Albrecht Daniel Thaer
Albrecht Daniel Thaer (* 14. Mai 1752 in Celle; † 26. Oktober 1828 auf Gut Möglin bei Wriezen) war Polywissenschaftler und gilt als Begründer der Agrarwissenschaft.
Leben
Thaer war der Sohn eines Arztes. Ab 1765, mit 13 Jahren, besuchte er in Celle die Lateinschule, das spätere Ernestinum. Mit 18 Jahren begann er das Studium der Medizin an der Universität Göttingen. Im Jahr 1774 kehrte er als Arzt nach Celle zurück. Aufgrund seines Erfolges wurde er Leibarzt von Georg III., dem Kurfürsten von Hannover. Nebenbei beschäftigte er sich mit Blumenzucht und Landwirtschaft. Im Jahr 1780 wurde Thaer in die Königlich-Kurfürstliche Landwirtschaftsgesellschaft berufen. Im Jahr 1786 heiratete er Philippine von Willich, Tochter des Vizepräsidenten am Celler Oberappellationsgericht Georg Wilhelm von Willich. Sein dritter Sohn war der Agronom Albrecht Philipp Thaer. Die 1788 geborene Tochter Caroline heiratete 1809 Georg Ernst Wilhelm Crome, der später Professor an der landwirtschaftlichen Akademie des Schwiegervaters wurde.
Albrecht Thaer berichtete 1798 in einem ersten von drei Bänden über den beeindruckenden Stand der englischen Landwirtschaft: „Einleitung zur Kenntniß der englischen Landwirthschaft und ihrer neueren praktischen und theoretischen Fortschritte, in Rücksicht auf Vervollkommnung deutscher Landwirthschaft für denkende Landwirthe und Cameralisten“.
Im Jahr 1802 gründete er in Celle in den Dammaschwiesen das erste deutsche Landwirtschaftliche Lehrinstitut (heute Thaers Garten)[2]. Dort erzielte er unter anderem mit der Fruchtwechselwirtschaft große Ertragssteigerungen.
Im Jahr 1804 wechselte er in preußische Dienste. Im selben Jahr wurde ihm das Gut Möglin als erste deutsche landwirtschaftliche Akademie (Landwirtschaftliche Akademie Möglin) zur Verfügung gestellt. Sie hieß ab 1819 Königlich Preußische Akademie des Landbaus. Hier entwickelte Thaer seine Grundsätze der rationellen Landwirtschaft, mit denen er zum Gründer der deutschen Agrarwissenschaft wurde. Im Jahr 1810 erhielt er eine Professur an der Universität Berlin.
1811 wurde er Ehrenmitglied der Leipziger Ökonomischen Societät.[3]
Thaers Grabstätte befindet sich im Mögliner Gutspark. Seit 1952 besteht eine Albrecht-Thaer-Gesellschaft, die die agrarwissenschaftliche Erforschung des Raumes Niedersachsen zum Ziel hat. 1991 wurde aus der Arbeitsgruppe Thaer beim Kulturbund der DDR die Fördergesellschaft Albrecht-Daniel-Thaer Möglin e. V. gegründet. Sie betreibt eine Gedenkstätte in Reichenow-Möglin/Brandenburg.
Denkmale und andere Ehrungen
Denkmale und andere Ehrenbezeugungen für Albrecht Daniel Thaer befinden sich in
- Leipzig, basierend auf einem Entwurf von Ernst Rietschel, aufgestellt 1859
- Berlin-Mitte, Invalidenstraße 42, im Thaersaal[4] der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Skulptur ist das 1860 nach Entwürfen von Christian Daniel Rauch durch Hugo Hagen ausgeführte überlebensgroße Bronzestandbild, das zuerst auf dem Schinkelplatz stand. Auf der Rückseite des Denkmals findet sich diese Inschrift: „Dieses Standbild von A. D. Thaer wurde anlässlich seines 200. Geburtstages vom Schinkelplatz hierher gebracht.“[5] Zudem verleiht die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der HU Berlin seit 1998 die Thaermedaille. Die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der HU Berlin wurde am 31. März 2014 in das "Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften" umgewandelt.[6]
- Celle, geschaffen 1873 von Ferdinand Hartzer
- Göttingen, eine Göttinger Gedenktafel in der Rote Straße 29
- Halle (Saale), eine im Jahr 1914 aufgestellte Thaer-Stele
- Möglin, eine im Mögliner Park 1978 von Horst Engelhardt geschaffene Thaer-Büste der Thaer-Gedenkstätte
- Kaaden (heute Kadaň, Tschechien), errichtet 1905, Entwurf Moritz Cernil, Ausführung Karl Legrain und Josef Kraus
- Uelzen, Albrecht-Thaer-Platz
In Göttingen sind eine Straße und ein Studentenwohnheim nach Thaer benannt, in Münster (Westfalen), in den Berliner Ortsteilen Friedrichshain und Prenzlauer Berg, in Blumberg, Hildesheim, Kleinburgwedel, Leipzig, Görlitz, Remscheid-Lennep, Walsrode, Soltau und Gießen je eine Straße. In Halle (Saale) ist ein Stadtteil als Thaerviertel benannt. Die heutige ul. Karolewska im polnischen Łódź hieß von 1939 bis 1945 ebenfalls Albrecht-Thaer-Straße.
In Celle ehrt die Albrecht-Thaer-Schule, die Berufsbildende Schule (IV) für Agrarwirtschaft, den Agrarwissenschaftler, ebenso wie die von ihr betriebenen Einrichtungen Café KräuThaer und KräuThaer-Laden im Heilpflanzengarten Celle.[7] In Hamburg-Stellingen befindet sich das Albrecht-Thaer-Gymnasium (ehemals Oberschule vor dem Holstentor), das jedoch nach Thaers 1855 geborenem Urenkel Albrecht Wilhelm Thaer benannt ist.
