/Fort Worth
Zwischenlandung Kanada Flughafen Toronto-Pearson
Zielflughafen Kanada Flughafen Montreal-Trudeau
Passagiere 41
Besatzung 5
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen

Der Air-Canada-Flug 797 war ein planmäßiger Flug, welcher von Dallas/Fort Worth mit einer Zwischenlandung in Toronto nach Montreal führte. Am 2. Juni 1983 brach während des Fluges hinter den Toiletten ein Brand aus, der sich zwischen der äußeren Verschalung und der Innenverkleidung ausbreitete und die Flugzeugkabine mit giftigem Rauch füllte. Das sich ausbreitende Feuer zerstörte auch mehrere für den Flugbetrieb notwendige Elektronik-Kabel, wodurch Instrumente im Cockpit ausfielen und das Flugzeug notlanden musste. 90 Sekunden, nachdem das Flugzeug aufgesetzt hatte und die Türen geöffnet waren, schufen die Hitze des Feuers sowie der durch die offene Tür ins Flugzeuginnere gelangende Sauerstoff sogenannte Flashover-Konditionen, wodurch die Kabine vom Feuer verschlungen wurde. Insgesamt kamen 23 Passagiere, welche das Flugzeug verlassen wollten, in den Flammen ums Leben.

Details

Am 2. Juni 1983, um 16:20 CDT (21:20 UTC)[1] startete das Flugzeug der Air Canada mit dem Kennzeichen C-FTLU vom Flughafen Dallas/Fort Worth; es sollte in Toronto zwischenlanden und dann nach Montreal weiterfliegen.

Der 51-jährige Donald Cameron war der Kapitän, der 34-jährige Claude Ouimet diente als Erster Offizier. Beide waren erfahrene Piloten; Cameron hatte rund 13.000 Flugstunden, Ouimet etwa 5.650. Über Louisville, Kentucky, brach in den oder in der Nähe der Toiletten ein Feuer aus. Die Piloten hörten einen Knall um etwa 18:51, als gerade das Abendessen serviert wurde, und entdeckten, dass der Leistungsschutzschalter der Toiletten ausgefallen war. Dies war nicht ungewöhnlich, wenn viele Passagiere die Toilette nach dem Essen aufsuchten,[2] und so wartete Cameron etwa acht Minuten, so dass sich der Schalter abkühlen konnte, bevor er ihn um etwa 18:59 wieder zu aktivieren versuchte, mehrmals mit einem erneuten Ausfall. Der Cockpit-Voice-Recorder hatte hingegen schon um 18:48 mehrere für die Besatzung wohl unhörbare Lichtbogen-Geräusche aufgezeichnet.[1]

