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Bergedorfer St.-Petri-und-Pauli-Kirche 1850

Die Geschichte Bergedorfs begann 1162 mit der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes. 1275, nach nur gut einem Jahrhundert, stieg der Ort zur Stadt auf. Die längste Zeit ihres Bestehens – von 1420 bis 1867 – stand die Stadt unter beiderstädtischer Verwaltung Hamburgs und Lübecks. Im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes wurde Bergedorf eingemeindet und zu einem von vielen Hamburger Stadtteilen.

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Urkunde für das Recht zur Aufstauung der Bille und Errichtung einer Wassermühle 1208
Erstürmung des Bergedorfer Schlosses 1420
Bergedorf 1598
Große Straße (heute Sachsentor/Bergedorfer Markt) 1895
Sachsenstraße (heute Sachsentor) 1897
Bergedorfer Schloss 1899
Bergedorfer Hafen Anfang des 20. Jahrhunderts

Erstmals wurde Bergedorf 1162 urkundlich erwähnt. Das Kirchspiel Bergerdorp gehörte unter dem Sachsenherzog Heinrich dem Löwen zunächst zum Erzbistum Hamburg, es wechselte anschließend jedoch in die Zuständigkeit des Bistums Ratzeburg. Bereits damals verlief durch den Ort die wichtige Heer- und Fernhandelsstraße von Hamburg nach Lauenburg, die noch heute existiert. Sie begünstigte die Lage des Ortes als Marktsiedlung. Von 1202 bis 1227 gelangte Bergedorf unter die Herrschaft des dänischen Königs. Dies war der Entwicklung Bergedorfs förderlich, es entstand das noch heute erkennbare Zentrum des Ortes. Zunächst wurde 1208 die Bille aufgestaut und eine Kornwassermühle errichtet. Als Vorläuferin des Bergedorfer Schlosses entstand 1212 bis 1224 eine Wasserburg, um die sich eine zweite Siedlung etablierte. 1227 kam es zur Schlacht von Bornhöved in der Nähe Segebergs. Ein Heer norddeutscher Fürsten sowie der Städte Hamburg und Lübeck konnten die Truppen des dänischen Königs Waldemar II. entscheidend besiegen. Dadurch gelangte das Gebiet unter die Hoheit des Grafen Adolf IV. von Schauenburg. 1275 verlieh Johann I. dem Ort die städtischen Rechte nach Mölln-Lübecker Vorbild. Der Flecken entwickelte sich in der Folgezeit zu einem Ackerbürgerstädtchen mit Marktplatz, eingefasst vom wallgeschützten Stadtgraben und zwei Stadttoren. Das Schloss war seinerzeit Sitz des zuständigen Vogts Otto von Ritzerau. Herzog Erich III. von Sachsen-Lauenburg verpfändete Bergedorf 1370 gegen Zahlung einer Pfandsumme an die Stadt Lübeck. Nach seinem Tod 1401 hielt sich dessen Cousin Erich IV. nicht mehr an den Pfandvertrag gebunden, da er seinen Interessen entgegenstand. Er besetzte Bergedorf und vertrieb die Lübecker. In den Folgejahren störten die Nachkommen Erichs IV., seine Söhne Erich V., Bernhard III. und Otto den reibungslosen Verkehr auf dem Handelsweg zwischen Hamburg und der Elbfähre am Zollenspieker und ließen hansische Kaufleute überfallen.

15. bis 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hamburg-Lübecker Herrschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1420 griffen die Hansestädte Hamburg und Lübeck gemeinsam die Stadt Bergedorf an. Die Gründe lagen zum einen im Raubrittertum des Hauses Sachsen-Lauenburg, das die gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen der Hansestädte tangierte, und zum zweiten für Lübeck im verletzten Pfandvertrag. Hamburg und Lübeck beschlossen den Krieg und kündigten den Besatzern offen die Fehde an. Hierzu stellten sie ein Heer zusammen, das aus 800 Reitern, 1.000 Büchsenschützen, 2.000 Fußsoldaten und mehreren Kanonen bestand. Die Stadt war nach einem Tag eingenommen. Die 40-köpfige Burgbesatzung hingegen hielt der Belagerung und der Beschießung fünf Tage stand, ehe sie kapitulierte und frei abzog. Im Vertrag von Perleberg sicherten sich Hamburg und Lübeck die beiderstädtische Herrschaft (Kondominium) über Bergedorf, die Vierlande, Geesthacht und den halben Sachsenwald.

