Benutzer:Manuae/Hai-Unfall

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Ein Schwarzspitzen-Riffhai kann bei schlechter Sicht Menschen fälschlicherweise für Beute halten und beissen. Unter normalen Umständen sind sie harmlos und scheu.

Ein Hai-Unfall ist ein Unfall, den ein Menschen mit einem Hai hat. Jährlich haben weltweit durchschnittlich 100 Menschen einen solchen Unfall, von denen 90% - 95% überleben. Trotz der Seltenheit solcher Unfälle ist die Angst vor Haien weit verbreitet. Hai-Experten, wie z. B. Dr. Erich Ritter, sehen diese durch die Medien dargestellte Gefährlichkeit von Haien, als starke Übertreibung an. Auch Autoren wie Peter Benchley (Der weiße Hai) räumen ein, dass Haie als Menschen-Fresser eine Fiktion und ein Mythos sind.

Obgleich gelegentlich Menschen in tropischen Gewässern durch Haie getötet wurden, hielt man bis Anfang des 20sten Jahrhunderts Hai-Attacken als anormale Ereignisse, die sich als Unfälle beim Fischen ereigneten. Diese Einstellung änderte sich als in der Zeit vom 1. bis 16. Juli 1916 an der Küste von New Jersey fünf Menschen durch Haie angegriffen wurden und vier der Opfer dabei ums Leben kamen. Dieses Ereigniss, die Haiangriffe an der Küste von New Jersey (1916) war die Grundlage für den Roman Der weiße Hai (1974, Peter Benchley). Im Jahr darauf wurde der Roman von Steven Spielberg unter dem Titel Der weiße Hai verfilmt. Solche Ereignisse wie auch ihre literarische und filmische, z. T. reißerischen Umsetzung, aber auch spektakuläre Berichtserstattung beeinflussten die Ansichten über die Gefährlichkeit von Haien stark.

Hai-Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Watson und der Hai by J.S. Copley, basierend auf einer Attacke auf einen Schwimmer in Havana 1749

Alle Haie, die Menschen gefährlich werden können, gehören zu der Überordnung der Echten Haie (Galeomorphii). In die meisten Unfälle sind nur vier der über 360 Hai-Arten verwickelt.[1] Das sind der Weiße Hai (Carcharodon carcharias), der Tigerhai (Galeocerdo cuvieri), der Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus)[2] und der Bullenhai (Charcharinus leucas).[3][4] Neben diesen vier Hai-Arten, die für die meisten Unfälle mit Menschen verantwortlich gemacht werden, gibt es acht weitere Arten, mit denen Menschen Unfälle hatten. Das sind der Kurzflossen-Mako Hai (Isurus spec.), der Hammerhai (Carcharhinus falciformis), der Galapagoshai (Carcharhinus galapagensis), der Graue Riffhai (Carcharhinus amblyrhynchos), der Schwarzspitzen-Riffhai (Carcharhinus melanopterus), der Zitronenhai (Negaprion brevirostris), der Seidenhai (Carcharhinus falciformis) und der Blauhai.[2][3]

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hai-Unfälle werden von verschiedenen Organisation wie z.B. dem International Shark Attack File oder dem Global Shark Attack File erfasst, forensisch analysiert und rekonstruiert. Daten dieser Unfällen sind z. B. durch das Shark Accident Victim Network im Internet verfügbar. Im Jahr 2000 wurden 79 Hai-Unfälle weltweit gezählt, von denen 11 tödlich waren. In den Jahren 2005 und 2006 waren es 61 bzw. 62 Unfälle, jeweils 4 mit tödlichem Ausgang. Die meisten dieser Unfälle passierten in den Vereinigte Staaten (53 in 2000, 40 in 2005 and 38 in 2006).[5] Für den gleichen Zeitraum erfasste das Global Shark Attack File 69 Hai-Unfälle, von denen 5 tödlich waren. Das Florida Museum für Naturgeschichte betont, dass diese Zahlen mit den wesentlich höheren Zahlen von Toten durch andere, weniger bedrohlich wirkende Ereignisse verglichen werden sollten. Zum Beispiel, mit den vielen hundert Menschen, die jährlich durch Blitzschlag[6], Autounfälle oder Gewaltverbrechen ums Leben kommen. Einige der Statistiken und Gegenüberstellungen werden aber von anderer Seite als nicht korrekt bewertet.[7]

Vermutungen und Ursachen für Hai-Unfälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menschen sind nicht Beute der Weißen Haie.

