Bewag (Berlin)

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BEWAG
(zuletzt Vattenfall Europe Berlin)

Bewag-Logo (vor 2000)
Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 8. Mai 1884 als Städtische Electricitäts-Werke (A.G.StEW)
Auflösung 9. April 2009
Auflösungsgrund Umwandlung
Sitz Berlin
Mitarbeiterzahl Distribution GmbH: 155 (2011)
Wärme AG: 2330 (2011)
Umsatz Distribution GmbH: 721,1 Mio. Euro (2010)
Wärme AG: 1718,1 Mio. Euro (2010)
Branche Energieversorgung
Website www.vattenfall.de
Die Hauptverwaltung in Alt-Treptow im Schlesischen Busch

Die Bewag (für Berliner Städtische Elektrizitätswerke Akt.-Ges., Eigenschreibweise auch: BEWAG) war ein städtisches Versorgungsunternehmen mit Sitz in Berlin. Das Unternehmen wurde in mehreren Schritten an den Vattenfall-Konzern verkauft. Unter dem Namen Vattenfall Europe Berlin führte die Vattenfall Europe AG zwischen 2006 und 2009 das operative Geschäft der früheren Bewag fort, bevor das Unternehmen aufgeteilt und dann aus dem Handelsregister gelöscht wurde.

Geschichte

Am 8. Mai 1884 wurde die Bewag als Städtische Electricitäts-Werke (A.G.StEW) von der Deutschen Edison-Gesellschaft gegründet. Bereits am 12. August trat die AGStEW in den Konzessionsvertrag der Stadt Berlin ein und übernahm damit die Aufgabe der Stromversorgung für Berlin. Mit der Zentrale in der Markgrafenstraße 44 (Gendarmenmarkt) entstand das erste öffentliche Elektrizitätswerk Deutschlands.

Am 1. Oktober 1887 übernahm die AEG die Verwaltung der A.G.StEW, die seitdem Berliner Elektricitäts-Werke (BEW) hieß. Am 1. Oktober 1915 übernahm dann der Berliner Magistrat die BEW-Anlagen und große Teile der Mitarbeiter und benannte das Unternehmen um in Städtische Elektrizitätswerke Berlin (StEW). Die BEW und ihre Beteiligungen blieben erhalten. Die BEW wurde eine Holding und firmierte seitdem als Bank Elektrischer Werte. Schließlich übernahm am 24. November 1923 die neu gegründete privatrechtliche Betriebsgesellschaft Berliner Städtische Elektrizitätswerke Akt.-Ges. (Bewag) den Betrieb der Anlagen der StEW von der Stadt Berlin im Rahmen eines Pachtvertrags. Die Stadt blieb Eigentümer der Anlagen.

Am 1. Januar 1934 wurden die Berliner Kraft- und Licht- Aktiengesellschaft‚ (Bekula) und die Bewag fusioniert. Das Vermögen der Bewag ging damit auf die Bekula über. Nach der Verschmelzung hieß das Unternehmen Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-Aktiengesellschaft.

Im Jahr 1948 verbot die sowjetische Zentralkommandantur den Vorstandsmitgliedern Wissell und Strassmann ihre Tätigkeit im Ostsektor der Stadt. Witte, ebenfalls Vorstandsmitglied, trat zurück und wurde zum kommissarischen Leiter der Ost-Berliner Betriebe berufen. Damit verlor die Bewag die Kontrolle über die Unternehmensteile im Ostteil der Stadt und damit 40 Prozent ihrer Kunden. Die Geschäftsräume wurden in das Shell-Haus im Westteil der Stadt verlegt. Die West-Berliner Bewag war alleiniger Rechtsnachfolger des Unternehmens, obwohl im Ostteil der Stadt ein eigenständiges Energieversorgungsunternehmen mit gleichem Namen gegründet und ins dortige Handelsregister eingetragen wurde. Die Energieversorgung Ost-Berlins wurde im Jahr 1990 von der Treuhandanstalt übernommen und in EBAG, Energieversorgung Berlin AG, umbenannt und in der Folge des Stromvergleichs mit der West-Berliner Bewag verschmolzen.[1]

Bis 1993 betrieb die Bewag das Stromnetz des ehemaligen West-Berlins als Inselnetz nach UCTE-Kriterien, wofür der Bau zahlreicher Kraftwerke im Stadtgebiet nötig war. Im ehemaligen Kraftwerk Steglitz betrieb die Bewag von Mitte der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre einen Akkumulatorenpuffer zur Überbrückung von Lastspitzen.