An den Vertragsverhandlungen war für Lübeck der Bürgermeister Jordan Pleskow und für Hamburg der Bürgermeister Hein Hoyer betraut. Die Verwaltung der eroberten Gebiete erfolgte gemeinsam, aber abwechselnd. Dazu setzten die Städte jeweils einen Amtmann mit zwölf wehrhaften Kriegsknechten und Dienern ein. Dienstsitz des Amtsmanns war das Bergedorfer Schloss. Zunächst wechselten sich die Städte mit der Verwaltung des Gebietes alle vier, ab 1446 alle sechs Jahre ab. Ab 1620 übten die jeweiligen Burghauptleute ihr Amt auf Lebenszeit – ebenfalls im Wechsel – aus (Liste der Amtmänner des Beiderstädtischen Amtes Bergedorf).

Der Schleusengraben zur Dove Elbe entstand ab 1443 als Schifffahrtsweg zum Landgebiet, also den heutigen Vierlanden, und nach Hamburg. Zur damaligen Zeit wurde in der Nähe des Schlosses die Kirche St. Petri gebaut, die bis 1502 zur St. Petri und Pauli erweitert wurde. Die erste urkundliche Erwähnung eines Zunftamtes der Schneider, Schuhmacher und Schmiede datiert auf den 18. Mai 1447.[1]

Der Amtmann Ditmar Koel – seit 1542 in Bergedorf – führte hier 1544 die Reformation ein. Er ließ 1545 eine Sägemühle am Blickgraben errichten, die im 17. Jahrhundert am heutigen Kupferhof in eine Kupfermühle umgebaut wurde. Während des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648 konnte sich Bergedorf durch Zahlung hoher Geldbeträge vor den Truppen der Katholischen Liga unter dem Feldherrn Johann t’Serclaes von Tilly bzw. vor den kaiserlichen Streitkräften unter dem Oberbefehlshaber Wallenstein schützen. 1621 zerstörte ein Großbrand annähernd die Hälfte der Stadt. Auf der Hude und dem Specken entstand um 1700 eine Vorstadt, in der sich neben einem Armenhaus auch eine Lohmühle erbaut wurde.

In der Franzosenzeit von 1806 bis 1814 wurden auch Bergedorf und das benachbarte Hamburg in das französische Kaiserreich einverleibt, bis die Städte an die russischen Belagerer übergeben wurden. In den Jahren danach folgte eine wirtschaftliche Erholung, die unter anderem vom Ausbau der Verkehrswege gekennzeichnet ist, namentlich der Wentorfer Straße in Richtung Schwarzenbek und der Kampchaussee. 1838 war die Kampchaussee die erste als Kunststraße angelegte zollfreie Verbindung über Billwerder nach Hamburg. Sie wurde nach 160 Jahren 1998 in Kurt-A.-Körber-Chaussee umbenannt. Ein weiterer Ausbau der Verkehrswege war der Bau der Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn 1842 durch William Lindley. Die Verlängerung nach Berlin erfolgte 1846. Um den Bahnhof herum entstand das italienische Viertel mit vornehmen Restaurant wie dem Frascati (vgl. Frascatiplatz), dem Portici und dem Colosseum. Politisch-freiheitliche Bestrebungen führten 1847 zur Gründung des Bürgervereins. Für kurze Zeit, von 1861 bis 1867, druckte die Stadt sogar eigene Bergedorfer Briefmarken.

1867 kaufte die Stadt Hamburg der Stadt Lübeck deren Besitzrechte für 200.000 preußische Taler ab. Am 1. Januar 1868 endete somit die seit 1420 praktizierte beiderstädtische Verwaltung, Bergedorf wurde nunmehr endgültig Teil der Stadt Hamburg. Das bisherige Amt Bergedorf wurde zur Landherrenschaft erhoben. Die Eingliederung Bergedorfs in den Deutschen Zollverein ließ die Ausfuhrabgaben auf produzierte Waren fortfallen. Die Gewerbefreiheit ab 1867 und die Gewerbeordnung von 1878 sorgten für eine Industrialisierung des Ortes. Eine Glashütte war 1869 der erste Großbetrieb, weitere folgten. Zwei Stuhlrohrfabriken erlangten besondere Bedeutung (vgl. Stuhlrohrstraße). Während der Amtszeit des Bürgermeisters Ernst Mantius von 1882 bis 1897 entwickelte sich Bergedorf zum modernen Vorort. 1887 wurde eine organisierte Müllabfuhr eingerichtet. Das erste Kraftwerk samt elektrischer Straßenbeleuchtung erhielt der Ort 1897. Um 1900 entstand das Bergedorfer Villenviertel.[2]

Der Bergedorfer Kamp[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bürgermeister und Räte der Städte Hamburg und Lübeck verkündeten am 6. August 1518, dass sie den Bewohnern Bergedorfs "eine Wiese und Weide zwischen Bille und der Landscheide" überlassen wollten. Dieser Kamp (= Land), ein im Vergleich zur Stadt Bergedorf riesiges Areal,

Die späte Industrialisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stuhlrohrfabriken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Fabrikarbeiterviertel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Kläranlage wurde 1910 gebaut. 1912 war für Bergedorf ein besonderes Jahr. Zu dieser Zeit war die sechs Jahre dauernde Ansiedelung der Hamburger Sternwarte auf dem Gojenberg abgeschlossen. Sie befand sich zuvor am Millerntor und zog wegen der Zunahme der Störungsquellen für die empfindlichen Optiken im Großstadtalltag in die Peripherie.