Haie sind grosse und starke Jäger, die aber als wenig gefährlich für Taucher und Schwimmer gelten. Man geht davon aus, dass Menschen keine bevorzugte Beute für Haie sind. Sehr viele Begegnungen mit Haien verlaufen ohne jeden Zwischenfall. So wird z. B. der Weiße Hai auch ohne Käfig im offenen Wasser gefilmt.[8] Zu Unfällen kommt es an den Küsten, seltener auch auf offener See und in Flüssen, da manche Haie Flüsse hinaufschwimmen (z. B. Amazonas, Nicaraguasee, Sambesi). Die unnatürliche Serie von Haiangriffe vor Recife auf Badende und Surfende wird mit der Zerstörung mariner Ökosysteme[9], Baumaßnahmen an Flussläufen und dem Anlocken durch Abfälle erklärt.

Es gibt viele Vermutungen aber auch bekannte Ursachen, warum Haie manchmal Menschen attackieren.[10][11] Haie haben Sinnesorgane in der Nase, mit denen sie elektrische Signale wahrnehmen, wie sie z. B. von Muskeln bei Bewegungen erzeugt werden. Mit einem anderen Sinnesorgan können Haie Druckunterschiede im Wasser wahrnehmen, die z. B. durch Flossenbewegungen erzeugt werden.

