Arnsbach (Borken)

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Arnsbach
Stadt Borken
Koordinaten: 51° 3′ N, 9° 15′ OKoordinaten: 51° 3′ 15″ N, 9° 14′ 46″ O
Höhe: 199 m ü. NHN
Fläche: 6,85 km²[1]
Einwohner: 473 (Jan. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 69 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Postleitzahl: 34582
Vorwahl: 05682

Arnsbach ist ein Dorf im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis und seit 1974 ein Stadtteil von Borken.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemarkung Arnsbach liegt im Westen des Borkener Beckens und hat eine Größe von ca. 688 Hektar. Nordwestlich von Arnsbach liegt der Naturbadesee Stockelache, der nach der Rekultivierung des ersten Braunkohletagebaus (Altenburg I) auf dem Gebiet von Borken entstand. Südöstlich, auf dem Gipfel des Berges Altenburg und teilweise auf Arnsbacher Gemarkung, liegen die Überreste der eisenzeitlichen Ringwallanlage Altenburg (auch „Altenburg bei Römersberg“ genannt).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dorfkirche
Ein alter Dorfbrunnen

Ausgrabungen, die 1936/37 unter der Leitung von Edward Sangmeister vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Marburg durchgeführt wurden, stellten schon für die Jungsteinzeit (Neolithikum) eine Besiedlung des Arnsbacher Raumes fest. Für die Besiedlung war die große Nähe von Wasser und die Lößbedeckung des Bodens wichtig. Die in Arnsbach gefundenen parallel liegenden Großbauten und Keramiken gehören zu den forschungsgeschichtlich bedeutsamen Zeugnissen bandkeramischer Siedlungstypen und galten lange Zeit mit der in Köln freigelegten Lindenthaler Siedlung als beispielhaft für diese Kultur (5600/5500 v. Chr.).[3][4]

Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung Arnsbachs im Jahre 1245 als Arnesbach erfolgte in Zusammenhang mit Besitz des Deutschen Ordens.[5] Das Dorf war im Besitz der Grafen von Ziegenhain, die es als Lehen an die Herren von Falkenberg gaben. Noch 1423 erklärte Hans von Falkenberg, dass Arnsbach falkenbergisches Erbe sei. Nach dem Ableben von Hans von Falkenberg 1426 fiel sein Besitz in Arnsbach an die Grafen von Ziegenhain zurück. Nach deren Aussterben im Jahre 1450 fiel ihre gesamte Grafschaft an die Landgrafschaft Hessen.

Spätestens seit 1570 gehört Arnsbach zum hessischen Gericht Borken.[6] Das Gericht war dem Amt Borken zugeordnet, das landgräflichen Besitzungen und Gerichte verwaltete.

1585 hatte das Dorf 37 Haushalte. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt es, wie alle Orte der Gegend, schwere Verwüstungen. 1639 gab es nur noch zehn Ehepaare und fünf Witwen; es wurden noch zehn Kühe, zwei Stiere und ein Pferd gezählt, Schweine und Schafe gab es nicht mehr. Im Jahre 1747 hatte der Ort dann bereits wieder 40 Haushalte, und 1835 gab es 392 Einwohner in 52 Häusern.[7]

Das Langhaus der evangelischen Kirche zu Arnsbach wurde 1883 an einen Rechteckchor von 1606 angebaut und 1905 renoviert. Bereits vor der Reformation muss eine Kirche bestanden haben, denn im 13. Jahrhundert ist ein "plebanus" (Leutpriester) belegt.

1897 wurde beim Bau eines Brunnens in Arnsbach Braunkohle gefunden.[8] Um das vermutete größere Vorkommen zu erschließen, wurde die „Gewerkschaft Arnsbach“ gegründet, unter deren Führung von 1900 bis 1909 in einem Tiefbaubetrieb auf dem Gebiet des späteren Tagebaues Gombeth Braunkohle gefördert wurde. Die Gewerkschaft wurde 1919 von den Deutschen Kaliwerken und 1921 vom preußischen Staat übernommen. Preußen gründete in Folge die Gewerkschaft Großkraftwerk Main-Weser AG, die die Braunkohlefelder um Borken erwarb und 1922 mit dem Bau des Kraftwerks Borken begann.[8]