In den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhundert veränderte Bergedorf sein Gesicht beträchtlich: In den 1900er Jahren lockten die wachsenden Unternehmen scharenweise Arbeiter in die Stadt, es entstanden im Süden Bergedorfs Arbeitersiedlungen und Quartiere. In den 1920er Jahren folgten weitere Aus- und Umbauten. Das Bergedorfer Rathaus entstand 1927. Bergedorf erhielt eine Fluss-Badeanstalt (Bille-Bad), ein Amtsgericht, ein Gefängnisgebäude, Gebäude für Polizei und Feuerwehr. Das Hansa-Gymnasium wurde errichtet und der Stadtgraben zugeschüttet. Der Bau der „Durchbruchstraße I“ (heutige Vierlandenstraße) war eine radikale Baumaßnahme zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur.

Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz vom 1. April 1937, das bis zum 1. April 1938 umgesetzt wurde, verlor Bergedorf seine gemeindliche Selbstständigkeit und wurde kurzerhand zu einem von vielen Hamburger Stadtteilen. Der Stadtteil blieb von den Bombenangriffen der Alliierten auf die Zivilbevölkerung [3] verschont. Tausende ausgebombter Hamburger fanden in den Auffanglagern Zuflucht. Von 1945 bis 1949 und in den Jahren der jungen Bundesrepublik erlebte Bergedorf weitere beträchtliche Veränderungen. So baute Kurt A. Körber 1945/46 in Bergedorf die weltweit exportierende Maschinenfabrik Hauni auf. Die „Durchbruchstraße II“ (Bergedorfer Straße/B5) sorgte für einen städtebaulichen Wandel, denn für die neue Straße mussten unter Protest vieler Bürger alte Fachwerkhäuser weichen. Die Großwohnsiedlung Bergedorf-West entstand von 1968 bis 1973 in einer für die damalige Zeit typischen Art und Ausprägung. Die 1971 eingerichtete Fußgängerzone Sachsentor/Alte Holstenstraße sorgte hingegen für eine weitere Erhöhung der Attraktivität der inneren Bergedorfer Altstadt. Das erste kleinere Einkaufszentrum CCB (City-Center Bergedorf) entstand 1973.

Trotz der mittlerweile seit über 140 Jahren währenden Zugehörigkeit zu Hamburg hat sich Bergedorf – begünstigt durch die örtliche Entfernung und geografische Inselbildung des Ortes – eine eigene Identität bewahrt. Obgleich selbst Hamburger, fahren Bergedorfer – ähnlich wie Harburger – noch heute „nach Hamburg“, wenn sie die innere Hamburger Stadt aufsuchen.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hamburg-Lexikon, Zeiseverlag Hamburg, 2. Auflage 2000, ISBN 3-9805687-9-2
  • Hamburg von Altona bis Zollenspieker, Hoffmann und Campe Verlag Hamburg, 1. Auflage 2002, ISBN 3-455-11333-8
  • Hamburgs Straßennamen erzählen Geschichte, Medien-Verlag Schubert Hamburg, 4. Auflage 2006, ISBN 3-929229-41-2
  • Hamburg-Bergedorf aus der Luft, Sutton Verlag GmbH Erfurt, 1. Auflage 2005, ISBN 3-89702-891-3

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dr. Peter Gabrielsson: ... so dat wy myt endracht hebben ghemaket tusken uns en werk und en ghylde .... In: Lichtwark-Heft Nr. 55. Hrsg. Lichtwark-Ausschuß, Hamburg-Bergedorf 1991. ISSN 1862-3549.
  2. Ralf Lange: Architektonische Schatzkammer – Das Bergedorfer Villengebiet. In: Lichtwark-Heft Nr. 75, November 2010. Verlag HB-Werbung, Hamburg-Bergedorf. ISSN 1862-3549.
  3. Kai Gerullis: Die Spuren des Luftkriegs in Bergedorf. In: Lichtwark-Heft Nr. 75, November 2010. Verlag HB-Werbung, Hamburg-Bergedorf. ISSN 1862-3549.