Belästigung
Manche Menschen belästigen Haie und versuchen z. B. die Flosse eines langsamen Ammenhaies zu greifen. Gewöhnlich flüchten die Tiere dann, aber in einigen Fällen kommt es zu einem Biss. Ein Ammenhai verbeißt sich dann in der Regel und die betroffene Person muss das Wasser mit dem Hai verlassen, was bei einem größeren Tier problematisch ist.
Blut, Schweiss, Urin
Mit Versuchen wurde gezeigt, dass Haie nicht durch Menschenblut, Schweiss oder Urin im Wasser angelockt werden. Auch die Menstruationsblutung ist ein Lockmittel für Haie.
Farben
Mit Versuchen wurde widerlegt, dass Haie Präferenzen für bestimmte Farben haben.
Geräusche
In Versuchen wurde gezeigt, dass Schreie, Planschen und schnelle, abrupte Bewegungen (z. B. von Schwimmern oder paddelnden Surfern) Haie anlocken. Diese Geräusche können Haie zu einem Probebiss animieren.
Jagd
Haie lassen sich in Wellen mittragen um Energie zu sparen oder um zu jagen.
Konkurrenz
In der Nähe von Fischen sehen jagende Haie in anderen Lebewesen Nahrungskonkurrenten, die sie attackieren (z. B. Rammen).
Konstellationen
An Badestränden wird z. B. in Florida oft gleichzeitig gefischt. Die Fischreste und Köderfische im Wasser locken dann Haie an. Die Beute von Haien hält sich bevorzugt an Stellen mit Struktur auf, z. B. an Pfeilern von Piers oder Beinen von Menschen an Sandstränden. An Flussmündungen gibt es oft viele Fische, die auch Haie anlocken.
Kontraste
Haie reagieren auf den Schwarz-Weiß-Kontrast, den verletzte Fische zeigen. Solche Kontraste können z. B. durch den weißen Bändel der Badebekleidung oder durch die Bekleidung selbst erzeugt werden.
Probebiss
Haie beißen oft nur einmal und schwimmen danach weg. Die Statistik zeigt, dass es nach dem Probebiss meistens zu keinem weiteren Biss durch den Hai kommt.[4] Für dieses Verhalten, den sogenannten Probebiss, gibt es verschiedene Erklärungen.
(1) Haie nach dem ersten Biss warten, bis die Beute erschöpft ist um dann gefahrlos die Beute zu bekommen. Dadurch schützt sich der Hai vor Verletzungen, die die verwundete und aggressive Beute (z. B. Seelöwen oder Robbe) mit ihren scharfen Krallen an den verletzlichen Augen des Hais anrichten kann. Dieser Vermutung wird von anderer Seite widersprochen, da die Augen vieler Hai-Arten durch ein spezielles Lid, die Nickhaut geschützt sind und andere Arten ihre Augen zum Schutz wegdrehen können.
(2) Verwundete Beutetiere und Menschen senden verschiedene elektrische Signale aus und ein Hai lässt von einem Menschen ab, wenn er seinen Irrtum bemerkt.
(3) Haie erkunden ein Objekt mit ihrem Geschmackssinn und lassen im Fall eines Menschens wieder ab, da dieser schlecht schmeckt oder zu wenig Fett hat.
Schlechte Sicht
Wenn Menschen sich bei schlechter Wassersicht dort aufhalten, wo Haie jagen, können sie versehentlich gebissen werden.
Stressbiss
Vor allem im flachen Wasser kann es zum sogenannten Stressbiss kommen, wenn sich ein Hai bedrängt fühlt. Das Tier hat dann nur wenig Möglichkeiten zu fliehen.
Versehen
Grundbewohnende Port-Jackson-Stierkopfhaie sind bekannt für Bissverletzungen bei Badegästen, die versehentlich auf sie treten.
Verwechslung
Man vermutete, dass Grosse Weisse Haie auf einem Surfbrett liegende Wellenreiter mit ihrer Beute, den Robben oder Meeresschildkröten verwechseln. Nach dieser Theorie ist der Umriss eines Wellenreiters, der auf dem Surfbrett liegt, z. B. dem einer Robbe ähnlich. Diese Vermutung konnte in Versuchen nicht bestätigt werden.
Warnung, Revier
Das Buckeln und das Senken der Brustflossen galt als Warnzeichen von Haien bevor sie angreifen. Die Hai-Foschung hat gezeigt, dass beide Verhaltensweisen andere Ursachen hat. Haie beanspruchen kein Revier.

Gebissende Menschen können oft nach einem Probebiss das Wasser verlassen bzw. werden durch Badende, Wassersportler, Fischer oder Rettungsschwimmer geborgen. Bei großen Verletzungen besteht die Gefahr, dass das Opfer auf dem Weg ins Hospital verblutet.

Havarien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegenwärtige Statistiken belegen nicht, dass der Weißspitzen-Hochseehai in der Vergangenheit (insbesondere während des Ersten und zweiten Weltkriegs) oft in unprovozierte Attacken verwickelt war. Der Weißspitzen-Hochseehai lebt im offenen Wasser und kommt den Küsten nur selten nahe, wo die meisten Unfälle mit Haien passieren. Während des zweiten Weltkriegs havarierten Schiffe und Flugzeuge auf offener See. Der Weißspitzen-Hochseehai war dann oft die erste Art, die sich bei den Havarierten einfand.

Ein Beispiel ist ist die Torpedierung der USS Indianapolis am 30 Juli 1945. Die Meisten starben durch die Explosion und an ihren Verletzungen kurz darauf im Wasser. Weißspitzen-Hochseehaie und möglicherweise auch Tigerhaie fanden sich am Unfallort ein. Die Aussagen der Überlebenden bezüglich Hai-Attacken sind jedoch widersprüchlich.[12][13] Nur ein kleiner Teil der insgesamt 1.196 Besatzungsmitglieder konnte gerettet werden. Durch die Explosion einer Munitionskammer starben schätzungsweise 300 Besatzungsmitglieder, die restlichen rund 900 Mann konnten das Schiff verlassen. Bis zu 100 von ihnen erlagen innerhalb weniger Stunden an ihren Verletzungen. In den anschliessenden fünf Tagen starben dann viele an Dehydrierung, Erschöpfung und Verzweiflung.[14]

