Wiska (Pornodarstellerin)

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Anastasia Pawliwna Hagen (geborene Hryschaj, ukrainisch Анастасія Павлівна Хаген/Гришай/Anastassija Pawliwna Chagen/Hryschaj, auch bekannt unter ihrem Künstlernamen Wiska, * 17. November 1985 in Homel, Weißrussische SSR),[1] ist ein ehemaliges ukrainisches Model und Pornodarstellerin. Aufgrund des im Jahr 2009 in der Ukraine in Kraft getretenen Verbots von Pornografie wurde ein Haftbefehl gegen Hagen erlassen. Daraufhin bat sie in der EU um Asyl, das ihr drei Jahre lang verwehrt wurde. Hagen ist die erste Pornografiedarstellerin, die in der EU aufgrund ihres Berufs Asyl bekommen hat, und die erste Frau Europas, die im Falle einer Verurteilung für ihr Mitwirken in Pornofilmen ins Gefängnis kommen würde.[2][3][4]

Künstlername

Ihr Künstlername Wiska ist von dem Wort Whisky abgeleitet, da sie bei ihrem allerersten Mitwirken in einem pornografischen Film dieses Getränk konsumierte.[5]

Biografie

Frühes Leben und Beginn der Karriere

Anastasia Pawliwna Hryschaj wurde am 17. November 1985 in Homel, in der Weißrussischen SSR geboren. Ihre Familie zog früh in die Ukraine, wo sie in der Stadt Feodossija aufwuchs.[1] Ihr Berufswunsch war zunächst Textildesignerin. Mit fünfzehn Jahren lernte sie ihren damals 32-jährigen zukünftigen Ehemann Alexander Hagen kennen. Im Alter von sechzehn Jahren bekam sie mit ihm ihr erstes Kind. Mit siebzehn Jahren begann Anastasia auf Empfehlung ihres Ehemannes in einer Modelagentur zu arbeiten. Sie modelte unter anderem auch für Erotikmagazine.[5]

Nachdem ihr Ehemann in einen Autobrand verwickelt und dafür zu drei Jahren Haftstrafe verurteilt wurde, zog Hagen mit ihrem damals einjährigen Sohn nach Kiew und studierte dort. Aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten gab sie auf einer Webseite ein Inserat für Modelaufträge auf. Sie erhielt per Anruf eine Anfrage nach dem Mitwirken bei einem pornografischen Film bei einem Dreh in Sankt Petersburg, wofür ihr 500 $ angeboten wurde, der sie auch zusagte. Innerhalb der nächsten vier Jahre erhielt sie immer wieder Angebote für weitere Drehs. In dieser Zeit lernte sie Englisch und erhielt bis zu 1000 pro Dreh. Sie wirkte in über 60 Pornofilmen mit,[5] unter anderem für die Produktionsfirma Evil Angel Productions[1] und in mindestens einem Film mit dem italienischen Pornostar Rocco Siffredi[6] und wurde eine der erfolgreichsten Erotik-Darstellerinnen Osteuropas.[4] Am Höhepunkt ihrer Karriere gab sie einige Interviews. Dabei rückte Hagen den Missstand, dass „den eigenen Körper zu verkaufen“ für viele Frauen Osteuropas eine der wenigen Optionen sei, Geld zu verdienen, ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, was den Behörden missfiel.[5]

Strafrechtliche Verfolgung

Im Jahr 2009 trat in der Ukraine unter Präsident Wiktor Juschtschenko ein Gesetz in Kraft, das Pornografie und ihre Verbreitung unter Strafe stellt.[7] Im Sommer 2010 leiteten mehrere Abgeordnete des ukrainischen Parlaments polizeiliche Ermittlungen gegen Hagen und ihre Familie ein und ein Haftbefehl wurde gegen sie erlassen[8][4] wofür ihr bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen. Im Falle ihrer Verurteilung wäre sie die erste Frau Europas, die bestraft würde, weil sie in Pornos auftrat. Einer der Abgeordneten, der die Ermittlungen gegen Hagen einleiten ließ, der KPU-Politiker Leonid Gratsch, bezeichnete sie als „Trägerin der Amoralität“ und warf ihr vor, die Jugend zu nichttraditionellem Sex zu verleiten.[5]