Bis 1997 hielt das Land Berlin mit zuletzt 50,8 % die Mehrheit der Anteile an der Bewag. Das Unternehmen wurde an ein Konsortium aus Veba und Viag, die schon vorher Bewag-Anteile besaßen, mit dem US-Konzern Southern Energy Inc. (Atlanta) verkauft.[2] Nach der Fusion von Veba und Viag zu E.ON wurde der gemeinsame Anteil von insgesamt 49,9 % zum Januar 2001 an die Vattenfall-Tochter HEW verkauft.[3] Im Dezember 2001 verkaufte schließlich Southern Energy, nun unter dem Namen Mirant, seine Bewag-Anteile von zuletzt 44,8 % an Vattenfall.[4]

Die Bewag wurde an der Börse immer unter ihrem „offiziellen“ Namen Bekula geführt, bis sie im Jahr 2003 vollständig von Vattenfall gekauft und vom Börsenzettel gelöscht wurde.

Am 3. Dezember 2002 vereinbarte das Land Berlin mit der Vattenfall Europe, der früheren HEW, die Verschmelzung der bestehenden Bewag in die Vattenfall Europe und die Ausgliederung des operativen Geschäfts in eine Bewag Aktiengesellschaft & Co. KG. Zugleich gab Vattenfall Beschäftigungsgarantien bis 2007 und sicherte zu, den Sitz der Vattenfall Europe bis 2010 und den der Bewag bis 2018 in Berlin zu belassen.[5]

Die Bewag wurde am 1. Januar 2006 in Vattenfall Europe Berlin AG & Co. KG umbenannt und sodann aufgeteilt. Im April 2006 wurde der Betrieb des Stromnetzes in zwei Gesellschaften abgespalten, das lokale Verteilnetz in die Vattenfall Europe Distribution Berlin, das Übertragungsnetz in die Vattenfall Europe Transmission (heute: 50Hertz Transmission). 2008 wurden Kundenservice und Vertrieb in zwei Gesellschaften mit Sitz in Hamburg abgespalten, Vattenfall Europe Business Services und Vattenfall Europe Sales. Abgespalten wurde auch der Netzservice als Vattenfall Europe Netzservice. 2009 wurde der verbleibende Betriebsteil in die Vattenfall Europe Wärme Aktiengesellschaft umgewandelt und die Vattenfall Europe Berlin aus dem Handelsregister gelöscht.

Heiz- und Kraftwerke

Kraftwerke der Bewag
Elektrizitätswerk Leistung in MW Typ Primärenergie
Reuter West 600 Heizkraftwerk Kohle
Lichterfelde 450 Heizkraftwerk Erdgas
Charlottenburg 295 Heizkraftwerk Erdgas/Erdöl
Wilmersdorf 330 Heizkraftwerk Erdöl
Reuter 165 Heizkraftwerk Kohle
Klingenberg 188 Heizkraftwerk Kohle/Erdgas/Erdöl
Rudow (außer Betrieb) 140 Heizkraftwerk Kohle
Moabit 240 Heizkraftwerk Kohle/Erdöl
Mitte 630 Heizkraftwerk Erdgas/Erdöl
Marzahn derzeit 0 Heizkraftwerk Erdgas/Erdöl
Buch 5 Heizkraftwerk Erdgas/Erdöl
Block Köpenick 50 Blockheizkraftwerk Erdgas/Erdöl

Leitungen

Das Übertragungsnetz der Bewag ist zum größten Teil erdverkabelt. Zwei der wenigen Drehstromfreileitungen verlaufen vom Umspannwerk Reuter bzw. Heizkraftwerk Reuter bis zur Stadtautobahn (Betriebsspannung 380 kV und 110 kV). Von der Stadtautobahn zum 380-kV-Umspannwerk Mitte führt das älteste 380-kV-Drehstromkabel in Deutschland (verlegt 1977).

Einzelnachweise

  1. Peter Becker: Aufstieg und Krise der deutschen Stromkonzerne – Zugleich ein Beitrag zur Entwicklung des Energierechts, Verlag Ponte Press, Bochum 2011, 2. Kapitel: Der Stromstreit.
  2. Völlig eingebunden. In: Der Spiegel 22/1997.
  3. Keine Annäherung im Streit um Bewag-Verkauf. In: Handelsblatt, 16. August 2000.
  4. Mirant verkauft an Vattenfall. In: n-tv online, 3. Dezember 2001.
  5. Vattenfall Europe – Chronologie.