Am 1. Januar 1974 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Arnsbach im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Stadt Borken eingegliedert.[9][10] Für alle durch die Gebietsreform eingegliederten Stadtteile wurde Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[11]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Arnsbach 474 Einwohner. Darunter waren 9 (1,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 66 Einwohner unter 18 Jahren, 180 zwischen 18 und 49, 120 zwischen 50 und 64 und 111 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 204 Haushalten. Davon waren 57 Singlehaushalte, 63 Paare ohne Kinder und 66 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 45 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 123 Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• um 1570: 39 Hausgesesse
• 1639: 10 Hausgesesse, 5 Witwen
• 1747: 155 Hausgesesse
Arnsbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
399
1840
  
399
1846
  
391
1852
  
353
1858
  
375
1864
  
405
1871
  
376
1875
  
351
1885
  
362
1895
  
359
1905
  
365
1910
  
371
1925
  
393
1939
  
367
1946
  
530
1950
  
572
1956
  
565
1961
  
532
1967
  
628
1970
  
637
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
474
2020
  
486
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Borken (Hessen)[2], Zensus 2011[12]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: alle Einwohner evangelisch-reformiertEinwohner
• 1885: 362 evangelische (= 100 %) (= 8,94 %) Einwohner
• 1961: 448 evangelische (= 84,21 %), 42 katholische (= 7,89 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

• 1961 Erwerbspersonen: 85 Land- und Forstwirtschaft, 122 Produzierendes Gewerbe, 16 Handel und Verkehr, 21 Dienstleistungen und Sonstiges

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Arnsbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Arnsbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern.[11] Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Arnsbach 59,71 %. Es erhielten die SPD mit 32,43 der Stimmen, drei Sitze und die „Freie Wählergemeinschaft Arnsbach“ mit 67,57 % sechs Sitze.[13] Der Ortsbeirat wählte Erich Rininsland zum Ortsvorsteher.[14]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen, Fischer, Kassel 1842, Online
  • Werner Ide: Von Adorf bis Zwesten. Ortsgeschichtliches Taschenbuch für den Kreis Fritzlar-Homberg, Bernecker, Melsungen 1972
  • Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz (Hrsg.): Kassel – Hofgeismar – Fritzlar – Melsungen – Ziegenhain, Teil I: Einführende Aufsätze, Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern Band 50, von Zabern, Mainz 1982, ISBN 3-8053-0573-7
  • Magistrat der Stadt Borken (Hrsg.): 675 Jahre Stadt Borken. Beiträge zur Stadtentwicklung, Riemann, Melsungen 1992
  • Literatur über Arnsbach nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Arnsbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Stadtteil Arnsbach In: Webauftritt der Stadt Borken (Hessen).
  • Arnsbach. Ortsgeschichte, Infos. In: www.borken-arnsbach.de. Private Website;

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Arnsbach, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 9. September 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Statistik/Zahlen/Fakten. Stadt Borken (Hessen), archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 14. Februar 2023.
  3. Irene Kappel: Kassel – Hofgeismar – Fritzlar – Melsungen – Ziegenhain. Die bandkeramische Kultur des Altneolithikums. In: Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz (Hrsg.): Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 50. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1982, ISBN 3-8053-0573-7, S. 44–51.
  4. HNA Regiowiki: Arnsbach und sein Steinzeitdorf (Memento vom 6. Juli 2017 im Internet Archive)
  5. Wyss Urkundenbuch Deutscher Orden I Nr. 78
  6. Georg Landau: Justizamt Borken. In: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. Theodor Fischer, Kassel 1842, S. 256 (PDF).
  7. Werner Ide: Von Adorf bis Zwesten, S. 16.
  8. a b Bernd Heßler: Vom Ackerbürgerstädtchen zur Bergbau- und Kraftwerkstadt. In: Magistrat der Stadt Borken (Hrsg.): 675 Jahre Stadt Borken. Riemann, Melsungen 1992, S. 8–9.
  9. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fritzlar-Homberg, Melsungen und Ziegenhain (GVBl. II 330-22) vom 28. September 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 356, § 11 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
  10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 393.
  11. a b Hauptsatzung. (DOC; 35 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Borken, abgerufen im April 2023.
  12. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 86, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  13. Ortsbeiratswahl Arnsbach. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im April 2023.
  14. Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Stadt Borken (Hessen), abgerufen im April 2023.