Benutzer:Kazu89/Prekmurisch

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Prekmurisch (prekmurščina)

Gesprochen in

Slowenien, Ungarn sowie von Emigranten in zahlreichen Ländern
Sprecher etwa 80.000
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

ISO 639-3

Das Prekmurische (slowenisch prekmurščina, prekmursko narečje, panonska slovenščina; ungarisch Pannon szlovén nyelv, Vend nyelvjárás, wörtl. wendische Dialekte) ist ein Dialekt der slowenischen Sprache, der in der ostslowenischen Region Prekmurje und von den ungarischen Slowenen im westungarischen Komitat Vas gesprochen wird. Das Prekmurische ist der einzige slowenische Dialekt, der in der Vergangenheit einen Schriftstandard entwickelt hat. Der ungarische Name für Slowenen, die innerhalb des ungarischen Königreichs lebten, war Jahrhunderte lang Vendek, was der deutschen Bezeichnung Wenden entspricht. Im 18. und 19. Jahrhundert nannten die prekmurischen Schriftsteller ihren Dialekt sztári szlovenszki jezik (alte slowenische Sprache). Es besteht eine enge Verwandtschaft zu den slowenischen Dialekten in der angrenzenden Untersteiermark und zur kajkavischen Aussprachevariante des Kroatischen.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der prekmurische Dialekt wird weltweit von etwa 80.000 Menschen gesprochen. Der Großteil der Sprecher lebt in der Prekmurje, der östlichsten Region Sloweniens, wo der Dialekt die Muttersprache der meisten Einwohner darstellt. Außerdem wird er von der slowenischen Minderheit im ungarischen Komitat Vas in und um die Stadt Szentgotthárd (St. Gotthard) gesprochen. Einige tausend Sprecher leben in weiteren ungarischen Städten, insbesondere in Budapest, Szombathely (Steinamanger), Bakony und Mosonmagyaróvár. Ursprünglich war der Dialekt auch in der slowenischen Kolonie im Komitat Somogy (vor allem im Dorf Tarany) verbreitet, ist dort jedoch in den letzten beiden Jahrhunderten beinahe verschwunden.

Einige Sprecher leben auch in Österreich, Deutschland, den Vereinigten Staaten und Argentinien, sowie in größeren Städten in Slowenien (hauptsächlich Maribor und Ljubljana), wo sich beträchtliche Einwanderergruppen niederließen.

Sprachliche Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der prekmurische Dialekt gehört zur Gruppe der pannonischen Dialekte (slowenisch panonska narečna skupina), die auch Gruppe der ostslowenischen Dialekte (vzhodnoslovenska narečna skupina) genannt wird und eine der acht Dialektgruppen des Slowenischen bildet. Das Prekmurische hat viele Gemeinsamkeiten mit den Dialekten der Subregionen Haloze, Windische Bühel und Prlekija, mit denen eine gegenseitige Verständigung möglich ist. Es besteht auch eine enge Verwandtschaft mit der kajkavischen Variante des Kroatischen, wobei aber die unterschiedliche Aussprache eine gegenseitige Verständigung erschwert. Für Menschen aus Mittel- und Westslowenien ist das Prekmurische, besonders die traditionellere Variante der ungarischen Slowenen, nur schwer verständlich, während es Menschen aus Ostslowenien (Untersteiermark) kaum Probleme bereitet.

Der Dialekt beinhaltet viele altmodische Wörter, die im modernen Slowenisch nicht mehr verwendet werden. Einige Wörter, die im Prekmurischen noch heute Verwendung finden, tauchen bereits im zweiten der drei Freisinger Denkmäler auf, den ältesten Aufzeichnungen in slowenischer Sprache. Zusammen mit den drei Dialekten in der Slavia veneta und den Dialekten der Kärntner Slowenen wird das Prekmurische im Hinblick auf den Wortschatz als einer der konservativsten Dialekte angesehen. Auf der anderen Seite finden sich im Prekmurischen auch viele Lehnwörter aus dem Deutschen und Ungarischen.

Der prekmurische Dialekt hat eine besondere Phonologie, die Ähnlichkeiten mit der der anderen ostslowenischen Dialekte aufweist. Im Gegensatz zum Standardslowenischen werden die Vokale <ü> und <ö> verwendet. So sagt man im Prekmurischen günac (Ochse), im Slowenisch junec oder vol. Andere Beispiele sind ülanca statt ilovica für „Lehm“ und vküp/vküper statt vkup/skupaj für „zusammen“. Auch die Verwednung der Diphthonge <au> und <ou>, die in der Standardsprache nicht vorkommen, ist verbreitet. Beispiele dafür sind die Wörter Baug oder Boug für „Gott“, anstatt Bog, kaus oder kous für „Stück“, anstatt kos und paut oder pout für „Weg“, anstatt standardsprachlich pot.