Um etwa 19:00 nahm man einen strengen, übel riechenden Geruch im hinteren Teil des Flugzeuges wahr.[1] Die 33-jährige Flugbegleiterin Judi Davidson stellte fest, dass der Gestank aus der Toilette kam. Als sie die Türe öffnete, um nachzusehen, kam ihr dicker grauer Rauch entgegen. Deswegen schickte sie ein weiteres Crewmitglied, um den Purser, den 37-jährigen Sergio Benetti, zu holen. Benetti sprühte Feuerlöschmittel in die Toilette. Währenddessen informierte Davidson die Piloten und die 28-jährige Flugbegleiterin Laura Kayama begann, die Passagiere auf Plätze nahe den Notausgängen umzusetzen.[1] Zu keiner Zeit meldete man den Piloten, dass noch keine Flammen gesichtet wurden, was der Fall gewesen wäre bei einem Brand im Abfallkübel. Der Erste Offizier verließ das Cockpit um 19:03, um selber nachzusehen, jedoch kam er wegen des Rauches im hinteren Teil der Kabine nicht dazu, die Toilette zu öffnen. Als er wieder im Cockpit war, erklärte er, dass es wohl besser wäre, zu landen. Eine Stewardess meldete dem Kapitän, dass sich der Rauch in der Kabine wieder gelichtet habe und sie meine, dass es sich bessern würde. Während der Erste Offizier ein weiteres Mal, diesmal mit einer Rauch-Schutzbrille, im hinteren Teil des Flugzeugs war, fielen zahlreiche elektrische Systeme aus. Aufgrund der heissen Toiletten-Türe wies der Offizier die Begleiter an, die Türe geschlossen zu halten, bevor er von einer Flugbegleiterin ins Cockpit zurück gewunken wurde. Kaum war er im Cockpit, fielen elektrische Systeme bis hin zum Künstlichen Horizont aus. Ebenso beendete zu diesem Zeitpunkt der Voice Recorder die Aufzeichnung. Die Funksysteme wurden auf Batteriebetrieb umgeschaltet, hingegen blieb für den Rest des Fluges die Höhenrudertrimmung unbedienbar und so wurde es ziemlich schwierig, den Landeanflug des Flugzeugs zu kontrollieren. Um 19:08 erklärten die Piloten die Luftnotlage. Obschon es den Flugbegleitern nicht möglich war, über die Lautsprecher mit den Passagieren zu kommunizieren, schafften sie es, die Passagiere zu instruieren, wie die Türen zu öffnen sind.[2][1]

Um 19:20 führten die Piloten unter den erschwerten Bedingungen eine Notlandung auf dem Flughafen Cincinnati durch. Das Flugzeug musste vom Bodenradar geführt werden, da es seinen Kurs aufgrund der ausgefallenen Instrumente selber nicht kannte.

Nach dem Stillstand wurden zur Evakuierung die Türen geöffnet, wodurch das zuvor nicht sichtbare Feuer durch den eintretenden Sauerstoff angefacht wurde. 23 der 41 Passagiere verbrannten. 21 kanadische sowie zwei amerikanische Staatsangehörige kamen beim Unglück ums Leben, darunter der Sänger Stan Rogers. Zahlreiche Leichen wurden bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Nachdem die Cockpit-Crew der Kabine nicht helfen konnte, verliess Ouimet das Flugzeug durch den Notausgang (durch das Fenster auf der Copiloten-Seite). Cameron jedoch war bewusstlos. Feuerwehrleute schafften es, dass der Kapitän wieder zu Bewusstsein kam, und so schaffte dieser es, sein eigenes Fenster zu öffnen, und aus dem Flugzeug zu klettern.[2] Er war der letzte Insasse, welcher das Flugzeug lebend verlassen konnte.[2]

Diagramm von Flug 797, darauf ersichtlich ist die Lage der Passagiere

Konsequenzen aus dem Unglück

Als ein Resultat der Katastrophe wurden die weltweiten Sicherheitsregulationen verbessert. Es wurden neue Rauchmelder in den Toiletten notwendig, zudem wurden Notfalllichter, welche den Weg zu den Türen markieren, eingebaut. Außerdem wird die Crew nun besser in der Feuerbekämpfung geschult.

Die Crew wurde einerseits für ihr Fliegerisches Können gelobt, andererseits für das Zögern bis zum Einleiten des Sinkfluges kritisiert.

Weiteres

Seit diesem Unfall 1983 hatte die Air Canada keinen weiteren Unfall mit Todesfolge.[3]

Zum Zeitpunkt des Unglücks hatte Air Canada außer der verunglückten Maschine 41 weitere McDonnell Douglas DC-9-32 in der Flotte.

Die Flugnummer 797 wurde von Air Canada weiter benutzt, dies nun für Flüge zwischen Montreal und Los Angeles.

Ähnliche Fälle

Saudia-Flug 163

Einzelnachweise

  1. a b c d e NTSB report on Flight 797 crash (Memento vom 29. Oktober 2005 im Internet Archive)
  2. a b c d "Fire Fight," Mayday
  3. Air Canada- Accident & incidents. Aviation Safety Network, abgerufen am 17. August 2009.