Bahnradsport-Weltmeisterschaften 1969

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Die Bahnradsport-Weltmeisterschaften 1969 fanden vom 5. bis 9. August 1969 für die Profis in Antwerpen sowie vom 20. bis 24. August für die Amateure in Brünn statt.

Austragungsorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für 1969 hatte sich die Tschechoslowakei um die Austragung der Weltmeisterschaften beworben, wollte aber nur die Amateur-Wettbewerbe ausrichten. Schon im Vorjahr waren die Wettbewerbe getrennt gewesen, nach olympischen und nicht-olympischen Disziplinen. In diesem Jahr fanden lediglich die Wettbewerbe für die Profis in Antwerpen statt, die übrigen Rennen, auch die der Frauen, in Brünn.

Die Rennen in Brünn fanden auf einer halb-überdachten 400-Meter-Zementbahn des Velodrom Brno statt, wodurch es nicht zu Verzögerungen durch Regen wie in vielen Jahren zuvor kam. Die Profi-Rennen wurden im Antwerpener Sportpaleis ausgetragen; damit fanden Bahn-Weltmeisterschaften erstmals auf einer Hallenbahn statt.

Frauenrennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bahnrennen der Frauen waren eine rein sowjetische Domäne, lediglich die Niederländerin Keetie van Oosten-Hage konnte mit einem dritten Platz in der Einerverfolgung diese Phalanx durchbrechen.

Politisches Umfeld[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Termin der Weltmeisterschaften in Brünn kollidierte mit dem ersten Jahrestag des Einmarschs der Ostblock-Staaten in die Tschechoslowakei zur Niederschlagung des Prager Frühlings: In den Straßen standen sowjetische Panzer, bewaffnete Soldaten patrouillierten, und die Zuschauer am Straßenrand bejubelten die US-amerikanischen Sportler euphorisch.[1] Dementgegen herrschte „[…] eisiges Schweigen beim Einzug der Fahne mit Hammer und Sichel aus Ostdeutschland, wütende Pfiffe und hektische Ablehnung für die rote Fahne der Sowjetunion“. Der Präsident des tschechoslowakischen Radsportverbandes, Dr. Rudolf Böhm, bat die Zuschauer, Pfeifen und Buhen gegen russische Fahrer einzustellen, da ansonsten die Rad-WM gefährdet sein könne, aber diese hielten sich nicht daran.[2] Bei Siegehrungen mit sowjetischen Sportlern verließen die Zuschauer die Halle.

In sportlicher Sicht stieß vonseiten westlicher Staaten die „hauptsächlich mit Ostblockvertretern gespickten technischen Kommission“ auf viel Kritik, da deren Entscheidungen oft als einseitig empfunden wurde. Es gebe zu viele „böse Zufälle“ argwöhnte der Radsport. Der ostdeutsche Vertreter habe angesichts eines sehenswerten Stehversuches zwischen einem Westdeutschen und einem Italiener, bei dem die Zuschauer „still und aufmerksam wie in der Oper“ gewesen seien, „ohne die Hand vor den Mund zu halten, müde und gelangweilt“ gegähnt.[2]

Resultate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frauen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Disziplin Platz Land Athlet
Sprint 1 Sowjetunion 1955 Sowjetunion Galina Zarjowa
2 Sowjetunion 1955 Sowjetunion Galina Ermolaeva
3 Sowjetunion 1955 Sowjetunion Irina Kiritschenko
Einerverfolgung (3000 m) 1 Sowjetunion 1955 Sowjetunion Raissa Obodowskaja
2 Sowjetunion 1955 Sowjetunion Tamara Garkuchina
3 Niederlande Niederlande Keetie van Oosten-Hage

Männer (Profis)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Disziplin Platz Land Athlet
Sprint 1 Belgien Belgien Patrick Sercu
2 Belgien Belgien Robert Van Lancker
3 Italien Italien Sante Gaiardoni
Einerverfolgung (5000 m) 1 Belgien Belgien Ferdi Bracke
2 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich Hugh Porter
3 Niederlande Niederlande Peter Post
Steherrennen (100 km) 1 Niederlande Niederlande Jacob Oudkerk/Albertus de Graaf
2 Belgien Belgien Theo Verschueren/Joop Stakenburg
3 Italien Italien Domenico De Lillo/August Meuleman

Männer (Amateure)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Disziplin Platz Land Athlet
Sprint 1 Frankreich Frankreich Daniel Morelon
2 Sowjetunion 1955 Sowjetunion Omar Pchakadse
3 Danemark Dänemark Peder Pedersen
Tandem 1 Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik Jürgen Geschke, Werner Otto
2 Deutschland Deutschland Jürgen Barth, Rainer Müller
3 Frankreich Frankreich Pierre Trentin, Daniel Morelon
Zeitfahren 1 Italien Italien Gianni Sartori
2 Polen 1944 Polen Janusz Kierzkowski
3 Niederlande Niederlande Klaas Balk
Einerverfolgung 1 Schweiz Schweiz Xaver Kurmann
(4000 m) 2 Frankreich Frankreich Bernard Darmet
3 Frankreich Frankreich Daniel Rebillard
Mannschaftsverfolgung
(4000 m)
1 Sowjetunion 1955 Sowjetunion Stanislaw Moskwin/Wladimir Kusnezow/
Wiktar Bykau/Sergei Kuskow
2 Italien Italien Pietro Algeri/Giacomo Bazzan/
Giorgio Morbiato/Antonio Castello
3 Frankreich Frankreich Claude Buchon/Bernard Darmet/
René Grignon/Daniel Rebillard
Steherrennen 1 Niederlande Niederlande Albertus Boom/Bruno Walrave
(1 Stunde) 2 Niederlande Niederlande Cees Stam
3 Schweiz Schweiz Jörg Peter

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Radsport, August/September 1969

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Nye: Hearts of Lions, Markham 1988, S. 228–230.
  2. a b Radsport, 26. August 1969

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]