Rund 50 Prozent des prekmurischen Wortschatzes unterscheidet sich vom Stadardslowenischen. Die Zahl der prekmurischen Wörter, die in anderen Dialekten nicht vorkommen, ist jedoch wesentlich geringer. Die Flexion weißt, ähnlich wie im Kroatischen, a small deflection auf. Im Prekmurischen wird die Wendung „in Ungarn“ als v Vogrskoj, was dem kroatischen u Mađarskoj/Ugarskoj viel ähnlicher ist als dem slowenischen na Madžarskem/Ogrskem. Auch die Betonung und die Palatalisierung unterscheiden sich in ähnlicher Weise. Einer der Gründe für die Ähnlichkeit zur kroatischen Standardprache mag in der traditionellen Verbindung zwischen den beiden Gruppen liegen. So wurden schon vor dem 18. Jahrhundert die meisten prekmurischen Prister (sowohl katholische als auch evangelische) in Kroatien ausgebildet, hauptsächlich in Zagreb und Varaždin. Im „Alten Gesangbuch von Martjanci“ (Martjanska pesmarica) sind die Einflüsse des Kroatischen bereits ersichtlich. Im 18. Jahrhundert brachten die Schriftsteller, die die prekmurische Standardsprache kreierten, viele Eigenschaften der kajkavischen Sprachvariante ein.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der prekmurische Dialekt entwickelte sich aus der Sprache der Kärntner Slawen, die im 9. Jahrhundert im Plattensee-Fürstentum siedelten. Wegen der politischen und geographischen Trennung von anderen slowenischen Dialekten (Im Gegensatz zum größten Teil des heutigen Slowenien, das Teil der Heiligen Römischen Reiches war, war die Prekmurje fast tausend Jahre lang unter der Verwaltung des Königreichs Ungarn) hat der prekmurische Dialekt einige Eigenheiten angenommen. Die Slowenen in Ungarn haben allmählich ihre eigene Kultur und Literatursprache entwickelt, da sie von der kulturellen Entwicklung im Großteil der slowenischen (oder windischen) Länder abgeschottet waren.

Das erste Buch im prekmurischen Dialekt erschien 1715 und wurde vom lutheranischen Priester Ferenc Temlin verfasst. Im 18. und 19. Jahrhundert florierte die regionale Literatur im prekmurischen Dialekt. Sie bestand hauptsächlich, jedoch nicht ausschließlich, aus religiösen Texten, die sowohl von katholischen als auch evangelischen Geistlichen verfasst wurden. Die wichtigsten Autoren waren der lutheranische Priester István Küzmics und der römisch-katholische Priester Miklós Küzmics, die im 18. Jahrhundert den Standard für die prekmurische Schriftsprache festlegten. Beide kamen in der Mittelprekmurje zur Welt und dementsprechend orientiert sich die Schriftsprache auf den zentralen Subdialekten des Prekmurischen. Die Standardsprache wurde nicht mit dem Bohorič-Alphabet geschrieben, das die Slowenen in Innerösterreich verwendeten, sondern mit dem ungarischen Alphabet.

Im 16. Jahrhundert verbreitete sich eine Theorie, die die ungarischen Slowenen mit den alten Vandalen in Verbindung brachte. Dementsprechend wurde das Prekmurische in lateinischen Texten aus Ungarn oftmals als wandalische Sprache (latein lingua vandalica, ungarisch Vandál nyelv, prekmurisch vandalszki jezik oder vandalszka vüszta) bezeichnet.

Mit dem Einzug der Modernisierung in der Mitte des 19. Jahrhunderts nahm diese Art der Literatur allmählich ab. Dennoch wurde der regionale Standard weiterhin im Gottesdienst angewandt. In den letzten Jahrzehnten des 19. und 20. Jahrhunderts wurden die Bezeichnungen „Wenden“ und „wendische Sprache“ gefördert. Diese Entwicklung wurde vor allem von pro-ungarisch eingestellten Vertretern vorangetrieben, mit dem Ziel, den Unterschied zwischen ungarischen und anderen Slowenen hervorzuheben. Dies schloss auch Versuche, eine eigenständige ethnische Identität zu kreieren, nicht aus.

Im Jahre 1919 wurde der größte Teil der Prekmurje an das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen abgetreten und Slowenisch ersetzte Ungarisch als Bildungs- und Verwaltungssprache. Das Standardslowenische begann schrittweise, das Prekmurische in der regionalen römisch-katholischen Kirche, während die evangelische Gemeinschaft in ihren Gottesdiensten weiterhin den Dialekt verwendete. Die lokale Press versuchte, den alten prekmurischen Schriftstandard mit dem Standardslowenischen zu kombinieren, um auch für Slowenen aus anderen Regionen vollständig verständlich zu sein. In den späten 1920er und 1930er Jahren lies sich eine große Zahl von Slowenen aus Julisch Venetien, die vor dem italienischen Faschismus flüchteten, in der Prekmurje, besonders in der Stadt Murska Sobota (Olsnitz), nieder. Die trug zu einer weiteren Verbreitung des Standardslowenischen unter der Bevölkerung bei. Die jugoslawische Führung begünstigte die Zuwanderung von slowenischen politischen Flüchtlingen aus dem Königreich Italien in die Prekmurje mit dem Bestreben, den Einfluss der ungarischen Elemente in der Region zu schwächen. Außerdem waren die westslowenischen Dialekte für die Prekmurjer nur schwer verständlich, was die Verwendung der standardslowenischen Sprache für eine gegenseitige Verständigung beinahe unverzichtbar machte.