Asylantrag

Im selben Jahr stellte sie zusammen mit ihrem aus dem Gefängnis entlassenen Mann einen Asylantrag in der Tschechischen Republik, wo die meisten ihrer Pornofilme entstanden waren.[9] Allerdings sah das tschechische Innenministerium weder humanitäre noch politische Gründe, die ein Asyl rechtfertigen würden.[4]

Sie zog 2011 illegal nach Tschechien und verbrachte die meiste Zeit in Asylheimen. Auch vor dem Obersten Verwaltungsgericht Tschechiens scheiterte Hagen mit Beschwerden gegen die Ablehnung ihres Antrags.[10][9] Sie wurde während der Zeit ihrer Asylgesuche von der NGO Organizace pro pomoc uprchlíkům, unterstützt, die das tschechische Innenministerium zur Hilfe für Hagen aufrief[11] und für sie Spenden sammelte. Auch evangelische und katholische Pfarrer sprachen sich öffentlich für sie aus und boten ihr und ihrer Familie im Falle einer Abschiebung Kirchenasyl an.[5] Dies sei laut Angaben der Prager Zeitung in Tschechien beispiellos.[8] Außerdem wurde Hagen von der Femen-Bewegung unterstützt.[12] Am 6. Dezember 2012 demonstrierten sie und andere Frauen von Femen vor dem tschechischen Parlamentsgebäude.[13][6] Hagen hatte dabei einen ihrer kleinen Söhne auf dem Arm, was ihr auch den Beinamen „Pornomama“ verlieh.[14] Im September 2013 erhielt sie schließlich doch noch eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung.[9][15]

Hagen lebt aktuell in Kounice bei Prag.[5]

Privates

Hagen hat drei Kinder. Da ihr Ehemann, der aktuell in Russland lebt, nach wie vor kein Asyl in der EU hat, darf er seine Familie nur alle drei Monate als Tourist besuchen.[5]

Einzelnachweise

  1. a b c Wiska. Biografische Daten bei der Internet Adult Film Database.
  2. Ukrainian actress becomes first porn star to fight for EU asylum after claiming she has been persecuted for starring in adult films. Daily Mail. 3. Dezember 2012. Abgerufen am 25. Juli 2014.
  3. Former Ukrainian Porn Star, Persecuted At Home, Battles For EU Asylum Radio Free Europe. 22. Dezember 2012.
  4. a b c d Sarah Borufka. Spitzname "Pornomama" - Weil sie Sexfilme gedreht hat, droht Anastasia Hagen Knast. Die Welt. 15. März 2013. Abgerufen am 25. Juli 2014.
  5. a b c d e f g h Verfolgung wegen Erotikdreh - Flucht ins Pornoparadies. taz. 9. April 2013. Abgerufen am 25. Juli 2014.
  6. a b Ukrainian porn star refused asylum in EU. kyivpost.com. 10. Dezember 2012. Abgerufen am 25. Juli 2014.
  7. Yushchenko signs porn law despite widespread opposition KyivPost. 1. Juli 2009.
  8. a b Flucht ins Pornoparadies Prager Zeitung. 27. Februar 2013.
  9. a b c Marco Zimmermann. Ende einer Pechsträne – Ex-Pornodarstellerin darf bleiben. Radio Prag. 3. September 2013. Abgerufen am 25. Juli 2014.
  10. LN: Czech court turns down Ukrainian porn star's asylum effort (Memento vom 13. August 2013 im Internet Archive) Prague Daily Monitor. 31. Juli 2013.
  11. Support Ms. Anastasia Hagen and her children. opu.cz. 18. Dezember 2012. Abgerufen am 25. Juli 2014.
  12. FEMEN сongratulates Anastasia Grishay with freedom.. femen.org. 9. September 2013. Abgerufen am 25. Juli 2014.
  13. Pornodarstellerin bittet EU um Asyl. 20min.ch. 6. Dezember 2012. Abgerufen am 25. Juli 2014.
  14. Friedensnobelpreis für die EU - Von Madrid nach Bukarest. taz. 10. Dezember 2012. Abgerufen am 25. Juli 2014.
  15. Former Ukrainian porn star and her kids finally allowed to settle in the Czech Republic Radio Prague. 3. September 2013.