Ein weiteres Beispiel ist der Untergang der Nova Scotia, ein Dampfschiff mit 900 Menschen an Bord, das im Zweiten Weltkrieg bei Südafrika von einem deutschen Unterseeboot torpediert wurde und sank. Nur 192 Menschen überlebten, wobei viele Tote durch den Weißspitzen-Hochseehai verursacht wurden.[15][16][17]

Maßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus den Analysen von Hai-Unfällen generieren verschiedene Organisationen wie das Global Shark Attack File oder Shark Accident Victim Network Verhaltensregeln zur Prävention, für den Notfall und die medizinische und psychologisch Betreuung der Opfer.

Schutz durch Delphine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt Geschichten, in denen Delphine Menschen vor Haien schützen. Die Mythbusters des Discovery Channel machten in einer Episode einen entsprechenden Versuch, der dieses Phänomen als glaubhaft zeigte.[18] Delphine und Haie jagen allerdings die gleichen Beutetiere, so dass beide zusammen bei der Jagd angetroffen werden können. Also verlassen Sie sich besser nicht darauf,dass ein Delphin Sie vor einem Hai schützt.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hai-Datenbank. Hai-Stiftung, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  2. a b R. Aidan Martin: Biology of sharks and rays. ReefQuest Centre for Shark Research, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  3. a b Statistics on Attacking Species of Shark. ISAF, 20. Mai 2009, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  4. a b Haiangriffe - Menschenangriffe. SharkInfo, 6. Dezember 2009, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  5. George H. Burgess: 2005 Worldwide Shark Attack Summary. ISAF, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  6. A Comparison with the Number of Lightning Fatalities in Coastal United States: 1959-2006. Florida Museum of Natural History, University of Florida, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  7. Mis quoted statistics. Shark Research Institute, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  8. Ron & Valerie Taylor: The Sharkman meets Ron & Valerie Taylor. Abgerufen am 6. Dezember 2009.
  9. Bill Hinchberger: Recife: Revenge of the Sharks. brasilmax.com, 5. Februar 2007, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  10. George H. Burgess: How, When, & Where Sharks Attack. ISAF, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  11. Shark World. Abgerufen am 6. Dezember 2009.
  12. Woody Eugene James: USS Indianapolis survivor. Senate hearing, 1999, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  13. Haynes, Lewis L.: Oral History -The Sinking of USS Indianapolis. Navy Medicine 86, no.4 (Jul.-Aug. 1995): 13-17, 1995, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  14. Erich K. Ritter: Aber was ist mit all den Schiffbrüchigen, die von Haien gebissen wurden und dann starben? Shark Info, 2001, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  15. Bass, A.J., J.D. D'Aubrey & N. Kistnasamy. 1973. "Sharks of the east coast of southern Africa. 1. The genus Carcharhinus (Carcharhinidae)." Invest. Rep. Oceanogr. Res. Inst., Durban, no. 33, 168 pp.
  16. Ben S. Roesch: Biology and Behaviour of the Oceanic Whitetip. 1997, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  17. John H. Marsh: H.M. TRANSPORT "NOVA SCOTIA". 2008, abgerufen am 6. Dezember 2009.
  18. Mythbusters Episode 90: Supersized Myths. Abgerufen am 6. Dezember 2009.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erich Ritter, Gerhard Wegner: Haiunfälle. Hintergründe verstehen - Gefahren erkennen. Kosmos Verlag, 2005, ISBN 978-3-440-10171-1.
  • Gerhard Wegner, Robert Hofrichter, Franziska Anderle: Räuber, Monster, Menschenfresser. Kosmos Verlag, 2007, ISBN 978-3-440-11261-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]