Angora

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Angora ist eine Textilfaser, die aus den Haaren des Angorakaninchens gewonnen wird. Das Angorakaninchen ist eine langhaarige Kaninchenrasse. Wegen ihrer schweißabsorbierenden und wärmehaltenden Eigenschaften wird die Angorafaser vor allem für Bett- und Unterwäsche, Strumpfhosen und Decken verwendet. Obwohl DIN 60001 und ISO 6938 eindeutig die Haare des Angorakaninchens als Angora definieren, besteht Verwechslungsgefahr mit Mohair, der Wolle der Angoraziege. Die Ziege hat ihren Namen von dem alten Namen der türkischen Stadt Ankara, da sie dort vorkommt. Das Kaninchen heißt Angorakaninchen, weil sein Haar dem der Ziege gleicht.

Gewinnung

Es gibt Angorakaninchen mit verschiedenen Angora-Wollhaar-Strukturen. In Frankreich und in der Schweiz werden Angorakaninchen mit gröberer Woll-Struktur gezüchtet. Die Haare des Fells werden nach 4 Monaten überreif und werden durch Auskämmen, Schur aber auch durch qualvolles „Abzupfen“ bei lebendigem Leib gewonnen.[1][2] Diese gezupfte Wolle wird zu langhaariger Handarbeitswolle verarbeitet. In Deutschland, Österreich und weiteren Ländern werden Angorakaninchen gezüchtet, deren Fell ein feines Woll-Vlies bildet, das regelmäßig alle 2-3 Monate geschoren wird. Die geschorene Angora-Wolle verarbeiten spezialisierte Betriebe zu hochwertigen Strickwaren. Angora-Handstrickwolle wird in Deutschland nur noch von wenigen lokalen Fachgeschäften und Internet-Händlern angeboten. Zur Schur der Tiere wird hierzulande entweder eine Handschere mit Schutzbügel oder eine elektrische Schermaschine verwendet. Nach der Schur verbringen die Tiere ca. 48 Stunden in temperierten Ställen. Danach hat sich das Kaninchen umgestellt und die Wolle hat wieder zu wachsen begonnen.[3] Laut der Tierrechtsorganisation PETA stammen 90 % der weltweit gehandelten Angora-Wolle aus der Volksrepublik China.

Kritik wegen Tierquälerei

In der Regel werden die Haare des Angora-Kaninchens mittels einer Schur gewonnen, welche dem Tier bei sachgemäßer Durchführung keine Schmerzen und Verletzungen zufügt.[4]

Die Haltung der Angorakaninchen als auch die Gewinnung der Wolle ist in Kritik geraten, u. a., weil in einem 2013 von der Tierschutzorganisation PETA veröffentlichten Video gezeigt wird, wie den Tieren bei lebendigem Leib die Wolle ausgerissen wird.[5] Die Lebendrupf und -Schur der vor Schmerzen schreienden Kaninchen wurde dabei auf neun unterschiedlichen chinesischen Pelztierfarmen aufgenommen.[6]

Das Bekanntwerden dieser Videoaufnahmen veranlasste die Textilunternehmen H&M und C&A im November 2013, Angorawolle aus ihren Sortimenten zu nehmen.[7][8] Anfang 2015 nahm auch der spanische Textilkonzern Inditex (u. a. Bershka, Massimo Dutti, Zara) Produkte aus bzw. mit Angora aus seinem Sortiment. Nach Angaben von PETA hatten mittlerweile auch mehrere andere große Modemarken ebenso gehandelt: Calvin Klein, French Connection, Topshop und Tommy Hilfiger.[9]

Sonstiges

Haustiere mit besonders langen Haaren, insbesondere bei Katzen die Türkisch Angora und Meerschweinchen, werden auch als Angora-Rassen bezeichnet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Modehandel steht wegen Angora unter Druck. Zeit Online, 29. November 2013, abgerufen am 18. März 2014.
  2. Angorawolle. Deutscher Tierschutzbund, abgerufen am 18. März 2014.
  3. Wolfgang Blumenthal: Angorakaninchen Züchter - Wo Langohren Wolle geben müssen. SHZ.de, 23. November 2013, abgerufen am 18. März 2014.
  4. Angoraschur - YouTube
  5. Ein Blick hinter die Kulissen der Wollindustrie (Memento vom 9. November 2013 im Internet Archive)
  6. Heba Kanso: PETA releases video of angora rabbit investigation in China. CBS News, 20. November 2013, abgerufen am 18. März 2014 (englisch).
  7. Angorawolle - Horror für Kaninchen / PETA. PETA, 20. November 2013, abgerufen am 18. März 2014.
  8. brü /dpa: Tierquälerei für Angora-Wolle: Nach H&M verbannt nun auch C&A Kleidung mit Angora. Focus Online, 28. November 2013, abgerufen am 18. März 2014.
  9. Badische Zeitung, Wirtschaft, 10. Februar 2015, badische-zeitung.de: Zara verbannt Angora