Nach dem zweiten Weltkrieg ging auch die evangelische Kirche in den meisten ihrer Pfarreien zur slowenischen Standardsprache über. Seitdem wird das Prekmurische fast nur noch im Privaten gebraucht. Dennoch ist das Prekmurische, zusammen mit dem Resianischen, einer der wenigen slowenischen Dialekte, die von der Mehrheit der Sprecher in ihrer jeweiligen Region noch in ihrer ursprünglichen Variante und mit nur sehr wenigen Einflüssen des Standardslowenischen gesprochen werden. Dies führt zu einer Situation der Diglossie, in der der Dialekt das Hauptkommunikationsmittel im Privatleben darstellt, während in der Schule, der Verwaltung und den Medien die Standardsprache zum Einsatz kommt. Im Gegensatz dazu findet unter den ungarischen Slowenen die Standardsprache bis heute kaum Verwendung.

Beispiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Vergleich zwischen dem Vaterunser in der Varianten Standardslowenisch, Prekmurisch, Standardkroatisch und kajkavisches Kroatisch. Die Prekmurische Variante stammt aus einem Gebetbuch aus dem Jahre 1942 (Zálozso János Zvér, Molitvena Kniga, Odobrena od cérkvene oblászti, Murska Sobota, 1942, dritte Auflage). Das ungarische Alphabet, das im Original verwendet wurde, wurde zum einfacheren Vergleich in das Lateinalphabet von Ljudevit Gaj umgeschrieben, in dem auch die anderen drei Varianten geschrieben sind.

Standardslowenisch Prekmurisch Standardkroatisch Kajkavisch
„Oče naš, ki si v nebesih,
posvečeno bodi tvoje ime,
pridi k nam tvoje kraljestvo,
zgodi se tvoja volja
kakor v nebesih tako na zemlji.
Daj nam danes naš vsakdanji kruh
in odpusti nam naše dolge,
kakor tudi mi odpuščamo svojim dolžnikom,
in ne vpelji nas v skušnjavo,
temveč reši nas hudega. Amen.”
„Oča naš, ki si vu nebésaj!
Svéti se Ime tvoje.
Pridi králestvo tvoje.
Bojdi vola tvoja,
kak na nébi, tak i na zemli.
Krüha našega vsakdanéšnjega daj nam ga dnes.
I odpüsti nam duge naše,
kak i mi odpüščamo dužnikom našim.
I ne vpelaj nas vu sküšávanje.
Nego odslobodi nas od hüdoga. Amen.”
„Oče naš, koji jesi na nebesima,
sveti se ime tvoje,
dođi kraljevstvo tvoje,
budi volja tvoja,
kako na nebu tako i na zemlji.
Kruh naš svagdanji daj nam danas,
i otpusti nam duge naše,
kako i mi otpuštamo dužnicima našim,
i ne uvedi nas u napast,
nego izbavi nas od zla. Amen.”
„Japa naš kteri si f 'nebesih,
nek sesvete ime Tvoje,
nek prihaja cesarstvo Tvoje,
nek bu volja Tvoja
kakti na nebe tak pa na zemle.
Kruhek naš sakdajni nam daj denes
ter odpuščaj nam dugi naše,
kakti mi odpuščamo dužnikom našim.
ter naj nas fpelati vu skušnje,
nek nas zbavi od sekih hudobah. Amen.”

Bedeutende alte Werke auf Prekmurisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Kirchengesangbuch von Martjanci (Martjanska pesmarica), 16.-17. Jahrhundert
  • Agenda Vandalica, 1587 (Slowenisches/vandalisches Messbuch)
  • Ferenc Temlin: Mali katechizmus, 1715 (Kleiner Katechismus)
  • Abecedarium Szlowenszko, 1725 (Slowenisches ABC)
  • István Küzmics: Nouvi Zákon, 1771 (Das Neue Testament)
  • Miklós Küzmics: Szvéti evangyeliomi, 1780 (Evangelium)
  • István Küzmics: ABC Kni'sicza, 1790 (Das Alphabetbüchlein)

Referenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mária Mukics: Changing World - The Hungarian Slovenes (Változó Világ - A magyarországi szlovének) Press Publica
  • Mukics Ferenc: Szlovén Nyelvkönyv/Slovenska slovnica (Slowenische Grammatik), 1997. ISBN 963 04 9261 X
  • Molitvena kniga, Oprvim 1783. leta vödána na zapovedi sztrcske Szily Jánosa. prvoga Szombathelyszkoga püspeka. Zálozso Zvér János knigar v muraszombati, ODOBRENA OD CÉRKVENE OBLÁSZTI, 1942.
  • Vilko Novak: Slovar stare knjižne prekmurščine, Založba ZRC, Ljubljana 2006. ISBN 961-6568-60-4