Zum 225. Geburtstag von Albrecht Daniel Thaer gab die Post der DDR 1977 im Rahmen ihrer Ausgabenreihe Bedeutende Persönlichkeiten eine ihm gewidmete Briefmarke heraus. Im Jahr 2002 erschien eine Briefmarke der Deutschen Post anlässlich seines 250. Geburtstages. Die Deutsche Reichsbank druckte sein Porträt auf den 10-Reichsmark-Scheinen ab.
Werke
- Einleitung zur Kenntniß der englischen Landwirthschaft, 3 Bd., 1798–1804, Band 1, Band 2, Band 3
- Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. 4 Bde. Realschulbuchhandlung, Berlin 1809–1812. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Bd. 1. 1809, Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Bd. 2. 1810, Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Bd. 3. 1812, Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Bd. 4. 1812)
- Leitfaden zur allgemeinen landwirthschaftlichen Gewerbs-Lehre, KLWG, Realschulbuchhandlung, Berlin 1815, Digitalisat
- Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Realschulbuchhandlung, Berlin 1815. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Vermischte landwirthschaftliche Schriften aus den Annalen der niedersächsischen Landwirthschaft, 3 Bände, Band 1, Band 2, Band 3
Literatur
- Carl Leisewitz: Thaer, Albrecht Daniel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 636–641.
- Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer (Hrsg.): Auf den Spuren Albrecht Daniel Thaers. Möglin und seine Umgebung. Möglin 1994, ISBN 3-9803835-1-2
- Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer (Hrsg.): Albrecht Daniel Thaer, Ausstellung. Möglin 2002
- Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer, Martin Frielinghaus: Albrecht Daniel Thaer in Brandenburg und Berlin, Agrarhistorischer und kulturhistorischer Reiseführer. Findling, Neuenhagen 2004, ISBN 3-933603-28-5
- Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Zweiter Theil: Das Oderland. Berlin, Verlag von Wilhelm Hertz, 1868, S. 229
- Guenther Franz, Heinz Haushofer: Grosse Landwirte. DLG, Frankfurt/M 1970, S. 59–78
- Martin Frielinghaus, Claus Dalchow (Hrsg.): Albrecht Daniel Thaer. Ein Leben für die Landwirtschaft. DLG Verlag, Frankfurt 2006, ISBN 3-7690-0671-2
- Volker Klemm, Guenther Meyer: Albrecht Daniel Thaer. Pionier der Landwirtschaftswissenschaften in Deutschland. Halle (Saale) 1968
- Königliche Landwirtschafts-Gesellschaft (Hrsg.): Albrecht Thaer. Sein Leben und seine Bedeutung in Vergangenheit und Gegenwart. Zum Gedächtnis der Wiederkehr des 100. Todestages am 26. Oktober 1928. Landwirtschaftskammer für die Provinz Hannover, Hannover 1928
- Wilhelm Körte: Albrecht Thaer. Sein Leben und Wirken, als Arzt und Landwirth. F. A. Brockhaus, Leipzig 1839
- Kathrin Panne (Hrsg.): Albrecht Daniel Thaer – Der Mann gehört der Welt. Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung im Bomann-Museum Celle zum 250. Geburtstag von Albrecht Daniel Thaer. Bomann-Museum Celle, Celle 2002, ISBN 3-925902-44-9
- Karl Robert Schütze (Hrsg.): Denkmal Albrecht Thaers (zu Berlin). In: Dahlemer Materialien. Berlin 1992 (= Schriftenreihe der Domäne Dahlem 3), ISBN 3-9802192-2-4
Weblinks
- Literatur von und über Albrecht Daniel Thaer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Theodor Fontane: Albrecht Daniel Thaer in Projekt Gutenberg
- Ansgar Vielberg: Albrecht Daniel THAER. In: ECOCHRON.
- Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer
- Albrecht-Thaer-Gesellschaft
- Albrecht-Thaer-Gymnasium in Hamburg-Stellingen benannt nach dem Urenkel
- Das Albrecht-Thaer-Denkmal in Celle
Einzelnachweise
- ↑ Webseite der Uni Berlin mit dem Originalbild von Johann Jacob de Lose
- ↑ Thaers Garten und Herrenhaus in Celle
- ↑ Erdmann Röhlig: Die sechs Standorte des Leipziger Thaer – Denkmals.@leipzigersocietaet.de, S. 20 (abgerufen 12. März 2014)
- ↑ Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät ( vom 9. Juni 2010 im Internet Archive)
- ↑ Inschrift am Denkmal, gesichtet und notiert am 11. Juli 2011
- ↑ https://www.agrar.hu-berlin.de/pressmit/pressarchiv/archiv14/20140331.pdf
- ↑ siehe „Café KräuThaer“ & „KräuThaer Laden“, „Albrecht Daniel Thaer“
Personendaten | |
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NAME | Thaer, Albrecht Daniel |
KURZBESCHREIBUNG | Begründer der Agrarwissenschaft |
GEBURTSDATUM | 14. Mai 1752 |
GEBURTSORT | Celle |
STERBEDATUM | 26. Oktober 1828 |
STERBEORT | Gut Möglin bei Wriezen |
- Agrarwissenschaftler (19. Jahrhundert)
- Mediziner (18. Jahrhundert)
- Pflanzenbauwissenschaftler
- Agrarökonom
- Tierzüchter
- Ökonom (19. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (Rittergut Möglin)
- Hochschullehrer (Humboldt-Universität zu Berlin)
- Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften
- Autor
- Sachliteratur
- Person (Celle)
- Deutscher
- Geboren 1752
- Gestorben 1828
- Mann
- Person (Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg)