Apostelgymnasium

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Apostelgymnasium
Schulform Gymnasium
Gründung 1860
Adresse

Biggestraße 2

Ort Köln
Land Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 55′ 56″ N, 6° 54′ 58″ OKoordinaten: 50° 55′ 56″ N, 6° 54′ 58″ O
Träger Stadt Köln[1]
Schüler etwa 860 (2016)
Lehrkräfte etwa 75 (2016)
Leitung Klaus Trier
Website www.apostelgymnasium.de

Das Apostelgymnasium[1] ist ein Gymnasium mit hoher Unterrichtsdifferenzierung im Kölner Stadtteil Lindenthal, das sich in der Tradition des humanistischen, altsprachlichen Gymnasiums sieht, als das es seinerzeit gegründet wurde.

Geschichte

Das alte Apostelgymnasium vor 1939
Apostelgymnasium, ältere Gebäudeteile mit dem Eingang Biggestraße

Die Ursprünge der Schule liegen in der Kölner Altstadt, und zwar an der Straße Apostelnkloster neben der romanischen Kirche St. Aposteln, an der Stelle, an der heute Die Brücke, das Domizil des Kölnischen Kunstvereins, steht. Dort wurde am 9. Oktober 1860[2] das Katholische Gymnasium an der Apostelkirche als drittes Kölner Gymnasium der Neuzeit gegründet. Der Neubau war nach einem Entwurf des Kölner Stadtbaumeisters Julius Carl Raschdorff ausgeführt worden. Es wurde weitgehend unterhalten vom Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds, der das Erbe der Kölner Jesuiten und ihrer Schule verwaltet (siehe Dreikönigsgymnasium). Erster Direktor war Gymnasialprofessor Heinrich Bigge (1860–1882). Nach ihm wurde die Biggestraße benannt, an der heute die Schule liegt. Auch der nahe Karl-Schwering-Platz ist nach einem Direktor der Schule, Karl Schwering benannt. Im Jahr 1876 erhielt die Schule den Namen Königlich Katholisches Gymnasium an der Apostelkirche; 1918, nach dem Ende des Kaiserreiches, wurde dann das Wort Königlich durch Staatlich ersetzt. Bis 1933 besuchten eine Reihe von jüdischen Schülern das katholische Gymnasium. Der letzte war Herbert Baum, der Sohn des jüdischen Religionslehrers am APG, der 1935 das Gymnasium mit Mittlerer Reife verlassen musste und dann auswanderte. 1933 waren noch vier jüdische Schüler an der Schule, darunter Bruno Benjamin Scheftelowitz, der noch im gleichen Jahr mit seinen Eltern auswanderte.[3]

Im Jahr 1939 wurde das Gymnasium wegen eines Straßendurchbruchs, für den Bau der Ost-West-Straße, der heutigen Hahnenstraße, aufgelöst und abgerissen. Hauptgrund für die Auflösung war jedoch, dass den damaligen Machthabern ein katholisches Gymnasium nicht ins Konzept passte. So wurden gleichzeitig das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium und die beiden katholischen Mädchenschulen aufgehoben. Die oberen Klassen kamen ins Schillergymnasium nach Ehrenfeld, die unteren wurden aufgeteilt. Anlässlich des 125-jährigen Schuljubiläums 1985 gaben drei Lehrer ein Aufsehen erregendes Buch heraus (siehe unten, Literatur), in dem die Geschichte der Schule in der Zeit des Nationalsozialismus beispielhaft und kritisch nach den Schulakten aufgearbeitet wurde.

Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Schule wiederbegründet werden. Zuerst noch unter dem Namen Staatliches Apostelgymnasium, vereinigt mit dem ehemaligen Kaiser Wilhelm-Gymnasium und dem ehemaligen Schillergymnasium[4]. Ab November zog sie ins Gebäude der ehemaligen Strohhutfabrik Silberberg & Mayer in der Lotharstraße in Köln-Sülz, das dem Gymnasialfonds gehörte und in dem seit 1928 das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium untergebracht war. In dem stark zerstörten und wenig geeigneten Haus begann ein provisorischer Unterricht zunächst im Wechsel mit der Hildegardisschule. Sie erhielt durch diese Lage (eigentlich schon seit 1939) den Charakter einer Stadtbezirksschule. Der katholische Charakter der Schule blieb aber bestehen. Etwa ein Drittel der Schüler - vor allem auch die aus dem nahen Umland - war evangelisch, Nicht-Christen spielten nach dem Kriege noch so gut wie keine Rolle. Die wenigen evangelischen Lehrer (für die Erteilung des evangelischen Religionsunterrichtes) hatten ihre Planstelle an anderen Kölner Schulen. Nach einem Erlass vom 17. Januar 1946 hieß die Schule Staatliches Apostelgymnasium. Der modernen Zeit gezollt war ein Zug mit den neuen Sprachen, insbesondere mit Französisch statt Altgriechisch als dritter Fremdsprache. Schon im April 1949 fanden erste Gespräche über einen Neubau statt. Aber erst 1959 konnte die Grundsteinlegung im Grünzug zwischen den beiden Kölner Grüngürteln am Lindenthaler Kanal erfolgen. 1961, kurz nach der Hundertjahrfeier noch unter Direktor Otto Leggewie erfolgte der feierliche Einzug in die von Walther Ruoff gebauten und heute denkmalgeschützten Gebäude. Seit 1972 wird die Schule koedukativ geführt. 1973 kam die Schule wie überall in Nordrhein-Westfalen in städtische Trägerschaft und hieß seitdem Städtisches Apostelgymnasium, heute offiziell nur noch Apostelgymnasium. Zu Beginn des neuen Jahrtausends wurden die Baulichkeiten durch mehrere Neubauten beträchtlich erweitert.

Im Jahr 2010 wurde im Oktober im Rahmen einer Festwoche das 150-jährige Bestehen der Schule gefeiert.

Schulprofil

Apostelgymnasium, Neubau mit Fachräumen

Die Schule sieht ihren Schwerpunkt in der Förderung der alten und der modernen Sprachen. Aufgrund der humanistischen Tradition der Schule wird Altgriechisch als dritte Fremdsprache ab Klasse 8 auch für Schüler anderer Schulen angeboten. Die zweite verpflichtende Fremdsprache Latein oder Französisch kann ab Klasse 6 begonnen werden. Für Chinesisch wird bei Interesse ab Klasse 7 eine Arbeitsgemeinschaft angeboten. Ab Klasse 8 kann im Rahmen der jetzt (einzig in Köln) bereits einsetzenden Unterrichtsdifferenzierung an modernen Sprachen Spanisch und für „Altsprachler“ Französisch als Fach gewählt werden. Selbst in der Oberstufe kann man zusätzlich noch mit Spanisch beginnen. Das Fach Technik, auch einzigartig in Köln, erschließt in der Oberstufe ingenieurwissenschaftliche Studien- und Berufsfelder. Auch Hebräisch kann man im Schulverbund lernen.

Daneben soll die musische und sportliche Ausbildung nicht zu kurz kommen. Ab der Mittelstufe gibt es eine Theater-Arbeitsgemeinschaft. Für Sport bestehen für die sportbetonte Schule Kooperationen mit der Kölner Sporthochschule und Kölner Sportvereinen. Der ehemalige katholische Charakter der Schule wird so fortgeführt, dass die Schüler, die nicht am katholischen oder evangelischen Religionsunterricht teilnehmen, Unterweisung im Fach Praktische Philosophie erhalten. Darüber hinaus bestehen besondere Förderangebote für besonders begabte oder förderungsbedürftige Schüler. Im Rahmen der Inklusiven Pädagogik werden Schüler mit Förderbedarf Hören und Kommunikation besonders betreut und gefördert. Es werden auch Schulpreise vergeben.

Förderverein

Im Jahr des 100-jährigen Bestehens konnte sich neben und verbunden mit dem Ehemaligenverein ein Förderverein konstituieren. Auch heute noch begleitet der Verein der Freunde und Förderer des Apostelgymnasiums die Entwicklung der Schule.

Heinrich Bigge
August Waldeyer
Karl Schwering

Schulleiter

  • Heinrich Bigge (1860–1882)
  • August Waldeyer (1883–1901)
  • Karl Schwering (1901–1921)
  • Karl Giesen (1921–1928)
  • August Altmeyer (1929–1933)
  • Heinrich Deckelmann (1934–1939)
  • Werner Ohlendorf (1945–1951)
  • Otto Leggewie (1951–1961)
  • Hubert Lenzen (1961–1973)
  • Hans Olbertz (1973–1995)
  • Peter Schwarz (1996–2000)
  • Klaus Zimmermann (2000–2015)[5] [6]
  • Klaus Trier

Bekannte Schüler und Schülerinnen

  • Max Wallraf (1859–1941), Oberbürgermeister von Köln, Präsident des Reichstags der Weimarer Republik[7]
  • Max Freiherr von Oppenheim (1860–1946) Diplomat, Orientalist und Archäologe in Vorderasien.
  • Wilhelm Momm (1865–1935), Regierungspräsident in Trier, Wiesbaden und Potsdam
  • Bernhard Falk (1867–1944), jüdischer Rechtsanwalt und Politiker der DDP
  • Konrad Adenauer (1876–1967), Oberbürgermeister von Köln und erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
  • Marcus Krüsmann (1879–1964), Jurist; bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten Bürgermeister der Stadt Limburg an der Lahn
  • Leo Schwering (1883–1971), Historiker, Philologe, Lehrer und Politiker (Landtagsabgeordneter und Mitbegründer der CDU)
  • Rudolf Amelunxen (1888–1969), erster Ministerpräsident von NRW
  • Alexander Altmann (1906–1987), Rabbiner, Philosoph und Judaist
  • Brian B. Shefton (1919–2012), ursprünglich Bruno Benjamin Scheftelowitz, Klassischer Archäologe
  • Gottfried Böhm (1920), Architekt und Bildhauer
  • Elmar Hillebrand (1925–2016), Bildhauer
  • Jürgen Rüttgers (* 1951), ehemaliger Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen
  • Friedrich Höricke (* 1963), Pianist
  • Daniel Schwerd (* 1966), Politiker und Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen
  • Andreas Schachner (* 1967), Archäologe, Leiter der Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts in der UNESCO Weltkulturerbestätte Bogazköy-Hattuscha, Türkei
  • Marcus Dekiert (* 1970 in Bergisch Gladbach), Kunsthistoriker, ehemaliger Leiter der Alten Pinakothek in München und seit 1. März 2013 Direktor des Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud Köln
  • Christoph Röckerath (* 1973), ZDF Korrespondent in den USA
  • Sebastian Moll (* 1980), evangelischer Theologe und Autor
  • Britta Heidemann (* 1982), Olympiasiegerin im Fechten
  • Kai Hospelt (* 1985), Eishockeyspieler bei den Grizzly Adams Wolfsburg
  • Philipp Schwethelm (* 1989), Basketballspieler bei Ratiopharm Ulm
  • Tibor Pleiß (* 1989), Basketballspieler bei Utah Jazz

Einzelnachweise

  1. a b Kölner Bildungsserver
  2. (Weblinks) Der Architekt meldet in der "Zeitschrift für Bauwesen, 1861": 6. April 1859 Anfang des Baues; 15. Oktober 1860 feierlicher Eröffnung.
  3. Ich bin katholisch..., S. 151 ff
  4. Festschrift APG zum Einzug in das neue Gebäude, Köln 1961, S.8
  5. Website Apostelgymnasium, Stand 26. Februar 2015
  6. Artikel zur Verabschiedung im Kölner-Stadtanzeiger vom 4. Februar 2015
  7. Konrad Adenauer: Wallraf, Max. In: Ulrich S. Soénius, Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Kölner Personen Lexikon. Greven Verlag, Köln 2008, S.  562.

Literatur

  • Otto Leggewie: Festschrift 1860 1960, 100 Jahre Staatliches Apostelgymnasium Köln
  • Otto Geudtner, Hans Hengsbach, Sibille Westerkamp: Ich bin katholisch getauft und Arier. Aus der Geschichte eines Kölner Gymnasiums. Emons, Köln 1985, ISBN 978-3924491055. (Über das Apostelgymnasium in der Zeit des Nationalsozialismus)

Weblinks

Commons: Apostelgymnasium (Köln) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien