Alsfeld-Altenburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Altenburg
Stadt Alsfeld
Koordinaten: 50° 44′ N, 9° 17′ OKoordinaten: 50° 44′ 10″ N, 9° 16′ 33″ O
Höhe: 271 (264–326) m
Fläche: 5,02 km²[1]
Einwohner: 1170 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 233 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 1969
Postleitzahl: 36304
Vorwahl: 06631

Altenburg ist der nach der Kernstadt größte Stadtteil von Alsfeld im mittelhessischen Vogelsbergkreis. Der Ort liegt im Vogelsberg südlich der Kernstadt und ist von dieser durch die Bundesautobahn 5 getrennt. Östlich des Orts verläuft die Bundesstraße 254; im Ort treffen sich die Landesstraße 3145 und die Kreisstraße 122.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Schlosskirche Altenburg
Schloss Altenburg

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Altenburg erfolgte unter dem Namen Aldenbure im Jahr 1193.[1] Mit Sifridus von Aldinburg wird erstmals ein Landadliger in Altenburg genannt. Eine Vorgängerburg des hoch über dem Ort aufragenden Schlosses Altenburg wurde zur Zeit der Merowinger erbaut. Im 18. Jahrhundert erfolgte ein Neubau, der bis heute den Freiherren Riedesel gehört.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Altenburg:

„Altenburg (L. Bez. Alsfeld) evangel. Filialdorf; liegt an der Schwalm auf einer Basaltkuppe, 12 St. von Alsfeld und 1426 Hess. (1085 Par.) Fuß über der Meeresfläche. Man findet 61 Häuser 446 Einw., die außer 2 Kath. evangelisch sind, und unter denselben 16 Bauern und 20, welche bürgerliche Gewerbe treiben, 1 Schloß, das auf steiler Anhöhe erbaut ist und von dem Baron von Riedesel mit seiner Dienerschaft bewohnt wird, 2 Höfe und 2 Mahlmühlen. Hier besteht seit 1814 eine Tuchmanufaktur mit einer durch die Schwalm getriebene Maschinenspinnerei für Schaaf- und Baumwolle, eine Färberei und eine Walke. Es werden hier Tücher, Bieber, Barchent und wollene Decken verfertigt. Die Bieber sollen den englischen nicht nachstehen. Außer den Kratzmaschinen sind hier eine Grobmühle und mehrere Feinmühlen, welche letztere die Wolle in das vollkommenste Webergarn verwandeln. – Altenburg war ehemals ein fuldisches Lehen. Der Landgraf Heinrich I. zerstörte, 1293, den Ort, so wie mehrere Hessische Raubschlösser, weil die Besitzer ihre Lehen nicht von ihn empfangen wollten. Eine Alsfelder burgmännische Familie trug Altenburg von den Landgrafen zu Lehen, welche davon auch den Namen führte, und 1300 erkaufte es Landgraf Heinrich I. von Reinhard von Altenburg.“[3]

Zum 1. Dezember 1969 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Altenburg im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis als Stadtteil nach Alsfeld eingegliedert.[1] Für den Stadtteil Altenburg, wie für die übrigen Stadtteile von Alsfeld, wurde ein Ortsbezirk eingerichtet.[4]

2005 errang Altenburg den 1. Preis auf regionaler Ebene im Landeswettbewerb Unser Dorf. 2006 wurde das Dorf Landessieger.

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Altenburg angehört(e):[1][5][6]

Gerichte seit 1803[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit für Altenburg durch das Amt Alsfeld. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Alsfeld“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Alsfeld, das heutige Amtsgericht, das für Altenburg zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Alsfeld und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[13]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Altenburg 1215 Einwohner. Darunter waren 36 (3,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 210 Einwohner unter 18 Jahren, 540 zwischen 18 und 49, 276 zwischen 50 und 64 und 189 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 495 Haushalten. Davon waren 138 Singlehaushalte, 144 Paare ohne Kinder und 162 Paare mit Kindern, sowie 42 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 81 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 356 Haushaltungen lebten keine Senioren.[14]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1791: 302 Einwohner[7]
• 1800: 302 Einwohner[15]
• 1806: 243 Einwohner, 50 Häuser[9]
• 1829: 446 Einwohner, 61 Häuser[3]
• 1867: 450 Einwohner, 60 Häuser[16]
Altenburg: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020
Jahr  Einwohner
1791
  
302
1800
  
302
1806
  
243
1829
  
446
1834
  
476
1840
  
478
1846
  
465
1852
  
462
1858
  
443
1864
  
416
1871
  
471
1875
  
475
1885
  
553
1895
  
585
1905
  
705
1910
  
773
1925
  
766
1939
  
777
1946
  
1.030
1950
  
1.054
1956
  
907
1961
  
880
1967
  
896
1970
  
857
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2006
  
1.388
2011
  
1.215
2015
  
1.241
2020
  
1.179
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Alsfeld: 2006[17], 2015[18], 2020[19]; Zensus 2011[14];

Historische Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1829: 446 evangelische, zwei römisch-katholische Einwohner[3]
• 1961: 768 evangelische (= 87,27 %), 100 römisch-katholische (= 11,36 %) Einwohner[1]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Altenburg besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Altenburg) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[4] Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 53,15 %. Alle Kandidaten gehörten der „Bürgerliste Altenburg“ an.[20] Der Ortsbeirat wählte Ralf Kruse zum Ortsvorsteher.[21]

Kulturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Altenburg (Alsfeld)

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Altenburg (Alsfeld) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Alsfeld) und Verwaltung.
  4. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen aufgelöst.
  5. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Altenburg, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Altenburg. In: Webauftritt. Stadt Alsfeld, abgerufen im März 2024.
  3. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 10 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. a b Hauptsatzung. (PDF; 208 kB) § 8. In: Webauftritt. Stadt Alsfeld, abgerufen im Februar 2012.
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 176 (Online in der HathiTrust digital library).
  8. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 226 (Online in der HathiTrust digital library).
  10. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 414 (online bei Google Books).
  11. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 6 ff. (online bei Google Books).
  12. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  13. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  14. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 34 und 74, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  15. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 186 (Online in der HathiTrust digital library).
  16. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 32 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Stadtteil Altenburg im Webauftritt der Stadt Alsfeld. abgerufen im Oktober 2017.
  18. Haushaltsplan 2017, Vorbericht.
  19. Einwohner 2020.
  20. Ortsbeiratswahl Altenburg. In: Votemanager. Stadt Alsfeld, abgerufen im September 2023.
  21. Ortsvorsteher. In: Webauftritt. Stadt Alsfeld, abgerufen im September 2023.