Alfred Roller

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Brünn, 1907

Alfred Roller (* 2. Oktober 1864 in Brünn; Mähren; † 21. Juni 1935 in Wien) war ein österreichischer Bühnenbildner, Maler und Grafiker.

Familie

Alfred Roller war das älteste von acht Kindern von Joseph Roller (1833–1893) und dessen Frau Charlotte geb. Lauer (1840–1904). Der Vater war Maler und Zeichner und Direktor der deutschen Staatsrealschule in Brünn. Als der Vater 1893 gestorben war, übernahm Alfred die Aufgabe des Familienoberhaupts für die jüngeren Geschwister Marianne (1866–1944), Ernst (1868–1925), Claudine (1869–1870), Paul (1875–1914), Helene (1876–1945), Elisabeth verh. Tonner (1878–1948) und Margarete („Gretl“) (1881–1945).[1]

Er heiratete am 21. Juli 1906 die Studentin der Kunstgewerbeschule Mileva Antonia Stoisavljevic (1886–1949),[2] die Tochter eines Armeeoffiziers, der als Serbe aus Kroatien nach Österreich gekommen war, und seiner Frau Adelheid („Adele“) Paukert-Hohenauer. Milevas jüngerer Bruder Raoul Stoisavljevic (1887–1930) wurde Kampfflieger bei der österreichischen Armee.

Mileva und Alfred Roller bekamen zwei Söhne. Dietrich (1909–2001) wurde Arzt und Ulrich (1911–1941) wurde Bühnenbildner und fiel als Soldat in Stolpovo bei Kaluga (Russland) kurz nach Weihnachten 1941.[3] Alfred, Mileva und Dietrich Roller wurden auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt (Ev. Abt. Tor 4 Gruppe 5 Nr. 40/41).

Leben und Wirken

Roller studierte von 1884 bis 1893 an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Während dieser Zeit wurde er Mitglied in der Verbindung deutscher Kunstakademiker Athenaia.[4] 1897 war er Mitbegründer und 1902 Präsident der Wiener Secession, von der er sich aber 1905 trennte.

Von 1900 bis 1901 war er an der Kunstgewerbeschule Wien angestellt als „provisorischer Lehrer“ in der „Allgemeinen Abteilung und in der Abteilung für figurales Zeichnen“ und wirkte dort ab 1901 bis 1903 als Professor. Er ließ sich an der Kunstgewerbeschule von 1903 bis 1909 beurlauben für seine Tätigkeit als „Vorstand des Ausstattungswesen“ an der Wiener Oper. 1909 kehrte er an die Kunstgewerbeschule als Direktor zurück. Diese Aufgabe hatte er bis 1934 inne. [5] Da war er 70 Jahre alt. Ein Jahr später starb er.

1903 wurde er als Nachfolger von Heinrich Lefler von Gustav Mahler an die Wiener Hofoper geholt und reformierte in kongenialer Zusammenarbeit mit Mahler die szenische Kunst im Sinne der Idee des Gesamtkunstwerks (Zusammenwirken von Raum, Farbe und Licht mit Musik, Wort und Gestik). Nach 1909 war er auch Bühnenbildner unter anderem für das Burgtheater. Roller machte die Ausstattungen für sämtliche Wiener Richard-Strauss-Erstaufführungen. Später kam es zu einer engen Zusammenarbeit mit Max Reinhardt, bei dem er ab 1929 auch Lehrer am Wiener Reinhardt-Seminar war.

Der wohl bekannteste Bewunderer von Rollers Arbeit war Adolf Hitler, der ursprünglich 1908, nach seinem Umzug von Linz nach Wien, bei Roller in die Lehre gehen wollte. Zu diesem Zwecke verfasste eine Linzer Bekannte ein Empfehlungsschreiben an Roller. Werner Maser schrieb in seiner Hitler-Biografie, Roller habe daraufhin Hitler zu einem Gespräch empfangen und an einen Bildhauer namens Panholzer vermittelt. Laut neueren Forschungen von Brigitte Hamann (Hitlers Wien, 1998) ließ Hitler jedoch diese Chance ungenutzt: Nachdem er bereits in der Hofoper vorstellig geworden war, verließ er diese wieder, so dass eine Begegnung mit dem von ihm verehrten Roller nicht zustande kam. Roller lernte er fünfundzwanzig Jahre später kennen, nachdem er bereits deutscher Reichskanzler geworden war.

1920 war Roller zusammen mit Richard Strauss und Max Reinhardt Begründer der Salzburger Festspiele und schuf die erste Ausstattung zu Hugo von Hofmannsthals Jedermann. Im Jahr vor seinem Tod schuf Roller 1934 auf Wunsch Hitlers die Bühnenbilder für den Bayreuther Parsifal.

Literatur

Weblinks

Commons: Alfred Roller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Manfred Wagner: Alfred Roller in seiner Zeit. Residenz, Salzburg und Wien 1996
  2. Evan Baker, Oskar Pausch: Das Archiv Alfred Roller (= Mimundus: Wissenschaftliche Reihe des Österreichischen TheaterMuseums; Band 4). Böhlau, Wien 1994, ISBN 3-205-98312-2, S. 10 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Nachlassverzeichnis Ulrich Roller
  4. Manfred Wagner: Alfred Roller in seiner Zeit. Residenz, Salzburg und Wien 1996, S. 34 f.
  5. aus Kunst und Lehre am Beginn der Moderne - Die Wiener Kunstgewerbeschule 1867 - 1918. Wien 1986, S. 296.